DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-11-2021 08:30
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.11.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM Übergang zu NW a

An den Küsten und exponiert im Bergland stürmische Böen oder Sturmböen. Auf dem
Brocken am Donnerstag schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegen wir unter antizyklonalem Einfluss bei geringen Geopotential-
und Druckunterschieden. Die zonale Hochdruckzone, die ein Hoch über dem Atlantik
mit einem über Osteuropa verbindet, schwächt sich ab, da über die Britischen
Inseln ein Trog nach Osten zieht und eine vorgelagerte Kaltfront abends die
Nordsee erreicht.

Damit setzt im Nordwesten des Landes leichter Südwestwind ein, im übrigen Land
ist es schwachwindig. Die Lage der Inversion ändert sich nur wenig, sie wird
allenfalls leicht angehoben und es kommt häufiger zu geringem Nieselregen. Bei
dieser Konstellation ist es nach wie vor schwer Lücken in die Hochnebeldecke
auszumachen. Am ehesten könnten diese im Umfeld der östlichen Mittelgebirge bis
in den Südosten Brandenburgs auftreten sowie am Alpenrand. Mittelhohe und hohe
Wolken ziehen derweil über die Alpen nach Norden und trüben auch den
Sonnenschein in höheren Berglagen.

Mangels Einstrahlung ist der Tagesgang der Temperatur kaum ausgeprägt. Die
Maxima liegen zwischen 4 und 8 Grad, wo sich die Sonne dann doch zeigt, sind
nahe 10°C möglich. Bei immer noch recht hohem Temperaturniveau in 850 hPa (um
6°C) kann es auch in mittleren und höheren Lagen der östlichen Mittelgebirge bei
Sonne um 10°C geben.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Höhentrog in die Nordsee, die Achse
erreicht in den Frühstunden Benelux. Die vorlaufende Kaltfront greift auf den
äußersten Nordwesten Deutschlands über. Etwas Regen erreicht aber zunächst nur
das
unmittelbare Nordseeumfeld. Interessant ist die Prognose der Temperaturen in 850
hPa, die bereits vor der Front auf 0 bis -2 Grad zurückgehen. Dies liegt am
Anstieg der Inversion über 850 hPa hinaus, so dass die bodennahe Kaltluft in
dieses Höhenniveau hineingehoben wird.
Damit wird auch die Hochnebeldecke gehoben und abgekühlt, was eine weitere
Zunahme des Nieselregens zur Folge habe dürfte. In einigen Hochlagen um oder
über 1000m wäre etwas Nieselregen bei Temperaturen um 0°C nicht ausgeschlossen.
Der Bodenwärmestrom dürfte Eisansatz aber verhindern, zudem handelt sich nur um
exponierte Hochlagen.

Auflockerungen sind kein Thema und abgesehen von den angesprochenen Hochlagen
bleibt es frostfrei mit Tiefstwerten von 5 bis 2°C. Da sich die Achse der
Hochdruckbrücke etwas nach Süden verschiebt, dreht der Wind auf Südwest. Ganz im
Nordwesten frischt der Wind auf, an der Nordsee kann es auch im Umfeld der
Kaltfront erste steife Böen geben. Mit der Anhebung der Hochnebeldecke und etwas
Durchmischung darunter dürften bodennah die Sichten etwas besser werden.


Mittwoch... schwenkt der Trog über den Norden Deutschlands hinweg nach Osten und
erreicht am Abend mit seiner Achse die Oder. Auf dessen Vorderseite kommt die
Kaltfront langsam südostwärts voran bis auf eine Linie von der Lausitz bis zur
Pfalz. Auf ihrer Rückseite strömt über die Nordsee erwärmte subpolare Meeresluft
ein, in der die Temperaturen bei etwa -2°C in 850 hPa liegen. Am Tiefausläufer
kommt es wegen der Kombination von PVA und KLA zu lediglich leichten
Regenfällen. Auch im Vorfeld kann es aus der Hochnebeldecke etwas nieseln,
rückseitig lockern die Wolken vielleicht mal kurz auf, aber allzu viel Sonne
sollte man nicht erwarten.
Die mit dem Trog verbundene Höhenkaltluft sorgt ganz im Norden für eine gewisse
Labilisierung, so dass es vor allem in Seenähe ein paar Schauer geben kann. Die
Achse der Hochdruckbrücke wird vorübergehend weiter nach Süden gedrückt und mit
allmählichem Durchschwenken des Druckminimums an der Kaltfront setzt sich an der
Nordostflanke des atlantischen Hochs eine westliche Strömung durch.
Diese greift mit leicht auflebenden Wind bis in den Süden aus. Etwas stärker ist
der Wind im Norden, wo es an den Küsten steife Böen gibt, in exponierten Lagen
stürmische Böen. Diese gibt es auch auf dem Brocken und dem Fichtelberg.
Postfrontal wird die Inversion abgebaut und neben den Auflockerungen gibt es bei
besserer Durchmischung auch höhere Temperaturen als zuvor.
Dies spiegelt in den Höchstwerten wider, die meist zwischen 6 und 10 Grad liegen
sollen, im Nordwesten sogar bei 11°C.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der Trog nach Osten ab und wir gelangen in
eine antizyklonale nordwestliche Höhenströmung am Rande einer hochreichenden
Antizyklone über dem nahen Atlantik. Bodennah schiebt sich der Hochkeil wieder
nach Süddeutschland. In dessen Bereich weht nur schwacher Wind, ansonsten hält
sich die schwache, im Norden etwas kräftigere westliche Strömung. Dort
verhindert im weiteren Verlauf ein weiteres Frontensystem, dass über Schottland
in die Nordsee zieht, einen deutlicheren Druckanstieg. Die Windsituation im
Norden ändert sich damit kaum, an den Küsten kommt es zu steifen bis stürmischen
Böen, auf dem Brocken eventuell zu Sturmböen. Erst gegen Morgen kommt es an der
Nordsee zu einer kurzen Windabschwächung.

Rückseitig des Troges kommt es im Norden noch zu einzelnen schwachen Schauern.
Im Süden kommt die Kaltfront noch etwas südostwärts voran, wird immer schwächer
und bringt nur wenig Regen. Sie löst sich in den Hochdruckkeil laufend dann auf.
Bei schwachen Winden wird die dort eingetragene Feuchtigkeit in neue Nebelfelder
umgesetzt. Diese bleiben uns bei besserer Durchmischung in der Mitte und im
Norden erspart, Wolkenlücken sind aber auch dort die Ausnahme. Die Temperatur
liegt zwischen 6°C im Norden und 1°C im Alpenvorland.


Donnerstag... nähert sich der Höhenrücken und die antizyklonale nordwestliche
Höhenströmung wird schwächer. Während sich im Süden der Hochdruckeinfluss
verstärkt, sorgt im Norden die Ausläufer eines nach Skandinavien ziehenden Tiefs
für erneuten Druckfall. Die Warmfront überquert dabei am Nachmittag mit
Regenfällen den Norden des Landes. Im Süden bleibt es dagegen trocken und etwas
auffrischender Wind sorgt für Durchmischung und Chancen auf ein paar Lücken in
den tiefen Wolken, allerdings sorgt kräftige WLA, dass viel mittelhohes Gewölkt
durchzieht, so dass es mit Sonne wieder nicht allzu gut aussieht. Am ehesten
sind im Südwesten und an den Alpen ein paar größere Auflockerungen möglich.

Die Temperatur steigt noch etwas an und erreicht 8 Grad im Süden und bis 12 Grad
im Nordwesten. Letzteres wird nicht nur durch WLA, sondern auch durch den wegen
der Gradientverschärfung auffrischenden Wind begünstigt. Dieser soll in Böen bis
ins Binnenland hinein Stärke 7 erreichen, an der Küsten gibt es stürmische Böen
und mit Durchgang der Warmfront einzelne Sturmböen. Auch der Fichtelberg darf
weiter mit stürmischen Böen rechnen, der Brocken mit teils schweren Sturmböen.

In der Nacht zum Freitag nähert sich das Höhenhoch weiter an und über dem Süden
schiebt sich die 1030 hPa Isobare weiter nach Norden vor. Wie liegen dabei unter
einer im Südwesten antiyklonalen, sonst indifferenten nordwestlichen Strömung.
Dabei greift nach Abzug der Warmfront, die Kaltfront schleifend auf den
Nordosten über.
Dadurch wird der gut ausgeprägte Druckgradient über dem Norden und Osten
aufrechterhalten, was zu steifen Böen im Nordosten, an den Küsten und im
Mittelgebirgsraum zu stürmischen Böen führen kann. Exponiert sind Sturmböen zu
erwarten, auf dem Brocken und dem Fichtelberg sind schwere Sturmböen nicht
ausgeschlossen.
Aus der vielerorts starken Bewölkung fällt im Norden und Osten gebietsweise
leichter Regen. Auflockerungen gibt es im Südwesten nahe dem Hoch, was dort die
Nebelneigung befördert. Auch ganz im Nordwesten reißt die Bewölkung mal auf,
wegen des Windes ist Nebel dort aber kein Thema.
Die Temperaturen liegen meist zwischen 9 und 2°C, im Nordseeumfeld sogar um
10°C. Leichter Frost, zumindest am Erdboden, regional aber auch im Bergland, ist
vor allem im Süden, wo es teilweise aufgelockert ist, möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren grundsätzlich sehr ähnlich. Das meist trübe
Novemberwetter geht weiter, nur der Norden gerät an den Rand der Frontalzone.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner