DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-12-2021 09:30
SXEU31 DWAV 180800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.12.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Nord antizklonal (Na)
Zunächst mild und trüb. Im Nordosten auffrischender Wind, ab morgen im Osten
etwas Niederschlag, zunehmend als Schnee. Zurückgehende Temperatur.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... wird das Wettergeschehen von einem breiten Höhenrücken beeinflusst,
in den eine Höhenantizyklone im Bereich der Britischen Inseln eingelagert ist.
Über Osteuropa befindet sich ein Langwellentrog, der dabei ist, Richtung Balkan
und Ägäis auszutropfen. Bodennah bestimmt eine Hochdruckzone das
Wettergeschehen, die sich von Schottland südostwärts bis in den Süden
Mitteleuropa erstreckt. Damit liegt der Südwesten Deutschlands im Bereich der
Divergenzachse in einer schwachwindigen Zone, lediglich ganz im Südwesten
herrscht ein etwas stärkerer Gradient, der in den Berglagen des äußersten
Südwestens für böigen Ostwind sorgt. Auch im Nordosten des Landes gibt es einen
leichten Gradienten, so dass dort mäßiger West- bis Nordwestwind weht. An dieser
Konstellation ändert sich heute im Tagesverlauf auch nicht sehr viel. Unter
Absinken gibt es im ganzen Land eine mehr oder weniger markante Inversion, die
im Südwesten um 950 hPa liegt, in der Mitte und im Nordosten eher um 900 hPa.
Unter ihr liegt eine weitgehend geschlossene Wolkendecke. Wo es heute Nacht
Lücken gab, ist es zu leichtem Frost gekommen, ansonsten lagen die Temperaturen
meist zwischen 1 und 5°C, im Nordwesten ist es unter Zufuhr von milder
Meeresluft bodennah noch etwas milder. Nicht überraschend ist, dass in mittleren
Berglagen, die in der Hochnebelschicht stecken, oft sehr schlechte Sichten
anzutreffen sind, teils hat sich nach Auflockerungen auch im Tiefland dichter
Nebel gebildet. Aus der Hochnebeldecke fällt teils etwas Sprühregen (in der
Nordhälfte), der aber mengenmäßig nicht ins Gewicht fällt und auch für keine
Glätteproblematik sorgt. Im äußersten Süden und Südwesten, wo die Inversion sehr
tief ist, besteht vor allem in mittleren und höheren Lagen heute tagsüber die
Chance auf länger anhaltenden Sonnenschein, auch in den Tieflagen können sich
die Nebelfelder auflösen, wo kein Hochnebel darüber liegt. Ansonsten bleibt die
Hochnebelsuppe meist dicht. Dann ist bei der Temperatur auch nur geringer
Tagesgang zu erwarten, wohingegen in mittleren Berglagen Süddeutschland bei
etwas Sonne die Temperaturen deutlich ansteigen und teils um 7°C erreichen.
Ausgenommen sind hiervon die schneebedeckten Gebiete des westlichen Alpengebiets
bzw. Alpenrandes, in denen es in der Nacht mäßigen Frost gab.

In der Nacht zum Sonntag erreicht ein neuer Vorstoß hochreichender Kaltluft aus
der Arktis den Norden Europas und führt zu einer Erneuerung des Troges über
Osteuropa von Norden her. Ein Bodentief zieht dabei von Finnland nach
Nordwestrussland. Dies hat auch eine Gradientverschärfung über der Nordosthälfte
Deutschlands zur Folge, so dass dort im Verlauf der Nacht der westliche bis
nordwestliche Wind etwas auffrischt. Dies hat verstärkt steife Böen an den
Küsten, in exponierten Lagen auch stürmische Böen zur Folge. Auch im
nordöstlichen Binnenland kann es einzelne steife Böen geben. Insbesondere in der
Höhenlage um die Inversion herum, in etwa von 950 hPa bis 800 hPa weht der Wind
besonders stark und erreicht teils Stärke 10, so dass vor allem in den Hochlagen
des Harzes und des Erzgebirges mit schweren Sturmböen zu rechnen ist. Im Harz
muss auch in den Leelagen mit einzelnen stürmischen Böen gerechnet werden. Da
sich die Divergenzachse des Hochs etwas nach Südwesten verschiebt, schwächt sich
der Wind dagegen im Südwesten ab. Generell bleibt es in der Südwesthälfte
schwachwindig. In vielen Landesteilen bleibt uns auch die Hochnebeldecke
weiterhin erhalten, so dass die Temperatur in der Nacht nur wenig zurückgeht.
Hier und da kann auch wieder etwas Sprühregen daraus fallen. Die größten Chancen
auf einzelne Lücken bestehen in den Leelagen der östlichen Mittelgebirge, wo
leichte Föhneffekte Löcher in den Hochnebel reißen können sowie in örtlich im
Süden. Die höheren Lagen des Südens gucken sowieso weiterhin zumindest teilweise
aus der Hochnebeldecke heraus. Wo es im Süden klar wird, muss wieder mit
leichtem Frost gerechnet werden. In den schneebedeckten Regionen der Alpentäler,
des westlichen Vorlands sowie einiger südlicher Mittelgebirge kann es auch
mäßigen Frost geben. Örtlich kann sich nach Aufklaren auch Nebel bilden,
vorwiegend bleiben aber die anhaltend schlechten Sichten auf mittlere und höhere
Lagen der Mittelgebirge beschränkt, die in der Hochnebeldecke stecken.


Sonntag... schwächt sich der Höhenrücken westlich unseres Landes leicht ab und
der Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert sich nach Norden in die Region nördlich
Schottlands. Östlich davon flutet die Kaltluft den gesamten Nordosten Europas
und erreicht auch schon Polen. Damit verbunden intensiviert sich das Tief über
Russland noch und erreicht die Moskauer Region. Über Deutschland zieht sich das
Hoch etwas nach Westen zurück, so dass der stärkere Druckgradient immer weiter
nach Westen und Südwesten ausgreifen kann. Allerdings schwächt er sich im
Tagesverlauf im Nordosten schon wieder ab. Somit weht der Wind nur in der ersten
Tageshälfte in der bereits in der Nacht erwähnten Stärke aus Nordwest, später
schwächt er sich ab. Warnwürdige Böen gibt es dann noch an den Küsten (steife
Böen), und auf dem Brocken und auf dem Erzgebirgskamm, wo aufgrund nachlassenden
Windes am Oberrand der Grenzschicht am Abend auch nur noch Sturmböen zu erwarten
sind. Die vorhin schon erwähnte Kaltluft macht sich in 850 hPa auch schon im
Nordosten Deutschlands bemerkbar, wo es auf -4°C abkühlt, während ganz im Westen
in diesem Niveau nach wie vor bis +8°C gemessen werden. In der Folge wird man am
Sonntag im Laufe des Tages im Nordosten schon einen Temperaturrückgang spüren.
Zudem kommt es zu leichten Regenfällen, die vor allem im Staun des Erzgebirges
auch wenige Millimeter in Summe bringen können. Am Abend mischt sich in den
Hochlagen Schnee dazu. Ansonsten dominiert weiter die Hochnebeldecke, aus der
auch hier und da etwas Sprühregen fallen kann. Wieder gibt es im Süden und dort
vor allem in mittleren Lagen die größten Chancen auf Auflockerungen, in den
Hochlagen Süddeutschlands erwartet uns einmal wieder strahlender Sonnenschein.
Zum Abend kann es auch ganz im Norden die ersten Auflockerungen geben. Die
Höchstwerte liegen noch einmal meist bei 5 bis 10°C, in Süddeutschland teilweise
darunter.

In der Nacht zum Montag verlagert sich das Hoch noch etwas nach Norden,
gleichzeitig weitet es seinen Einfluss auf unser Land aber wieder aus. Etwas
stärkerer Gradient zieht sich generell auf den Osten zurück, so dass bis zum
Morgen kaum noch Windwarnungen nötig sein werden, vielleicht gibt es in
Hochlagen des Erzgebirges und in den Alpen dann noch stürmische Böen. Ansonsten
dreht der Wind vor allem im Westen zunehmend auf Nord und die Kaltluft gewinnt
weiter an Raum. In 850 hPa erreicht die 0°C-Isotherme den Südwesten Deutschland,
über weiten Teilen des Landes stellen sich -4 bis -7°C ein. Die Wolken werden
zunehmend in den Süden geschoben und zu leichten Regenfällen kommt es dann
zunehmend in Bayern, wobei vor allem rund um das östliche Bergland wenige
Millimeter zusammenkommen können. Zudem sinkt dort bis zum Morgen die
Schneefallgrenze bis in die Tallagen. Während die Wolken im Süden jetzt auch bis
in die Alpen hinein drücken, kommt es von Nordosten her zu immer mehr
Auflockerungen. Zusammen mit der kälteren Luftmasse und nachlassendem Wind gibt
es dann auch schon gebietsweise leichten Frost, mitunter auch mit Glättegefahr
durch überfrierende Nässe. Am Alpenrand bleibt es unter Wolken dagegen milder
als in den Vornächten.

Montag... stößt die Kaltluft über dem östlichen Europa weiter südwärts vor und
erreicht den Balkan. Dabei herrscht östlich unseres Landes und auch in den Osten
unseres Landes hineingreifend eine nördliche Strömung vor, während das Hoch im
Westen und Nordwesten immer flacher wird, aber auch schon Schwerpunkt über
unserem Land ausbildet. Die Kaltluft kommt noch etwas nach Südwesten voran, mit
ihr wird auch der Hochnebel immer weiter nach Südwesten verdrängt, so dass im
ganzen Land die Chancen auf zumindest zeitweiligen Sonnenschein steigen. An den
Alpen wird es dagegen trüber, hier stauen sich bei nördlichen Windkomponenten
die Wolken. Anfangs schneit es dort auch, in tiefen Lagen fällt Regen. Später
greifen wieder etwas mehr Wolken mit einzelnen Schneeschauern auf den Nordosten
über. Die Windverhältnisse sind im Westen unter dem Hoch allgemein schwach, im
Osten weht noch etwas stärkerer Nordwestwind, aber ohne nennenswerte Böen. Das
Temperaturniveau liegt deutlich niedriger als zuvor mit Höchstwerten zwischen
2°C im Nordosten und an den Alpen und bis zu 7°C am Rhein.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das immer flacher werdende Hoch nach
Deutschland, so dass allgemein nur noch schwache Winde vorherrschen. Im
Nordosten kann es noch etwas schneien, sonst ist es oft auch klar. Bei diesen
Verhältnissen kann die Luft stark auskühlen und es werden Tiefstwerte zwischen
-2 und -7°C erwartet, über Schnee wird es noch kälter. Glättegefahr besteht
durch Schnee, Reif und überfrierende Nässe. Zudem muss natürlich auch noch mit
Nebel gerechnet werden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle simulieren die Lage in der Kurzfrist recht einheitlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann