DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-12-2021 18:01
SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 23.12.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Luftmassengrenze über dem Vorhersagegebiet; im Nordosten durchaus winterlich mit
leichten Schneefällen. In der Mitte und im Südosten v.a. abends und kommende
Nacht gebietsweise Glatteisregen (Unwetter nicht ausgeschlossen). Auf den Bergen
heute und am Heiligen Abend stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... - mein "Vorredner" hat es bereits erwähnt - fällt beim Blick auf die
Bodenwetterkarte dem synoptisch geschulten Auge des Forecasters sofort das
sogenannte "Viererdruckfeld" ins Auge mit Hochdruckgebieten über dem Nordmeer
und Grönland, wobei sich im Laufe der Nacht ein Keil bis zur nordwestlichen
Nordsee ausweitet, sowie über Südosteuropa (das sich weiter nach Südosten
zurückzieht) und Tiefs über dem Ostatlantik bzw. über dem fennoskandischen Raum.
Bei dieser Konstellation findet der "Kampf zwischen den Luftmassen" häufig genau
über Mitteleuropa statt und das ist auch aktuell bzw. über die
Weihnachtsfeiertage der Fall. Zwar erweist sich diese Luftmassengrenze nicht als
außerordentlich wetteraktiv, dennoch stellt sie den Prognose- und
Warnmeteorologen durchaus vor größere Herausforderungen, vor allem, was deren
genaue Lage und somit die Verteilung, Phase, aber auch die Intensität der
Niederschläge angeht.

Doch nun zur Entwicklung im Detail:
Aktuell befindet sich das Vorhersagegebiet zwischen einem abflachenden, aber
nach wie vor quasistationären Höhenrücken, der vom westlichen Mittelmeerraum
über Frankreich bis zu den Britischen Inseln reicht und einem umfangreichen
Langwellentrog über Nord- bzw. Nordosteuropa unterhalb einer nordwestlichen
Höhenströmung. Ein darin eingebetteter kurzwelliger Randtrog verlagert sich im
Laufe der ersten Nachthälfte rasch von Dänemark über die westliche Ostsee nach
Nordpolen.
Im Bodenfeld interagiert der Kurzwellentrog anfangs noch mit einem kleinräumigen
Wellentief über der Deutschen Bucht, das sich aufgrund trogvorderseitiger PVA -
unterstützt durch WLA - und der daraus generierten dynamischen Hebung anfangs
noch etwas vertiefen kann und über Schleswig-Holstein nach Vorpommern zieht, wo
es vom Trog bereits um Mitternacht überlaufen wird und sich mehr und mehr
auflöst. Die Warmfront des Tiefs überquert aktuell die Osthälfte Deutschlands,
die Kaltfront erstreckt sich morgens in etwa über das nördliche Brandenburg, das
nördliche Sachsen-Anhalt und entlang der Elbe westnordwestwärts. Dabei können
sich im Laufe der Nacht die Niederschläge sowohl präfrontal zur Warmfront als
auch im Warmsektor vorübergehend intensivieren und nach Süden ausweiten. Trocken
bleibt es wohl lediglich gebietsweise im Westen sowie verbreitet im Südwesten
bis ins Allgäu. Entlang und nördlich der Zugbahn des Tiefs fallen die
Niederschläge im Zustrom recht kalter Festlandsluft allgemein als Schnee, wobei
es meist nur für 1 bis 5 cm Neuschnee reicht, lediglich im nordöstlichen
Brandenburg sowie in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns fallen bis Freitagvormittag
gebietsweise bis zu 10 cm oder sogar etwas mehr, wobei in der ersten Nachthälfte
auch mal mehr als 5 cm in wenigen Stunden fallen können (markante
Schneefallwarnung).
Weiter südlich, im Warmsektor, hat sich niedertroposphärisch deutlich mildere
Meeresluft durchgesetzt, die Temperatur in 850 hPa steigt auf 0 bis 3 Grad, im
Südwesten bis nahe 5 Grad. Dabei fallen die Niederschläge durchwegs bis in
höhere Lagen als Regen, lediglich im Bayerischen Wald kann sich im Luvstau
gebietsweise ein höher reichendes Kaltluftpolster halten, so dass es dann noch
bis in einige Täler schneien kann.
Vor allem ab den mittleren Landesteilen südostwärts kann aber nicht überall -
trotz zunehmenden Gradienten - die bodennah kalte Luftmasse verdrängt werden, so
dass der Niederschlag dort auf den kalten Böden gefrieren kann. Das größte
Potenzial für Glatteis besteht dabei in den ostbayerischen Mittelgebirgen sowie
an der unteren Donau und im östlichen Oberbayern. Dort können gebietsweise mehr
als 5 l/qm als gefrierender Regen fallen, entsprechend läuft für diese Regionen
eine Vorabinformation Unwetter.
Frost gibt es auch nördlich der Zugbahn des Tiefs, im Nordosten, sowie bei
aufgelockerter Bewölkung ganz im Südwesten und im Allgäu, wo auch Glätte durch
Überfrieren auftreten kann.
In den übrigen Regionen spielt die Phase keine Rolle, da der Regen bei positiven
Temperaturen fällt. Immerhin werden unmittelbar südlich der Zugbahn des Tiefs
gebietsweise mehr als 10 l/qm in 12 Stunden simuliert.
Warnrelevant bleibt auch der Wind. Mit Passage des Tiefs verschärft sich vor
allem in den mittleren und südlichen Landesteilem der Wind, zumal sich über der
Schweiz und dem Nordosten Frankreichs ein flacher Bodenhochkeil tapfer hält. Für
warnrelevante Böen reicht es auf jeden Fall in den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge und zunehmend auch der Alpen. Dort treten stürmische Böen bzw.
Sturmböen, auf exponierten Gipfeln schwere Sturmböen (Bft 8 bis 10) aus Südwest
bis West auf. Auf dem Brocken und Fichtelberg können es später auch orkanartige
Böen sein (Bft 11). In den Niederungen reicht es vor allem in der Mitte des
Landes zumindest in exponierten Lagen bzw. im Lee der Mittelgebirge für steife
Böen (Bft 7).

Freitag ... verlagert sich an der Westflanke des nordosteuropäischen
Langwellentroges ein zunehmend als Hauptachse fungierender Randtrog über
Südskandinavien südostwärts zur südlichen Ostsee und leitet den Vorstoß
skandinavischer Kaltluft Richtung nördliches Mitteleuropa ein. Der Höhenrücken
bzw. -keil weiter westlich wird dadurch etwas abgehobelt, womit die
Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet ein wenig auf Westnordwest zurückdreht
und sich verstärkt. Nennenswerte dynamische Hebungsantriebe sind allerdings kaum
mehr auszumachen, auch mitteltroposphärisch kommt von Norden her allmählich KLA
in Gang.
Das flache Wellentief über Ostvorpommern zieht rasch nach Zentralpolen, die
Kaltfront kommt noch ein wenig nach Süden voran und erreicht abends in etwa eine
Linie südliches Emsland-Ostsachsen, wird aber aufgrund höhenströmungsparalleler
Exposition zunehmend eingebremst. Der Kaltfront folgt unmittelbar vorderseitig
des oben erwähnten Randtroges ein recht scharf konturierter Bodentrog, der
vormittags auf Schleswig-Holstein und die Ostseeküste übergreift, sich als
progressiver als die Kaltfront erweist und diese abends bereits fast erreicht.
Postfrontal kann sich der vom Nordmeer zur Nordsee reichende Bodenhochkeil bis
zur Deutschen Bucht ausweiten.
Der Kaltfront folgt unmittelbar zunächst ein Schwall nicht ganz so kalter
Nordseeluft, die Temperatur in 850 hPa sinkt auf -2 bis -5 Grad. Somit fallen
die Niederschläge im Frontbereich sowie unmittelbar postfrontal zunächst noch
als Regen oder Schneeregen (im Harz sowie im Nordosten Schnee), während sie im
Norden und Nordosten bereits am Vormittag rasch nachlassen. Dem Bodentrog folgt
dann sehr trockene skandinavische Kaltluft mit 850 hPa-Temperaturen zwischen -7
und -12 Grad. Mit Annäherung des Troges gehen die Niederschläge dann auch in den
Niederungen zunehmend in Schnee über, klingen aber gleichzeitig rasch ab, so
dass es südlich der Regionen, wo es noch bis zum Vormittag geschneit hat, wohl
kaum mehr für eine Schneedecke reicht. Im Bereich des durschwenkenden
Höhentroges lebt am späten Nachmittag und Abend die Schauertätigkeit entlang der
vorpommerschen Küste vorübergehend etwas auf, rund um Rügen und Greifswald
reicht es gebietsweise vielleicht noch für einige Zentimeter Neuschnee.
Ansonsten lockern die Wolken im äußersten Norden und Nordosten postfrontal rasch
auf.
Präfrontal, also in der Mitte und im Süden, bleibt relativ milde Meeresluft
wetterbestimmend (T850 hPa zwischen 0 und 4 Grad). Ein oder zwei flacher
kurzwellige Troganteile, die - eingebettet in die Höhenströmung - rasch
ostsüdostwärts ziehen, sorgen zeitweise für dynamischen Hebungsantrieb und vor
allem von Nordbaden bis zum Oberpfalzer und Bayerischen Wald sowie weiter
südlich immer wieder für Niederschläge, die bis in höhere Lagen als Regen
fallen. Im Schwarzwaldstau werden dabei 10 bis über 15 l/qm in 12 Stunden
simuliert. Vor allem im ostbayerischen Mittelgebirgsraum sowie in Nieder- und im
östlichen Oberbayern hält sich die bodennahe Kaltluft wacker und es kann vor
allem vormittags noch gefrierenden Regen geben (Unwetter nicht ausgeschlossen).
Da nach wie vor ein flacher Bodenhochkeil über die Schweiz bis nach
Südwestdeutschland bzw. Nordostfrankreich reicht, bleibt südlich der Kaltfront
noch ein recht veritabler Gradient aufrecht, wobei sich der Wind am Nordrand der
Mittelgebirge mit Annäherung der Kaltfront durch orographische Effekte
(Leitplankeneffekt) vorübergehend noch verstärkt. In den Kamm- und Gipfellagen
gibt es weiterhin Böen Bft 8 bis 10, auf Brocken und Fichtelberg anfangs auch
Bft 11 aus West bis Südwest. In den Niederungen reicht es dann häufiger für
steife Böen (Bft 7), vor allem vom Harz bis nach Ostsachsen sowie im
Erzgebirgsvorland. Zum Abend hin schwächt sich der Wind mit beginnender
Gradientauffächerung aber wieder ab.
Rückseitig des Bodentroges frischt der Wind dann am Nachmittag auch entlang der
Ostseeküste aus Nord bis Nordost auf und es gibt steife, entlang der
vorpommerschen Küste vorübergehend auch stürmische Böen.
Allgemein wird es vorübergehend milder, präfrontal steigen die Temperaturen auf
Höchstwerte zwischen 5 und 10 Grad, lediglich in Teilen Ost- und Südostbayerns
werden die 0 Grad nur zögernd überschritten. Im Norden und Nordosten liegen die
Höchstwerte zwischen 0 und 5 Grad, für leichten Dauerfrost reicht es am ehesten
noch in Ostvorpommern, wobei die Temperaturen im Nordosten mit Passage des
Bodentroges am Nachmittag bereits rasch in den Frostbereich sinken.

In der Nacht zum Samstag schwenkt die Achse des nordeuropäischen
Langwellentroges über die Ostsee, Nordpolen und das Baltikum südostwärts,
dahinter dreht die Höhenströmung über Nord- und Nordostdeutschland auf Nord bis
Nordwest. Der fache Höhenrücken über dem westlichen Mitteleuropa wird weiter
abgehobelt, kommt aber etwas nach Osten voran und reicht morgens über
Südwestdeutschland bzw. Belgien bis nach Südengland.
Im Bodenfeld stößt der Hochkeil von der Nordsee bis nach Nord- und
Ostdeutschland vor, wodurch das als Luftmassengrenze fungierende Frontensystem
über der Mitte Deutschlands noch etwas weiter nach Süden vorankommt. Morgens
erreicht es in etwa eine Linie Niederrhein-Bayerisches Vogtland. Unmittelbar
nördlich davon fällt etwas Schnee, in etwa vom Osnabrücker Land/Ostwestfalen
über Nordhessen und das südöstliche Niedersachsen bis nach Sachsen bzw. ins
Hofer Land können wenige Zentimeter, nach Osten zu auch bis über 5 cm Neuschnee
fallen. Weiter nördlich klart der Himmel bei Advektion trockenkalter Luft aus
dem skandinavischen Raum (-8 bis -13 Grad in 850 hPa) auf und es gibt - mit
Ausnahme der Küsten - verbreitet mäßigen, über Schnee im Nordosten örtlich auch
strengen Frost.
Im Südwesten und Süden fällt dagegen bei Temperaturen überwiegend im positiven
Bereich weiterhin zeit- und gebietsweise Regen, wobei vor allem in Nordbaden
sowie im Südosten Bayerns teilweise mehr als 10 l/qm in 12 Stunden simuliert
werden. Im Übergangsbereich zur kälteren Luft, vor allem im ost- und
nordbayerischen Mittelgebirgsraum, kann auch stellenweise gefrierender Regen
nicht ausgeschlossen werden.
Der Wind flaut allmählich ab, lediglich auf den Alpengipfeln kann es noch bis in
die Frühstunden stürmische Böen bzw. Sturmböen aus Südwest geben.

Samstag ... schwenkt der nur noch flache und kurzwellige Höhenkeil über
Süddeutschland rasch ostsüdostwärts und löst sich mehr oder weniger auf. Ihm
folgt ein flacher Kurzwellentrog, der abends Südwestdeutschland erreicht und auf
dessen Vorderseite durch PVA, noch unterstützt durch WLA, auch etwas dynamische
Hebung generiert werden kann. Über Frankreich und die Britischen Inseln folgt
derweil ein weiterer flacher Höhenkeil, dessen Achse abends die westliche
Nordsee erreicht.
Mangels Schubkomponente innerhalb der beständigen westnordwestlichen
Höhenströmung kommt die Luftmassengrenze somit kaum mehr weiter nach Süden voran
und wird quasistationär. Sie reicht abends - inzwischen recht unisono von allen
Modellen simuliert - etwa von der Eifel bis zum Oberpfälzer Wald. Das Gros der
Niederschläge wird dabei weiterhin auf der "warmen" Seite, vor allem von der
Pfalz bis zum ostbayerischen Mittelgebirgsraum werden verbreitet 5 bis 10 mm,
punktuell auch mehr simuliert. Nach Lesart des GFS reichen die etwas
intensiveren Niederschläge nach Osten zu, also vor allem in Oberfranken bzw. im
Vogtland, auch bis auf die kalte Seite der Front, so dass dort gebietsweise mehr
als 10 cm in 12 Stunden fallen können. ICON-EU simuliert dagegen meist nur 1 bis
5 cm, im nördlichen und östlichen Franken bis in den Oberpfälzer Wald sowie in
Rhön und Spessart auch mehr.
Nördlich der Luftmassengrenze weitet sich der Hochkeil über dem Norden und Osten
Deutschlands bis weit ins östliche Mitteleuropa aus, wobei sich eine
eigenständige kleinräumige Hochdruckparzelle löst und bis zum Abend über die
Mitte Deutschlands nach Südpolen zieht. Ganz im Nordosten und Norden, an der
Nordflanke des Hochs, dreht die Strömung auch niedertroposphärisch wieder mehr
auf Nordwest, wobei vor allem im Ostseeumfeld mit etwas auffrischendem, aber
nicht warnrelevantem West- bis Nordwestwind lockere Wolkenfelder durchziehen,
für vereinzelte Schneeschauer reicht es aber kaum. Sonst scheint im Norden und
Osten überwiegend die Sonne, wobei es dort - mit Ausnahme der Küsten -
verbreitet leichten Dauerfrost gibt.
Auch an der Südflanke des Hochkeils frischt der Wind aus östlichen Richtungen
auf, ist aber wohl ebenfalls nicht warnrelevant. Im Südwesten und Süden bleibt
es allgemein mit Höchstwerten zwischen knapp über 0 nahe zur Luftmassengrenze
und nahe 10 Grad im südlichen Oberrheingraben frostfrei.

In der Nacht zum Sonntag kommt der flache und schmalbrüstige Höhenkeil über
Westeuropa etwas nach Osten voran, ihm ereilt aber ein ähnliches Schicksal wie
sein Vorgänger und er wird mit Annäherung eines Höhentroges von Westen her mehr
und mehr "abgehobelt". Vorderseitig des Höhenkeiles sind im Bereich der
Luftmassengrenze keine relevanten dynamischen Hebungsantriebe mehr auszumachen
und die Niederschläge klingen allmählich ab. Der Hochkeil über dem Nordwesten
und der Mitte des Landes wird allerdings von Westen her allmählich abgebaut,
Druckfall setzt ein und die Luftmassengrenze macht vor allem im Westen des
Landes wieder ein wenig Raum nach Norden gut. Auf der "kalten Seite" werden nur
noch maximal wenige mm Niederschlag simuliert, so dass sich die Neuschneehöhen
dort (in etwa von Rheinland-Pfalz über Mittelhessen bis in den Norden Bayerns
bzw. nach Thüringen und Westsachsen) auf vielleicht 1 bis 3 cm beschränken, nach
Osten zu eventuell bis an die 5 cm. Im Übergangsbereich zur kälteren Luftmasse
ist auch ein schmaler Streifen mit leichtem gefrierenden Regen nicht
ausgeschlossen.
Auch in Süddeutschland, auf der "warmen Seite", klingen die Regenfälle
allmählich ab. Immerhin simuliert ICON-EU in Oberbayern noch gebietsweise bis
nahe 10 l/qm in 12 Stunden. Dort bleibt es allerdings frostfrei.
Ansonsten gibt es aber im Norden, im Osten und in der Mitte verbreitet leichten
bis mäßigen, im Nordosten sowie in der Norddeutschen Tiefebene bei klarem Himmel
und wenig Wind gebietsweise auch strengen Frost.

Sonntag ... schwenkt der weiter abflachende Höhenkeil bereits ins
Vorhersagegebiet. Ihm folgt ein flacher und auf Kosten eines weiteren, deutlich
markanteren Troges weiter westlich (bei Irland) an Kontur verlierender
Kurzwellentrog, der sich abends über die westliche und südwestliche Nordsee bis
nach Westdeutschland erstreckt. Diese Doppeltrogstruktur ist so etwas wie ein
Zünglein an der Waage, was die Wetterentwicklung am zweiten Weihnachtsfeiertag
angeht. GFS und auch der IFS-Lauf von 00 UTC simulieren den östlicheren
Kurzwellentrog etwas markanter und mit einer stärker negativ geneigten Achse
ausgestattet, so dass er rascher Einfluss auf das Wettergeschehen im
Vorhersagegebiet nehmen kann.
So oder so - der Trog interagiert im Tagesverlauf mit der nach wie vor quer über
Deutschland verlaufenden Luftmassengrenze, die dadurch in ihrem Westteil mit auf
Südwest drehender niedertroposphärischer Strömung wieder nach Norden geführt
wird und vor allem nach Lesart des GFS und IFS im Tagesverlauf aufgrund
trogvorderseitiger Hebung deutlich an Wetteraktivität gewinnt.
Der nur noch flache Hochkeil über dem Nordosten und Osten Deutschlands wird nach
Osten abgedrängt und weiter abgebaut und niedertroposphärisch macht sich mildere
Luft auf den Weg nach Nordosten. Bis zum Abend steigt die Temperatur in 850 hPa
- und zwar nach Lesart aller vorliegender Modelle - auf Werte zwischen 3 Grad
ganz im Südwesten bzw. an den Alpen und -8 bis -9 Grad auf Rügen. Während
ICON-EU allerdings entlang und südwestlich der Luftmassengrenze bis zum Abend
keine nennenswerten Niederschläge simuliert (lediglich ganz im Westen sowie an
den Alpen und in Südbaden kann es etwas regnen), haben sowohl der aktuelle
GFS-Lauf als auch das IFS von 00 UTC im Westen sowie im Südwesten verbreitet
Niederschläge auf der Agenda, die sich allmählich auch auf die mittleren
Landesteile ausbreiten, nach Lesart des GFS kann es auch im Osten Bayerns
stellenweise regnen. Im Westen und Südwesten dominiert die flüssige Phase, nach
Osten zu kann es anfangs auch schneien. Insgesamt werden auch vom GFS nur
geringe Mengen (weniger als 5 l/qm, lediglich in einigen Staulagen mehr)
simuliert, dennoch kann in einigen "Kältelöchern" auch wieder gefrierender Regen
auftreten, und wenn es dann doch wenige mm sind, wird auch ganz schnell wieder
das "U-Wort" in den Mund genommen.
Im Norden und Osten bekommt man von alldem noch wenig mit. Von Südwesten werden
die Wolken zwar allmählich dichter, etwa von Schleswig-Holstein bis zur Lausitz
und weiter nordöstlich scheint aber noch lange die Sonne. In der Nordosthälfte
gibt es erneut leichten Dauerfrost, sonst liegen die Höchstwerte zwischen 1 und
5 Grad, vom Niederrhein bis ins Allgäu und weiter südwestlich zwischen 4 und 9
Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
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Inzwischen fahren die Modelle bis einschließlich der Nacht zum zweiten
Weihnachtsfeiertag eine weitgehend einheitliche Linie mit nur noch kleineren
Differenzen, die räumliche Verteilung und Intensität der Niederschläge
betreffend.
Am Sonntag werden die Unterschiede dann aus den oben genannten Gründen größer,
wobei ICON-EU auch gegenüber den beiden Vorläufen eine deutlich defensivere
Variante, das Übergreifen der Niederschläge auf das Vorhersagegebiet betreffend,
fährt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff