DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-11-2021 08:30
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.11.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Nach kurzem Tiefdruckeinfluss am heutigen Tag wieder Aufbau einer stabilen und
ereignisarmen Hochdruckwetterlage bis zum Ende der Kurzfrist. Abgesehen von
stürmischen Böen auf den Berggipfeln keine markanten Wettergefahren

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... findet sich ein stark amplifizierter Trog über Mitteleuropa, der im
Laufe des Tages als Höhentief über dem Westen Deutschlands abtropft. Daran
gekoppelt ist auch ein Bodentief, dass sich im weiteren Verlauf immer mehr
abschwächt und nahezu achsensenkrecht darunterliegt. Das ehemalige Frontensystem
des Bodentiefs ist in den Analysen kaum noch zu finden. Vielmehr lassen sich im
Radarbild bänderartige Strukturen erkennen, die vornehmlich an Vorticitymaxima
in der Höhe gekoppelt sind.
Auch in den Werten wie Temperatur und Taupunkt zeigt sich, dass am Boden keine
frontalen Strukturen mehr zu finden sind. Vielmehr sorgt der Tiefdruckeinfluss
für vertikale Durchmischung der vorher vorhandenen Inversion infolge der
Hochdruckwetterlage der vergangenen Tage. Oder anders gesagt: Die Temperatur
steigt deutlich an. So liegen schon am Morgen die Maxima im Nordwesten zwischen
7 und 10 Grad, während in den Inversionsgebieten noch Werte im unteren
einstelligen Bereich gemessen werden.

Im weiteren Tagesverlauf sollten sich die morgendlichen Nebelfelder über der
westlichen Mitte und dem Süden auch mit Unterstützung des Bodentiefs allmählich
auflösen, sodass dann wohl keine Warnungen mehr notwendig sind. Regen fällt am
Vormittag zunächst vor allem im Westen des Landes, während zu Nachmittag
vornehmlich der Süden betroffen ist. Südostbayern wird dann am Abend erreicht.
Der Nordosten bekommt hingegen keinen Niederschlag ab, was am kompensierenden
Absinken im Bereich zwischen dem abgetropften Höhentief im Westen und dem
Trogresiduum über Südskandinavien liegt.

Im Gegensatz zur Erwärmung in den bodennahen Schichten geht die Temperatur in
den höheren Luftschichten mit Übergreifen des Tiefs deutlich zurück (z.B. 850
hPa: SO-Bayern 06 UTC 8 Grad, 18 UTC 2 Grad). Damit sinkt an den Alpen auch die
Schneefallgrenze bis zum Abend auf etwa 1600 m ab.

Viel mehr gibt es für den Samstag nicht zu berichten, sieht man mal von
einzelnen markanten Böen auf exponierten Gipfeln (Brocken, Feldberg/Schwarzwald)
ab. Der Böhmische Wind in Ostsachsen frischt im Tagesverlauf zwar etwas auf,
bleibt aber wohl auch unter den Warnschwellen und lässt am Nachmittag auch schon
wieder nach.

In der Nacht auf Sonntag erreicht das Höhentief den Südwesten Deutschlands. Das
zugehörige Bodentief hat sich mittlerweile deutlich aufgefüllt und ist kaum noch
zu finden. Seine Feuchtfelder beeinflussen aber noch Teile Deutschlands und so
fällt insbesondere im Südwesten und Süden des Landes weiterhin schauerartiger
Niederschlag.
Die Schneefallgrenze an den Alpen sinkt auf etwa 1300 m. Allerdings werden keine
größeren Mengen (mehr) erwartet. Unter Berücksichtigung der warmen
Vorgeschichten sollte es wohl nur für höhere Lagen über 1500 m für eine geringe
Neuschneeauflage reichen.

Auch im Rest des Landes wird die Nacht vielfach dicht bewölkt sein. Zudem bildet
sich gebietsweise wieder Nebel. Das ist zum einen im Osten der Fall, wo die
Wolkendecke anfänglich auflockern kann und dann vor allem in mittleren und
höheren Berglagen durch eine tiefe Wolkenuntergrenze und aufliegende Wolken.

Der Luftdruckgegensatz über Deutschland geht mit der Auffüllung des Bodentiefs
wieder ziemlich in die Knie. Entsprechend ist es auch nur noch schwachwindig und
auf höheren Berggipfeln werden keine markanten Böen mehr erwartet.

Auch Frost wird in den Nachtstunden infolge der dichten Bewölkung nicht
erwartet.


Sonntag... bewegt sich das Höhentief weiter nach Südostfrankreich. Das
zugehörige Bodentief ist eigentlich nicht mehr zu finden. Stattdessen wird über
dem westlichen Mittelmeerraum Zyklogenese induziert, sodass dort neue Unwetter
zu erwarten sind.
Die Feuchtereste des abziehenden Tiefdruckgebiets beeinflussen vor allem in der
ersten Tageshälfte noch den Südwesten Deutschlands mit etwas Regen. Große Mengen
fallen allerdings nicht mehr.

Für die weitere Entwicklung entscheidend ist der Vorstoß eines kräftigen zonal
orientierten Hochdruckkeils in Richtung Südskandinavien, wodurch am Boden ein
kräftiges Hoch induziert wird, mit Kerndruck über 1035 hPa. An seiner Südflanke
dreht die Strömung über Deutschland auf östliche Richtungen. Gerade an den
Westflanken der Mittelgebirge kann es damit im Tageverlauf sonnig Auflockerungen
geben, während sich sonst weiterhin Grenzschichtbewölkung halten kann. Die
Prognosesoundings zeigen Sättigung nur in den untersten paar hundert Metern.

Warntechnisch ist abgesehen von den Sichtbehinderungen nur noch der Wind von
Relevanz. In 850 hPa nimmt der Gradient der Isohypsen zwischen dem Tief über dem
westlichen Mittelmeer und dem Südskandinavienhoch deutlich zu. Entsprechend muss
vor allem in höheren Berglagen mit einem auffrischenden Ostwind gerechnet
werden. Auf den Bergen gibt es bevorzugt ab dem Nachmittag Wind- und Sturmböen.

In der Nacht auf Montag verstärkt sich der Hochdruckeinfluss über Deutschland.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt von Südskandinavien zu den Baltischen
Staaten, wobei sein Kerndruck auf über 1038 hPa steigt. Deutschland befindet
sich auf seiner Südostflanke in einer östlichen Strömung.

Damit verläuft die Nacht ruhig wobei es vielerorts hochnebelartig bedeckt ist
und vor allem in den Mittelgebirgen mit schlechten Sichten durch tiefliegende
Wolken zu rechnen ist. Dort wo die Wolkendecke anfangs aufgelockert ist, kann
auch in tiefen Lagen warnwürdiger Nebel auftreten.

Die Tiefstwerte bleiben allgemein im positiven Bereich und der Wind im höheren
Bergland weht weiterhin in Böen stark bis stürmisch.


Montag... kann sich das Hoch über Osteuropa weiter verstärken (Kerndruck >1040
hPa) und verlagert seinen Schwerpunkt noch etwas weiter ostwärts nach
Westrussland. Demgegenüber steht das kräftige Höhentief über dem westlichen
Mittelmeerraum. Die eigentliche Frontalzone verläuft weit nach Norden verschoben
über Island und Skandinavien.

Damit verbleibt Deutschland im "luftleeren" Raum und das Wetter gestaltet sich
sehr ereignisarm. Wieder dominieren Grenzschichtprozesse. Damit gibt es häufig
Hochnebel und Nebel und nur an den West- bzw. Nordwesthängen der Mittelgebirge
sowie in den Hochlagen der Berge kann man sich auch einmal sonnen.
Während es in den dauergrauen Gebieten novembrig kalt bleibt, werden mit
Sonnenunterstützung teils zweistellige Werte erwartet.

Wenn man von den schlechten Sichten absieht, ist allenfalls der böige Wind in
den Hochlagen der Berge bzw. auf den Berggipfeln zu erwähnen, wobei dieser im
Tagesverlauf auch schon schwächer wird.

Auch die Nacht auf Dienstag hat nicht viel Neues zu bieten. Kaum eine Isobare
lässt sich im Bodendruckfeld über Deutschland finden und auch in höheren
Schichten nimmt der Gradient weiter ab, sodass dann auch auf den Bergen keine
warnwürdigen Böen mehr auftreten.

Dort wo es tagsüber größere Auflockerungen gab, dürften diese im Laufe der Nacht
wieder vielfach mit Nebelfeldern aufgefüllt werden. Örtlich können die
Tiefstwerte über der Mitte und im Süden (wo es anfänglich klar ist) bis zum
Gefrierpunkt zurückgehen und es ist mit Bodenfrost zu rechnen.

Bleibt eigentlich nur auf eine etwas spannendere mittelfristige synoptische
Übersicht zu hoffen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen Einigkeit bei der grundlegenden Entwicklung der
Großwetterlage. Bleiben nur die je nach Modell etwas unterschiedlich bewerteten
Grenzschichtprozesse.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer