DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-12-2021 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 28.12.2021 um 10.30 UTC



Mild, zeitweise unbeständig und windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 04.01.2022


Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag (Silvester) wölbt sich vom westlichen
Mittelmeer bis nach Dänemark ein markanter Höhenkeil auf. Es bleibt aber vorerst
mild, da es eher ein warmes Hoch ist, das die milden und teils feuchten
Luftmassen aus Nordwestafrika und dem westlichen Mittelmeer nach Norden (zu uns)
transportiert. An der Nordwestflanke des Hochs befindet sich eine Warmfront, die
leichte Regenfälle (teils nur Niesel) in der Nordosthälfte bringt. Nach
Südwesten hin sorgt das Hoch zwar für Absinken, in der feuchtmilden Luft kann
sich Nebel oder Hochnebel aber gut halten.
Im Laufe des Vormittags verlagert sich, ausgehend von einem Langwellentrog über
dem Atlantik ein rasch stromabwärtsziehender Randtrog an der Nordflanke des
Hochs in Richtung Mitteleuropa. Gegen Mittag befindet er sich etwa über Dänemark
und sorgt mit seinem kräftigen Druckgradienten für starke bis stürmische Böen
entlang der Küste und im angrenzenden Binnenland. Auch auf den Mittelgebirgen
weht der Wind teils stürmisch. Wie weit das Starkwindfeld sich auch nach Süden
erstreckt, ist aktuell noch unsicher. Relativ sicher ist aber, dass der Gradient
nach Abzug des Randtrogs (gegen Abend bzw. Nacht zu Samstag) wieder auffächert
und der Wind wieder nachlässt. Während vorderseitig des Randtroges kurzzeitig
auch 850 hPa Temperaturen bis 10 Grad nach Deutschland gelangen, fließen auf
dessen Rückseite (im Vergleich zu +10 Grad) wieder etwas kühlere Luftmassen (+3
bis +8 Grad) ein.

Am Samstag (Neujahr) kräftigt sich das Hoch wieder über Deutschland in Richtung
europäisches Nordmeer. Wobei ausgehend von einem veritablen Langwellentrog über
dem Atlantik und einer dazugehörigen kräftigen Sturmzyklone greift starke WLA
auch auf den Nordwesten Deutschlands über. Ob Niederschläge an der im Hoch
schwächelnden Warmfront auftreten, ist noch unsicher. Böen werden aber erst mit
Annäherung der Kaltfront bzw. der Frontalzone erwartet, wenn der Gradient in der
Höhe deutlich zunimmt. Vorderseitig des Langwellentrogs gelangen erneut ein
Schwall warmer Luftmassen nach Deutschland. In der Nacht zu Sonntag greift dann
die teils wellende Frontalzone auf den Nordwesten über. Gleichzeitig wird der
Hochkeil unter Abschwächung nach Osten abgedrängt. Über Süddeutschland bleibt
der Hochdruckeinfluss noch erhalten.

Am Sonntag wird eine rasche Ostverlagerung der Front von einem Randtrog über den
Britischen Inseln zurückgehalten. Erst am Abend, wenn der Randtrog auf
Skandinavien trifft, kann auch die Frontalzone fahrt aufnehmen und zügig
südostwärts ziehen. Gleichzeitig greift auch der atlantische Trog mit einer
relativ großen Wellenlänge und verkürzter Amplitude auf Mitteleuropa über. Der
Hochdruckeinfluss ist anfangs noch im Südosten spürbar, am Abend bzw. in der
Nacht zu Montag verlagert sich die Kaltfront aber dann auch zu den Ostalpen.
Postfrontal fließen kühlere Luftmassen (T850hPa um 0 Grad) nach Deutschland.

Ab Montag gibt es im Vergleich mit anderen Globalmodellen und auch im Hinblick
auf die Vorläufe des IFS große Unsicherheiten im weiteren Verlauf auf das
Wettergeschehen. Im Folgenden wird die Version des aktuellen IFS Laufs
dargestellt.
Am Montag befinden sich West- und Mitteleuropa im Einflussbereich des
Langwellentroges. Randtröge sorgen für einen wechselhaften und teils
regnerischen Wettercharakter. Die Temperaturen in 850 hPa liegen weiterhin um 0
Grad. Eine Sturmtiefentwicklung nördlich von Schottland verlagert sich unter
Abschwächung langsam in Richtung südliche Nordsee. Die Trogachse des Tiefs soll
aber erst Dienstagabend bzw. in der Nacht zu Mittwoch auf Deutschland
übergreifen. Hinter ihr soll am Mittwoch Kaltluft aus dem Europäischen Nordmeer
kurzzeitig angezapft und nach Norddeutschland transportiert werden. Gleichzeitig
etabliert sich über dem Atlantik ein veritables und hochreichendes Hoch dass
zunehmend auch auf Mitteleuropa übergreift. An dessen Nordflanke wird aber
mildere Luft rumgeholt, die ab Donnerstag (nächster Woche) auch
Nordwestdeutschland erreichen könnte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Donnerstag ist die Konsistenz recht gut. Am Freitag zieht ein Randtrog über
Norddeutschland etwas langsamer nach Osten, dementsprechend ist das
Wind/Sturmfeld etwas anders zeitlich ausgestaltet. Nachfolgend baut sich, wie
auch in den Vorläufen, ein Höhenkeil von Nordwestafrika bis zum Europäischem
Nordmeer auf. Am Wochenende nähert sich vom Atlantik her ein neuer
Langwellentrog, dessen Tiefausläufer nun eher auf Deutschland übergreifen. Die
Niederschläge werden im neuen Lauf etwas geringer simuliert.
Ab Montag nach der Kaltfrontpassage soll im neuen Lauf wieder Kaltluft aus
Nordwesten einfließen und bis etwa Mitte der Woche wetterbestimmend sei. Im
gestrigen Lauf sollte dagegen eine Sturmtiefentwicklung über den Britischen
Inseln für einen sehr lebhaften Wind sorgen.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag simulieren die Globalmodelle ein mehr oder weniger
einheitliches Bild. Am Freitag wird der Randtrog mit entsprechender
Druckgradientverschärfung unterschiedlich stark simuliert. Eine große Sturmlage
simuliert aber keine der betrachteten Modelle.
Samstag wird wieder recht ähnlich simuliert, jedoch gibt es für die nachfolgende
Frontalzone bzw. für die dazugehörigen Randtröge teils deutlich andere
Lösungsvorschläge. Die Auswirkungen werden aber esst am Dienstag richtig
signifikant. ICON simuliert am Dienstag im Gegensatz zu IFS und GFS eine
ordentliche Sturmentwicklung. In den Ensembles von IFS ist dies aber nicht
wiederzufinden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Plumes:
In den Plumes ist die große Unsicherheit ab kommenden Wochenende nicht zu
erkennen, der Spread ist bis zum Ende der Mittelfrist eher gering. Es gibt aber
ebenfalls einige wenige "Ausreißer". Auch in dem Ensemble von GFS ist der Spread
bis anfangs nächster Woche noch recht eng. Nachfolgend öffnet er sich zwar stark
und es zeigt sich, dass der Hauptlauf von GFS eine sehr kalte und eher extreme
Lösung darstellt.

Cluster:
Es gibt 5 verschiedene Cluster im Zeitbereich von 120 bis 168 h. Der Hauptlauf
befindet sich mit 15 Membern in Cluster 1. Es gibt zwar deutliche Unterschiede
zwischen den Clustern, wie die genaue Trogkonfiguration ausfällt, eine so
"krasse" Variante wie das ICON hat es aber nicht in petto.

Da der Spread so gering ist und die Vorläufe sich auch teils stark
unterscheiden, könnte man davon ausgehen, dass evtl. das Ensemble zu einseitig
ist und nicht alle Möglichkeiten aufzeigt. Wer am Ende recht hat, ist aktuell
noch ungewiss. Die Variante von ICON mit der Sturmentwicklung am kommenden
Dienstag würde ich aktuell aber nicht völlig verwerfen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Wind:
Am Freitag an den Küsten und auf den Mittelgebirgen bis Sturmböen
wahrscheinlich. In der Nacht zu Sonntag und am Sonntag auffrischender Wind an
der Nordsee bzw. den westlichen Mittelgebirgen stürmische Böen nicht
ausgeschlossen.

Am Dienstag auffrischender Südwestwind, Sturmlage als Einzellösung von ICON kann
nicht völlig verworfen werden.

Tauwetter:
Das Tauwetter im Schwarzwald und am Alpenrand hält weiter an, da aber die
Regenmengen im Mittelfristzeitraum deutlich zurückgehen, sollte sich die Lage in
der Region zum Wochenende hin entspannen. Ab Sonntag/Montag nehmen zwar auch
wieder die Niederschläge zu, jedoch sinkt auch die Schneefallgrenze wieder ab.

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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher