DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-12-2021 09:01
SXEU31 DWAV 020800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.12.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Im Bergland winterlich mit Schnee und Glätte. Am Samstag im Südosten Glatteis
möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... verabschiedet sich Tief DANIEL, das aktuell über der südlichen
Ostsee liegt und an der Ostseeküste noch Sturmböen bringt, nach Osten und zieht
bis zum Abend ins Baltikum. Dahinter steigt der Druck etwas an, ohne dass man
wirklich von Zwischenhocheinfluss reden könnte, da gleichzeitig ein Trog von
Nordwesten her auf Deutschland übergreift. Die Strömung dreht auf Nordwest und
mit ihr gelangt kalte Meeresluft polaren Ursprungs (T850 -5 bis -8°C) nach
Deutschland. An der rumgeholten Okklusion im Nordosten und ansonsten
schauerartig durch höhenkalte Luft (-35°C in 500 hPa) treten gebietsweise
Niederschläge auf. Im Nordosten schneit es vor allem anfangs bis in tiefe Lagen
mit Glätte durch Neuschnee oder gefrierende Nässe, sonst liegt die
Schneefallgrenze bei 300 bis 400m, im Süden über 600m, wobei sie auch dort im
Tagesverlauf sinkt.
Dabei fallen in den Mittelgebirgen meist 1 bis 5, in einigen Staulagen an die 10
cm Neuschnee, an den Alpen (Allgäu) stellenweise auch noch mehr.
Aufgrund der Labilisierung sind neben teils kräftigen Regen-, Schnee- oder
Graupelschauern auch kurze Gewitter nicht ausgeschlossen, wobei steife bis
stürmische Böen möglich sind. Ausgelöst durch die Leewirkung des skandinavischen
Gebirges bleibt es in einem Streifen von Schleswig-Holstein über Sachsen-Anhalt
bis zur Neiße bei größeren Auflockerungen meist trocken.
Durch den auffächernden Gradienten lässt der Wind rückseitig des Tiefs nach. Bis
zum Mittag sind im Nordosten aber noch starke bis stürmische Böen zu erwarten,
an der Ostsee Sturmböen Bft 9. Auch auf dem ein oder anderen Berggipfel sind
noch stürmische Böen oder Sturmböen drin. Ansonsten weht der Wind schwach bis
mäßig, bei Schauern in Böen frisch bis stark aus West bis Nordwest.

Die Höchsttemperatur liegt zwischen 2 bis 7°C.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der Trog nach Osten durch, wobei er in den
Raum Sardinien abtropft. Dahinter stellt sich eine leicht antizyklonal
konturierte nordwestliche Strömung ein. Der kurze Zwischenhocheinfluss, der
somit folgt und etwas trockenere Luft führen zum Nachlassen der Niederschläge.
Im Süden und anfangs über der östlichen Mitte fällt aber noch etwas Regen,
zunehmend aber bis in tiefe Lagen Schnee. Dort können sich ein paar Zentimeter
Neuschnee akkumulieren. An den Alpen sind auch noch mal an die 10, vereinzelt 15
cm Schnee in einigen Staulagen möglich.

Auch an den Küsten gibt es einige Regen-, Schnee- oder Graupelschauer, später
mit aufkommender Warmluftadvektion vor den nächsten Tiefausläufern teilweise
auch skalige Niederschläge in allen Phasen, was dort bei Tiefstwerten von 4 bis
-2°C lokal vorübergehend Schneematsch oder gefrierende Nässe produzieren kann.

Ansonsten klart es gebietsweise auf und stellenweise bildet sich Nebel. Es kühlt
ab auf 0 bis -5, in den Bergen bis -7, über Schnee bis auf -11 Grad ab. Wo noch
Reste der Niederschläge des Tages vorhanden sind, was wahrscheinlich nicht mal
so selten der Fall sein dürfte, muss mit Glätte gerechnet werden. Der Wind
hingegen schwächt sich weiter ab. Nur an der See lebt er mit Passage eines
kleinen Bodentroges und des wieder anziehenden Gradienten zeitweise auf aus
westlichen Richtungen und mit Böen 7, exponiert 8 Bft.


Freitag... kommt es aus dem grönländischen Raum zu einem neuen Kaltluftvorstoß
und damit zu einer Trogentwicklung, die sich südostwärts fortsetzt. Die leicht
flatternde Strömung dreht etwas nach West, wobei sich ein Hochdruckgebiet über
dem Ostalpenraum formieren kann.
Derweil erreicht ein kurzwelliger Randtrog Südnorwegen in Begleitung kräftiger
Warmluftadvektion. Das zugehörige Bodentief zieht Richtung Skagerrak und die
entsprechenden Ausläufer nähern sich über die Nordsee. Damit verbunden ziehen im
Norden und Westen Niederschläge auf, die anfangs bis ganz runter teils als
Schnee fallen. Da allerdings mit dem auflebenden Südwestwind auch rasch wieder
Milderung einsetzt, bildet sich meist keine Neuschneedecke aus. Lediglich in
Teilen Schleswig-Holstein kann vorübergehend schneien mit etwas Nassschnee oder
Schneematsch.
Für kurze Zeit, vor allem im Bergland und nach Osten und Südosten zu, kann
Glätte aber ein Thema werden.

Weiter nach Südosten hin sorgt der Zwischenhocheinfluss für einen meist
trockenen Tag, bei dem sich hier und da mal die Sonne zeigen kann, bevor von
Westen her einige Wolkenfelder aufziehen. Anfangs sind besonders am Alpenrand
schwache Schneefälle möglich, Neuschnee akkumuliert aber nicht mehr nennenswert.


Der Gradient legt wieder etwas zu uns der Wind dreht nach Südwest. Meist ist er
mäßig, teils frisch unterwegs mit starken bis stürmischen Böen an der See und im
Bergland. Auch im Westen sind exponiert steife Böen in tiefen Lagen möglich. Die
Höchstwerte liegen zwischen 1 und 6°C, im höheren Bergland herrscht leichter
Dauerfrost.

In der Nacht zum Samstag zieht der kleine Randtrog ostwärts und überläuft das
Bodentief über dem Kattegat. Die Ausläufer dringen abgeschwächt weiter
südostwärts bis zur Mitte vor mit leichten Niederschlägen, die von Schnee in
Regen übergehen und für Glätte durch etwas Neuschnee (1 bis 5 cm) oder
Schneematsch sorgen. Der nächste Trog steht über den Britischen Inseln schon in
den Startlöchern, das entsprechende Tief zieht mit seinen Ausläufern über
Nordfrankreich und Benelux nach Osten und lässt durch kräftige WLA auch
Niederschläge vom Westen und Südwesten rasch Osten ausgreifen. Je nach
vorangegangener Auskühlung kann es zunächst kräftig schneien mit durchaus um 5
cm Neuschnee in 6 Stunden, in der Folge setzt niedertroposphärisch rasch
Milderung ein und der Niederschlag geht bis auf über 1000m in Regen über.
Bodennah hält sich aber vor allem nach Südosten hin (Schwerpunkt südliches und
östliches Bayern), wo die Luft am längsten Zeit hatte abzukühlen, eine zähe
Kaltluftschicht, sodass auch gefrierender Regen wahrscheinlich ist. Die Modelle
zeigen die entsprechende "warme Nase" in den Prognosesoundings. Da die
Niederschlagsraten auch in dieser Phase recht ordentlich aussehen, wäre auch
Glatteisunwetter durchaus im Bereich des Möglichen. Allerdings mindert der
vorangegangene Schneefall diese Gefahr wieder.
Bei Tiefstwerten von 5 bis 0 Grad im Norden und 2 bis -5 Grad im Süden, über
Schnee lokal bis unter -10 Grad muss auch darüber hinaus mit Glätte gerechnet
werden. Der Wind weht schwach bis mäßig mit starken bis stürmischen Böen im
Bergland und an der Küste. Im Westen sind auch in windanfälligen tiefen Lagen
Windböen möglich und auf exponierten Bergen kann es orkanartige Böen geben.


Samstag... greift der Höhentrog von den Britischen Inseln auf die Nordsee,
Benelux und Frankreich über. Vorderseitig stellt sich über uns eine diffluente
südwestliche Höhenströmung ein, wobei sich ein Tiefschwerpunkt über der Nordsee
einfindet und das kleine Tief von Benelux aus zwar nach Osten wandert, dabei
aber Kontur verliert und in einen Bodentrog aufgeht, in den das okkludierende
Frontensystem eingelagert ist.

Die Okklusion kommt nach Norden hin nur langsam nach Osten voran, da die
Strömung vor dem Tief auf Ost bis Südost dreht. Sie erreicht erst abends erst
die Weser, während die Kaltfront die Alpen von Nordwesten erreicht. Allerdings
verwischen die Strikturen in den thermischen Feldern dann auch zusehends. Der
Kaltfront folgt ein Schwall erwärmter Polarluft (T850 hPa zwischen -1 und -4
Grad), so dass die Schneefallgrenze postfrontal innerhalb der gut durchmischten
Meeresluft meist zwischen 400 und 800 m schwankt.

Präfrontal schneit es nach Osten zu anfangs bis in tiefe Lagen, wobei die
Niederschläge im Nordosten aufhören und diese Bereich von den nächsten
Niederschlägen wohl nicht mehr erreicht werden.
In den zentralen und östlichen Mittelgebirgen können etwa 1 bis 5 cm fallen, in
einigen Staulagen auch um 10 cm, bevor die Niederschläge zur Mitte hin
vorübergehend in Regen übergehen können. Interessant bleibt die Phase der
Niederschläge über Südostdeutschland. Vor allem in Teilen Bayerns kann es in
tiefen Lagen am Vormittag gefrierenden Regen geben. Ganz im Süden steigt die
Schneefallgrenze auf deutlich mehr als 1000m, teilweise sogar bis 1500 m an.
Postfrontal entwickeln sich im Westen und Nordwesten mangels Höhenkaltluft nur
einzelne Schauer.

Windtechnisch spielt sich meist nicht viel ab. In den Kamm- und Gipfellagen der
Mittelgebirge sowie auf den Alpengipfeln gibt es stürmische Böen oder Sturmböen
aus Südwest bis West, exponiert im Südschwarzwald und in den Alpen sind auch
schwere Sturmböen und orkanartige Böen denkbar. Mit Passage der Tiefausläufer
nimmt der Gradient über Süddeutschland soweit zu, dass auch in tiefen Lagen
einzelne steife Böen möglich werden.

Vor allem in der Südwesthälfte wird es gut durchmischt milder, während es im
Osten und Südosten eher nasskalt bleibt. Dort liegen die Höchstwerte nur bei 2
bis 4°C, im Westen werden dagegen 4 bis 8, am Oberrhein bis nahe 10°C erreicht.

In der Nacht zum Sonntag kommen die Niederschläge der Okklusion letztlich doch
in den Norden und Nordosten voran und fallen im Laufe der Nacht überwiegend als
Schnee, der regional Schneematsch, gebietsweise scheint aber auch eine dünne
Schneedecke von 1 bis 3 cm möglich.

Auf den Süden können dagegen die Hebungsvorgänge durch Aufgleiten an der
Nordseite eines Tiefs südlich der Alpen übergreifen, auch hier kommt länger
anhaltender Niederschlag auf, in den Niederungen teils als Regen oder
Schneeregen, oft aber als Schnee mit 1 bis 5 cm, an den Alpen in Staulagen um 15
cm Neuschnee.

Die Schneefallgrenze bzw. ob und wieviel vom Schnee liegen bleibt, sind sehr
unsicher, da die Temperaturen nicht soweit zurückgehen wie in den Vornächten,
sondern eher bei Werten um den Gefrierpunkt liegen.
Der Wind frischt an den Küsten und im Süddeutschen Bergland teilweise stark auf;
kommt im Norden aus Ost, sonst aus Südwest bis West.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung ist im synoptischen Scale weitgehend unstrittig. Unsicher sind
die Details, vor allem bezüglich Phase und Menge der Niederschläge. Hier sticht
vor allem die mögliche Glatteislage am Samstag ins Auge. Das der Glatteisregen
auftritt, ist wahrscheinlich, die Auswirkungen aufgrund der vorangegangenen
Schneefälle sind unsicher. Nach aktuellem Stand ist eher von markantem, als von
Unwetterglatteis auszugehen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner