DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-12-2021 18:01
SXEU31 DWAV 091800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.12.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Bergland teils kräftiger Schneefall, sonst in den Nächten vielfach Frost und
Glätte. Vorübergehend im südwestlichen Bergland Sturmböen. Ab Sonntag von Westen
her milder.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir unter einem langgestreckten Trog, der sich ausgehend von
Seegebiet Island/Grönland nach Südosten erstreckt. Er überdeckt damit auch
Mitteleuropa und reicht bis ins Mittelmeer. In seinem Bereich bestimmt kalte
Meeresluft das Wetter in Deutschland, wobei vor allem nach Nordosten auch noch
etwas kältere Festlandsluft eingeflossen ist.
Insgesamt verhält sich der Trog leicht progressiv und kommt zögernd nach Osten
voran, wobei er durch einen weiteren Troganteil über die Britischen Inseln
wieder regeneriert wird.
Vor der ersten Trogache und gestützt durch schwache Warmluftadvektion treten
über dem Osten und Südosten leichte Schneefälle auf, die sich aber insgesamt
nach Osten zurückziehen und deren Westengrenze morgen früh nahe Oder und Neiße
liegt. Hier sind 1 bis 5 cm Neuschnee möglich, die bei Temperaturen etwas 0°C
auch im Flachland liegen bleiben können.
Vor dem nächsten Kurzwellenrog, der nach Großbritannien und Frankreich vorstößt,
liegt ein okkludierendes Frontensystem nebst Tief über der Nordsee, das zum
Morgen den Westen erfasst mit Niederschlägen, die bis ganz runter zumindest
teilweise als Schnee fallen und oberhalb von 200 m auch etwas Neuschnee oder
Schneematsch bringen können.
Dazwischen liegt ein Streifen mit kompensatorischem Absinken, das für eine kurze
Wetterberuhigung sorgt. Stellenweise lockert die ansonsten geschlossene
Wolkendecke auf und die Temperatur geht meist auf Werte um oder etwas unter 0°
zurück. Nur im Süden über der geschlossenen Schneedecke und bei größeren
Auflockerungen können schnell Werte im mäßigen Frostbereich, teils auch um -10
°C erreicht werden.
Im Westen frischt der südliche bis südöstliche Wind vor der neuen Okklusion auf
und bringt exponiert, eventuell bis ganz runter in Leelagen steife Böen.

Freitag ... zieht das Tief südostwärts über die Niederlande nach NRW während das
Frontensystem in den großen Trog über uns hineinlaufend rasch okkludiert und auf
den Südwesten übergreift. Es verliert dabei aber immer mehr an Kontur in den
thermischen Feldern und dürfte schließlich kaum mehr zu finden sein.
Mit Unterstützung von PVA vorderseitig des Randtrogs, der über Benelux nach
Südosten vorstößt, breiten sich stratiforme Niederschläge über weite Teile West-
und Süddeutschlands sowie der westlichen Mitte aus.
Anfangs und nach Osten fällt zunächst meist bis in die tiefen Lagen Schnee,
später nach Westen/Südwesten hin unterhalb von 400 m Regen. Bis zum Abend fallen
meist 3 bis 8 cm Schnee, exponiert lokal auch um 10 cm. Im Schwarzwald fallen
die Schneefälle, auch staubedingt stärker aus. Hier sind in Lagenoberhalb 600
bis 800 10 bis 15 cm, stellenweise oberhalb 1000m auch 15 bis 25 cm Neuschnee
nicht unwahrscheinlich.
Darüber hinaus frischt der zunächst südliche, später auf Südwest bis West
drehende Wind im Westen und Südwesten auf, was im Bergland und freien Leelagen
die eine oder andere Böe 7 Bft zur Folge hat. Stürmisch wird es im
Hochschwarzwald sowie auf einigen Alpengipfeln (8-9 Bft, exponiert 10).

Niederschlagsfrei bleibt es dagegen großteils im Norden und Osten, mal abgesehen
von einem Streifen von der Oder bis nach Vorpommern, wo durch einen Randtrog und
entsprechendes Aufgleiten leichte Schneefälle generiert werden, die bei
Temperaturen um 0°C auch tagsüber für geringen Neuschnee, Schneematsch und
Glätte gut sind.
Ansonsten kann sich vor allem von Sachsen bis zur Nordsee ab und zu die Sonne
durchsetzen.

Die Höchstwerte liegen meist zwischen 0 und 5°C, im Bergland sowie punktuell
auch im äußersten Osten (vor allem, wenn Schnee liegt) etwas unter dem
Gefrierpunkt.

In der Nacht zum Samstag verbleiben wir im Bereich des Höhentroges, der nach
Mittelitalien austropft. Das kleinräumige Bodentief weitet sich über
Norddeutschland nach Osten aus, füllt sich dabei aber auf. In seinem Bereich und
südlich davon bleibt es stark bewölkt mit weiteren Niederschlägen, die bis in
tiefe Lagen als Schneeregen oder Schnee fallen. Nur im Südwesten sollte die
Schneefallgrenze bei rund 400m liegen. Inwieweit ansonsten auch in tieferen
Lagen was liegen bleibt, ist unsicher, weil zumindest anfangs die Durchmischung
recht gut ist.

Im Bergland sind durchaus 1 bis 5, stellenweise um 10 cm Neuschnee über die
Nacht hinweg möglich, punktuelle auch mehr, wobei die Lage der Maxima und die
nördliche Grenze der Niederschläge insgesamt, unsicher bleibt.

Im Einflussbereich der trockeneren Festlandsluft nördlich der Rinne ist es teils
aufgelockert, niederschlagsfrei und vor allem im Nordosten auch kalt mit
Tiefstwerten um -5°C. Die Glättegefahr ist auch nur gering, wenn man von einigen
Schneeschauern an der Ostsee mal absieht.
Der Wind flaut mit dem langsamen Auffüllen des Tiefs ab. In Gipfellagen der
südwestdeutschen Mittelgebirge und der Alpen kann es anfangs stürmische Böen
bzw. Sturmböen aus Südwest bis West geben, in tiefen Lagen exponiert sind
anfangs 7er Böen nicht ausgeschlossen.
In den Niederungen West- und Südwestdeutschlands bleibt es gebietsweise
frostfrei, sonst gibt es leichten Frost und Glätte.

Samstag ... zonalisiert die Höhenströmung über dem mittleren Nordatlantik
zusehends. Dadurch stößt ein durch Warmluftadvektion gestützter Höhenkeil in die
Nordsee und nach Frankreich, was wiederum den Höhentrog bei uns nach Osten
abdrängt. Auf dessen Rückseite stellt sich über Deutschland eine nördliche
Höhenströmung ein, in der ein flacher Kurzwellentrog eingelagert ist.
Während sich die Tiefdruckrinne über Norddeutschland auffüllt, stößt ein
Bodenhochkeil von Frankreich her Richtung Süddeutschland vor. Damit setzt sich
die Gradientabschwächung aus der Nacht fort und lediglich anfangs sind im
Bergland steife bis stürmische Böen möglich, was aber wohl schon keine Warnungen
mehr erfordert.
Dazu gibt es im Bereich des Tiefs und weiter südlich weitere, meist leichte
Niederschläge, die unterhalb von 200 bis 400 m als Regen oder Schneeregen, sonst
als Schnee fallen. Häufig kommen auch im Bergland nur geringe Schneemengen
zustande, einige Staulagen im Schwarzwald und an den Alpen sind aber mit etwas
größeren Neuschneezuwächsen in den Modellen bedacht. Dies ist wegen der
Modellunterschiede weiter unsicher, ebenso wie die Ausdehnung der Niederschläge
nach Norden hin.
Dabei dreht auch im Norden und Nordosten die Strömung allmählich auf West, der
Gradient bleibt dabei aber so schwach, dass es im Nordosten erneut für
Dauerfrost reicht. Grob gesagt sollte es über der Nordhälfte meist trocken
bleiben, lediglich in Küstennähe ist eine leichte Schauertätigkeit möglich.

An der Temperatur ändert sich nur wenig, die Höchstwerte liegen bei -2°C an der
unteren Oder und +5°C am Rhein.

In der Nacht zum Sonntag kräftigt sich kurzer Hochdruckeinfluss bei uns.
Angetrieben von einer Austrogung über dem Nordatlantik kommt der Rücken nach
Frankreich voran und stützt den Bodenhochkeil über dem Süden und der Mitte.
Die Schneefälle ziehen sich in den Südosten und die östliche Mitte zurück und
werden schwächer. Bis in tiefe Lagen ist zunächst etwas Neuschnee und
Schneematsch möglich, im Bergland 1 bis 5 cm Neuschnee.

Auf den Nordwesten und Westen greift im Laufe der Nacht die Warmfront eines
Sturmtiefs bei Island über. Gestützt durch kräftige Warmluftadvektion, die den
Rücken überläuft werden Niederschläge ausgelöst, die dank rascher Milderung in
der Höhe als Regen fallen. Wahrscheinlich ist lediglich im westlichen Bergland
eine gewisse/geringe Gefahr für gefrierenden Regen vorhanden, sonst steigen die
Temperaturen im Laufe der Nacht vor Einsetzen des Regens eher wieder an und
Glätte sollte kein Thema sein.
Davor lockert die Bewölkung teils stärker auf, lokal bildet sich Nebel und Reif
und die Luft kühlt ab auf -1 bi -5°C, im Süden teils darunter. Auch durch
gefrierende Nässe kann es stellenweise glatt werden.

Sonntag ... kommt der Höhenrücken, blockiert durch den Trog weiter östlich, nur
sehr zögernd nach Osten voran, seine Achse reicht dennoch zum Abend über
Frankreich genau nach Deutschland herein.

In Schüben gelangt an dessen Nordflanke mildere Meeresluft (T850 0 bis +4°C)
nach Deutschland; zuerst hinter der Warmfront des Islandtiefs, dann hinter einer
rasch folgenden Warmfront einer Welle bei Schottland.
Die Milderung greift vor allem in der Höhe rasch nach Osten aus; bodennah setzt
sich die milde Luft zuerst nur im Westen gut durch, wo bis +10°C möglich sind.
Der Regen breitet sich ebenso rasch wie die Milderung in der Höhe nach Südosten
aus, wobei die feste Phase lediglich im äußersten Südosten relevant werden kann.
Ansonsten steigt die Schneefallgrenze rasch über die Gipfellagen der
Mittelgebirge hinaus an.
Je nach Timing ist im Nordosten und im Bergland gefrierender Regen möglich, da
zum einen im Nordosten bodennah der Wind wieder rückgedreht hat auf Südost und
sich zum anderen im Bergland noch Kaltluftreste oder eine dünne Schicht mit
Temperaturen unter dem Gefrierpunkt halten kann. Es sieht aber zunächst mal
nicht nach überregionalem Glatteis aus, was sich aber je nach Timing bzw.
vorangegangener Abkühlung noch ändern kann.

Die damit verbundene Gradientzunahme fällt überschaubar aus. An der Nordsee und
im Bergland kommen steife Böen aus Süd bis Südwest auf und einige exponierte
Gipfel können stürmische Böen oder Sturmböen abbekommen; das war`s aus
windwarntechnischer Sicht.

Die Temperatur steigt auf 1 bis 2°C ganz im Nordosten, sonst meist auf +3 bis
+8°C.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die grundsätzliche Entwicklung ist recht sicher. Die Unsicherheiten liegen im
Detail und fangen schon nachts und morgen tagsüber, wenn die Zugbahn des kleinen
Tiefs unsicher wird und die damit verbundene Ausbreitung der neuen
Niederschläge. IFS 00z simulierte langsamer und weiter südlich, als die anderen
Modelle, die in den letzten Läufen sich dieser Lösung aber annähern. Fraglich
sind auch die Schneeakkumulationen, sowohl im Bergland, als auch in tieferen
Lagen, hier ist Nowcasting gefragt. Der mögliche gefrierende Regen am Sonntag
ist ebenfalls unsicher, nach Unwetter sieht es aktuell aber (bei weitem) nicht
aus.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner