DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-12-2021 09:30
SXEU31 DWAV 050800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.12.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrM, ab Dienstagabend TB

Zunächst bevorzugt im Nordosten sowie oberhalb 400 m auch in den westlichen
Mittelgebirgen sowie in Südostbayern leichte Schneefälle. An der Küste exponiert
stürmische Böen um Nordost.
Am Montag ruhiges Wetter, erst in der Nacht zum Dienstag im Westen und Südwesten
sowie im Westen Bayerns, leichter, in Staulagen auch mäßiger Schneefall.
Am Dienstag von Bayern bis nach Niedersachsen meist nur noch leichte
Schneefälle, nach Westen hin teils in Regen übergehend.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt heute im Zirkulationsbereich eines umfangreichen
Cut-Off-Tiefs vor Holland, das sich nur langsam zum westlichen Deutschland
bewegt, während das Bodentiefzentrum über Belgien etwas zurückhängt. Seine
Okklusion kommt damit im Nordosten nicht mehr weiter nordwärts voran und es
bildet sich über Polen sogar ein Randtief, so dass die Front im Tagesverlauf
eher rückläufig wird. Nördlich der Front herrscht ein kräftiger Nordost- bis
Ostwind, der nach Süden hin aber in Frontnähe rasch schwächer wird. Dadurch wird
niedertroposphärisch kältere Luft angezapft, so dass bis 18 UTC die Temperatur
im Nordosten auf -6 bis -7 Grad absinkt. So kann sich von der Deutschen Bucht
bis nach Vorpommern ein Niederschlagsgebiet halten, wobei meist Schnee oder
Schneeregen, im nördlichen Schleswig-Holstein und in Ostseenähe auch Regen
fallen kann. Tagsüber gibt es aber nur gebietsweise eine nasse Neuschneeauflage
von 1 bis 3 cm und auf den Straßen kann sich Schneematsch bilden.
Im übrigen Deutschland ist im Bereich des Höhentiefs maritime Polarluft
eingeströmt mit 850-hPa-Temepraturen zwischen
-3 und -5 Grad. Dabei führt das Tief immer wieder kleinere Niederschlagsgebiete
von Frankreich und Belgien her ins westliche Deutschland, wobei oberhalb von 300
bis 400 m meist Schnee fällt und oberhalb 500 bis 600 m der Schnee auch liegen
bleiben kann.
Im Südosten herrscht noch auf der Ostseite des bis zum westlichen Mittelmeer
reichenden Höhentroges eine südliche Höhenströmung, so dass dort in der oberen
Troposphäre weiterhin feuchte Luft vom Mittelmeer aufgleitet. So kommt es in
Südostbayern zu einer Scherungssituation und damit zu leichten Schneefällen, die
Mengen zwischen 2 und 5 cm, in den Alpen auch bis 10 cm bringen können.
Der Wind weht an der See kräftig aus Nordost bis Ost mit steifen, sehr exponiert
mit stürmischen Böen.

In der Nacht zum Montag verlagert sich das Höhentief zu den Alpen und rückseitig
steigt damit das Geopotential an, wobei der atlantische Höhenkeil Südostengland
erreicht. Mit dem Potentialanstieg kann sich der Skandinavienhochkeil bis nach
Norddeutschland vorschieben, so dass die bodennahe Strömung im gesamten Norden
und Osten auf Ost bis Nordost dreht. So gewinnt die bodennahe Kaltluft, die
abends den Nordosten erreicht hat, weiter an Raum und kommt bis in den Nordosten
von Thüringen voran. Dabei könnte der Sprühregen im Osten gegen Morgen wieder in
Schneegriesel übergehen mit entsprechender Glättebildung. Im Ostseeküstenbereich
könnten durch den Lake-Effekt auch mal kräftigere Schnee- oder Graupelschauer
auftreten. Im Alpenraum gibt es anfangs noch die Scherungssituation mit leichten
Schneefällen.
Ansonsten lassen die Schauer allmählich nach, aber es klart nur vereinzelt auf
und dann geht die Temperatur schnell in den Frostbereich mit Glättebildung.
Gebietsweise bleiben die Temperaturen in den westdeutschen Flusstälern und
möglicher Weise auch bis ins südliche Emsland auch bei +1 Grad hängen, so dass
es nicht zum Überfrieren kommt.
Der Wind schwächt sich in der 2. Nachthälfte im Küstenbereich ab.

Montag... schwenkt der oben beschrieben Atlantische Höhenkeil im Tagesverlauf
nach Deutschland und stützt dort eine Hochdruckbrücke, die sich vorübergehend
vom Skandinavischen Hoch bis zum Azorenhochkeil über Südfrankreich bildet
(Luftdruck über 1015 hPa). Vom Atlantik nähert sich aber ein weiterer Trog, der
mit seiner Achse um 18 UTC Wales erreicht, so dass am Nachmittag im Westen schon
wieder Druckfall einsetzt mit aufkommenden steifen Windböen an der Nordsee (aus
Südost). Bei uns ergibt sich tagsüber dadurch eine ruhige Wetterlage. Teils
kommt etwas die Sonne heraus, teils halten sich Hochnebelfelder und von Westen
ziehen am Spätnachmittag dicht hohe Wolken auf. Niederschlag spielt keine große
Rolle, nur im östlichen Bergland kann es noch etwas krümeln. Bei noch etwas
abgekühlter Luftmasse (meist bei -5 oder -6°C in 850 hPa) erreichen die
Höchstwerte häufig 0 bis 5°C mit den tiefen Werten im Osten und den hohen Werten
im Rheinland. Eventuell könnte es vom südlichen Mecklenburg-Vorpommern bis nach
Ostsachsen in tiefen Lagen auch für geringen Dauerfrost reichen. Oberhalb von
300 m (Osten) bis 600 m (Westen) gibt es auf jeden Fall Dauerfrost.

In der Nacht zum Dienstag greifen Höhentrog und okkludierendes Frontensystem auf
den Westen und Südwesten über. Die postfrontal einfließende Atlantikluft ist
minimal milder als die vorgelagerte Luftmasse, weshalb die stratiformen
Niederschläge häufig und über längere Zeit bis ganz runter als Schnee fallen.
Nur langsam steigt die Schneefallgrenze ganz im Westen aufgrund der zunehmenden
Durchmischung auf 200 bis 300 m an, so dass beim morgendlichen Berufsverkehr in
Teilen des Rheinlandes nicht mehr viel von der weißen Pracht übrig sein sollte.
Ansonsten dürfte es aber auf den Straßen stärkere Verkehrsbehinderungen durch
Neuschnee geben, denn bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sollte es meist für
eine 2 bis 4 cm dünne Neuschneeauflage reichen. In den Südstaulagen der
Mittelgebirge können lokal auch 5 bis 10 cm fallen (markante Warnung!). Im
Südwesten sind einige Böen 7 Bft am Start, im Hochschwarzwald Böen 8 Bft. Die
Schneefälle erreichen in den Frühstunden auch den Westen Bayerns.

Ruhig gestaltet sich die Nacht nach Nordosten hin, wo es teilweise auflockert
und weitgehend niederschlagsfrei bleibt. Bei Tiefstwerten zwischen -1 und -5°C
bilden sich einige Nebelfelder.


Dienstag... füllt sich der Höhentrog mehr und mehr auf bzw. wird durch einen von
Westen vorstoßenden Rücken abgelöst. Da gleichzeitig am Boden Druckanstieg
einsetzt, wird die Rinne respektive der Bodentrog, in dem die Okklusion liegt,
zusehends zugeschüttet. Übrig bleibt ein schmales, von Nordwest nach Südost
reichendes frontales Niederschlagsband, aus dem es von Südostbayern bis ins
westliche Niedersachsen zeitweise schneit, an seinem Westrand auch regnet. Der
präfrontale Osten und Nordosten bleiben ebenso weitgehend trocken wie der
postfrontale Westen und Südwesten (in beiden Regionen Auflockerungen oder
Aufheiterung). Während in Vorpommern zumindest punktuell ein Eistag auf der
Agenda steht, reicht es im Rheintal für 6, vereinzelt auch für 7 Grad. Dazu weht
im Norden ein mäßiger, an der See teils frischer Südostwind mit 6er und
exponiert mit 7er Böen. Im Süden kommt der schwache bis mäßige Wind zunächst
noch aus westlichen Richtungen, bevor er ebenfalls am Nachmittag und Abend über
Süd auf Südost dreht.

In der Nacht zum Mittwoch wiederholt sich das Spiel auf ähnliche Art und Weise
wie in der Vornacht.
Der Höhenkeil wird nämlich von einem atlantischen Trog mit Höhentiefkern bei
Schottland (Lage um 06 UTC) abgedrängt und erneut greift auf den Westen und
Südwesten eine Okklusion über. Dabei kommen vom Emsland bis nach
Baden-Württemberg Niederschläge auf, die anfangs bis in tiefe Lagen als Schnee
fallen. Allerdings sind die simulierten Niederschlagsmengen etwas niedriger als
in der Nach zuvor, denn es stehen meist nur 2 bis 4 mm auf der Agenda, was
allerdings immer noch für Verkehrsbehinderungen im morgendlichen Berufsverkehr
reicht. Knapp über 5 cm Neuschnee werden nur von GFS im Pfälzer Bergland
simuliert. Insofern sollte diesmal die gelbe Warnung ausreichen und in Teilen
des Rheinlandes dürfte es kaum für eine Neuschneeauflage reichen. Weiter östlich
ist es dagegen noch trocken bei leichtem Frost.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum recht ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden