DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-12-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.12.2021 um 10.30 UTC



Unbeständig und nasskalt, im Bergland winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 08.12.2021


Am Samstag, dem ersten Tag des Mittelfristzeitraums liegen wir zunächst in einer
westlichen Strömung am Südrand tiefen Geopotentials über Nordeuropa. Dabei
verlagert sich ein Tief über die Nordsee nach Südosten und greift mit seinen
Ausläufern auf Deutschland über. Auf deren Rückseite führt kräftige
Kaltluftadvektion zur Verstärkung und Ausweitung eines Troges über Westeuropa
nach Süden zur Iberischen Halbinsel. Dabei dreht die Strömung kurzzeitig über
West nach Südwest und es gelangt mit kräftig auffrischendem Südwestwind ein
Schwall sehr milder Meeresluft in den Südwesten, die aber rasch wieder durch
erwärmte Meereskaltluft ersetzt wird.
Am Sonntag breitet sich der Trog mit seinem eingelagerten Drehzentrum nach
Mitteleuropa aus und der Schwerpunkt des tiefen Druckes im Bodendruckfeld
wandert über Deutschland nach Südosten. Mit der Zufuhr von kalter Meeresluft
geht die Temperatur insgesamt zurück. Vor allem kommt höhenkalte Luft zu uns
herein, die in 500 hPa Werte von -30 bis -35°C aufweist, in 850 hPa ca. -5°C,
womit unbeständiges und nasskaltes Schauerwetter ansteht. Im Bergland ist wieder
winterliches Wetter mit Schneefällen zu erwarten.
Am Montag hält sich der Trog über Mitteleuropa, wobei er sich bis nach
Nordafrika ausgeweitet hat. Die von Westen dagegen anlaufende Frontalzone, wird
über Südwesteuropa weit nach Süden umgelenkt. Das Zentrum des Troges soll dabei
genau über Deutschland liegen, wobei sich am Temperaturniveau und am
Wetterablauf wenig ändert. Es bleibt in tiefen Lagen nasskalt, im Bergland
winterlich mit schauerartigen Niederschlägen, die im Tiefland teils Regen, teils
als Schnee oder Graupel, im Bergland durchweg in fester Phase fallen.
Am Dienstag erfolgt über dem Nordostatlantik ein neuerlicher Kaltluftausbruch
nach Südosten und in der Folge eine markante Austrogung über Westeuropa. Der
stromab gelegene Höhenrücken drängt den Trog bei uns nach Osten ab und sorgt für
eine kurze Wetterberuhigung. Abends könnten uns im Westen aber schon die
Ausläufer eines Sturmtiefs bei Irland erreichen. Vor allem in den Westen könnte
wieder etwas mildere Luft gelangen, ansonsten bleibt es kalt.
Am Mittwoch weitet sich der Trog vor allem über Westeuropa nach Süden und in den
Mittelmeerraum aus, kommt derweil aber auch nach Osten voran und nimmt vermehrt
Einfluss auch auf das Wetter in Deutschland. Der Trog zerfällt dabei in mehrere
Kerne. Ein Tiefschwerpunkt kristallisiert sich über Frankreich heraus. An dessen
Nordostflanke dreht die Strömung auf östliche Richtungen. Gebietsweise wären
auch wieder Niederschläge zu erwarten, die bis in tiefe Lagen als Schnee fallen
können.

In der erweiterten Mittelfrist könnte dem Trog eine schwache Hochdruckzone
folgen, die bei niedrigem Temperaturniveau eine kurze Wetterberuhigung bringt.
Die Entwicklung ist aber sehr unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


In groben Zügen passt die Konsistenz der letzten Läufe, die mittelfristig die
sich regenerierende Troglage simulierten. Die kurzen Wellen sehen aber teilweise
deutlich anders aus, sodass die genauen Abläufe unsicher bleiben. Das fängt
schon zu Beginn an, wenn am Samstag das von Westen übergreifende Tief deutlich
schwächer als zuletzt gerechnet wird und die Windentwicklung damit nicht mehr an
die der Vorläufe heranreicht. Der kleine Höhenrücken zu Beginn der nächsten
Woche, sah in den Vorläufen dagegen kräftiger aus und das Tief zum Ende zieht in
der aktuellen Lösung schneller gen SW Europa.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle passen eingangs der Mittelfrist vor allem im groben
Maßstab noch. Das von Westen übergreifende Tief wird aber schon jeweils etwas
abweichend simuliert; einen kräftigen Sturm o.ä. hat aber kein Modell mehr auf
der Karte. (Eher muss man auf eventuelle Glätte achtgeben). Der weitere Verlauf
der Mittelfrist wird aus Sicht des Modellvergleichs aber sehr unsicher, da sich
die Unterschiede nicht mehr auf Details beschränken.
In ICON und GFS wird der Trog zu Wochenbeginn von einem kräftigen Rücken
abgedrängt und der dann folgende Trog erreicht uns nicht mehr. Im GFS tropft er
über Westeuropa ab und der Höhenrücken festigt seine Position über Mitteleuropa.
Im ICON wird der Trog über Westeuropa stationär, während der Höhenrücken über
dem östlichen Mitteleuropa liegt. Von der Troglage der Europäer also keine Spur,
sondern antizyklonal (GFS) oder milde Südwestlage (ICON).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des Haupt- und Kontrolllaufs. Einer Milderung am Samstag steht
ansonsten ein eher niedriges Temperaturniveau in 850 hPa (um oder etwas unter
-5°C) gegenüber. Die Mehrzahl der Members deutet auch im Verlauf der Mittelfrist
mit niedrigem Geopotential die Troglage an. Ab Montag der nächsten Woche nimmt
der Spread in beiden Kurven aber zu und die Vorhersage wird somit unsicher, ohne
dass sich die Kurven des Hauptlaufs allzu sehr vom jeweiligen Median entfernen.
Die Clusterung liefert schon ersten Zeitschritt 5 Cluster, die sich zwar nur
leicht, aber doch erkennbar etwas unterscheiden. Timing und Kontur der
Austrogung zu uns sehen unterschiedlich aus.
Im Hauptmittelfristzeitraum bis +168h wird von fast allen Clustern tiefes
Geopotential über Mitteleuropa gesehen, sodass aus dieser Sicht die Troglage
recht sicher erscheint. Nur die beiden kleinsten Cluster mit zusammen 13 Membern
haben einen schwachen Höhenrücken in der Nähe, der zumindest in die Richtung der
Lösungen von GFS und ICON geht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Anfangs frischt vor allem im Bergland und dort besonders nach Südwesten hin der
Wind teilweise stark bis stürmisch auf. Dazu gesellen sich im Bergland zum Teil
ergiebige Schneefälle. Auf beide Erscheinungen gibt es Signale im EFI für
Samstag, wobei die kräftigen Schneefälle von den Ensembles auch für Sonntag und
Montag in Staulagen gestützt werden. Am Samstag besteht vor allem nach Südosten
hin zunächst auch die Möglichkeit von (örtlich) gefrierendem Regen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS), Mos Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner