DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-12-2021 08:01
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 14.12.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wa bzw. BM
"Gepflegte Langeweile"; überwiegend trübe Hochdruckrandlage mit der typischen
Grenzschichtproblematik, aber ohne signifikante Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... verläuft die aktuell kaum mäandrierende Frontalzone recht weit
nördlich über den mittleren Nordatlantik und die Norwegische See bis nach
Skandinavien bzw. Nordwestrussland. Ihr gegenüber steht ein breit angelegter
Höhenrücken, der sich von der Iberische Halbinsel bzw. dem westlichen
Mittelmeerraum bis zur Biskaya erstreckt und wiederum flankiert wird von einem
Höhentief nördlich von Madeira bzw. einem breit angelegten Höhentrog über der
Ägäis. Ausgehend vom Höhenrücken reichen kurzwellige Höhenkeile aktuell zu den
Britischen Inseln bzw. über Süddeutschland bis nach Polen.
Somit befindet sich Deutschland am Südrande der Frontalzone unterhalb einer
schwachen westnordwestlichen Höhenströmung, wobei vor allem im Norden und in der
Mitte mitteltroposphärisch WLA dominiert. In die Höhenströmung eingebettet,
überquert bis heute zum frühen Nachmittag ein flacher Kurzwellentrog den Norden
und Osten des Landes ostsüdostwärts. Rückseitig kommt der Höhenkeil über den
Britischen Inseln rasch nach Osten voran, wobei er deutlich an Wellenlänge
zulegt und sich abends bereits über Benelux und Nordwestdeutschland bis nach
Südskandinavien erstreckt.
Man kann es bereits erahnen - eine solche Konstellation begünstigt in weiten
Teilen des Vorhersagegebiet ruhiges, ereignisarmes Hochdruckwetter. Entsprechend
erstreckt sich im Bodenfeld eine Hochdruckzone von den Azoren über die Biskaya
und Frankreich sowie der Mitte und dem Süden Deutschlands bis weit nach
Osteuropa, wobei sie sich mit Annäherung des Höhenkeiles bis zum Abend über
Frankreich und Südwestdeutschland noch verstärkt (geschlossene 1030
hPa-Isobare). An der Nordflanke dieser Hochdruckzone streift aktuell das
Frontensystem eines Tiefs westlich der Lofoten (das vor allem gestern übrigens
in den Satellitenbildern einen durchaus optischen Leckerbissen bot) den Norden
und Osten Deutschlands. Die Warmfront hat aktuell bereits Polen erreicht, die
Kaltfront kommt noch bis in den Norden bzw. Nordosten Deutschlands voran, löst
sich dort aber mehr oder weniger auf. Selbst der oben angesprochene flache
Kurzwellentrog, der die Kaltfront bereits am Vormittag überläuft, liefert keinen
signifikanten dynamischen Hebungsantrieb mehr, so dass auch mit Frontpassage
keine nennenswerten Niederschläge auftreten, nur gebietsweise fällt etwas Regen
oder Nieselregen, vor allem präfrontal. Postfrontal folgt erwärmte Meeresluft (0
bis -2 Grad in 850 hPa im Nordosten und Osten Deutschlands), wobei bereits zum
Abend hin im äußersten Nordwesten an der Nordflanke des Hochs auch
niedertroposphärisch wieder WLA einsetzt und die 850 hPa-Temperatur dort wieder
auf 3 bis 5 Grad steigt.
Mit dem Frontensystem gelangt(e) niedertroposphärisch ein weiterer Schwall
feuchter Meeresluft ins Vorhersagegebiet. Somit dominiert vielerorts dichte
tiefe Bewölkung, die im Norden und in der Mitte höher reicht, als im Süden, wo
sich in etwa 850 bis 800 hPa eine recht gut ausgeprägte Inversion befindet.
Diese eröffnet wiederum Chancen, dass sich dort auch mal größere Lücken
ausbilden könnten. Vor allem im äußersten Südwesten sowie an den Alpen (im
Vorland ist es bereits aktuell oft gering bewölkt) sollte das der Fall sein,
auch in den Höhenlagen der südwestdeutschen Mittelgebirge. Dort setzt sich
zeitweise die Sonne durch, wobei auch hohe und mittelhohe Wolkenfelder
durchziehen. Postfrontal lockern die Wolken im Norden und Nordosten ebenfalls
auf, zumindest vorübergehend, wobei auch dort mit der WLA zeitweise mittelhohe
Wolkenfelder durchziehen.
Im übrigen Land bestehen kaum Chancen auf Wolkenlücken. Hier und da kann es auch
etwas nieseln und im Bergland gibt es durchaus häufiger Sichteinschränkungen
durch aufliegende Wolken. Im Norden und in der Mitte ändert sich an den
Temperaturen gegenüber den Frühwerten kaum etwas und die Höchstwerte liegen
zwischen 6 und 10 Grad. Im Süden kann dagegen bei geringfügig niedrigeren
Höchsttemperaturen (etwa 3 bis 8 Grad) nach teils frostiger Nacht durchaus von
einem Tagesgang die Rede sein.

In der Nacht zum Mittwoch nimmt der Höhenkeil über Nordwestdeutschland eine
zunehmend zonale Ausrichtung an und erstreckt sich morgens über Nordwest- und
Norddeutschland und dem Norden Polens hinweg ostnordostwärts. Der zugehörige
Höhenrücken bzw. die inzwischen abgeschlossene Höhenantizyklone kann sich mit
Schwerpunkt über dem Westen Frankreichs noch verstärken und stützt nach wie vor
die Hochdruckzone im Bodenfeld, die sich Mittwochfrüh mit einer abgeschlossenen
1030 hPa-Isobare von der Bretagne über den Süden und die Mitte Deutschlands bis
weit nach Osteuropa erstreckt, sich also auch über dem Vorhersagegebiet weiter
nach Norden ausweitet. Nördlich davon verlagert sich das Frontensystem eines
Tiefs über dem Nordmeer über die Nordsee und Südskandinavien hinweg ostwärts,
wobei die Warmfront ohne nennenswerte Niederschläge auch den äußersten Norden
Deutschlands streift. In 850 hPa steigt die Temperatur dort auf 4 bis 6 Grad. Im
Süden und in der Mitte wird dagegen die Inversion mit Durchschwenken der Reste
der ehemaligen, sich auflösenden Kaltfront etwas angehoben (auf etwa 800 hPa);
diese Hebungsprozesse innerhalb der feuchten Grundschicht führen dazu, dass es
hier und da (vor allem nach Osten zu) aus der Hochnebelschicht etwas nieseln
kann. Insgesamt verdichtet sich auch im Alpenvorland und im Südwesten dadurch
wieder die hochnebelartige Bewölkung, so dass es für leichten Frost und
Bodennebel wohl lediglich direkt an den Alpen, vielleicht noch in den Tälern der
südwestdeutschen Mittelgebirge reicht. Ansonsten verläuft die Nacht mi8t
Tiefstwerten zwischen 8 Grad im Nordwesten und 0 Grad ganz im Süden ziemlich
mild.

Mittwoch... schwenkt der Höhenkeil über Norddeutschland allmählich etwas nach
Süden und befindet sich mit seiner Divergenzachse abends über dem Südwesten und
den mittleren Landesteilen. Die Höhenströmung dreht somit über dem Norden und
Osten des Landes auf Westnordwest.
Das Bodenhoch kann sich noch ein wenig nach Norden ausweiten, an dessen
Nordflanke schleift die Kaltfront des Tiefs über dem Nordmeer über die mittlere
bzw. nördliche Nordsee und kommt zunächst nicht weiter nach Süden voran. Mit der
westnordwestlichen Grundströmung gelangt weiterhin feuchtmilde Meeresluft ins
Vorhersagegebiet, wobei sich die Absinkinversion in etwa 800 bis 900 hPa
verstärkt und sich darüber zunehmend trockene Luft durchsetzt. Somit bleibt es
in weiten Teilen des Landes bedeckt und trüb, vor allem im Norden und in der
Mitte fällt stellenweise auch etwas Nieselregen. Chancen auf größere
Wolkenlücken bestehen am ehesten wohl südlich der Divergenzachse des Bodenhochs,
im Südwesten und Süden des Landes. Vor allem im Hochschwarzwald und an den Alpen
scheint die Sonne häufiger, eventuell auch bis ins Alpenvorland reichend.
Der Gradient an der Nordflanke des Hochs über Norddeutschland verschärft sich
etwas und der Wind frischt aus West bis Südwest auf, ist aber auch an den Küsten
wohl nicht warnrelevant (Bft 5 bis 6, höchstens auf Rügen Bft 7, auf dem Brocken
eventuell Bft 7 bis 8). Dennoch sorgt er für etwas bessere Durchmischung
innerhalb der Grundschicht, so dass es mit 7 bis 11 Grad sehr mild wird. Nicht
ganz so mild wird es in der Mitte und im Süden, aber auch dort erreichen die
Höchsttemperaturen Werte zwischen 4 und 9 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag beginnt die Frontalzone stärker zu mäandrieren,
wobei sich ein Höhentrog über Skandinavien nach Südosten verlagert und ein
Höhenkeil bis nach Island aufwölbt. Das Höhenhoch über Westeuropa mit
Schwerpunkt inzwischen über Nordwestfrankreich bzw. dem Ärmelkanal kann sich
noch etwas verstärken, von ihm ausgehend reicht weiterhin ein Keil nach
Mitteleuropa. Damit verstärkt sich auch die nordwestliche Höhenströmung über dem
Norden und Nordosten Deutschlands, bleibt aber weiterhin recht glatt konturiert,
erst weiter nördlich, über Südskandinavien und der mittleren Ostsee, sind
kurzwellige Troganteile auszumachen.
Im Bodenfeld verstärkt sich das Hochdruckgebiet noch etwas, morgens reicht eine
1035 hPa-Isobare vom Südosten Englands bis nach Südostbayern, wobei sich die
Divergenzachse des Hochs kaum verlagert. An der Nordostflanke des Hochs kommt
die Kaltfront des sich nach Nordskandinavien verlagernden Bodentiefs über der
Nordsee etwas nach Südosten voran und greift morgens auf Norddeutschland über.
Im Einflussbereich des Hochs weist sie kaum mehr Wetterwirksamkeit auf,
präfrontal kann die Hochnebeldecke etwas angehoben werden, so dass vor allem im
Nordosten, im Osten und in der Mitte gebietsweise etwas Nieselregen fällt.
Postfrontal bekommt die Wolkendecke im äußersten Norden und Nordosten eventuell
wieder ein paar Lücken.
Ansonsten bleibt es überwiegend stark bewölkt bis bedeckt, im Bergland neblig.
Lediglich im Südwesten und im äußersten Süden bleibt es gebietsweise
aufgelockert, vor allem an den Alpen teils auch gering bewölkt. Dort kann die
Temperatur dann in den Frostbereich sinken und gebietsweise gibt es Glätte sowie
Bodennebel. Im Rest des Landes verläuft die Nacht unter den dichten Wolken
frostfrei und vor allem im Norden und Osten mit Tiefstwerten zwischen 8 und 4
Grad auch recht mild.

Donnerstag... greift der Höhentrog unter Amplifizierung bis zum Abend auf den
Nordwesten Russlands über, während der über den Ostatlantik bis nach Island
reichende Höhenkeil dann das Nordmeer erreicht. Die Höhenantizyklone verlagert
ihren Schwerpunkt geringfügig nach Westen, zum Westausgang des Ärmelkanals, und
verstärkt sich noch etwas, von dort aus reicht ein weiterer Höhenkeil über
Süddeutschland bis nach Rumänien. Somit verstärkt sich die Höhenströmung vor
allem über dem Norden und Osten des Landes und dreht auf Nordwest, bleibt aber
recht glatt konturiert. Lediglich der äußerste Nordosten wird noch von einem
kurzwelligen Troganteil gestreift, der aber keinen nennenswerten dynamischen
Hebungsantrieb liefert.
Das Bodenhoch nimmt ebenfalls mehr eine Nordwest-Südost Ausrichtung an und
erstreckt sich mit einer 1035 hPa-Isobare von den Britischen Inseln über
Nordfrankreich und weite Teile Deutschlands bis nach Tschechien und
Ostösterreich. Die Kaltfront des bis zum Abend zur Kola-Halbinseln ziehenden
Tiefs streift den Nordosten und Osten Deutschlands, geht dann aber über in die
Warmfront eines Tiefs westlich von Island und weist nach wie vor kaum
Wetterwirksamkeit auf. Postfrontal können die Wolken mit der auf Nordwest
drehenden Grundströmung vor allem von Schleswig-Holstein bis nach
Nordbrandenburg stärker auflockern. Der Wind frischt an der Ostsee aus Nordwest
auf, für steife Böen (Bft 7) dürfte es aber selbst an exponierten
Küstenabschnitten kaum reichen.
Im Rest des Landes ändert sich dagegen kaum etwas am ruhigen, meisttrüben
Hochdruckwetter. Erneut lockern die Wolken am ehesten in den südwestdeutschen
Mittelgebirgen sowie an den Alpen stärker auf, im Südwesten und Süden sinkt die
Absinkinversion an der Südflanke des Hochs insgesamt noch etwas ab (auf etwa 900
hPa), was die Chancen auf größere Wolkenlücken dort auch in den Niederungen
etwas erhöht. Zudem frischt dort der Wind aus östlichen Richtungen etwas auf,
auch orographisch getriggert. In den Kamm- und Gipfellagen des Schwarzwaldes
gibt es eventuell steife bis stürmische Böen.
In der Mitte, im Westen und Nordwesten bleibt die Wolkendecke dagegen kompakt,
stellenweise fällt auch etwas Nieselregen, in den Mittelgebirgen gibt es
Sichteinschränkungen durch aufliegende Wolken.
Insgesamt kühlt die Grundschicht etwas aus, vor allem im Nordwesten fehlt auch
die Durchmischung, so dass es dort nicht ganz so mild wird wie am Vortag.
Dennoch bleibt es mit Höchstwerten zwischen 3 Grad im Süden und 9 Grad in
Norddeutschland für die Jahreszeit viel zu mild.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Höhentrog weiter ostwärts nach
Nordost- und Osteuropa, während der Höhenkeil zur Norwegischen See vorankommt
und das Höhenhoch seinen Schwerpunkt allmählich zur Irischen See bzw. nach
Irland verlagert. Somit dreht die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet auf
Nord, ist aber wieder zunehmend antizyklonal konturiert.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt (inzwischen mit einer 1040
hPa-Isobare) nach England, ein Keil bleibt aber nach wie vor nach Mitteleuropa
gerichtet, wobei die Divergenzachse über Westdeutschland bis nach Südostbayern
reicht. Südwestlich davon kann es im Schwarzwald nach wie vor steife, in den
Gipfellagen stürmische Böen aus Ost geben. Im Erzgebirge frischt der Wind
dagegen aus Nordwest auf, es reicht aber wohl nicht für warnrelevante Böen.
Ansonsten verläuft die Nacht aber erneut ruhig, wobei sich auch im Norden und
Nordosten mit Durchzug einer schwachen, sich auflösenden Warmfront wieder
dichtere tiefe Bewölkung bzw. Nebel breitmacht. Größere Wolkenlücken sind nach
wie vor am ehesten im Südwesten sowie an den Alpen zu erwarten, wo es erneut
leichten Frost und Nebel geben kann. Im Rest des Landes bleibt es dagegen
überwiegend frostfrei.


Modellvergleich und -einschätzung
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Anhand der synoptischen Basisfelder sind keine warn- und prognoserelevanten
Modellunterschiede auszumachen. Etwas auffällig sind die im Vergleich zu ICON-EU
und GFS leicht erhöhten simulierten Niederschlagsmengen des IFS aus der
Grundschichtbewölkung. In Summe ergeben sich nach Lesart des Modells bis
Freitagfrüh gebietsweise sogar mehr als 5 l/qm, nach GFS dagegen nicht einmal 1
l/qm.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff