DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-12-2021 09:01
SXEU31 DWAV 120800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 12.12.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wa
Mit Warmfrontdurchgang in den zentralen und östlichen/südöstlichen
Mittelgebirgen, eventuell auch im Osten örtlich Glatteis. Nachfolgend deutliche
Milderung und keine markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... reicht ein Höhenrücken vom Südwesten Europas über Frankreich hinweg
bis nach Deutschland und den Süden Skandinaviens. Dadurch gestützt wird am Boden
eine schmale Hochdruckzone, deren Schwerpunkt von Südfrankreich bis in den Süden
Deutschlands bzw. in den Alpenraum reicht.
Demgegenüber steht ein von der Irmingersee bis in die Norwegische See reichender
Höhentrog, der im Bodendruckfeld mit einem kräftigen und umfangreichen Tief
(KAMILLO, knapp unter 965 hPa) mit Kern westlich von Island verbunden ist. Die
Warmfront des Tiefs greift aktuell von Westen auf Deutschland über. Sie wird im
Tagesverlauf weiter südostwärts vorankommen und dabei die präfrontale kalte
Luftmasse (T850 hPa zwischen -1 und -5 Grad) durch deutlich mildere Atlantikluft
(T850 hPa 0 bis +5 Grad) ersetzen. Verbunden mit kräftiger WLA haben im Vorfeld
der Front bereits in der Nacht erste Niederschläge auf den Westen und Norden
Deutschlands übergegriffen. Bei frostfreien Verhältnissen bestand keine
Glättegefahr. Aktuell (08 UTC) erreicht das Niederschlagsgebiet allmählich auch
die östlichen Landesteile und damit etwas früher als von den Modellen
prognostiziert. Allerdings fällt der Niederschlag zunächst in eine relativ
trockene Schicht, sodass am vorderen Rand des Niederschlagsgebietes zunächst
noch nichts am Boden ankommt.
Mit Zufuhr milderer Luft steigt die Schneefallgrenze von Westen rasch deutlich
an, dennoch kann in den Mittelgebirgen kurzzeitig etwas Schnee fallen (<1cm).
Beim Übergang von Schnee zu Regen in Verbindung mit noch negativen
Belagstemperaturen kommt es zudem örtlich zu gefrierendem Regen mit
Glatteisbildung. Gefahr hierfür besteht vor allem in den zentralen und östlichen
bzw. südöstlichen Mittelgebirgen (erste Warnungen bereits aktiv), kann aber in
den kommenden Stunden auch Regionen Ostdeutschlands und dort insbesondere die
Lausitz betreffen. Die aktuellen Niederschlagsraten sind in den kritischen
Regionen mit 0,1 bis 0,5 mm/h gering. In den anderen Regionen sollte der
Tagesgang für eine rechtzeitige Erwärmung der Beläge sorgen. Eine überregionale
und länger anhaltende Glatteislage ist aus jetziger Sicht nicht zu erwarten, was
gegen eine Vorabinfo spricht. Mit Vorankommen Richtung Osten und Südosten
schwächen sich die Niederschläge aufgrund des antizyklonal konturierten
Geopotentials und nachlassender WLA weiter ab. Akkumuliert über den Tag kommen
in den meisten Regionen 0,5 bis 3 l/m² zusammen, lediglich in Staulagen der
westlichen und zentralen Mittelgebirge könnte es etwas mehr geben. Südlich der
Donau sowie von Niederbayern bis in die Oberpfalz bleibt es bis zum späten
Nachmittag noch weitgehend trocken. In diesen Regionen zeigt sich auch anfangs
noch zeitweise die Sonne, bevor auch dort im Laufe des Nachmittags die
Warmfrontbewölkung aufzieht.

Die am Nachmittag auf den Norden übergreifende nachfolgende Kaltfront des Tiefs
zeigt nur wenig Wetterwirksamkeit, da sie unter das weiter ansteigende
Geopotential gelangt. Zudem wird sie rasch rückläufig und geht in die Warmfront
eines weiteren Tiefs nördlich der Britischen Inseln über.

Der Druckgradient nimmt ein wenig zu, sodass in höheren Lagen Böen Bft 7 bis 8,
auf dem Brocken Bft 9 aus Südwest bis West auftreten können. Auch in exponierten
Lagen an der Nordsee sind einzelne Böen Bft 7 nicht ausgeschlossen. Die
Höchstwerte liegen zwischen nahe 10 Grad am Niederrhein und 2 Grad im äußersten
Osten und Südosten, wo die Milderung zögerlicher stattfindet.

In der Nacht zum Montag hat das weiter okkludierende Frontensystem auch den
Osten und Südosten Deutschlands überquert, sodass sich auch dort
niedertroposphärisch mildere Luft durchsetzen kann. Somit fallen die
auftretenden Niederschläge bis in Lagen über 1500 als Regen. Etwas länger dauert
es am östlichen Alpenrand mit dem Ansteigen der Schneefallgrenze, sodass dort
insbesondere im Berchtesgadener Land bis zum Morgen um 5 cm Neuschnee fallen. Im
Osterzgebirge, im Zittauer Gebirge und im Elbsandsteingebirge sowie im
Bayerischen Wald und vielleicht auch noch im Fichtelgebirge und in einigen
Alpentälern hält die Gefahr von Glätte durch gefrierenden Regen bei noch
negativen Belagstemperaturen zunächst noch an, wird sich aber im Laufe der Nacht
allmählich entspannen. Am längsten hält sich die Kaltluft am Boden im Bereich
des Bayerischen Waldes, was sich auch in den Prognosetemps durch eine warme Nase
äußert. Da sich dort im Bereich des Okklusionspunktes die Niederschläge auch
wieder etwas verstärken sollen, ist dort bei länger anhaltendem gefrierenden
Regen eine Unwetterwarnung nicht ausgeschlossen.

Im großen Rest des Landes verläuft die Nacht relativ unspektakulär. In der
feuchten Atlantikluft bleibt es meist frostfrei, im Nordwesten bei Tiefstwerten
von 7 bis 8 Grad sogar mild. Die tiefe Bewölkung liegt in den Mittelgebirgen
vielfach auf, sodass dort teils dichter Nebel auftritt, hier und da fällt im
Norden und Nordwesten im Bereich der rückläufigen Kaltfront auch etwas
Nieselregen. Der Wind schwächt sich allgemein wieder ab.

Montag... liegt Deutschland weiterhin unter dem Höhenrücken, der sich noch ein
wenig weiter über Skandinavien nordwärts ausweiten kann. Dadurch gestützt wird
weiterhin eine Hochdruckzone, die sich von Südwesteuropa über Mitteleuropa bis
in den Westen Russlands erstreckt. Oberhalb einer Absinkinversion auf etwa 850
hPa trocknet die Luftmasse deutlich ab, während unterhalb davon eine recht
feuchte Grundschicht zurückbleibt. Somit erwartet uns ein vielfach trüber Tag.
Im Osten und Südosten fällt im Bereich der ostwärts abziehenden rückläufigen
Kaltfront, die nun eher schon Warmfrontcharakter aufweist, noch etwas
Niederschlag. Dabei kann das Thema Glatteis insbesondere im Bayerischen Wald
zunächst noch eine Rolle spielen, bevor auch dort die Niederschläge bis zum
Mittag ostwärts abziehen. Am ehesten Wolkenlücken gibt es im äußersten Westen
bei südlichen bis südwestlichen Winden im Lee der Eifel, auch im Lee der
Schwäbischen Alb und des Schwarzwaldes sind im Bereich einer eher südöstlichen
Überströmung Wolkenlücken denkbar. Am sonnigsten wird es wohl in den Höhenlagen
der südwestlichen Mittelgebirge und der Alpen. Die Temperatur steigt auf sehr
milde 10 Grad im Nordwesten an, sonst liegen die Werte zwischen 5 und 9 Grad, im
Südosten Bayerns bei Werten um 4 Grad.

In der Nacht zum Dienstag nähert sich von Großbritannien und der Nordsee ein
Kurzwellentrog, sodass die Achse des Höhenrückens ein wenig südostwärts
abgedrängt wird. Diesem Trog vorgelagert ist die Kaltfront des Tiefs LUTZ mit
Kern über dem Europäischen Nordmeer, das zuvor als Randtief von KAMILLO über GB
hinweg nordostwärts gezogen ist. Diese Kaltfront erreicht bis in die Frühstunden
die südliche Nordsee und die Deutsche Bucht, sodass im äußersten Nordwesten
etwas Regen aufkommt. Auch abseits der Front kann es durch Hebung der
Wolkendecke im Norden und Westen hier und da etwas nieseln. Die
Niederschlagsmengen bleiben insgesamt gering. Da es dort frostfrei bleibt,
besteht keine Glättegefahr. In den weiteren Landesteilen bleibt es trocken,
wenngleich sich auch dort überwiegend dichte hochnebelartige Bewölkung hält.
Dort, wo die Wolkendecke Lücken bekommt bzw. noch hat, bildet sich Bodennebel.
Leichter Frost tritt nur gebietsweise im Süden auf, sodass dort streckenweise
Glätte durch gefrierende Nebelnässe oder Überfrieren von Restnässe (durch
Schmelzwasser oder Niederschläge vom Tag) nicht ausgeschlossen ist.

Dienstag... zieht der Kurzwellentrog über Deutschland hinweg ostwärts.
Nachfolgend kann sich vom Südwesten und Westen Europas erneut ein Höhenrücken
Richtung Deutschland aufwölben. Die Kaltfront greift von Nordwesten auf
Deutschland über und erreicht bis zum Abend auch die südöstlichen Landesteile.
Aufgrund des hierzulande dominierenden Hochdruckeinflusses bleibt sie wenig
wetteraktiv, sodass die daran gekoppelten Niederschläge in Form von Regen nur
gering ausfallen. Postfrontal lockert die Bewölkung im Norden ab dem Mittag
etwas auf. Im Süden bleibt es weitgehend trocken, in den Hochlagen der südlichen
Mittelgebirge und an den Alpen gibt es auch etwas Sonne. Sonst gestaltet sich
der Tag überwiegend trüb. Die Temperatur steigt auf 6 bis 9 Grad an, in einigen
süddeutschen Niederungen werden nur bis 5 Grad erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch verbleiben weite Teile des Landes unter
Hochdruckeinfluss. Auf den Norden und die Mitte greift zwar eine weitere
schwache Front über, unter den vorherrschenden Bedingungen bringt sie aber kaum
Niederschlag.
Der Druckgradient nimmt im Norden etwas zu und an der nordfriesischen Küste
kommen einzelne Windböen Bft 7 aus Südwest auf. Im Bergland Süddeutschlands und
an Alpen tritt etwas Frost auf. In der Mitte und im Süden kann sich Nebel bilden
oder noch vorhandene Nebelfelder verdichten sich wieder.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die betrachteten Modelle prognostizieren die Entwicklung übereinstimmend.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger