DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-11-2021 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 12.11.2021 um 10.30 UTC



Bis Mittwoch höhenwarmes Hochdruckwetter, danach erhebliche Unsicherheiten
bezüglich Trogdurchgang.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 19.11.2021


Am Montag befindet sich Deutschland im Einflussbereich einer ausgedehnten
Hochdruckzone. Zwischen einem nach Norden verschobenen Azorenhoch und einem
kräftigen Hochdruckgebiet mit Zentrum über dem Baltikum (Kerndruck >1040 hPa),
hat sich über Groß-Britannien und der Nordsee eine stabile Hochdruckbrücke
aufgebaut. Südlich der Hochdruckzone liegt ein Kaltlufttropfen über dem
östlichen Mittelmeer. Die Frontalzone wird weit nach Norden abgedrängt und liegt
über dem nördlichen Skandinavien.
Deutschland liegt unterhalb einer Absinkinversion, die auf etwa 900 hPa
simuliert wird. Folglich ist es in den Kammlagen der höchsten Mittelgebirge
voraussichtlich sonnig, während sich in den Niederungen vielerorts zäher Nebel
oder Hochnebel hält.

Am Dienstag entwickelt sich südwestlich von Grönland ein kräftiges Tief, das
Richtung Island zieht. Der korrespondierende Höhentrog rückt auf die
Hochdruckbrücke vor, wobei diese nach Süden über das westliche Mitteleuropa
gedrückt wird. Auch wenn sich die Höhenkonturen zunehmend zyklanal gestalten,
reicht die Hebung voraussichtlich nicht aus, um die Inversion signifikant zu
heben, oder abzuschwächen. So hält sich voraussichtlich in den Niederungen
weiterhin vielerorts Nebel oder Hochnebel.

Am Mittwoch amplifiziert sich der Trog weiter stromabwärts und stößt über die
Nordsee südwärts in die Hochdruckzone vor. Die Trogachse erstreckt sich am Abend
über der Nordsee bis ins westliche Frankreich. Vorderseitig setzt über
Deutschland nun etwas stärkere Hebung ein, wobei die Inversion gehoben wird und
es zu einem deutlichen Abfall der 850-hPa-Temperatur auf etwa 0 °C kommt.
Voraussichtlich wird die Hochnebeldecke angehoben. Im Nordwesten nimmt zudem der
Gradient zu. Auflockerungen bleiben dort aber auch von kurzer Dauer, denn die
Kaltfront des Nordmeertiefs greift auf den Nordwesten über.

Am Donnerstag hat die Kaltfront Deutschland bis zum Abend südostwärts überquert.
Rückseitig fließet Subpolarluft mit 850-hPa-Temperaturen um -3 °C ein. In der
Höhe liegt die Achse des Troges über Deutschland. Unter Trogeinfluss gibt es bei
wechselnder Bewölkung einzelne Schauer, die später aber von Westen wieder
nachlassen, da ein Bodenkeil nachrückt.

Am Freitag zieht der Trog nach Osteuropa ab. Rückseitig zonalisiert die Strömung
zwischen einem Hoch über Frankreich und einem nachrückenden Tief mit Zentrum
nordwestlich von Schottland. Seine Warmfront überquert mit einem breiten
Regengebiet am Freitag Deutschland.

Am Samstag setzt sich die antizyklonale Westwetterlage fort, wobei das Tief nach
Skandinavien zieht und Deutschland im Norden unter stärkerem Gradient in einen
weit geöffneten Warmsektor liegt. Der Süden liegt dabei unter Hochdruckeinfluss.


Im weiteren Verlauf simuliert das ECMWF-Modell eine erneute, dieses Mal
kräftigere Austrogung über Westeuropa.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue ECMWF-Lauf zeigt keine wesentlichen Unterschiede zu den Vorläufen.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Sowohl ICON, als auch GFS sehen die Entwicklung bis Samstag ähnlich. GFS
simuliert im Bodendruckfeld in die westliche bis nordwestliche Strömung
eingelagerte Randtröge, wodurch der Gradient in diesem Modell deutlich schärfer
ist. Somit kann es zu stürmischen Böen bis weit ins Binnenland kommen. GFS lässt
im weiteren Verlauf die antizyklonale Westlage bis übernächste Woche Dienstag
andauern.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis Mittwoch zeigen die ENS-Rauchfahnen eine große Einigkeit. Ab Donnerstag wird
der Spread sowohl im Geopotenzial, als auch in den 850-hPa-Temperaturen deutlich
größer. Was den Trogdurchgang am Donnerstag betrifft so zeigen die Ensembles
schon eine fast Bifokale Verteilung. Eine in den letzten Läufen größer werdende
Zahl an Mitgliedern rechnet sogar mit einer Kräftigung der Hochdruckbrücke über
Mitteleuropa zum Ende der Woche. Der Einfluss des Troges würde sich demnach auf
Skandinavien beschränken (ECMWF-ENS-Cluster 3). Anschließen würde sich auch in
diesem Fall eine nördliche Westlage einstellen. Bei den Troglösungen zeigt sich
am Wochenende ebenfalls ein zwischen den ENS-Mitgliedern teils stark
phasenverschobener Geopotenzial- und Temperaturanstieg am Freitag oder Samstag
und erneut ein leichter Abwärtstrend zum Sonntag und zu Beginn der übernächsten
Woche.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Hochdrucklage mit Nebel und Hochnebel
in den Niederungen und Sonne auf den Bergen mindestens bis Mittwoch gesichert
ist. Ob am Donnerstag ein Trog für wechselhafteres Wetter sorgt, ist noch
unsicher. Darüber hinaus scheint es einen Trend hin zu einer antizyklonalen
Westlage zu geben.

Was den in vielen Medien derzeit propagierten Wintereinbruchs bis ins Flachland
ab dem 20.11. angeht, so hat man sich dort offensichtlich auf einige
Extremlösungen des GFS-Modells bezogen und dabei eine Einigkeit propagiert, die
es so nie gegeben hat. Zwar liegt es in der Natur der Sache, dass in den
Modellrechnungen im Bereich von über einer Woche abseits des seriösen
Vorhersagezeitraums auf Grund der großen Unsicherheiten immer wieder winterliche
Lösungen auftreten, betrachtet man sich jedoch die Ensemblevorhersagen, so sind
diese Winterlösungen aber keineswegs in der Mehrheit, sondern Ausreiser. Das
Ensemblemittel zeigt für übernächste Woche nur einen groben Trend für leicht
unterdurchschnittliche aber noch nicht winterliche Temperaturen. Dabei gibt es
noch eine erhebliche Streuung. Auch die Clusteranalysen geben keinen Hinweis auf
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für eine winterliche Wetterlage.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Einige Lösungen zeigen ab Donnerstag eine deutliche Windzunahme im Norden. Dabei
sind stürmische Böen zumindest an der Küste und auf exponierten Berggipfeln
nicht unwahrscheinlich. Einige Modellösungen zeigen dies auch bis weit ins
Binnenland
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, ECMWF-Hauptlauf, ab Donnerstag ECMWF-ENS: Die Trogvariante
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold