DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-11-2021 18:01
SXEU31 DWAV 211800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 21.11.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nach Kaltfrontpassage erneut Hochdruckeinfluss ohne signifikante
Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... schwenkt ein stark positiv geneigter Höhentrog unter Verkürzung
seiner Wellenlänge und fortwährender Amplifizierung ganz geschmeidig und ohne
Hektik über den Vorhersageraum südwärts. Schon jetzt deutet seine Geometrie ein
mögliches Abtropfen an und tatsächlich, in der zweiten Nachthälfte ist es dann
soweit. Kopf ab und Cut-Off, genau über der Biskaya, was zwischen dem
resultierenden Höhentief und dem Trogresiduum eine Schwachstelle schafft, die
von der Nordsee her durch den Vorstoß eines Höhenkeils geschlossen wird. Der
Keil ist Bestandteil einer ausladenden, bis in die obere Troposphäre reichenden
Antizyklone namens WALPURGA, deren Zentrum mit etwas über 1035 hPa über dem
Seegebiet knapp west-nordwestlich von Irland liegt. Das Monumentalhoch wird sich
ab Montag noch nachhaltiger für unser Wetter interessieren als aktuell, wo es
erst noch eine Kaltfrontpassage zu erwähnen gilt. Die Kaltfront gehört zu einem
flachen Wellentief, das auf dem Weg vom Baltikum in den Westen Russlands ist.
Sie hat mit ihrem fraktilen Regenband (das nur geringe Intensitäten aufweist)
die mittleren Landesteile erreicht und wird sich in den nächsten Stunden weiter
in den Süden vorarbeiten, ohne aber die Alpen zu erreichen. Trotzdem werden die
Wolkenlücken im Süden zusehends geschlossen und abgesetzt vom frontalen Regen
(der nur etwa bis zur Donau vorankommt) wird gebietsweise leichter Niederschlag
generiert (unmittelbare Trogvorderseite, Gegenstrom zwischen Nord-Nordost unten
und Südwest oben). Die Schneefallgrenze sinkt bis zum Morgen auf etwa 1000 bis
800 m, allerdings sind die apostrophierten Mengen zu gering, als dass eine
Warnung nötig wäre.

Vom Süden in den Norden, wo sich die postfrontal einfließende maritime Polarluft
(T850 um -4°C) immer weiter nach Süden ausbreitet. Damit macht auch die
aufgelockerte Bewölkung, über die sich die Norddeutschen heute freuen konnten,
Boden in Richtung Mitte gut. Die meist schwachen Schauer, die sich tagsüber im
Trogbereich gebildet haben, ebben tagesgangbedingt mehr und mehr ab.
Stellenweise geht die Temperatur auf nahe 0°C oder sogar in den leichten
Frostbereich zurück, so dass vereinzelt Glätte durch Reif oder gefrierende Nässe
nicht ganz ausgeschlossen werden kann (gilt bei Aufklaren übrigens auch für den
zentralen Mittelgebirgsraum). Die Nebelneigung ist in der frischen, eher
trockenen Polarluft gering, am ehesten sind einige Nebelfelder noch im äußersten
Süden in der gealterten präfrontalen Luftmasse vorstellbar.
Ach ja, noch ein Satz zum Wind, der auf den Nordseeinseln mit Passage eines
Bodentroges vorübergehend auffrischt mit Böen 7 Bft und dabei auf Nord-Nordost
dreht. Spätestens nach Mitternacht ist der Spuk aber schon wieder vorbei und der
Wind beruhigt sich.

Montag ... zieht das Cut-Off-Tief zur Iberischen Halbinsel, während sich das
Residuum in Richtung Polen und Tschechien verabschiedet. Damit können sich
sowohl Höhen- als auch Bodenkeil der mächtigen WALPURGA merklich nach Osten
ausdehnen und damit auch große des Vorhersageraums okkupieren. Am Abend reicht
die Divergenzachse des Bodenkeils etwa vom Rheinland bis hinüber zum Vogtland.
Nördlich davon dreht der Wind zurück auf westliche Richtungen, während südlich
davon Nordostwind vorherrscht. Mit Ausnahme des Hochschwarzwalds, wo die Bise
etwas in Fahrt kommt und exponierten Kämmen und Kuppen ein paar Böen 8-9 Bft
beschert, bringt der Wind keine Schlagzeilen.

Ansonsten gilt es zu konstatieren, dass im Süden und Südosten die Reste der sich
auflösenden Kaltfront einen weitgehend wolkenverhangenen Wochenstart initiieren.
Dazu fällt zeitweise leichter Regen oder Nieselregen, oberhalb 800 bis 1000 m
ein paar Flocken, die aber noch nicht das ganz große Winterfeeling aufkommen
lassen. Ganz anders die Situation im gesamten Nordwesten der Republik, wo über
weite Strecken des Tages trotz einiger lockerer Wolken die Sonne scheint. Erst
zum Abend hin nimmt die Bewölkung von der Nordsee her WLA-bedingt allmählich
wieder zu. Die Gebiete zwischen dem freundlichen Nordwesten und dem grauen
Südosten beginnen den Montag mit unterschiedlicher, vor allem nach Osten hin
häufig starker Bewölkung, bevor sich im Tageverlauf vermehrt
Auflockerungstendenzen zeigen. Die Tageshöchstwerte liegen zwischen 3 und 9°C,
in höheren Lagen der Mittelgebirge um 0°C.

In der Nacht zum Dienstag verlagern sich Höhenkeil und Bodenhochdruckzone etwas
weiter nach Süden, was dort von Norden her zu einem allmählichen
Bewölkungsrückgang führt. Am längsten halten sich restliche Wolken noch am
Alpenrand sowie an der Grenze zur Schweiz. Entsprechend gering ist dort die
Frostgefahr, während sonst im Süden verbreitet leichter Frost bis zu -5°C
auftritt (am Boden teils mäßiger Frost).

Während im Süden also die Bewölkung tendenziell weniger wird, kommt sie im
Norden von der Küste her südwärts bis zur Mitte voran. Angetrieben durch die
Warmfront eines flachen Tiefs, das über Mittelskandinavien hinweg zu den
baltischen Staaten zieht, kommt es gebietsweise zu leichten Regenfällen oder
Nieseln. Die deutsche Modellkette bleibt dabei ihrer Linie treu, dass wenn der
Regen den nördlichen Mittelgebirgsrand erreicht (südliches NDS und SaAnHa,
nördliches Hessen und Thüringen), dieser auf dem zuvor ausgekühlten Boden
gefrieren kann ("rote Schlangen" in der Wetterinterpretation). Ganz negieren
sollte man ein solches Szenario nicht, überhöhen auf der anderen Seite aber auch
nicht. Zum einen ist der Boden nicht durchgefroren, zum anderen könnte vorherige
Gegenstrahlung die Temperatur vor Einsetzen des Niederschlags schon wieder in
den positiven Bereich zurückholen. Typischer Fall, wo ggf. kurzfristiges Handeln
erforderlich ist. Auf alle Fälle sollte man in der Mitte verbreitet von leichtem
Frost ausgehen, der im Norden von der starken Bewölkung verhindert wird.

Dienstag ... regeneriert sich der Höhenkeil von Westen her neu, was Deutschland
unter eine schwache nord-nordwestliche, antizyklonal konturierte Höhenströmung
bringt. Die o.e. Warmfront kommt noch bis zur Mitte voran, wo es gebietsweise
leicht regnet/nieselt. Zum Nachmittag hin nimmt die Regenwahrscheinlichkeit ab
und es könnte - wie zuvor schon im Norden - noch für einige Auflockerungen
reichen. Den meisten Sonnenschein gibt es allerdings zwischen Main/Mosel und
Donau knapp südlich der Divergenzachse des Bodenhochs. Auch ganz im Süden werden
die anfänglich noch dichten Wolken mehr und mehr getilgt bzw. bekommen Lücken.
In den Hochlagen des Schwarzwalds sowie auf der Alb weht weiterhin ein lebhafter
und böiger Nordostwind mit Böen bis zu 9 Bft in exponierten Kammlagen. Die
Höchstwerte liegen zwischen 3 und 9°C, an der Nordsee um 10°C.

In der Nacht zum Mittwoch verbleibt der Vorhersageraum innerhalb der
brückenartigen Hochdruckzone. In den Norden gelangt wolkenreiche Meeresluft, in
der es gebietsweise leicht regnet oder nieselt. In der Südhälfte klart es
vielfach auf und bevorzugt in den Flusstälern bildet sich z.T. dichter Nebel.
Zudem geht die Temperatur in den leichten, in den Mittelgebirgen sowie an den
Alpen lokal sogar mäßigen Frostbereich zurück.

Mittwoch ... fällt sofort ein markanter Trog ins Auge, der sich aus dem Raum
Island nach Süden ausweitet und damit Hoch WALPURGA von der Wetterkarte
verbannt. Korreliert ist der Trog mit einem kräftigen Tief, dass um 12 UTC
östlich von Island am Südrand der Norwegischen See liegt (Kerndruck um 990 hPa).
Für uns haben die beiden noch keine unmittelbaren Auswirkungen. Zwar fällt der
Luftdruck kontinuierlich, die brückenartige Konstellation bleibt aber soweit
erhalten, dass sie auch am Mittwoch das Wetter bestimmt. Für die Nordhälfte
bedeutet das einen meist stark bewölkten bis bedeckten Himmel mit leichter
Regenneigung an der Küste. Für die Südhälfte bedeutet das viel Sonne,
gebietsweise aber auch zäher Nebel oder Hochnebel. Während die Temperatur im
Dauergrau nur wenig über den Gefrierpunkt steigt, sind es an der Nordsee rund
10°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Keine Anmerkungen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann