DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-11-2021 09:01
SXEU31 DWAV 220800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.11.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL HB
Im Südschwarzwald Sturmböen. Nachts gebietsweise Glätte durch Reif oder
Überfrieren. Sonst allgemein ruhige Hochdruckgeprägte Großwetterlage.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Montag... liegt eine Kaltfront noch über dem Süden des Landes, dies sich im
weiteren Tagesverlauf vor Ort allmählich auflöst. Dichte Wolken und zeitweilige
Niederschläge sind die Folge. Mit zurückgehender 850 hPa Temperatur sinkt damit
auch die Schneefallgrenze. Über den mittleren Landesteilen sieht man, dass diese
aktuell schon bei etwa 600 bis 800 m liegt und bis zum Abend sinkt sie auch im
Süden in diesen Bereich ab. Größere Niederschlagsmengen sind aber nicht zu
erwarten, sodass es allenfalls für eine leichte Anzuckerung in Lagen ab 800 m
und etwas Glätte reichen dürfte.

Postfrontal folgt ein Höhentrog nach, der sich im Tagesverlauf aber immer weiter
zurückzieht, während sich gleichzeitig von Westen her der atlantische Rücken
verstärken kann. Aktuell gibt es mit der Höhenkaltluft noch ein paar schwache
Schauer vor allem in den östlichen Mittelgebirgen. Zum Nachmittag fallen letzte
Flocken in höheren Erzgebirgslagen, ehe auch dort der Niederschlag aufhört.

Für den Norden und Nordwesten ist nachfolgend der angesprochene atlantische
Rücken mit seinem kräftigen Absinken ausschlaggebend. Dies zeigen auch die
Morgenaufstiege, wie zum Beispiel aus Bergen. Dort ist nur eine flache
Bodeninversion zu erkennen. Darüber schließen sich in der mittleren und oberen
Troposphäre sehr trockene Luftmasse an. In den besagten Gebieten ist
entsprechend im Tagesverlauf mit viel Sonnenschein zu rechnen. Erst zum späteren
Nachmittag schieben sich im Nordseeumfeld wieder verstärkt tiefe Wolkenfelder
ins Landesinnere.

Am wärmsten ist es entsprechend im Nordwesten des Landes, wobei direkt an der
Nordsee auch knapp zweistellige Höchstwerte erwartet werden. Im Alpenvorland
steigen die Maxima hingegen nur wenig über den Gefrierpunkt.

Gestützt durch den Rücken in der Höhe stößt auch am Boden ein Hochkeil in die
Mitte Deutschlands vor. An seiner Südflanke nimmt damit der Gradient in der
unteren Troposphäre im Tagesverlauf deutlich zu. Gerade im Südwesten findet sich
zum Abend auf etwa 1400 m ein Windmaximum von mehr als 40 kn. Auch die
Luftdruckgegensätze zwischen Genf und Güttingen steigen deutlich an, auf knapp 5
hPa bis zum Abend.
In der Folge muss vor allem im Schwarzwald und Teilen der Alb mit
Windgeschwindigkeiten bis in den markanten Bereich gerechnet werden, die auch
die ganze Nacht über anhalten. Auf dem Feldberg im Schwarzwald sind auch
einzelne schwere Sturmböen (Bft 10) nicht ausgeschlossen.

In der Nacht auf Dienstag, nimmt der Einfluss des Höhenrückens insgesamt weiter
zu, wobei seine Achse und damit auch die Achse des Bodenhochs sich etwas nach
Süden verschiebt und damit vor allem die Mitte und den Süden beeinflusst. An
seiner Nordflanke macht sich indes WLA gekoppelt mit einer schwachen Warmfront
bemerkbar.

Die Nacht verläuft damit dreigeteilt. Beginnen wir zunächst im Süden. Dort
halten sich noch längere Zeit die Feuchtereste der ehemaligen Kaltfront. Dichte
Wolken und gelegentlich noch ein wenig Niederschlage (in höheren Lagen ein paar
Flocken) sind die Folge. In den Niederungen kann sich die Tiefsttemperatur damit
oft noch oberhalb der Frostmarke halten und Glätte dürfte kein Thema sein. Im
Bergland sowie im Übergangsbereich nach Norden (von Norden allmähliches
Aufklaren) besteht aber durchaus die Gefahr von überfrierender Nässe.

Über der breiten Mitte schließt sich ein Streifen mit längerer Zeit klaren
Verhältnissen an. Verbreitet leichter, in höherem Bergland auch mäßiger Frost
ist die Folge. Der Spread in diesen Regionen ist gering und auch die
Prognosesoundings zeigen bodennah nahezu Sättigung. In der Folge bildet sich
häufig Dunst oder Nebel. Vereinzelt können gerade nach Westen die Sichten auch
in den warnwürdigen Bereich fallen.

In den Frostgebieten kann sich bei verbreitet negativen Differenz "Belag minus
Taupunkt", negativen Belägen und bodennah erhöhten Feuchtewerten häufig Reif mit
entsprechender Glätte bilden.

Weiter nach Norden sorgt die schwache Warmfront für dichte Wolken und ein wenig
Niederschlag. Dabei bleibt es frostfrei. Im Übergangsbereich, wo es noch längere
Zeit klar war und entsprechend kalt geworden ist, besteht die Möglichkeit, dass
der leichte Regen auch gefriert. Da in den Böden kein Frost steckt, sollte das
aber allenfalls vorübergehend im höheren Bergland ein Thema sein.

An der See sind exponiert Windböen möglich.

Dienstag... dominiert weiterhin der Hochdruckeinfluss ausgehend vom Atlantik.
Das schwache Frontensystem ist vor allem noch in der ersten Tageshälfte über der
nördlichen Mitte mit geringfügigem Regen oder Sprühregen aktiv. Rückseitig sind
in Nordseenähe noch ein paar schwache Schauer möglich. Sonst verläuft der Tag
weitgehend ohne Niederschläge. Gerade in der Nordhälfte Norden gibt es aber
viele Wolken infolge des Frontensystems. Zum Nachmittag zeigen sich dann
postfrontal wieder ein paar Wolkenlücken.

Weiter südlich schließt sich ein sehr freundlicher Streifen etwa ausgehend vom
Rhein-Main Gebiet bis ins Donaugebiet mit viel Sonnenschein an. Nur direkt an
den Alpen hält sich noch bis in den Nachmittag hinein Restfeuchte.

Nachdem die Morgentemperaturen den Frostbereich verlassen haben und auch Nebel
sowie streckenweise Glätte kein Thema mehr sind, bleibt warntechnisch relevant
eigentlich nur noch der Wind im Schwarzwald und in den biseanfälligen Regionen
im Südwesten.

Die Maxima reichen von 10 Grad im Emsland und nur 2 Grad in Alpennähe.

In der Nacht auf Mittwoch bleibt über Mitteleuropa und Deutschland der Rücken
wirksam, wobei die Druckgegensätze am Boden und der unteren Troposphäre immer
mehr nachlassen.

In der schwachgradientigen Strömung gibt es mit der unter der Inversion
eingesperrten Restfeuchte vielfach Boden- und Hochnebel. Ersteres betrifft
insbesondere die Mittelgebirgslagen mit aufliegenden Wolken. Dort können dann
auch Warnungen durch Sichtbehinderungen notwendig werden.

Auch direkt an den Alpen hält sich weiter Restfeuchte. Dazwischen aber gibt es
einen Streifen mit klaren Verhältnissen (dort wo auch am Tage die Sonne schien).


Frost ist damit vor allem im Süden ein Thema, wo sich bei leichten, in den
Hochlagen auch mäßigen Nachtfrösten auch häufig Reif mit entsprechender Glätte
ausbilden kann.


Mittwoch... bleibt weiter Hochdruckeinfluss dominierend, wobei sich in 500 hPa
sogar ein eigenständiges Höhenhoch findet. Der Hochdruckeinfluss lässt sich auch
im Bodendruckfeld wiederfinden, wobei dieses aber kaum noch Luftdruckgegensätze
zeigt.

Weiter nach Westen findet sich ein abgetropftes kräftiges Höhentief über der
Iberischen Halbinsel, mit Zentrum an der Mittelmeerküste. Der neue Trogvorstoß
bei den Britischen Inseln wird nachfolgend Verbindung mit diesem Höhentief
aufnehmen und damit weiterhin nicht in Richtung Deutschland vorankommen.

Unter der schwachgradientigen Hochdrucklage dominieren Grenzschichtprozesse. Die
unter der Inversion gefangene Feuchte sorgt vielerorts für Dunst- und
Nebelfelder bzw. tiefen Stratus mit Hochnebelcharakter. Dementsprechend gibt es
vom Norden bis zur Mitte sowie in den süddeutschen Niederungen nur selten Sonne.
Am freundlichsten wird es im Süden abseits der Flussniederungen und damit
insbesondere im Bergland.

Am wärmsten ist es im Norden des Landes mit 6 bis 9 Grad, während in den
Niederungen von Bayern und Baden-Württemberg bei Dauergrau es vereinzelt sogar
dauerfrostig bleiben kann.

In der Nacht lässt der Hochdruckeinfluss etwas nach. Der eigentliche Trogvorstoß
findet aber wie angesprochen über Westeuropa statt.

Die Modelle zeigen ausgangs des Tages und in der ersten Nachthälfte
vorübergehend ein Auflockern des tiefen Stratus über der Mitte des Landes. Das
könnte möglicherweise an leichten Hebungsimpulsen liegen. Diese finden sich zum
Beispiel in 850 hPa mit einer zyklonalen Störung, die sich von Süden zur Mitte
schiebt.
Dieser Effekt dürfte aber nur von kurzer Dauer sein und verschiebt sich in der
zweiten Nachthälfte in die östlichen Teile der Mitte, während es von Westen der
Stratus bereits wieder dichter wird.

Zudem bildet sich wieder häufig Nebel, teils im warnwürdigen Bereich. Frost und
Glätte (Reife, evtl. gefr. Nebelnässe) ist damit nicht nur im Süden, sondern
auch über den mittleren Landesteilen und dort vor allem nach Osten ein Thema.
Im süddeutschen Bergland kann es auch mäßige Nachtfröste geben.

Direkt an den Alpen setzen vorderseitig des westeuropäischen Troges leichte
Föhneffekte ein. Warnwürdige Böen beschränken sich aber auch exponierte
Alpengipfel.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Kurzfrist wird von den verschiedenen Modellen recht einheitlich und ohne
größere Diskrepanzen prognostiziert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer