DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-12-2021 15:01
SXEU31 DWAV 141800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.12.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Unter Hochdruckeinfluss viel Hochnebel oder Nebel. Im Süden und im Bergland
regional leichter Nachtfrost. Besonders im Norden mild bis sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... zeigt sich das Wetter beinahe deutschlandweit von seiner grauen und
meist auch trüben Seite. Schuld an dieser Graufärbung ist eine Kurzwelle, die
sich zügig über Südschweden und die Ostsee nach Osten verlagert. In ihrem
Schlepptau ist ein Vorticity-Schweif, der von dieser Welle getrieben bis zum
Abend den Osten und Süden Deutschlands passiert. Durch diese Kurzwelle wird die
Kaltfront des stürmischen LUTZ, der über dem Nordmeer zu finden ist, rasch über
Ostdeutschland nach Polen geführt. Dass die Wetteraktivität der Front eher mau
ausfällt liegt auch daran, dass die letzten Kurzwellenanteile sowie auch die
Bodenfront von einem umfangreichen Keil überlaufen werden, der sich über der
Biskaya und Frankreich liegend in Richtung Norddeutschland ausweitet. Im
Bodendruckfeld dominiert eine zonal ausgerichtete Bodenhochdruckzone über
Süddeutschland.

Die Front hat jedoch noch ausreichend Hebungsantrieb, dass die über Deutschland
liegende feuchte "Hochnebelsuppe" etwas gehoben wird, sodass immer wieder etwas
Sprühregen herausfallen kann. Generell bleibt die Sicht besonders im Bergland
(u.a. zentrale Mittelgebirge) getrübt (teils warnwürdig) und in Richtung Abend
nehmen die Sichtweiten allgemein im gesamten Süden immer weiter ab.
Eine Ausnahme bildet der Südwesten (wo die Rems und Enz in den Neckar fließen,
wo also grob gesagt der Anstieg zur Alb und zum Schwarzwald allmählich beginnt).
Dort konnte unterhalb der bei rund 940 hPa befindlichen Inversion (12Z Aufstieg)
die feuchte Grenzschicht etwas abtrocknen konnte bzw. wurde diese Inversion z.B.
im ICON D2 um rund 100 hPa falsch (zu hoch) platziert. Daher verläuft hier der
Nachmittag teils freundlich. Allerdings sollte sich in den kommenden Stunden der
Hochnebel von Norden Stück für Stück weiter in Richtung Alb ausweiten.

Der schwache Wind aus Südwest bis West spielt warntechnisch keine Rolle.

Die abendlichen Werte liegen im Norden meist zwischen 9 und 5 Grad und im Süden
mit 6 bis 4 Grad nur unwesentlich darunter. Etwas rascher kühlt es in den
Auflockerungsgebieten im Südwesten ab, wo abends nur noch +2 oder +1 Grad
gemessen werden.

In der Nacht zum Mittwoch intensiviert sich der Keil über Deutschland noch
weiter und sorgt meist für eine wettertechnisch ruhige Nacht. Das Bodenhoch
liegt weiterhin über Süddeutschland. Allerdings tangieren den Norden
Deutschlands schwache Hebungsimpulse, die zusammen mit der noch vorhandenen
Restfeuchte der Front für Sprühregen im gesamten Norden (besonders Nordwesten)
gut sind. Abgesehen davon wird es sonst deutschlandweit eine trübe Nacht mit
viel Hochnebel und besonders im Bergland sowie im gesamten Südwesten auch mit
teils dichtem Bodennebel/Nebel durch aufliegende Bewölkung. Ob die Wolkendecke
in Richtung der Küsten kurz aufreißen kann ist eher unwahrscheinlich und
abgesehen vom GFS erwartet das auch kein Modell. Auch entlang der Alpen kann es
einige Wolkenlücken geben.

Die Tiefstwerte liegen im Norden zwischen 8 und 5 Grad, sollte es mal kurz
auflockern, dann auch bei 3 oder 4 Grad. Über der Mitte und dem Süden kühlt es
etwas stärker ab mit Minima von +4 bis +1 Grad. Im Bayerwald, entlang der Alb,
im Hochschwarzwald sowie vom südlichen Oberschwaben bis zu den Alpen droht (im
Winter nicht unerwartet) leichter Frost von 0 bis -2 Grad, entlang der Alpen
lokal bis -4 Grad. Überlappen sich dichter Nebel und Frost, dann kann lokal
Straßenglätte nicht ausgeschlossen werden - das besonders an den Alpen.


Mittwoch ... verbleiben wir unter anormal hohem Geopotenzial und einem weiterhin
über Süddeutschland liegenden Bodenhoch, das sich im Tagesverlauf geringfügig
abschwächt. Da kein Luftmassenwechsel bevorsteht kann sich auch an dem trüben
Wetter nur wenig ändern. Meist können wir uns auf einen trüben Tag mit Nebel
oder Hochnebel "freuen", besonders im Bergland sowie zwischen Eifel und Pfalz
kann es ganztägig warnwürdige Nebelsichtweiten von unter 150 m geben.

Etwas dynamischer gestaltet sich das Wetter im Norden, da dort dank der Nähe zur
Frontalzone der Luftdruckgradient etwas kräftiger ausfällt, sodass der
Südwestwind im Binnenland mäßig, in Richtung Küsten zeitweise auch böig
auffrischt. Zwar werden über der Deutschen Bucht sowie in Richtung Rügen vom EPS
Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 7 angezeigt (50-60%), doch ob das dank der
insgesamt neutralen bis leicht stabilen Schichtung entlang der Grenzschicht für
die Ausgabe einer Warnung reicht ist eher unwahrscheinlich.

Dank der etwas kräftigeren Hebung im Norden (inklusive mehrerer Streifschüsse
von schwachen Fronten/Feuchtefeldern) muss im gesamten Norden weiterhin mit
Sprühregen oder etwas Regen gerechnet werden, während südlich der zentralen
Mittelgebirge kein Nass zu erwarten ist.

Die Höchstwerte liegen im Norden zwischen 7 und 11 Grad, im Süden etwas darunter
und allgemein im Bergland sowie zwischen Alb und Allgäu bei rund 2 bis 4 Grad.


In der Nacht zum Donnerstag trübt es entlang und südlich der zentralen
Mittelgebirge bis zu den Alpen wieder ein (wenn nicht bereits der gesamte Tag
bereits neblig-trüb verlief) und besonders im Südwesten muss wieder vielerorts
mit warnwürdigem Nebel (Sichtweiten unter 150 m) gerechnet werden. Inwieweit es
hier und da mal auflockern kann muss abgewartet werden und hängt auch von der
Lage der niedertroposphärischen Inversion ab - wo die Modelle ja nicht selten
große Probleme haben, wie aktuell (heute Nachmittag) z.B. im Südwesten zu sehen
ist.

Bodennebel ist im Norden kein Thema dank der noch spürbaren Luftbewegung in Form
von Bft 4 bis 5 Böen, doch bedeckt mit dichtem Hochnebel bleibt es auch hier.
Zeitweise fällt Sprühregen. Ob ganz im Norden (Schleswig-Holstein bis
Vorpommern) im Verlauf der Nacht die Hochnebeldecke von Norden aufreißt hängt
von der Lage einer schwachen Kaltfront ab, deren Rückseite die Auflockerungen
bringen könnte. Die Lage dieser Front wird z.B. im IFS-EPS noch recht breit
gestreut gezeigt, sodass auch diese Spekulationen erst später geklärt werden
kann.

Die Tiefstwerte liegen im Norden zwischen 8 und 5 Grad und gehen im Süden auf +3
bis -4 Grad zurück. Die Frostschwerpunkte liegen erneut im Bayerwald, entlang
der Alb, im Hochschwarzwald sowie von Oberschwaben bis zu den Alpen. Glätte ist
nur örtlich ein Thema und hängt u.a. von der Überlappung Frost/dichter
Bodennebel ab.


Donnerstag ... weitet sich die positive Geopotenzialanomalie mehr in Richtung
Nordmeer aus, sodass der Keil einen deutlich meridionaleren Touch erhält. Der
Schwerpunkt des Keils erstreckt sich dabei von Frankreich über Großbritannien
bis zum Nordmeer. Deutschland gelangt nun eher auf die Ostflanke des Keils,
sodass besonders der Osten Deutschlands zunehmend in den Fokus einer schwachen
Kaltfrontpassage gerät, die durch eine umfangreiche Zyklone über Skandinavien
angetrieben wird. Der Bodendruck steigt postfrontal wieder an, wobei sich nun
das Bodenhoch über England und Benelux positionieren sollte.

Diese Frontpassage hätte zur Folge, dass in den Nordosten eine trockenere
Luftmasse einfließen könnte, sodass der Tag besonders von MV bis nach Berlin
sehr freundlich oder gar sonnig verlaufen könnte, was vor allem von GFS/IFS
gestützt wird.

Ansonsten kann im restlichen Deutschland ein weiterer trüber Tag in Form von
Hochnebel oder sich zäh auflösenden Bodennebelfeldern verzeichnet werden.

Der Wind weht schwach aus West bis Nordwest und frischt in Richtung Schwarzwald
und Alb zunehmend böig auf aus Nordost. Einzelne Böen Bft 8 im Hochschwarzwald
sind dann zunehmend möglich. Auf Rügen kann dank der durchmischten Luftmasse und
des langen "fetch" der Nordwestwind in der Spitze Bft 6 bis 7 erreichen.

Die Höchstwerte liegen unverändert zwischen 6 und 10 Grad im Norden (besonders
im Nordwesten um 10 Grad) und verbleiben über der Mitte und dem Süden bei 2 bis
6 Grad.


In der Nacht zum Freitag dominiert im Bodendruckfeld das 1040 hPa Hoch über
Großbritannien. Besonders über der Mitte bleibt es trüb mit dichtem Hochnebel
und/oder Bodennebel. Im Einfluss der trockeneren Luftmasse lockert es im
Nordosten weiterhin stärker auf bzw. verläuft die Nacht klar und auch im Süden
können sich mit der zunehmenden supergeostrophischen (Nordost- bis)
Ostkomponente im Lee des Bayerischen Waldes, der Alb und des Schwarzwaldes
größere Lücken im Hochnebelgrau ergeben. Diese Entwicklung birgt das Potenzial
für Böen Bft 9 im Hochschwarzwald aus Nordost sowie für Böen Bft 6/7 auf Rügen
aus Nordwest.

Die Tiefstwerte liegen zwischen 9 und 5 Grad über der nördlichen Mitte und dem
gesamten Westen, im Nordosten bei +4 bis +2 Grad und im gesamten Süden zwischen
+3 und -2 Grad.


Freitag ... bläht sich der Keil zu einer ungewöhnlich kräftigen Antizyklone über
dem Nordmeer auf, wobei Deutschland an deren Südostflanke verbleibt. Meist
bleibt es hochnebelartig trüb mit sich nur zögernd auflösenden Bodennebelfeldern
- besonders entlang der zentralen Mittelgebirge. Im Nordosten und Südwesten
lockert die dichte Bewölkung wenigstens zeitweise auf. Gebietsweise fällt in den
Hochnebelregionen etwas Sprühregen.

Die Höchstwerte liegen zwischen 6 und 10 Grad, in Richtung Alpen zwischen 2 und
5 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Der Aufbau der umfangreichen und blockierenden Antizyklone über Nordwesteuropa
wird innerhalb der Numerik übereinstimmend gezeigt. Auch innerhalb der Läufe
wird die Platzierung der Antizyklone stabil gezeigt. Man kann die Kurzfrist
drehen und wenden, wie man möchte - für viele wird es eine trübe und
wolkenverhangene Kurzfrist werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy