DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-12-2021 19:30
SXEU31 DWAV 071800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.12.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Kommende Nacht und Mittwochfrüh im Süden/Südwesten eventuell Glatteis, Unwetter
nicht ausgeschlossen. Nachts und am Mittwoch an der Nordsee und auf den Bergen
stürmischer Böen oder Sturmböen.
Von Mittwochvormittag bis Donnerstagmittag im Süden örtlich markanter Neuschnee,
im Allgäu auch Unwettermengen möglich.
Ansonsten im Bergland oberhalb 400 bis 600 m sowie im Nordosten meist nur
leichter Schneefall und winterlich. Sonst in tiefen Lagen mitunter Regen oder
Schneeregen, nur gebietsweise auch mal nasser Schnee.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... In der Nacht schwenkt von den Britischen Inseln ein umfangreicher
Trog nach Westfrankreich, ein schwacher Randtrog nach Benelux. Im Kern des
Troges fand heute bei Irland eine Rapide Zyklogenese bei Irland statt, das
nunmehr eine fast senkrechte Achse besitzt und seinen Höhepunkt damit erreicht
hat. Es besitzt aktuell einen Kerndruck von 959 hPa! Diese Tief HARRY (oder
BARRA) kann damit als Orkantief bezeichnet werden.
Die Okklusion des Tiefs greift mit WLA und PVA auf die Westhälfte des Landes
über; die Niederschläge breiten sich bis auf eine Linie Nordfriesland - Harz -
Allgäu aus; die Niederschlagsmengen betragen 1 bis 7 l/m2, respektive cm; Schnee
kann zum Teil bis ganz nach unten fallen; im Bergland fällt durchweg Schnee.
Ganz im Westen lässt der Niederschlag in der zweiten Nachthälfte nach. Im Osten
ist es dagegen weitgehend trocken. Der Wind frischt an der Nordsee und im
Bergland wieder böig bis stark auf; die Tiefstwerte liegen zwischen 3 und -1
Grad im Westen und zwischen 0 und -7 Grad sonst.
Im Süden ist anfangs häufiger gefrierender Regen möglich, da in 850 hPa die
Temperatur knapp über null Grad ansteigt, da ein Schwall milde Luft mit
Temperaturen von knapp über 0 Grad zwischen 900 und 850 hPa in den Südwesten
eindringt und eine "warme Nase" mit entsprechendem Schmelzpotenzial
hervorbringen soll.
Mit Übergreifen der Front frischt im Bergland und in Teilen NRWs sowie im
Nordseeküstenbereich der Wind in Böen stark auf. An der See sind 8er und 9er
Böen möglich, auf exponierten Bergen kann es ebenfalls Sturmböen und schwere
Sturmböen geben.

Mittwoch ... weitet sich der oben beschriebene Trog nach Süden bis zur
Iberischen Halbinsel aus, was ihn in seiner ostwärtigen Verlagerung jedoch
ausbremst. Tief HARRY zieht im Zuge dessen zur westlichen Nordsee und schwächt
sich ab (knapp unter 985 hPa). Die Okklusion kommt nur noch langsam ostwärts
voran und schwächt sich ab, wobei um 18 UTC ein Streifen von Mecklenburg bis
nach Westsachsen mit Schneefall bedacht wird. Die Front wird von dem Hoch über
Nordwestrussland geblockt.
Im Norden und in der südöstlichen Mitte schwächen sich die Niederschläge dabei
so weit ab, dass mit 1 bis 3 cm in 6 Stunden nur geringe Mengen simuliert
werden. Am Westrand des Niederschlagsgebietes kann der Schnee in Regen
übergehen.
Im Süden dagegen nimmt die Niederschlagsaktivität ab Mittag wieder zu. Das liegt
an einem um den Trog herumlaufenden Randtrog, der über den Seealpen bei starker
PVA eine Zyklogenese auslöst und die resultierende Hebung bis nach Deutschland
bringt. So werden im Süden 12-stündig Niederschlagsmengen von 4 bis 10, im hohen
Allgäu 15 bis mehr als 20 l/m2 vorhergesagt. In Schnee umgerechnet kann das
durchaus auch bis 25 cm Neuschnee bedeuten. Am Nordwestrand des
Niederschlagsgebietes kann es unterhalb von 300 bis 400 m auch regnen.

Im Westen und Nordwesten hingegen bleibt es größtenteils trocken, wie auch
präfrontal im Osten (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Ost-Sachsen).
Auflockerungen bleiben jedoch selten, am ehesten gibt es sie noch im Westen.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus Südost mit starken Böen an der See und auf
den Bergen, anfangs kann es exponiert noch stürmische Böen geben.
Die Höchstwerte liegen zwischen -1 und 3 Grad in der Osthälfte und zwischen 3
und 7 Grad im Westen, am Niederrhein vielleicht gar 8 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag weitet sich der Trog noch etwas nach Süden aus,
wobei er im Südteil allmählich wieder Fahrt aufnimmt und ein wenig nach Osten
vorankommt. Der nördliche Teil des Trogs wird durch diesen Vorgang aber etwas
ausgebremst. Ein Drehzentrum des Trogs bleibt dabei vor Schottland liegen
(hochreichendes Tief HARRY), ein weiteres Höhentief bildet sich über den
Italienischen Alpen.

Vom Trog und dem Tief über dem westlichen Alpenhauptkamm, das über Norditalien
nach Osten zieht, werden weitere Hebungsimpulse bis in den Norden und Nordosten
Deutschlands gesteuert (WLA und PVA), sodass sich die Niederschläge aus dem
Süden dahin ausbreiten. Die Niederschlagsmengen betragen 1 bis 5, lokal bis 8
und am Alpenrand bis um 20 l/m2. Allerdings fällt bis in tiefe Lagen meist
Schnee, sodass fast überall im Osten und Süden mit Neuschnee mit entsprechenden
Mengen zu rechnen ist.
Im 18stg. Zeitraum ergeben sich im Oberallgäu Mengen von durchaus über 30 cm.
Postfrontal fällt vom Westen bis zur Mitte dagegen kaum noch Niederschlag und
der Gradient fächert auf.
Der Wind weht schwach bis mäßig, an der Ostsee anfangs noch stark aus Ost bis
Südost, im Westen aus Südwest bis Süd.
Es kühlt sich auf 2 bis -7 Grad ab, frostfrei bleibt es in einigen Niederungen
im Westen und Südwesten sowie an der Nordsee.

Donnerstag ... schwenkt der Trog in seiner Gesamtheit ein wenig nach Osten und
erfasst Deutschland vollständig, derweil löst sich Tief HARRY weitgehend auf.
Mit der Höhentrogspitze über Norddeutschland werden die stärksten Hebungsimpulse
über dem Nordosten Deutschland hinweg geführt, womit die Schneefälle (nur
vereinzelt Schneeregen) sich mehr und mehr dorthin verlagern und im Süden
langsam nachlassen.
Ein wenig feuchtere Luftmassen werden zudem vom ehemaligen Tief HARRY mit einem
Bodentrog in den Südwesten Deutschlands eingesteuert, was dort die
Niederschlagstätigkeit ein wenig anregt. Bei einer Schneefallgrenze von 300 bis
600 m fällt dort allerdings meist nur im Bergland Schnee, weiter unten dominiert
die flüssige Phase. Die Neuschneemengen liegen in den höheren Lagen aber
wahrscheinlich nur bei 2 bis 5 cm.
Im Nordwesten Deutschlands bleibt es noch weitgehend trocken.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus Süd bis Südwest, im Nordosten in der
Kaltluft noch aus Südost.
Die Höchsttemperaturen liegen im Nordosten bei -1 Grad und sonst zwischen 2 und
7 Grad mit den höchsten Werten in Südbaden.

In der Nacht zum Freitag kommt der Höhentrog über dem Vorhersagegebiet nur
langsam ostwärts voran, der Bodentrog verliert zunehmend an Kontur und schwenkt
über den Westen des Landes allmählich nordostwärts, wobei es vom Nordwesten bis
in den zentralen und westlichen Mittelgebirgsraum zumindest nach ICON noch
weitere Schauer gibt. Diese fallen oberhalb von etwa 200 bis 400 m, teilweise
auch bis in tiefere Lagen als nasser Schnee.
Im äußersten Osten und Nordosten fällt anfangs noch verbreitet Schnee durch
Aufgleitvorgänge, was nun auch durch GFS und IFS gestützt wird.
Derweil greift ein weiterer kurzwelliger Troganteil auf Nordfrankreich über und
führt etwa im Bereich Südostengland zu einer Zyklogenese (06 UTC). Die
korrespondierenden Niederschläge greifen aber noch nicht auf uns über.
Während es in einigen Niederungen Westdeutschlands erneut frostfrei bleibt, gibt
es sonst verbreitet Frost und Glätte durch Schnee und Überfrieren.

Freitag ... Trog mit Bodentief ziehen zum westlichen Deutschland, wobei je nach
Modell eine leicht unterschiedliche Bodentieflage simuliert wird (IFS: südliches
Emsland, GFS: Nordbelgien und ICON im Rheinland). Dabei greifen die zugehörigen
Niederschläge auf den Westen und Südwesten über und bei 850-hPa-Temperaturen
zwischen -3 und -4 Grad fällt meist erst oberhalb von 400 m Schnee, darunter
meist Regen oder Schneeregen. Am Nachmittag breiten sich die Schnee- und
Schneeregenfälle nach Bayern aus. Im Norden und Osten bleibt es meist trocken
und vor allem im Lee des Erzgebirges scheint auch mal die Sonne. In Vorpommern
ist etwas Schneefall möglich.
Eventuell wird der Dauerfrost im Nordosten gebrochen, Mosmix deutet zumindest
Höchstwerte bei 1 Grad an (Erfahrungen zeigen aber, dass bei südöstlichem Wind
und Schneebedeckung die Temperatur noch meist bei 0 Grad hängen bleibt). Dort
bleibt es also winterlich.
Ansonsten werden Werte zwischen 2 und 5, nördlich des Haarstranges auch bis 6
Grad erreicht.
Der Wind ist lediglich auf einigen exponierten Bergen stark bis stürmisch aus
Südost, in den Alpen und im Hochschwarzwald aus Südwest.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum recht ähnlich, Differenzen wurden
oben beschrieben.

Was den Neuschnee angeht so zeigt CosmoLEPS im Oberallgäu recht hohe
Wahrscheinlichkeiten für Neuschneemengen über 30 cm innerhalb von 24 Stunden bis
Donnerstagmorgen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden