DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-11-2021 12:30
SXEU31 DWAV 150800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.11.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SEa

Unter Hochdruckeinfluss zunächst vielfach trübes Novemberwetter. Ab Mittwoch im
Norden Kalrfrontpassage mit etwas Regen, an den Küsten auch Windböen und
stürmischen Böen. Im Süden keine durchgreifende Wetteränderung.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... dominiert im 500-hPa-Geopotentialniveau ein Tiefkomplex über dem
westlichen Mittelmeer das Geschehen, der im Tagesverlauf seinen Schwerpunkt von
den östlichen Pyrenäen zu den Balearen verlagert. An seiner Nordflanke herrscht
dabei über Mitteleuropa eine antizyklonale Strömung vor, die nach Skandinavien
hin in einen veritablen Rücken übergeht. Dessen Achse kommt von der Ostküste
Schwedens bis in den äußersten Nordwesten Russlands voran. Insgesamt sind die
Geopotentialgegensätze gering, wobei uns eine Brücke mit entsprechendem Absinken
beeinflusst, sie sich vom Schwarzen Meer über die westliche und zentrale Ostsee
bis zum Atlantik zieht. Eine ähnlich konfigurierte Brücke ist auch im
Bodendruckfeld zu finden, wobei sie sich in diesem Niveau, ausgehend von einem
Hoch über Westrussland, über die Ostsee, Dänemark und die Nordsee bis zum
Atlantik ausdehnt. Zwischen dem Russlandhoch und dem Mittelmeertief welches sich
auch niedertroposphärisch erkennen lässt, herrscht über dem Südosten
Deutschlands anfangs noch ein etwas schärferer Gradient vor, der über den Tag
hinweg mit der Wanderung des Hochs nach Südost und der des Tiefs nach Süden
weiter aufweicht. Anfangs reicht es auf dem Fichtelberg, in den Hochlagen
Ostbayerns und auf den Alpengipfeln somit noch für Böen Bft 7, eventuell ist
auch mal eine Bft 8 mit am Start. Der Wind schwächt sich aber weiter ab, so dass
am Nachmittag keine warnwürdigen Windgeschwindigkeiten mehr erwartet werden. Der
Rest ist - synoptisch betrachtet - herbstliche Ruhe, oftmals trübes
Novemberwetter at ist best. Aber: Nicht ganz Deutschland ist vom Nebel
"besetzt". Denn im Südosten leitet man Widerstand. Da der Südostwind die
Hochnebeldecke, die sich deutschlandweit unterhalb einer Inversion in 850 bis
900 hPa gebildet hat, zumindest im Lee von Erzgebirge und Bayrischem Wald
auflösen kann, sollten sich dort zunehmend Wolkenlücken zeigen. Wie weit diese
nach Norden und Westen ausgreifen - man wird sehen. Recht optimistisch zeigt
sich EZMW. Nach diesem Modell sollen auch Leipzig, Würzburg und München im
Tagesverlauf etwas Sonne abbekommen. ICON zeigt sich diesbezüglich hoffnungsvoll
für die Regionen von der unteren Donau bis nach Mittelfranken und sowie in
Sachsen, im Süden Brandenburgs und an den Alpen. Ansonsten stehen die Chancen
auf Sonne insgesamt schlecht, allenfalls reicht es im Lee der übrigen
Mittelgebirge für etwas Sonne. Entsprechend erreichen die Temperaturen in den
Sonnenecken, aber auch am Rhein wohl 8 bis 11 Grad, sonst sind es meist 6 bis 8
Grad, im Bergland werden teils noch nicht mal 5 Grad als Höchsttemperatur zu
Buche stehen.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Schwerpunkt des Russlandhochs noch
etwas weiter südostwärts, gleichzeitig bewegt sich das Tief über dem westlichen
Mittelmeer noch etwas nach Südosten bis etwas ins küstennahe Grenzgebiet von
Algerien und Tunesien. Auf der Nordflanke des Tiefs wird über der Nordsee die
Geopotentialbrücke etwas abgebaut, zumindest bezüglich der 568gpdm-Isohypse
weicht sie sogar einer flachen Rinne, die das Tief mit einem Tiefkomplex über
dem Nordatlantik verbindet. Deutschland verbleibt aber im Bereich insgesamt
hohen Geopotentials und nur schwacher Luftdruckgegensätze. Somit bleibt es teils
hochnebelartig bewölkt, teils bildet sich wieder neuer Nebel. Bei nur schwachen
Winden nimmt die Gefahr für Bodenfrost vor allem im Osten und Süden zu,
Luftfrost sollte sich auf länger klare Gebiete im Südosten Bayerns und an den
Alpen beschränken.

Dienstag... ändert sich an der Wetterlage über Deutschland wenig, sodass uns im
größten Teil Deutschlands ein weiterer trüber Novembertag bevorsteht. Die
Hochdruckbrücke wird dabei etwas nach Süden abgedrängt. Das hat mehrere Gründe.
Zum einen bewegt sich das Osteuropahoch noch ein wenig nach Süden, was auch dazu
führt, dass der Wind auf mehr südliche Richtungen dreht und sich dabei durch den
noch schwächer werdenden Gradienten weiter abschwächt. Zum anderen schiebt sich,
während der Tiefkomplex über dem Mittelmeer nur geringe Verlagerungstendenzen
zeigt, vom Nordatlantik ein Langwellentrog in 500 hPa heran, was auch für
fallenden Druck über der Nordsee sorgt. So erkennt man zum Abend schon einen
klar konturierten Bodentrog, der weite Teile Nordwesteuropas inklusive der
Nordsee überdeckt. Für eine Belebung des müden Windes sorgt auch das nicht, und
somit wird es für selbigen auch immer kniffliger, irgendwo größere Lücken in die
Wolkendecke zu reißen. Längere sonnige Abschnitte beschränken sich laut EZMW auf
die unmittelbaren Leegebiete der östlichen Mittelgebirge und der Alpen, ICON
sieht selbst da nur geringe Chancen für längere sonnige Abschnitte. Ansonsten
muss man sich für Lichtblicke in höhere und höchste Lagen begeben, da die
Inversion, die um Nuancen absinken soll, bei etwa 900 hPa anzusiedeln ist. In
der alternden Luftmasse steigt die Temperatur nur noch auf 5 bis 9 Grad an, in
nebligen Bergregionen ist es auch noch weniger, mit der laut EZMW möglichen
Sonnenunterstützung werden es in der Lausitz eventuell 10 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch greift der Langwellentrog vom Nordatlantik dann zum
Nordmeer, in seinem südlichen Teil auch zur Nordsee aus. Damit sinkt über dem
Norden Deutschlands das Geopotential und die Geopotentialbrücke ist Geschichte,
aber auch die Vorderseitige Hebung der Hochnebeldecke greift weiter nach Süden
aus, so dass es auch in den südöstlichen Landesteilen etwas nieseln kann. Weil
mit der zugehörigen Kaltfront (gehört zu einem Tief mit Kerndruck knapp unter
975 hPa über dem Nordmeer), die bis zum Morgen etwa den Oslofjord und den
Ostausgang des Ärmelkanals erreicht, auch der Druckgradient wieder etwas
anzieht, lebt der Wind im Nordwesten etwas auf. Ausgangs der Nacht könnte es
dann an der nordfriesischen Küste die ersten Böen Bft 7 geben. Dort wird es dann
auch anfangen zu tröpfeln, ansonsten bleibt es trocken, wenn man von o.e.
nieseln und etwas Nebelnässen absieht. Immerhin sorgt der Wind im Norden und
Nordwesten dafür, dass die Nebelneigung geringer ist als noch in den Vornächten.
Das gilt im Süden nicht. Dort kann man zumindest im Bodendruckfeld noch die
Brücke erkennen, die sich nunmehr von einem Hoch westlich der Biskaya bis zur
Wolga zieht. Und darauf reagieren die Modelle mit erneuter Nebelbildung, die
laut EZMW, dem aggressivsten Modell, etwa die Bereiche südlich der
Mittelgebirgsschwelle und bis in den Berliner Raum betreffen soll, wo Nebel,
zumindest lokal, weiterhin ein Thema ist. Es kühlt auf 4 bis 1 Grad ab, in
höheren Lagen kann es leichten Frost geben. An der See bleibt es bei
auffrischendem Wind milder.

Mittwoch... schwenkt der Trog von West nach Ost über den Norden hinweg, in der
Nacht zum Donnerstag wandert er dann nach Osten aus. Dabei kommt das zugehörige
Nordatlantiktief nach Südosten voran und liegt ausgangs der Nacht etwa 500 km
westlich der mittelnorwegischen Küste. Mit dem Trog zieht auch die Kaltfront
tagsüber ostwärts über den Norden hinweg, wo sie etwas Regen bringt. Nach Süden
zu gelangt sie unter Hochdruckeinfluss, kommt ins Schleifen und verliert an
Wetterwirksamkeit. Mit Frontpassage dreht der Wind von Südwest über West auf
Nordwest, im Süden lebt er dabei nur wenig auf, im Norden weht er dagegen mäßig
bis frisch, an der Küste in Böen auch stark bis stürmisch (Bft 7/8), wobei die
Bft 8 vorzugsweise bei auflandigen Bedingungen zu beobachten sein wird. Für den
Brocken ist auch die Bft 9 denkbar. Durch die von Norden hereinlaufende
Kaltfront wird die über dem Süden befindliche Hochdruckbrücke zwar geschwächt,
aber nicht gänzlich abgebaut, und schon in der Nacht steigt von Südwesten her
der Druck erneut, da sich vom Atlantik ein Hochdruckgebiet nähert (nämlich
dasjenige, welches vorher das westliche Ende der Brücke markierte). Damit ist
erneutes Absinken und ein Aufweichen des Gradienten verbunden, in der Folge kann
sich auch wieder Nebel bilden. Mit der Front, die in den Vorhersagekarten ob
ihrer thermischen Qualität (ThetaAe in 850 hPa) völlig zurecht als Kaltfront
verzeichnet ist, ist aber kein nennenswerter Temperaturrückgang verbunden. Dies
kann insbesondere mit der nunmehr besseren Durchmischung begründet werden.
Letztendlich sollen die Höchstwerte am Mittwoch meist bei 6 bis 11 Grad
wiederzufinden sein, in der Nacht zum Donnerstag liegen die Tiefstwerte meist
bei 6 bis 1 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Abläufe weitgehend gleich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas