DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-12-2021 09:01
SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 06.12.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von HFz zu Ww

Zunächst ruhiges Wetter. In der kommenden Nacht im Westen und Südwesten, am
Dienstag bis nach Ostbayern, Thüringen, Westmecklenburg und Schleswig-Holstein
meist leichter Schneefall, im Westen in Regen übergehend. In den Süd-Staulagen
der Mittelgebirge 5 bis 10 cm Neuschnee möglich.

In der Nacht zum Mittwoch im Westen und Südwesten erneut leichter Schneefall,
der am Tage bis zur Mitte vorankommt. Im Süden anfangs vereinzelt auch
Glatteisregen! Im Laufe des Mittwochs im Süden sich verstärkender Niederschlag
und häufig bis in tiefe Lagen Schneefall. Dabei örtlich markante
Neuschneemengen!

An der See mitunter steife, vereinzelt stürmische Böen. Auf einigen exponierten
Bergen Sturmböen.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Anfangs liegt der Südosten von Deutschland noch auf der Vorderseite
des Troges vom Höhentief über Oberitalien. Andererseits schwenkt aber ein
atlantischer Höhenkeil im Tagesverlauf von Südostengland nach Deutschland und
stützt dort eine Hochdruckbrücke, die sich vorübergehend vom Skandinavischen
Hoch bis zum Azorenhochkeil über Südfrankreich bildet (Luftdruck über 1015 hPa).
Vom Atlantik nähert sich aber ein weiterer Trog, der mit seiner Achse um 18 UTC
Wales erreicht, so dass am Nachmittag im Westen schon wieder Druckfall einsetzt
mit aufkommenden steifen Windböen an der Nordsee (aus Südost) im Vorfeld der
Okklusion eines Tiefs südöstlich von Island. Bei uns ergibt sich tagsüber
dadurch eine ruhige Wetterlage. Teils kommt etwas die Sonne heraus, teils halten
sich Hochnebelfelder oder SC-Felder und von Westen ziehen gegen Abend dicht hohe
Wolken auf. Niederschlag spielt keine große Rolle, nur von der Lausitz bis zum
Erzgebirge und ganz im Süden kann es bis in den frühen Nachmittag noch etwas
schneien (meist 1 bis 5 cm). Bei noch etwas abgekühlter Luftmasse (zwischen -5
Grad im Westen und -10 Grad im Nordosten in 850 hPa) erreichen die Höchstwerte
häufig 0 bis 5°C mit den tiefen Werten im Osten und den hohen Werten im
Rheinland. Oberhalb von 300 bis 400m (Osten) bis 600 m (Westen) gibt es auf
meist Dauerfrost.

In der Nacht zum Dienstag wandert der Keil rasch nach Osten bzw. Südosten ab.
Der nachfolgende Höhentrog und die vorlaufende Okklusion können damit auf den
Westen und Südwesten übergreifen. Die postfrontal einfließende Atlantikluft ist
minimal milder als die vorgelagerte Luftmasse, weshalb die stratiformen
Niederschläge häufig und über längere Zeit bis in die tiefen Lagen als Schnee
fallen. Nur langsam steigt die Schneefallgrenze ganz im Westen aufgrund der
zunehmenden Durchmischung auf 200 bis 400 m an, so dass beim morgendlichen
Berufsverkehr in Teilen des Rheinlandes wohl nicht mehr viel von der weißen
Pracht übrig sein sollte. Ansonsten dürfte es aber auf den Straßen stärkere
Verkehrsbehinderungen durch Neuschnee geben, denn bei Temperaturen um den
Gefrierpunkt sollte es meist für eine 1 bis 4 cm dünne Neuschneeauflage reichen.
In den Südstaulagen der Mittelgebirge können lokal auch 5 bis 10 cm fallen
(markante Warnung!). Im Südwesten sind einige Böen 7 Bft am Start, im
Hochschwarzwald Böen 8 Bft. Die Schneefälle erreichen in den Frühstunden auch
den Westen Bayerns.

Ruhig gestaltet sich die Nacht nach Nordosten und Osten, wo es teilweise
auflockert und weitgehend niederschlagsfrei bleibt. Bei Tiefstwerten zwischen -1
und -5°C bilden sich einige Nebelfelder.


Dienstag... füllt sich der Höhentrog mehr und mehr auf bzw. wird durch einen von
Westen vorstoßenden Rücken abgelöst. Da gleichzeitig am Boden Druckanstieg
einsetzt, wird die Rinne respektive der Bodentrog, in dem die Okklusion liegt,
zusehends zugeschüttet. Übrig bleibt ein schmales, von Nordwest nach Südost
reichendes frontales Niederschlagsband, aus dem es von Südostbayern bis ins
östliche Niedersachsen und nach Schleswig-Holstein, später eventuell bis nach
Mecklenburg zeitweise schneit, an seinem Westrand auch regnet. Der präfrontale
Osten und Nordosten bleiben ebenso weitgehend trocken wie der postfrontale
Westen und Südwesten (in beiden Regionen Auflockerungen, vereinzelt auch
Aufheiterungen). Während im Süden Vorpommerns und im Nordosten Brandenburgs
örtlich ein Eistag auf der Agenda steht, reicht es im Rheintal für 6, vereinzelt
auch für 7 Grad. Dazu weht im Norden ein mäßiger, an der See teils frischer
Südostwind mit 6er und exponiert mit 7er Böen.
Im Süden kommt der schwache bis mäßige Wind zunächst noch aus West bis Südwest,
bevor er ebenfalls am Nachmittag und Abend über Süd auf Südost dreht.

In der Nacht zum Mittwoch wiederholt sich das Spiel auf ähnliche Art und Weise
wie in der Vornacht.
Der Höhenkeil wird nämlich von einem atlantischen Trog mit Höhentiefkern über
Nordirland (Lage um 06 UTC) abgedrängt und erneut greift auf den Westen und
Südwesten eine Okklusion über. Dabei kommen vom westlichen Niedersachsen bis
nach Baden-Württemberg Niederschläge auf, die anfangs bis in tiefe Lagen als
Schnee fallen. Allerdings sind die simulierten Niederschlagsmengen etwas
niedriger als in der Nach zuvor, denn es stehen meist nur 2 bis 4 mm auf der
Agenda, was allerdings immer noch für Verkehrsbehinderungen im morgendlichen
Berufsverkehr reicht. Knapp über 5 cm Neuschnee werden nur punktuell simuliert,
am ehesten im Südschwarzwald. Insofern sollte diesmal die gelbe Warnung
ausreichen und in Teilen des Rheinlandes dürfte es kaum für eine
Neuschneeauflage reichen. Vor der Okklusion wird etwas wärmere Luft advehiert,
so dass zwischen 850 und 900 hPa eine warme Nase im Modelltemp entsteht.
Insofern wäre vorübergehend auch gefrierender Regen nicht ausgeschlossen. Weiter
östlich ist es dagegen noch trocken bei leichtem, in Südostbayern auch mäßigem
Frost.

Mittwoch... kommt die Front unter Abschwächung bis zum östlichen
Mittelgebirgsraum voran, wo sie erneut geblockt wird. Außerdem rückt der
nachfolgende Höhentrog nicht wirklich nach, sondern weitet sich nach Süden aus.
Durch eine Teiltiefbildung südlich der Alpen werden die Hebungsprozesse im Süden
und Südwesten noch mal regeneriert, wodurch es dort zu länger andauernden
Niederschlägen kommt. Die Schneefallgrenze liegt zwischen 200 und 600 m, teils
schneit es auch bis ganz runter. Davon betroffen wäre ein Streifen vom südlichen
Baden-Württemberg und dem Allgäu bis zum Thüringischen Schiefergebirge. Der
anfangs noch stürmische Südostwind an den Küsten wird im Tagesverlauf schwächer.
Die Höchstwerte liegen zwischen -1°C im Nordosten und +7°C am Niederrhein.

In der Nacht zum Donnerstag bildet sich an dem Frontenzug im Süden eine
Frontalwelle, die nach derzeitigem Stand wahrscheinlich das Vogtland ansteuert.
Ursache für die Wellenentwicklung ist eine Randtrog des Höhentiefs im Raum
England (500 hPa), der nach Südwestdeutschland schwenkt. So dauern die Aufgleit-
bzw. Scherungsniederschläge im Süden weiter an und betroffen von den Schnee- und
Schneeregenfällen sind am ehesten Württemberg und weite Teile von Bayern (außer
der äußerste Südosten). Innerhalb von 12 Stunden fallen meist 3 bis 10 cm
Neuschnee, nach IFS im Raum Allgäu auch deutlich mehr. Im Westen und Nordwesten
sowie ganz im Nordosten ist es dagegen meist trocken.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Schwerpunkte des Schneefalls kommende Nacht werden unterschiedlich gesetzt.

Da helfen die EPS-Ergebnisse weiter: ICON-D2-EPS berechnet über 60 Prozent
Wahrscheinlichkeit für Neuschneemengen über 5 cm im Bergischen Land und im
südlichen Rothaargebirge und gut 20 Prozent sind es im Taunus, Vogelberg und im
Schwarzwald.

CosmoLEPS zeigt zusätzlich hohe Wahrscheinlichkeiten im südlichen Odenwald, im
Hochwald (Hunsrück) und in der Eifel.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden