DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-11-2021 08:30
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.11.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu Trog Mitteleuropa.

Über der Nordsee bis Freitag teils stürmische Böen.

Im Bergland ab der Nacht zum Samstag teils markante Schneefälle um 5, bis
örtlich 10 cm in 6 bis 12 Stunden.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt über dem Nordatlantik ein starkes blockierendes Hoch, an
dessen Ostflanke sich der Trogeinfluss von Nordeuropa nach Süden ausdehnt. Ein
erster kurzwelliger Trog über der Nordsee schwenkt nach Osten und weitet sich
dabei auch nach Norddeutschland hinein aus. Die Tage mit ruhigem Herbstwetter
sind damit erstmal gezählt.
Eine dem Trog vorgelagerte Kaltfront liegt aktuell über der Deutschen Bucht und
macht weiter Boden nach Südosten hin gut, abends liegt sie etwa auf einer Linie
von der Eifel über Nordhessen bis nach Berlin. Ihre Wetterwirksamkeit ist sehr
limitiert, was auch daran liegt, dass sie in die Reste der Hochdruckzone über
der Mitte und dem Süden hineinläuft und von KLA überlaufen ist. Neben einem
Wolkenband gibt es leichten Regen. Dies ist vor allem noch im Nordwesten der
Fall. Wenn die Front aber bis zum Abend die Mitte erreicht, fällt kaum noch
Regen.
Mit der Kaltfront kommt es im Nordwesten zu einer leichten Erwärmung, weshalb
sie als maskierte Kaltfront durchgeht. Vorderseitig hält sich die Grenzschicht
mit bodennaher Kaltluft, während rückseitig der auflebende Westwind und die
zunehmende Durchmischung einen Temperaturanstieg bewirken.

Postfrontal gibt es zunehmende Auflockerungen. Daneben muss aber durch die
Höhenkaltluft insbesondere im Küstenumfeld mit schwachen Schauern gerechnet
werden. An den Küsten lebt zu dem der Wind, geknüpft an die Passage eines
nachfolgenden Bodentroges stark böig auf, exponiert kann es stürmische Böen
geben. An der Nordsee dreht der Wind mit Passage des Troges zunehmend auf
Nordwest.

Im Süden und Südosten merkt man noch nicht viel von der bevorstehenden
Wetterumstellung. Dort bleibt es windschwach, häufig neblig trüb. Im Dauergrau
ist gebietsweise sogar ein Eistag möglich, während im Nordwesten bis 8 Grad,
direkt an der See auch 10 Grad angesagt sind.

In der Nacht zum Freitag erreicht die sich weiter abschwächende Kaltfront mit
leichten Wolken und höchstens geringen Niederschlägen den Süden, womit dort,
auch weil die Kaltluftadvektion sowieso schon präfrontal stattfindet, die 850
hPa Temperatur auf -5 Grad zurückgeht. Gleichzeitig setzt vor einem Teiltrog
über dem westlichen Mittelmeer eine Zyklogenese über dem Golf von Genua ein. Die
durch Warmluftadvektion ausgelöste Hebung und damit Feuchte- und
Niederschlagsfelder greifen derweil auf Süddeutschland über.
Vor Übergreifen der Kaltfront ist es in der Südhälfte abermals frostig. Zudem
gibt es Nebel- und Hochnebelfelder.
Entsprechend kann es vereinzelt zu Glätte durch gefrierende Nebelnässe kommen.
Außerdem schneit es in Alpennähe und am Hochrhein im Laufe der Nacht leicht. Die
Mengen bleiben aber gering mit 1 bis 3 mm in fester, davon liegen bleibt ja noch
weniger.
Im Rest des Landes ist es häufig stärker, nach Norden auch mal aufgelockert
bewölkt. In Küstennähe gibt es leichte Schauer, auch in den Mittelgebirgen
können hier und da ein paar Flocken fallen.
Der Wind bleibt direkt an der See lebhaft mit Windböen, exponiert auch
stürmischen Böen. Im Norden bleibt es frostfrei, über der Mitte tritt leichter
Frost im Bergland auf und im Süden liegen die Minima allgemein bei um 0°C.

Die Temperaturen die unser MosMix vorschlägt, sind aktuell häufig zu niedrig.
Die Abweichungen bezüglich der Minima lagen in der Nacht zum Donnerstag
teilweise bei 5 K.


Freitag... verstärkt sich der Einfluss des Höhentroges weiter. Ein neuer
Trogvorstoß ist über die Nordsee nach Süden gerichtet, auf dessen Vorderseite
Deutschland in eine südwestliche Strömung gelangt.
In dieser Konstellation gibt es zwar viele dichte Wolken, aber zunächst nur
wenig Niederschlag. Ausgehend von den Leegebieten von Thüringer Wald und
Erzgebirge kann es nach Norden hin Auflockerungen geben. Durch die vom Trog
ausgehende Hebung wird die tiefe Bewölkung im Tagesverlauf dann aber schon
weiter nach Südosten ausgreifend gehoben und es setzen im Tagesverlauf vom
Südwesten bis nach Mecklenburg schwache Niederschläge ein.

Auch das zum Trog gehörige Bodentief kommt südwärts bis nahe der Deutschen Bucht
voran; dessen Ausläufer bleiben aber außen vor über der Nordsee und Benelux.
Damit nimmt der Gradient im Westen und Nordwesten Deutschlands zu und der Süd
bis Südwestwind lebt auf. Abgesehen von Windböen in exponierten Leegebieten sind
diese noch nicht warnwürdig. An der Nordsee sieht dies anders aus. Dort sind
Windböen, exponiert stürmische Böen und auf der offenen See auch Sturmböen aus
Süd bis Südost nicht ausgeschlossen.
Im Osten und vor allem in den südlichen Landesteilen bleibt es windschwach. Im
Süden und Südosten sind zunächst die
Feuchtefelder des sich südlich der Alpen nach Osten ausbreitenden Bodentiefs zu
finden. Dort fällt zeitweise leichter Niederschlag, der in tieferen Lagen zum
Teil in Regen übergeht. Sonst fällt Schnee und in höheren Lagen (oberhalb ca.
800m) der Ostalpen und des Bayerischen Waldes können auch ein paar cm Neuschnee
zusammenkommen.

Im Südosten bleibt es mit 0 bis 3 Grad am kältesten, während sonst 3 bis 7 Grad
erwartet werden.

In der Nacht auf Samstag tropft der Trog nach Süden ab, während sich das
Drehzentrum nahe Küstenbereich von Frankreich, Belgien und Holland befindet.
Seine Feuchtefelder schieben sich mit zeitweiligem Niederschlag in die
Westhälfte Deutschlands oberhalb von etwa 300 m fällt Schnee.
Während es in tiefen Lagen (dank guter Durchmischung) weitgehend warnfrei
bleiben dürfte, muss im Bergland mit der Ausbildung einer (dünnen) Schneedecke
gerechnet werden. Oft werden 1 bis 5 cm erwartet, in höheren Lagen (>600m) sind
aber durchaus markante Schneefälle möglich, die stellenweise 5 bis 10 cm
Neuschnee bringen können.

Auch am Alpenrand halten die leichten Niederschläge noch an, der
Neuschneezuwachs fällt aber nur gering aus.

Nach Osten bleibt es trocken zum Teil kann die Wolkendecke auch mal stärker
auflockern. Dann gibt es wie auch im Südosten und allgemein im Bergland leichten
Frost.

Der Wind bleibt im Westen weiter teils mäßig und böig aus südlichen Richtungen.
Entsprechend muss in den Leelagen der westlichen und zentralen Mittelgebirge mit
einzelnen Windböen um 50 km/h gerechnet werden. In höheren Lagen gibt es auch
stürmische Böen, auf dem Brocken Sturmböen. An der Nordsee gibt es ebenfalls
Windböen und stürmische Böen bei
ablandigem Wind. Auf vorgelagerten Inseln sind einzelne Sturmböen möglich; mit
nachlassender Tendenz im Verlauf der Nacht.


Samstag... weitet sich der Höhentrog ins westliche Mittelmeer aus, kommt aber
auch nach Osten zu uns hinein voran
Das zugehörige Höhentief liegt über Benelux, spaltet sich aber eventuell auch
mehrkernig auf.
Das Bodentief liegt etwas nach Nordwesten verschoben noch über der Nordsee und
füllt sich langsam auf. Die gestern teilweise simulierte Variante mit einer
Sturmentwicklung über der Nordsee wird nicht mehr gezeigt. Die Frontenreste des
Tiefs ziehen ins westliche Mittelmeer weiter, während die nach Deutschland
hineindriftenden Feuchtefelder kaum baroklin gestützt werden und deshalb auch
nicht mehr frontal markiert wurden in den TKBs.

Mit dem Trog kommen auch die dann vermehrt schauerartigen Niederschläge weiter
nach Osten voran, diese fallen aber nicht allzu ergiebig aus. Lediglich in den
Weststaulagen einiger Mittelgebirge, vor allem aber am Alpenrand (am ehesten in
den klassischen Weststaulagen des Oberallgäus) kann es etwas stärker schneien.
Hier wirkt sich markante Hebung vor einem Kurzwellentrog aus, der über die Alpen
ostwärts schwenkt. Dort sind oberhalb von ca. 600m 1 bis 5 cm; an den Alpen
eventuell an die 10 cm Neuschnee denkbar.
Vor allem im Westen und Norden sind mit der Höhenkaltluft (-35 Grad in 500 hPa,
-5 Grad in 850 hPa) kurze Graupelgewitter nicht ausgeschlossen.
Vor allem im Nordosten, aber auch in der Norddeutschen Tiefebene bleibt es
mancherorts komplett trocken. Vor allem im Norden und Osten lockern die Wolken
zwischendurch mal auf. An den Höchstwerten (1 bis 7 Grad, die höchsten Werte im

Nordwesten) ändert sich nur wenig.

In der Nacht zum Sonntag liegen wir unter dem langsam über Mitteleuropa nach
Osten wandernden Trog. Im Bodendruckfeld verschwimmen die Strukturen zusehends
und es stellt sich eine Art Tiefdrucksumpf ein ohne frontale Strukturen bei uns.
Dabei kommt es zunächst schwerpunktmäßig in einem Bogen vom Südosten über den
Osten in den Norden zu schauerartigen Niederschlägen, im Laufe der Nacht setzten
mit Übergreifen eines eingelagerten Troges auch von Südwesten her wieder
Niederschläge ein. Dazwischen lockern die Wolken ab und zu auf, meist überwiegt
aber starke Bewölkung.

Die Niederschläge fallen in den tiefsten Lagen und in Norddeutschland meist als
Schneeregen oder Regen, oberhalb 200 bis 400 m aber als Schnee. Die Mengen
bleiben überschaubar, sodass gelbe Schneefallwarnungen im Bergland reichen
sollten. Sollte es vom Timing mit Auflockerungen und Niederschlägen aber mal
passen, sind auch im Flachland zumindest leichte Schneefälle nicht ganz
ausgeschlossen. Der Wind spielt keine große Rolle mehr und die Nebelneigung ist
gering.
Die Tiefstwerte liegen meist um den Gefrierpunkt, vor allem im Bergland und im
Süden gibt es leichten Frost.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren den grundsätzlichen Ablauf ähnlich mit Unterschieden im
Detail vor allem bezüglich der Niederschläge, sodass die entsprechenden
Schneefallwarnungen eher kurzfristig ausgegeben werden sollten.
Die Mos Vorhersagen der Tiefstwerte waren - wie schon im Text erwähnt - in den
letzten Tagen (Nächten) schlecht und teilweise 4 bis 5 K zu niedrig. Das sollte
bei der Ausgabe der Frostwarnungen für die nächste Nacht berücksichtigt werden.
Inwieweit könnte mit den üblichen Problemen bei Grenzschichtwetterlagen
zusammenhängen. Da sich dies aber ändert, steht zu vermuten, dass die Minima in
den nächsten Nächten wieder realistischer ausfallen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner