DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-11-2021 09:01
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.11.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNz
Heute Abend an der Nordsee und in exponierten Gipfellagen stürmisch. Im Bergland
über 400 m zunehmend winterlich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... Der skandinavische Trog wird heute durch ein Randtief verstärkt, das
sich auf der Trogrückseite vom Nordmeer in Richtung Britische Inseln verlagert.
Dadurch wird höhenkalte Luft nach Westeuropa geführt mit Temperaturen von unter
-35 Grad in 500 hPa. Am Tagesende erreicht das Höhentief als abgeschlossenes
Tief die südwestliche Nordsee. Auf der Vorderseite der Entwicklung dreht die
Höhenströmung zunehmend von West bzw. Südwest auf Süd. Korrespondierend dazu
etabliert sich vor der Niederländischen Küste ein Bodentief. Dazu gehört auch
eine weitgehend okkludierte Front, über Benelux und Frankreich, die in ihrem
Nordteil zunehmend an Baroklinität verliert.

Auf der Vorderseite des Troges gibt es bei uns viele Wolken und von Südwesten
bis nach Nordosten gibt es im Tagesverlauf etwas Regen oder Regenschauer. Die
Mengen liegen jedoch meist unter 5mm/12h. Bei einer T850 von etwa -3 bis -5 Grad
muss oberhalb von etwa 300 bis 500 m mit Schnee gerechnet werden, im Stau des
Berglandes auch 1 bis 2 cm.

Mit dem Herannahen des Tiefs nimmt auch der Gradient zu und ab dem Mittag muss
an der Nordsee mit zunächst steifen (Bft 7), später stürmischen Böen oder
exponiert auf den Inseln sogar Sturmböen aus Süd gerechnet werden (Bft 8 bis 9).
Auch in den Gipfellagen der Mittelgebirge sind dann steife bis stürmische Böen
(aus Südwest) möglich.
Im Südosten machen sich noch die Feuchtefelder eines Bodentiefs, dass sich
südlich der Alpen befindet, mit Aufgleiten bemerkbar. Auch hier gibt es
zeitweise leichten Niederschlag, meist als leichter Schneefall. Die Mengen
liegen meist nur bei 1 bis 2 cm /12h.
Die Tageshöchstwerte liegen im Südosten bei 0 bis 3 Grad, sonst werden 4 bis 7
Grad erreicht.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich das mittlerweile abgetropfte Höhentief
über der südwestlichen Nordsee mit seinem Drehzentrum in den Bereich der
Rheinmündung. Der dazugehörige Trog weitetet sich weiter in Richtung Süden aus.
Sein vorderseitiges Niederschlagsband kommt weiter nach Osten voran und
überstreicht bis zum Morgen ein Gebiet von Schleswig-Holstein über Westfalen und
Hessen und den Thüringer Wald bis zum Schwarzwald. Über 200 m muss mit Schnee
gerechnet werden. Dabei kann es in Mittelgebirgslagen im Südwesten und Westen
bis in den Thüringer Wald zu einigen cm Neuschnee kommen. In Staulagen über 500
m sind auch Mengen über 5 cm, vereinzelt auch über 10 cm Neuschnee möglich.
Signale dafür gibt es von den Ensembles für den Hunsrück und das Sauerland.

Auch am Alpenrand dauern die Schneefälle an, nennenswerte Neuschneefälle sind
allerdings nicht zu erwarten. Im Osten bleibt es meist trocken.
Der Wind an der Küste nimmt während der Nacht ab. An der Nordsee muss aber
weiterhin mit steifen Böen aus Südost gerechnet werden. Auch auf den Berggipfeln
in der Mitte und im Westen sind anfangs noch steife bis stürmische Böen zu
erwarten. Sie schwächen sich aber auch im Verlauf der Nacht ab.

Die Temperaturen rangieren zwischen -4 Grad im Südosten und 3 Grad im
Nordwesten. Außer in einem Streifen vom Niederrhein bis zur Nordseeküste muss
fast überall mit leichtem Bodenfrost gerechnet werden.


Samstag... erreicht die Trogspitze des Höhentrogs den Löwengolf aus. Dabei
verlagert sich seine Achse ostwärts und erreicht unseren Vorhersageraum. Damit
verbunden verlagert sich auch das Cut-Off-Tief ostwärts und sein Kern befindet
sich am Abend über dem Nordwesten Deutschlands. Das mittlerweile vom Trog
überlaufene Bodentief füllt sich langsam auf und liegt mit seinem Kern am Abend
weiterhin vor der Holländischen Küste.

Mit der langsamen Ostverlagerung des Troges kommen auch die Feuchtefelder und
damit die Niederschläge weiter nach Osten voran. Die Mengen sind allerdings
überschaubar. Nur in den Staulagen an den Alpen und im Schwarzwald sind bis 5 cm
Neuschnee, u.U. auch bis 10 cm möglich.
Mit der eingeflossenen Kaltluft und der damit bedingten Labilität (T850 -5 Grad,
T500 -35 Grad) ist auch die Wahrscheinlichkeit für Schauer und kurze
Graupelgewitter im Westen und Norden gestiegen. Im Osten und Nordosten bleibt es
dagegen meist trocken. Am Temperaturniveau ändert sich gegenüber Freitag nur
wenig.

In der Nacht zum Sonntag liegt der Trog mit dem Cut-Off Tief über unseren
Vorhersageraum. Am Boden stellt sich eine Tiefdruckrinne ein, die sich von
Westdeutschland bis ins Baltikum erstreckt. Frontale Strukturen sind darin
allerdings nicht zu finden.
Im Norden gibt es schauerartige Niederschläge, die oberhalb von etwa 300 m in
Schnee übergehen. Die Mengen sind allerdings nur gering, sodass die gelbe
Schneefallwarnung im Bergland ausreichend sein sollte. Auch an den Alpen sorgt
ein PVA Maximum für Schneefälle. Hier gibt es an den Alpen vereinzelt Signale
für über 5 cm/12h. Sonst ist es meist stark bewölkt und nur gebietsweise kann es
auch mal kurz auflockern.
Der Wind ist nicht mehr warnwürdig und die Tiefstwerte liegen außer in
Küstennähe meist im leichten Frostbereich.


Sonntag... liegen wir weiterhin im Trogbereich, auch wenn dieser sich langsam
nach Osten verlagert. Das Cut-Off-Tief befindet sich mittlerweile in
Süddeutschland und stützt ein Tief, dass sich, von der Adria kommend, auf einer
Vb-artigen Zugbahn über die Slowakei und Polen zur Ostsee verlagert. Das sorgt
vor allem im östlichen Mitteleuropa für weitere Niederschläge. Die
Haupt-Niederschlagsaktivität beschränkt sich jedoch auf Polen. Lediglich beim
GFS ist auch der Südosten Sachsens davon betroffen.
Im Rest des Landes dominieren Schauer, die abgesehen von der norddeutschen
Tiefebene, über 200 bis 300 m als Schnee niedergehen. Die Mengen liegen in der
Fläche meist nur bei 1 bis 2 mm/12h. Das sollte am Tage in tiefen Lagen
glättemäßig keine Probleme bereiten. Für das Allgäu gibt es allerdings von ICON
Signale für größere Mengen, das scheint allerdings noch recht unsicher zu sein,
da die anderen Modelle nicht unbedingt mitziehen.

Die Tageshöchsttemperaturen erreichen nur noch 1 bis 4 Grad. Der Wind ist nur
auf den Gipfeln der Alpen und auf den Inseln der Nordsee ein Thema.

In der Nacht zum Montag kommen wir langsam auf die Rückseite des Troges in eine
nördliche Höhenströmung. Bedingt durch den Abzug des Bodentiefs in Richtung
Nordosten kommen wir auch am Boden zunehmend in ein nord- bis nordwestliche
Strömung.

Die Nacht ist meist bedeckt und es gibt weitere Schneeschauer. Größere Mengen
werden dabei wieder am Alpenrand simuliert. Erneut sind sich auch hierbei die
Modelle noch nicht einig.
Die Nacht verläuft allgemein frostig. Frostfrei ist es lediglich in Nähe der
noch warmen Nordsee.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Vb artige Verlagerung des Bodentiefs am Sonntag, das gestern von IFS als
erstes Modells simuliert wurde, simulieren nun alle Modellen. Momentan sieht es
danach aus, dass Deutschland von dem daran befindlichen Niederschlag nur relativ
wenig abbekommt. Unsicher sind weiterhin die Schneefälle am Alpenrand. Hier gibt
es noch deutliche Unterschiede zwischen den Modellen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich