DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-12-2021 09:01
SXEU31 DWAV 040800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.12.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu TrM
Anfangs noch gefrierender Regen mit Unwettergefahr im Süden. Kommende Nacht vor
allem im Norden gebietsweise Schneefall, teils intensiv mit markanten Warnungen.
In den Folgetagen ruhiger und relativ kalt.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Am heutigen Samstag... bestimmt ein von Westen heranziehender Langwellentrog das
Wettergeschehen. Auf dessen Vorderseite herrscht kräftige Warmluftadvektion, die
zunächst einen Höhenrücken aufbaut, der heute über Deutschland hinweg schwenkt,
während der Trog mit der Höhenkaltluft (in 500 hPa bis -34°C) Frankreich
erreicht. Bodennah ist ein umfangreicher Tiefdruckkomplex (Edi & Frank) auf der
Wetterkarte zu finden, der weite Teile von Mittel- bis nach Nordwesteuropa
beeinflusst, auch über dem Nordwesten Russlands liegt noch ein Tief. Hoher Druck
herrscht dagegen in Nordskandinavien und in Südosteuropa. Auf der Vorderseite
des Langwellentrogs wird dabei das Tief Frank heute von Nordfrankreich nach
Westdeutschland gesteuert. Seine Warmfront überquert die gesamte Südwesthälfte,
ab dem späteren Nachmittag gelangt dann die Kaltfront, hinter der eine recht gut
durchmischte atlantische Luftmasse (T850 -2 bis -4°C) liegt, den Südwesten.
Ebenfalls relativ kalte Luft, aber gealtert und stabiler geschichtet, liegt über
dem Norden und Nordosten Deutschlands. Dagegen gelangt in den Süden im Bereich
des Warmsektors eine milde Luftmasse (bis 3°C in 850 hPa). Vor allem im Bereich
im Vorfeld der Warmfront kommt es im Süden zu anhaltenden Niederschlägen, die
heute Vormittag noch vor allem von Franken bis in den Osten einige Zentimeter
Neuschnee bringen können. Weiter im Süden fällt dagegen zunehmend Regen, der
anfangs auf gefrorenen Boden fällt, so dass es zu Glatteis kommt. Vor allem in
einigen Bereichen des Alpenvorlands kann es noch zuvor starker Auskühlung recht
intensiv regnen, so dass dort Unwetterwarnungen vor Glatteis ausgegeben wurden.
Tagsüber besteht vor allem in einigen "Kältelöchern" im Bereich des östlichen
Berglandes bzw. in Niederbayern noch Glatteisgefahr. Vor allem im Schwarzwald
sind die Niederschlagsmengen recht hoch, dort wurden bis 06 UTC schon teils 15
bis über 30 l/m² gemessen, insgesamt können dort durchaus gebietsweise 30 bis 40
l/m² fallen, so dass zusammen mit der abschmelzenden Schneedecke in den höheren
Lagen (in den Südwesten gelangt die mildeste Luftmasse!) erhöhte Abflussmengen
auftreten können, was die ausgegebene Tauwetterwarnung rechtfertigt. Im
Tagesverlauf kommt der Regen noch etwas noch Nordosten voran, allerdings dann
abgesehen vom östlichen Bergland und von höheren Harzlagen durchwegs als Regen
oder nasser Schnee ohne Glättegefahr. Im Nordosten selbst bleibt es trocken,
wobei auch dort dichte Wolken den Himmel verdecken. Dort bleibt es in der
gealterten Kaltluft auch am kältesten mit Höchstwerten um +3°C, während es im
Südwesten bis +10°C mild wird. Zuletzt noch zum Wind: Dieser dreht im Norden und
Osten von Süd auf östliche Richtungen, weht dort aber nur in mäßiger Stärke. Im
Süden, zunächst vor allem ganz im Süden, später vom Südwesten bis zur Mitte
ausgreifend frischt der Wind in stärkerem Gradienten auf und erreicht im
Flachland größerflächig steife Böen, im Bergland sind es dort stürmische Böen
bis Sturmböen, mit schweren Sturmböen oder angekratzten orkanartigen Böen warten
die Schwarzwaldhöhenlagen auf. Insbesondere im Umfeld der Kaltfront kann es am
Nachmittag im Südwesten auch etwas Labilität geben, so dass dort ein
Gewitterchen nicht ganz ausgeschlossen ist, was dann auch mal leicht stürmische
Böen bis in tiefe Lagen zur Folge hat.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich der Höhentrog weiter ostwärts aus und ein
abgetropftes Höhentief erreicht den äußersten Nordwesten Deutschlands.
Rückseitig der Kaltfront von Tief Frank, die den ganzen Süden ostwärts
überquert, breitet sich die Höhenkaltluft mit -30 bis -34°C in 500 hPa vom
Südwesten nordostwärts aus. Damit stellt sich eine recht labile Schichtung ein,
die Detailanalyse zeigt aber in Grenzschichte schwache stabile Schichten, so
dass es nicht zu überbordend vielen Schauern kommt und Gewitter wohl nicht
auftreten. Das Tief Frank zieht zunehmend als Bodentrog formiert im Laufe der
Nacht nach Nordwestdeutschland und vereinigt sich mit dem alten Edi, so dass in
den Frühstunden ein Tief mit Kern über den Niederlanden entsteht. Das
Regengebiet, das vor allem durch PVA und immer weniger durch WLA produziert
wird, verlagert sich über den Norden Deutschlands hinweg nordwärts mit teils
recht kräftigen Niederschlagsintensitäten bis über 5 l/m² in 3 Stunden. Das hat
zur Folge, dass dort bei relativ schwachen Winden auch Schnee bis in tiefe Lagen
fallen kann, der dann auch schnell eine Schneedecke aufbaut, wobei gebietsweise
5 bis 10 cm Neuschnee in etwa 6 Stunden durchaus nicht unrealistisch sind, so
dass markante Schneefallwarnungen (das muss man dann am Nachmittag angehen) aus
aktueller Sicht gerechtfertigt sind, zumal es sich ja um weniger schneeerprobte
Tieflandregionen handelt. Sollten, wie mittlerweile von der deutschen
Modellkette, IFS und Euro4 angedeutet, im Westen Niedersachsens über 20 l/m²
Niederschlag fallen, so würde eventuell der Schneefall kleinräumig und
kurzfristig sogar Unwetterkriterien erreichen, zumindest wenn man das formale
Unwetterkriterium von 10 cm Neuschnee innerhalb von 6 Stunden beachtet.
Ansonsten kommt es vor allem im westlichen Bergland ab etwa 300 bis 400 m sowie
an den Alpen noch zu etwas Schneeakkumulation, im übrigen Land bleibt es
entweder trocken oder es kommt nur zur leichten Schneeschauern, die in tiefen
Lagen bei leicht positiven Werten keine Glätte hervorrufen und im Bergland mit
einer Glättewarnung ausreichend abgewarnt sind. Die Tiefstwerte liegen dann
allgemein knapp über dem Gefrierpunkt, im Bergland knapp darunter und auch bei
intensiven Schneefällen könnten sie mal knapp darunter fallen. An der See bleibt
es noch etwas milder. Dort frischt auch der Ostwind etwas auf, so dass es an
einigen Küstenabschnitten im Verlauf der Nacht zu steifen, in ostexponierten
Lagen stürmischen Böen kommt. Im Süden nimmt der Wind dagegen heute Nacht
deutlich ab.

Am zweiten Advent... weitet sich das umfangreiche Höhentief noch weit nach Süden
aus, sein Drehzentrum wandert über dem Westen Deutschlands langsam südwärts.
Weiterhin ist Deutschland von Höhenkaltluft mit -30 bis -34°C in 500 hPa
beeinflusst. Auch das Bodentief (Edi/Frank) wandert westlich unseres Landes
langsam südwärts und erreicht am Abend Lothringen. Damit drehen die Winde von
Norden her zunehmend auf östliche Richtungen, nur im Süden bleibt es noch bei
südlichen Winden. Allgemein weht der Wind aber schwach, lediglich die
Küstenregionen müssen weiterhin steifen, exponiert stürmischem Böen aus Ost
rechnen. Das Niederschlagsband im Norden zieht tagsüber nordwärts ab, die
Schneefallgefahr nimmt dann deutlich ab, da die Abschwächung des Niederschlags,
der Tagesgang sowie die meeresnah mildere Luft in die gleiche Richtung agieren.
Ansonsten kommt es vor allem ganz im Westen zu Niederschlägen, die zumindest ab
300 bis 400 m durchwegs als Schnee fallen und ab etwa 500 bis 600 m auch
tagsüber akkumulieren können. Auch ganz im Süden schneit es etwas, mit
nennenswerten Mengen vor allem im Schwarzwald und am Alpenrand, so dass dort
gelbe Schneefallwarnungen fällig werden. Ansonsten bleibt es gebietsweise auch
niederschlagsfrei und vor allem in Mitteldeutschland steigen die Chancen auf ein
paar Sonnenstunden. Die Temperaturen steigen tagsüber auf jahreszeittypische 3
bis 6 Grad, im oberen Bergland bleibt es etwas kälter.

In der Nacht zum Montag weitet sich das Höhentief noch weiter nach Süden aus und
sein Drehzentrum erreicht das Alpenvorland. Das Bodentief setzt seinen Südkurs
ebenso fort und erreicht unter allmählicher Auffüllung den Jura. Das resultiert
in einer äußerst schwachgradientigen Lage in ganz Deutschland. Auch die
Niederschläge sind schwach. Diese fallen im Norden im Bereich der Reste des
alten Niederschlagsgebiets sowie im Südwesten und Süden des Landes. In tiefen
Lagen kann es teils Regen sein, sonst Schnee, insbesondere auch ganz im Norden,
wo von Skandinavien her allmählich eine kältere Luftmasse (T850 hPa unter -6°C)
hereindrückt. In den übrigen Regionen gibt es bei einigen Wolkenauflockerungen
vielfach Frost, lokale Glättegefahr und mitunter auch Nebel. Meist liegen die
Tiefstwerte dabei zwischen 0 und -4 Grad, nur an der See und am südlichen
Oberrhein soll es milder bleiben.

Am Montag... weitet sich der Langwellentrog noch einmal weiter nach Süden aus
und stößt bis nach Libyen vor. Gleichzeitig stößt an seiner Westflanke über den
Britischen Inseln ein neuer Trog gegen Südosten vor und erneuert den alten Trog.
Bei uns bleibt es tagsüber bei der ruhigen Wetterlage. Kräftiger Druckfall über
der Nordsee lässt aber den Wind leicht auffrischen und auf Südost drehen. Teils
kommt etwas die Sonne heraus, teils halten sich Hochnebelfelder und von Westen
ziehen am Nachmittag Wolken auf. Niederschlag spielt keine große Rolle, nur im
östlichen Bergland kann es etwas krümeln. Bei noch etwas abgekühlter Luftmasse
(meist um -6°C in 850 hPa) erreichen die Höchstwerte meist 0 bis 5°C.

In der Nacht zum Dienstag zieht dann von Westen die okkludierte Front eines
Tiefs bei Island auf. Diese bringt im Westen und vor allem Südwesten
Niederschläge, die zunächst verbreitet als Schnee bis in tiefe Lagen fallen. In
höheren Lagen des Berglandes können insbesondere im Südwesten auch etwas größere
Neuschneemengen auftreten, die eine Ocker-Warnung erfordern. Bis zum Morgen
erreicht die Okklusion in etwas eine Linie Niederrhein-Werdenfelser Land.
Südwestlich dieser Linie dreht der Wind auf westliche Richtungen und frischt
deutlich auf, was trotz einer kaum milderen Luftmasse bodennah für Milderung
sorgt, so dass zum Berufsverkehr in den Niederungen des Westens der Schnee schon
in Matsch verwandelt wird. Der auffrischende Wind macht sich vor allem mit
steifen Böen im Südwesten bemerkbar, im Schwarzwald wird es wohl wieder
stürmisch. Ruhig bleibt es nach Nordosten zu: Dort kann es teils Nebel geben,
oft ist es aber wechselnd wolkig. Verbreitet gibt es dort Frost zwischen -2 und
-5°C, während im Westen die Tiefstwerte um den Gefrierpunkt liegen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bis Montag sind die Modelle sehr ähnlich. Insbesondere fällt auf, dass auch
heute Nacht der Niederschlagsschwerpunkt schon recht einheitlich im westlichen
Niedersachsen simuliert wird. Das muss aber nichts heißen. Unterschiede gibt es
noch in der Nacht zum Dienstag. Nach GFS soll an der Okklusion ein Teiltief
entstehen, das in den Westen Deutschlands ziehen soll. Dann würde auch in NRW
mehr Niederschlag fallen, zudem würde es windiger.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann