DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-12-2021 08:30
SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.12.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNa
GLATTEIS:
Zunächst ganz im Nordosten sowie vor allem in den östlichen und südöstlichen
Mittelgebirgen noch Gefahr von Glatteis. Allgemeine Entspannung der
Glättesituation.
Ab Sonntagabend und vor allem in der Nacht zum Montag in einem Bereich vom
Emsland und Niederrhein bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein erneut
Glatteis, Unwetter nicht ausgeschlossen.

FROST:
In der Nacht auf Samstag und Sonntag abgesehen von den Küsten etwa nördlich der
Mittelgebirgsschwelle leichte bis mäßige Nachtfröste zwischen 0 und -10 Grad.
Über Schnee vereinzelt auch bis -15 Grad. Tagsüber ganz im Nordosten leichter
bis mäßiger Dauerfrost.

WIND:
Heute vor allem im höheren Bergland weiterhin stürmisch, in exponierten
Hochlagen teils schwere Sturmböen oder orkanartige Böen 10 bis 11 Bft aus West
bis Südwest.
In der Nacht auf Samstag vor allem noch in den Hochlagen des süddeutschen
Berglands stürmische Böen aus West bis Südwest.


Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegt Deutschland im Bereich der Frontalzone, die, leicht
mäandrierend, vom mittleren Nordatlantik über Westeuropa hinweg ins
Schwarzmeergebiet gerichtet ist. Durch die Frontalzone wird ein blockierendes
Hoch unterwandert, das sich im Raum Ostgrönland-Island festgesetzt hat. Dieses
Hoch wird von einem massiven Trog über Skandinavien flankiert. Zwischen dem Hoch
und dem skandinavischen Trog stößt mit einer nördlichen Strömung arktische
Polarluft nach Mitteleuropa vor, während zuvor, abgesehen vom äußersten
Nordosten, bedingt durch die Lage der Frontalzone, vorerst milde Luft
wetterbestimmend ist und durch die west- südwestliche Strömung ein
entsprechender Nachschub gewährleistet ist.
Die Lage ist also höchst frontogenetisch. Die Luftmassengrenze, die aktuell über
dem äußersten Norden und Nordosten Deutschlands liegt und etwa von der
Emsmündung zum Oderhaff verläuft, wird durch die auf Nord drehende Strömung
wieder nach Süden gedrückt und dürfte bis zum Abend bis zu einer Linie südliches
Emsland - Berliner Raum vordringen. An der Ostseeküste frischt der Wind mit Böen
bis Bft 7 auf, in exponierten Küstenlagen können einzelne stürmische Böen nicht
ausgeschlossen werden. In deren Bereich und nördlich davon gehen die
Niederschläge in Schnee über, wobei die nachstoßende Luftmasse jedoch sehr
trocken ist. Somit kommen nur wenige Zentimeter Schnee zusammen, so dass maximal
eine "gelbe" Warnung hinreichend ist. Südlich davon fällt Regen, in Staulagen
können durchaus um 10 mm innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen. Da sich aber
auch im Südosten mit einer kräftigen westlichen Strömung die milde Luft
zusehends durchsetzt, sollte auch in diesen Gebieten die Glatteislage spätestens
ab dem Nachmittag gebannt sein. In einen Streifen über der Mitte Deutschlands
frischt dabei der Wind auf, so dass vor allem in den Mittelgebirgen und in deren
Leegebieten Windböen und auf exponierten Gipfeln Sturm- und schwere Sturmböen
(Brockenplateau darüber) auftreten können. Tendenziell flaut im tagesverlauf der
Wind jedoch ab.
Ganz im Süden sorgt eine nach Osten ablaufende Welle ebenfalls für zeitweise
Niederschläge, die durchweg als Regen fallen, aber in Staulagen durchaus um 15
mm innerhalb von 12 Stunden ergeben können.
Auflockerungen sind am ehesten ganz im Norden, d.h. in der Kaltluft, zu
erwarten. Dort dürfte die Nullgradmarke kaum überschritten werden. Ansonsten
hält sich mehrschichtige und meist geschlossene Bewölkung, wobei in der milden
Luft 3 bis 9 Grad zu erwarten sind.

In der Nacht zum Samstag (1. Weihnachtsfeiertag) stößt der Trog in Richtung
Polen - Weißrussland vor, was die Luftmassengrenze nach Süden drückt. Nördlich
einer Linie Eifel - Fichtelgebirge stellt sich bodennah eine nordöstliche
Windkomponente ein, mit welcher Kaltluft advehiert wird. Im 850 hPa-Niveau
erfolgt nordöstlich einer Linie Wesermündung Lausitz ein Temperaturrückgang auf
Werte unter -10 Grad. Zudem klart es im Bereich eines Bodenhochkeils vom Emsland
bis in den Berliner Raum hinein und nördlich davon auf. Sollte in diesen
Gebieten zuvor keine Abtrocknung erfolgt sein, besteht Glättegefahr durch
überfrorene Nässe. Die (ohnehin geringen) Schneefälle konzentrieren sich dann
auf einen Raum vom nördlichen Mittelgebirgsraum bis in die Oberlausitz.
Warnrelevante Böen (bis Bft 8) sind dann auf einige exponierte Berggipfel
beschränkt. Bei Aufklaren ist mäßiger, über Schnee auch strenger Frost, zum Teil
bis -15 Grad, zu erwarten. Im Westen und Süden bleibt es aufgrund der dort noch
vorhandenen mehrschichtigen Bewölkung frostfrei. Zwar zeichnet sich auch im
nördlichen Teil dieses Bereichs eine Drehung der bodennahen Winde auf Nordost
ab, aber dort kann sich die Kaltluft noch nicht so recht durchsetzen.
Niederschläge fallen weiterhin durchweg als Regen. Dank der Gegenläufigkeit der
Strömung (oberhalb der Grundschicht West, bedingt durch die Lage der
Frontalzone, in Bodennähe Ost bis Nordost) verstärkt sich das Aufgleiten, was
eine Intensivierung der Niederschläge ergibt. In einem breiten Bereich vom
westlichen Mittelgebirgsraum bis in den Südosten hinein können 12 stündig 5 bis
10, in Staulagen um 15 mm Niederschlag zusammenkommen.

Samstag... dreht der von einem Zentraltief über Karelien ausgehende Trog ein
wenig nach Osten ab, was die Luftmassengrenze nur noch wenig nach Süden
vorrücken lässt. Die kälteste Luft stößt demzufolge weiter im Osten nach Süden
vor. Dieser Prozess wie auch das Einsickern der kälteren Luft von Nordosten her,
das sich in Bodennähe auch bis etwa zur Donau abzeichnet, entschärft die
Temperaturgegensätze an der Luftmassengrenze ein wenig. Geringe Schneefälle
zeichnen sich dann im zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum ab, südlich
davon fällt zeitweise Regen, wobei 12-std. Mengen über 10 mm auf Staulagen
beschränkt sind. Mit der nur noch wenig nach Süden vordringenden Kaltluft setzen
sich längere sonnige Abschnitte bis zu einer Linie Rheinmündung - Osterzgebirge
durch. In diesen Gebieten hält sich leichter, ganz im Nordosten durchaus auch
mäßiger Dauerfrost. Auch südlich daran angrenzend wird, bedingt durch die
östliche bodennahe Windkomponente, der Gefrierpunkt nur noch wenig
überschritten. Milde Luft mit Temperaturen bis 8 Grad hält sich dagegen im
Südwesten und ganz im Süden.

In der Nacht zum Sonntag greift ein schwacher, in der Frontalzone eingelagerter
Trog auf Westeuropa über. Diesem ist eine schwache Tiefdruckrinne vorgelagert,
die, ausgehend von einem Randtief unmittelbar nordwestlich von Irland, zu den
Westalpen reicht. Gestützt durch Kaltluft, hält sich über Deutschland ein
Hochkeil, der das Vordringen der Tiefdruckrinne blockiert. Niederschläge sind
somit nur ganz im Süden, d.h. im Bereich der Frontalzone, zu erwarten, wobei
ähnliche Summen zusammenkommen wie am Vortag. Da sich die Luftmassengrenze noch
ein wenig nach Süden vorarbeitet, erfolgt dann auch im Bayerischen Wald ein
Übergang der Niederschläge in die feste Phase.
Als markant zu bewarnendes Wetterereignis ist daher erneut der strenge Frost im
Nordosten Deutschlands im Auge zu behalten. Abgesehen vom Südwesten und Süden,
wo sich mehrschichtige Bewölkung mit Niederschlägen hält, stellt sich auch in
den anderen Gebieten leichter bis mäßiger Frost ein.

Sonntag... verschiebt sich das gesamte Zirkulationsmuster ein wenig nach Osten,
was auch die Luftmassengrenze rückläufig werden lässt. In Verbindung mit der
flachen Tiefdruckrinne, die bis nach Südengland und Ostfrankreich vorrückt,
setzen im Tagesverlauf, vornehmlich in der zweiten Tageshälfte, im Westen und
Südwesten geringe Niederschläge ein. Im Grenzbereich zur Kaltluft sind diese in
gefrierender oder Mischphase zu erwarten, vorübergehend ist auch die feste Phase
vorstellbar. Dies dürfte vor allem zum Abend hin der Fall sein.
Im weitaus größten Teil Deutschlands hält sich noch die Kaltluft. Zwar dreht die
bodennahe Strömung von Ost auf Südost, aber das verstärkt eher die Zufuhr der
Kaltluft in der Grundschicht, was der Entwicklung einer erneuten Glatteislage
dienlich ist. Oberhalb der Grundschicht setzt ja die Drehung der Strömung auf
Südwest und damit auch die Erwärmung rascher ein.
Nordöstlich einer Linie südliches Emsland - Oberpfälzer, vielleicht auch
nördlicher Bayerischer Wald sind im Bereich des noch vorhandenen Bodenhochkeils
erneut längere sonnige Abschnitte zu erwarten, wobei auch tagsüber leichter bis
mäßiger Dauerfrost herrscht. Ansonsten sind bei Höchsttemperaturen zwischen 1
und 7 Grad Wolkenlücken eher unwahrscheinlich.

In der Nacht zum Montag greift der Trog unter Abflachung auf Deutschland über,
gefolgt von einem weiteren Trog, der die Britischen Inseln und die Biskaya
erreicht. Fehlende Dynamik bewirkt eine Auffüllung der Tiefdruckrinne. Zwar
setzt sich oberhalb der Grundschicht bis in die Mitte Deutschlands hinein
mildere Luft durch, in Bodennähe hält sich jedoch landesweit eine südöstliche
bis östliche Windkomponente, wodurch die Gefahr einer Glatteislage besteht. Am
wahrscheinlichsten ist dies in einem breiten Streifen von der niedersächsischen
Nordseeküste über den zentralen Mittelgebirgsraum hinweg bis zum Oberpfälzer
Wald. Abhängig von der Niederschlagsentwicklung besteht dabei sogar die Gefahr
von Unwetter. Allerdings gibt es hier noch Unsicherheiten. Das betrifft zum
einen die Niederschlagsintensität (dynamisch gibt diese Lage ja nicht allzu viel
her, nahezu durchweg nur 1 bis 3 mm) als auch das Vordringen der Niederschläge
nach Osten. Dabei besteht die Möglichkeit, dass es, wie es bereits im Vergleich
mit weiter zurückliegenden Modellläufen der Fall war, eine weitere Verzögerung
einstellt und die Niederschläge sich doch nicht so rasch nach Osten vorarbeiten.

Abgesehen davon ist im Norden, Osten und in den mittleren Gebieten sowie an den
Alpen leichter bis mäßiger, im Nordosten bei klarem Himmel nochmals strenger
Frost zu erwarten. Im Westen und Südwesten sollte es weitgehend frostfrei
bleiben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder ergeben sich keine prognoserelevanten
Unterschiede. Auf die Unsicherheiten am Ende des Vorhersagezeitraumes wurde
bereits weiter oben hingewiesen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann