DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-12-2021 18:01
SXEU31 DWAV 021800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.12.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nasskalt, vor allem im Bergland zeitweise winterlich mit etwas Neuschnee. In der
Nacht zum Samstag und Samstagvormittag im Süden/Südosten Glatteis möglich.
An den Küsten und auf einigen Berggipfeln zeitweise Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines Höhentroges, der
sich von Skandinavien bzw. Nordwestrussland über Mitteleuropa bis zum westlichen
Mittelmeerraum erstreckt. Im Laufe der Nacht überquert dessen Achse das
Vorhersagegebiet südostwärts und reicht Freitagfrüh über das östliche
Mitteleuropa südsüdwestwärts, wobei der Südteil des Troges über Sardinien bzw.
Korsika Abtropftendenz aufweist.
Trogrückseitig führt kräftige mitteltroposphärische WLA zu Potenzialgewinn über
West- und Mitteleuropa, so dass sich über den Britischen Inseln aktuell bereits
ein Höhenrücken aufwölbt, der im Laufe der Nacht auf die Nordsee und Benelux
übergreift. Dieser stützt auch im Bodenfeld einen Keil des Azorenhochs, der sich
von Frankreich her bis Freitagfrüh nach Süddeutschland ausweitet.
Über Nordwesteuropa beginnt die Frontalzone derweil zu zonalisieren, wobei ein
darin eingebetteter kurzwelliger Troganteil morgens das Seegebiet knapp westlich
der Färöer-Inseln erreicht und der Höhenrücken somit von Norden her zunehmend
"abgehobelt" wird.
Im Bodenfeld füllt sich das bis heute Vormittag noch wetterbestimmende Sturmtief
über dem Baltikum mangels dynamischer Unterstützung durch den Höhentrog
allmählich auf und kommt auch ein wenig nach Osten voran. Unterhalb der
kräftigen nordwestlichen Höhenströmung hat sich im Lee des Norwegischen
Küstengebirges über dem Oslo-Fjord ein kleinräumiges Bodentief entwickelt, das
im Laufe des Abends und der kommenden Nacht über das Skagerrak und Kattegat zur
südlichen Ostsee zieht und sich in den Frühstunden beginnt aufzufüllen, wobei
über dem Skagerrak ein flacher Bodentrog erhalten bleibt. An der Südflanke
dieses Tiefs kann sich der Gradient nach vorübergehendem Auffächern vor allem
mit Ausweiten des Hochkeils nach Süddeutschland über Norddeutschland wieder
verschärfen; der Wind dreht dort allmählich auf West, später Südwest zurück und
frischt wieder auf. An den Küsten gibt es im Laufe der Nacht somit erneut
steife, exponiert auch stürmische Böen (Bft 7 bis 8), auf dem Brocken in den
Frühstunden erste Sturmböen (Bft 9).
Ansonsten sorgt die WLA in den Abend- und Nachtstunden für eine deutliche
Stabilisierung. Die Schauer klingen rasch ab, lediglich an den Alpen und im
Alpenvorland kann es noch weitere Schneefälle geben, die sich vor allem in den
Staulagen der Alpen trogrückseitig mit Winddrehung sowohl mittel- als auch
niedertroposphärisch auf Nordwest im Laufe des Abends und der ersten Nachthälfte
sogar noch etwas intensivieren. Erst in den Frühstunden klingen diese auch dort
allmählich ab. Bis dahin fallen im Alpenvorland meist nur wenige Zentimeter
Neuschnee, an den Alpen aber durchaus 5 bis 10 cm, in den Staulagen um 15 cm
Neuschnee.
Weitere Niederschläge, meist in Schauerform, gibt es auch an den Küsten von
Nord- und Ostsee, teilweise auch bis weiter ins Binnenland (nordöstliches
Niedersachsen, nördliches Sachsen-Anhalt, Nordbrandenburg) reichend. Diese
intensivieren sich sogar im Laufe der zweiten Nachthälfte an der Südflanke des
oben erwähnten Tiefs noch etwas. Dabei fällt teils Regen, teils Schnee, so dass
Glätte durch Schneematsch auftreten kann, auch gefrierender Regen ist
stellenweise nicht ausgeschlossen. Sollte es zwischen den Schauern stärker
auflockern und due Temperaturen dann rasch in den Frostbereich sinken, kann auch
markante Glätte durch Überfrieren auftreten.
Im übrigen Land klingen die Schauer im Laufe des Abends rasch ab und vor allem
in den mittleren Landesteilen, später auch im Süden, lockern die Wolken
zeitweise stärker auf, während es im Norden und Westen mit beginnender WLA eher
bewölkt bleibt. Leichten Frost gibt es dennoch verbreitet, mit Ausnahme
vielleicht der Küstenregionen bei auflandigem Wind. Im Bergland kann es auch
mäßigen Frost geben. Somit muss in einigen Regionen, vor allem im Bergland, mit
Glätte durch Überfrieren gerechnet werden.

Freitag ... wird der nur noch flache Höhenrücken rasch über Frankreich
südostwärts abgedrängt und reicht abends über Süd- und Ostfrankreich bis in den
Westalpenraum. Dadurch dreht die Höhenströmung auch über dem Vorhersagegebiet
auf West bis Nordwest zurück. Der darin eingebettete Kurzwellentrog bei den
Färöer-Inseln verlagert sich bis zum Abend rasch über die nördliche und
mittleren Nordsee nach Dänemark.
Das korrespondierende Bodentief befindet sich nördlich der Shetlands, wobei sich
trogvorderseitig entlang des okkludierenden Frontensystems ein Teiltief bildet,
das abends mit einem Kerndruck von knapp unter 990 hPa vor der Südwestspitze
Norwegens aufschlägt. Die zugehörige Okklusion überquert die Nordsee südostwärts
und erreicht abends die Deutsche Bucht bzw. den Ärmelkanal. Im Vorfeld gibt es
bereits vormittags an den Küsten sowie in Schleswig-Holstein weitere
Niederschläge, die vor allem nach Osten zu, also in ostholsein sowie entlang der
vorpommerschen Ostseeküste, teils bis in tiefe Lagen als Schnee fallen, wobei
sich hier und da eine dünne Schneedecke ausbilden kann bzw. Glätte durch
Schneematsch auftritt. Nachmittags und abends setzten dann auch im Westen und
Nordwesten des Landes leichte Niederschläge ein, die in den Niederungen rasch in
Regen übergehen, da vorderseitig der Front bereits etwas mildere Luftmassen
eingesteuert werden und die Temperatur in 850 hPa bis zum Abend dort auf nahe 0
Grad steigt. In den westlichen Mittelgebirgen fällt dagegen etwas Schnee,
allerdings reichen die Mengen dort bis in die erste Nachthälfte hinein nur für
wenige Zentimeter.
Von Warnrelevanz bleibt auch der Wind. Mit Annäherung des Frontensystems setzt
im ganzen Land Druckfall ein und von Nordwesten her verschärft sich der
Gradient. In den Niederungen reicht es am Nachmittag und Abend aber lediglich in
Lee-Lagen sowie in exponierten Lagen West- und Nordwestdeutschlands für
warnrelevante steife Böen (Bft 7) aus Südwest, wenn überhaupt. An den Küsten
gibt es dagegen verbreitet steife bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8), an der
Nordsee im Tagesverlauf auch zunehmend Sturmböen (Bft 9), nachmittags und abends
über der offenen Nordsee (Helgoland) eventuell auch schwere Sturmböen (Bft 10).
In den Kam- und Gipfellagen vieler Mittelgebirge muss ebenfalls zunehmend mit
stürmischen Böen und Sturmböen gerechnet werden, auf dem Brocken abends mit
schweren Sturmböen oder gar orkanartigen Böen (Bft 10 bis 11).
Im Süden und Osten des Landes verläuft der Tag wettertechnisch ruhig. An den
Alpen und im Südosten Bayerns hören eventuelle Schneefälle am Vormittag auf und
vor allem in der Lausitz, in Sachsen sowie südlich der Donau kann sich auch mal
länger die Sonne durchsetzen. Im Einflussbereich der maritimen Polarluft bleibt
es mit Höchstwerten zwischen 0 und 5 Grad, am Niederrhein und im Nordseeumfeld
auch etwas mehr, recht kühl, im höheren Bergland gibt es leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Samstag kommt der Kurzwellentrog über Dänemark bis zur
südlichen Ostsee bzw. nach Nordpolen voran. Ihm folgt ein Höhenkeil, der morgens
die östliche Nordsee und das Skagerrak erreicht. An dessen Südflanke dreht die
Höhenströmung über Deutschland auf West zurück, gleichzeitig greift auf die
Britischen Inseln ein weiterer markanter Höhentrog über. Auf dessen Vorderseite
verstärkt sich im Laufe der Nacht vor allem über Frankreich und später auch dem
Südwesten Deutschlands der dynamische Hebungsantrieb in erster Linie aufgrund
kräftiger WLA.
Im Bodenfeld wird das kleinräumige Bodentief über dem Skagerrak vom Trog
überlaufen und füllt sich auf; übrig bleibt eine Trogrinne, die sich morgens vom
Kattegat bis nach Südschweden erstreckt, während sich das Bodentief bei den
Shetlands allmählich zur nordwestlichen Nordsee verlagert. Entlang der Kaltfront
des zu diesem Tief gehörigen Frontensystem hat sich bereits am Freitag südlich
von Irland ein Wellentief entwickelt, das mit dem auf die Britischen Inseln
übergreifenden Trog interagiert und unter Vertiefung bis Samstagfrüh nach
Nordfrankreich zieht, wo es mit einem Kerndruck von etwa 995 hPa aufschlägt.
Dabei koppelt sich die Frontalwelle von der auf Nordwestdeutschland
übergreifenden Okklusion ab. Während die Reste der Okklusion mit leichten
Niederschlägen - auch in den Niederungen zunächst meist als Schnee, später teils
in Regen übergehend - die Nordhälfte allmählich ostsüdostwärts überquert und
dabei auch noch die Mitte erfasst (Neuschneehöhen in der Mitte und im Osten
meist 1 bis 5 cm, stellenweise mehr), greift die Warmfront des Wellentiefs
ausgangs der Nacht von Ostfrankreich auf Südwestdeutschland über. Bereits weit
im Vorfeld breiten sich Niederschläge im Laufe der zweiten Nachthälfte auf weite
Teile Südwest- und Süddeutschlands aus. Dabei fällt anfangs meist Schnee, im
Oberrheingraben und in Südbaden aber wohl von Anfangs an schon Regen. In 850 hPa
steigt die Temperatur allerdings rasch auf 0 bis +4 Grad, so dass die
Niederschläge (außer vielleicht im Norden und Osten Bayerns, wo bis in die
Frühstunden aber kaum etwas ankommt) alsbald bis etwa 1000 m herauf in Regen
übergehen. Vor allem von Oberschwaben bis ins Alpenvorland sowie entlang der Alb
und an der Donau sind in den Prognosetemps ausgeprägte "warme Nasen" erkennbar,
die auf ein erhöhtes Potenzial für gefrierenden Regen in den Frühstunden des
Samstags hindeuten. Dabei werden gebietsweise mehr als 5 l/qm in 6 Stunden
simuliert. Je nachdem, wieviel davon anfangs noch als Schnee fällt, ob es
überhaupt für Schnee reicht und wie stark es im Vorfeld auskühlt, kann durchaus
auch ein regionales Unwetterereignis aufgrund von Glatteis nicht ausgeschlossen
werden.
Ansonsten liegen die Neuschneehöhen (vor Übergang in Regen) meist um oder knapp
unter 5 cm, lediglich im Schwarzwald können in höheren Lagen auch um 10 cm
fallen.
Im Nordwesten und Norden klingen die Niederschläge nach Abzug der Okklusion
rasch wieder ab.
Von Warnrelevanz ist auch der Wind. Vor allem präfrontal zur Okklusion gibt es
an den Küsten noch recht verbreitet stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen aus
Südwest, im Binnenland Norddeutschlands vereinzelt steife Böen. Mit Frontpassage
flaut der Wind aber rasch ab.
In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge bleibt es aber stürmisch, auch
auf den Alpengipfeln und den Gipfeln der ostbayerischen Mittelgebirge frischt
der Wind mit Annäherung des Wellentiefs aus Süd bis Südwest auf. Dort gibt es
später verbreitet stürmische Böen und Sturmböen, auf dem Feldberg im Schwarzwald
auch schwere Sturmböen, während der Wind an der Nordflanke des Wellentiefs in
den westlichen und nördlichen bzw. zentralen Mittelgebirgen im Laufe der zweiten
Nachthälfte deutlich abnimmt.
Im Norden und Westen bleibt es im Einflussbereich der postfrontal einströmenden
erwärmten Meeresluft (um oder knapp unter 0 Grad in 850 hPa) meist frostfrei,
vor allem im Südosten gibt es dagegen erneut verbreitet leichten Frost.

Samstag ... greift der Höhentrog von den Britischen Inseln auf Frankreich,
Benelux und die Nordsee über. Vorderseitig stellt sich über Deutschland eine
leicht diffluent konturierte südwestliche Höhenströmung ein.
Das Wellentief über Nordfrankreich zieht bis zum Abend in etwa ins südliche
Niedersachsen bzw. nach Sachsen-Anhalt, verliert aber zunehmend an Kontur, wobei
sich zum Abend hin eine vom Tief über der nordwestlichen Nordsee bis zur Mitte
Deutschlands reichende Tiefdruckrinne etabliert, in die eine Okklusion
eingebettet ist, während über Süddeutschland die Warmfront rasch ostwärts
vorankommt und die Kaltfront abends den Südwesten erreicht.
Die Niederschläge im Südwesten und Süden des Landes kommen somit nur zögernd
nach Nordosten voran und erreichen gegen Abend in etwa die Elbe. Dabei fällt
nach Nordosten und Osten zu bis in tiefe Lagen zunächst meist noch Schnee oder
Schneeregen, im Westen und Süden dagegen überwiegend Regen. Vor allem im Süden
und Südosten Bayerns kann es dabei anfangs noch Glatteis, eventuell auch
unwetterartig geben.
Im Norden und in der Mitte fallen die Mengen meist gering aus, für etwas
Neuschnee reicht es am ehesten in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen (1
bis 5 cm, in einigen Staulagen vielleicht etwas mehr).
In der Südhälfte fallen die Niederschläge dagegen ergiebiger aus. Im Schwarzwald
und im Süden bzw. Osten Bayerns fallen nach Lesart des ICON-EU oft 10 bis 15
l/qm in 12 Stunden, in den Staulagen des Schwarzwaldes sogar bis 30 l/qm. Dort
hält bei 850 hPa-Temperaturen von über 0 Grad das Tauwetter an, so dass die
Mengen durchaus von Warnrelevanz sein könnten. Allerdings simulieren sowohl GFS
als auch IFS (von 00 UTC) geringere Mengen.
In Ostbayern kann sich die Kaltluft vielleicht auch hochreichend etwas länger
halten, so dass es vor allem im Luv der dortigen Mittelgebirge (Oberpfälzer
Wald, Bayerischer Wald) noch bis in tiefere Lagen schneit. Dort simulieren die
Modelle dazu unisono 10 bis 15 l/qm in 12 Stunden, Mengen, die in Form von
Schnee auf jeden Fall dem markanten Warnkriterium genügen würden.
Während der Wind im Norden und Osten warntechnisch keine Rolle mehr spielt,
bleibt am Südrand der Tiefdruckrinne, im Südwesten und Süden, ein recht scharfer
Gradient aufrecht. Dort gibt es in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge
und auf den Alpengipfeln weiterhin stürmische Böen, exponiert Sturmböen, auf dem
Feldberg anfangs auch schwere Sturmböen aus Südwest bis West, in den östlichen
Mittelgebirgen anfangs vielleicht noch aus Südost. In einigen Leelagen kann es
auch in den Niederungen steife Böen geben.
Die Höchsttemperaturen erreichen im Norden und Osten sowie im Südosten Werte
zwischen 1 und 5 Grad, während es im Westen und Südwesten mit 4 bis 8 Grad, im
südlichen Oberrheingraben mit bis zu 10 Grad etwas milder wird.

In der Nacht zum Sonntag tropft der Höhentrog über dem westlichen Mitteleuropa
aus, wobei sich ein mehrkerniger Höhentiefkomplex über Benelux und
Norddeutschland ausbildet. Ebenso weitet sich der Trog bis in den westlichen
Mittelmeerraum aus und setzt über Norditalien eine Zyklogenese in Gang.
Im Bodenfeld nimmt die Tiefdruckrinne eine mehr zonale Ausrichtung an und
erstreckt sich Sonntagfrüh von der südwestlichen Nordsee über Norddeutschland
bis nach Westpolen, darin eingebettet nach Lesart des aktuellen ICON-EU zwei
kleinräumige Bodentiefs über der Doggerbank und Nordbrandenburg. An der
Nordflanke der Rinne dreht die Bodenströmung auf Ost und die Niederschläge
greifen nun auch auf den Nordosten des Landes aus. Mit zunehmender Einbeziehung
von Luftmassen kontinentalen Ursprungs und dem damit einhergehenden Sinken der
850 hPa-Temperatur auf etwa -4 Grad gehen die Niederschläge von Nordbrandenburg
bzw. Vorpommern bis ins östliche und nördliche Niedersachsen zunehmend in Schnee
über, wobei vor allem in Teilen von Mecklenburg-Vorpommern durchaus mehr als 5
cm in 6 bzw. an die 10 cm in 12 Stunden fallen können (markanter Schneefall).
Auch im Nordwesten kann es gebietsweise kräftigere Niederschläge geben, die
teilweise bis in tiefe Lagen in Schnee übergehen, wobei es dort wohl nur für
eine dünne Nassschneedecke reicht.
Auch in den Westen und Süden bzw. in die mittleren Landesteile sickert hinter
der sich allmählich auflösenden Kaltfront kältere Luft ein (morgens -2 bis -5
Grad in 850 hPa. Diese ist allerdings eher maritimen Ursprungs, so dass die
Schneefallgrenze nur langsam auf etwa 600 bis 200 m sinkt. Vor allem im Stau des
Odenwaldes, des Schwarzwaldes sowie im Oberallgäu werden dabei (in erster Linie
erneut vom ICON-EU, vom GFS und IFS teils deutlich weniger) gebietsweise mehr
als 10 l/qm simuliert. Somit fallen dort in den entsprechenden Hochlagen 5 bis
10 cm Neuschnee, gebietsweise auch mehr. In den übrigen Mittelgebirgen sind es
dagegen meist weniger als 5 cm.
Windtechnisch ändert sich nur wenig. Südlich der Rinne gibt es in den Kamm- und
Gipfellagen weiterhin stürmische Böen, exponiert vielleicht auch Sturmböen. Am
Nordrand der Rinne frischt der Wind aus östlichen Richtungen auf, da sich
gleichzeitig ein Bodenhoch über Nordskandinavien verstärkt. Eventuell reicht es
an der Ostseeküste für steife Böen. Leichten Frost gibt es generell im Bergland,
im Osten und Nordosten aber teilweise auch in tiefen Lagen.

Sonntag ... bleibt Mitteleuropa im Einflussbereich des Höhentiefs, dass sich -
nach wie vor ausgestattet mit mehreren kleinräumigen Drehzentren, teilweise auch
über dem Vorhersagegebiet - tendenziell etwas nach Süden verlagert. Gleichzeitig
steigt das Geopotenzial über Nordeuropa weiter an, wodurch sich auch im
Bodenfeld das Hochdruckgebiet über dem Norden und der Mitte Skandinaviens etwas
verstärkt. Die Tiefdruckrinne über Norddeutschland wird dadurch etwas nach Süden
abgedrängt, gleichzeitig weitet sich das Tief über Norditalien Richtung
Slowenien und bis zum Ostalpenraum aus. Dadurch fächert der Gradient über
Süddeutschland im Tagesverlauf auf und der Wind nimmt auch in den Kamm- und
Gipfellagen später warntechnisch keine Rolle mehr. An der Nordflanke der
Tiefdruckrinne verschärft sich dagegen der Gradient und vor allem an den Küsten
gibt es verbreitet steife, an auflandigen Abschnitten der Ostseeküste sowie über
der offenen Nordsee auch stürmische Böen aus Ost bis Nordost.
Vor allem am Nordrand der Tiefdruckrinne gibt es aufgrund von WLA und Aufgleiten
von etwas höhenmilderen Luftmassen weitere Niederschläge, die teilweise bis in
tiefe Lagen als Schnee, ganz im Norden und Nordwesten aber oft auch als
Schneeregen oder Regen fallen. Meist werden 1 bis 5 l/qm in1 2 Stunden
simuliert, gebietsweise auch mehr, vor allem im Ostseeumfeld nach Lesart des
aktuellen ICON-EU-Laufes auch mehr als 10 l/qm. Dabei sind die Neuschneehöhen
schwer abzuschätzen und hängen von der Intensität der Niederschläge ab,
insgesamt dürfte es aber auch im Nordosten für kaum mehr als 5 cm reichen,
ansonsten bleibt es zumindest tagsüber wohl meist bei Glätte durch Schneematsch.

Der 00 UTC-Lauf des IFS simulierte die intensivsten Niederschläge etwas weiter
südlich als GFS und ICON-EU, nämlich eher in Sachsen-Anhalt und im Harz, nach
Lesart des Modells dürfte es im Harz auf jeden Fall für markante Neuschneemengen
reichen.
Ansonsten fallen die Niederschläge in der Mitte und vor allem im Süden weniger
intensiv aus, vielerorts bleibt es dort auch trocken. Nennenswerte Mengen von
mehr als 5 l/qm, stellenweise bis nahe 10 l/qm in 12 Stunden (wohl überwiegend
als Schnee) gibt es zumindest nach ICON-EU am ehesten an den Alpen und im
Südosten Bayerns.
In 850 hPa bewegen sich die Temperaturen deutschlandweit meist zwischen -4 und
-6 Grad, dabei bekommt die Wolkendecke nur selten Lücken, am ehesten vielleicht
noch im Südwesten und Süden. Die Höchsttemperaturen erreichen somit meist Werte
zwischen 0 Grad im Nordosten sowie im Bergland und 6 Grad entlang des Rheins.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die großskaligen synoptischen Strukturen werden von allen Modellen ähnlich
simuliert. Vor allem ab Samstag ergeben sich aber im Detail durchaus
Unterschiede, was die räumliche Verteilung, vor allem aber die Intensität und
Phase der Niederschläge angeht. Vor allem in der Nacht zum und am Sonntag könnte
es kleinräumig auch mal kräftiger schneien, meist reicht es aber nur - wenn
überhaupt - für eine dünne Schneedecke.
Unsicher ist auch noch die genaue Entwicklung bzgl. der Glatteislage am
Samstagfrüh und -vormittag. Eine unwetterartige Entwicklung ist durchaus nicht
ausgeschlossen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff