DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-11-2021 08:01
SXEU31 DWAV 040800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.11.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M, Übergang zu NW a
Heute typisches Novemberwetter. Dauerregen im Osten, aber auch sonst
gelegentlich Regen. Auf exponierten Berggipfeln der östlichen Mittelgebirge und
an der Vorpommerschen Ostseeküste Gefahr von Sturmböen, bis Freitagfrüh
abflauend. Am Freitag kaum markante Wettergefahren. Am Samstag an der Küste und
auf exponierten Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge wahrscheinlich wieder
Sturmböen Bft 8/9, in der Nacht zum Samstag an der See auch schwere Sturmböen
nicht auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... gelangt Deutschland in den Bereich eines Troges, dessen Achse sich
bis zum Abend in den Westen Deutschlands verlagert. Dieser Trog erstreckt sich
über die Westalpen hinweg bis zum Atlasgebirge. An dessen Vorderseite schwenkt
ein Sekundärtrog über die Alpen und Süddeutschland und später über die östlichen
Mittelgebirge hinweg in den Nordosten Deutschlands. Mit dem Übergreifen der
Trogachse bleibt nur über dem östlichen Mitteleuropa noch eine steile
südwestliche Strömung bestehen. Mit dieser wird ein flaches Bodentief vom
Nordrand der Ostalpen unter weiterer leichter Intensivierung auf Vb-ähnlicher
Zugbahn nach Nordwestpolen gesteuert. An dessen Südflanke kommen in den
Gipfellagen der östlichen und nördlichen Mittelgebirge Sturmböen Bft 8/9 auf.
Windböen sind bis in die Lausitz hinein zu erwarten. Ob im gesamten Osten
Windböen auftreten, ist letztendlich von der Entwicklung des nach Nordwestpolen
ziehenden Tiefs abhängig. Gleichzeitig stößt, gestützt durch Kaltluftadvektion,
von Frankreich her ein Bodenhochkeil in den Süden Deutschlands vor, wobei dessen
Achse unmittelbar am Alpenrand liegt. Bedingt durch den hierdurch zustande
kommenden Leitplankeneffekt sind am Alpenrand und bis nach Niederbayern hinein
Windböen Bft 7 vorstellbar. Aber auch an der Ostsee kommt der Wind zunächst mit
Böen bis Bft 7, später am Tag an der Vorpommerschen Küste, mit stürmischen Böen,
in Gang.
Mit der Verlagerung des Tiefs nach Nord-Nordost greifen skalige Niederschläge
unter Intensivierung auf die Gebiete von zentralen und vor allem vom östlichen
Mittelgebirgsraum bis nach Vorpommern über. Dabei werden von der Uckermark bis
ins Vogtland und in den Erzgebirgsraum hinein Signale für mehr als 30 bis
deutlich über 40 mm innerhalb von 24 Stunden gezeigt. Der Niederschlag fällt
dabei im Wesentlichen innerhalb von 12 bis 18 Stunden, von Sachsen und vom
südlichen Brandenburg ausgehend. Eine entsprechende Dauerregenwarnung ist aktiv.
Gegenüber den Prognosen vom Vortag weitet sich der Niederschlag noch etwas
weiter westwärts in Richtung Mitte aus. Daraufhin wurde die entsprechende
Warnung angepasst. Indizien für die Überschreitung unwetterartiger
Niederschlagssummen lassen sich nicht finden. An den Alpen und in den Hochlagen
der süddeutschen Mittelgebirge fällt Schnee, der jedoch erst oberhalb etwa 1200
m liegen bleibt.
Vergleichsweise wenig Niederschlag ist hingegen in den westlichen Landeteilen
und später am Tag auch im Südosten zu erwarten. Dennoch sind Wolkenlücken (für
Auflockerungen reicht es wahrscheinlich nicht) auf den Alpenrand und die
Nordseeküste beschränkt. Die Tageshöchsttemperaturen bewegen sich meist zwischen
4 und 9 Grad.

In der Nacht zum Freitag wird das Tief von Nordwestpolen in die Rigaer Bucht
gesteuert. Vorübergehen legt der Gradient an dessen Westflanke zu (das Tief wird
immerhin mit einem Kerndruck unterhalb von 995 hPa simuliert, was eine
kräftigere Entwicklung darstellt als dies die Modelle am Vortag im Programm
hatten). Demzufolge können an der Vorpommerschen Ostseeküste durchaus auch
Sturmböen bis Bft 9 auftreten. Im Osten bis in die Lausitz hinein wird in Böen
Bft 7 erreicht; auch auf exponierten Gipfeln der östlichen Mittelgebirge sind
Böen bis Sturmstärke vorstellbar. Nachfolgend weicht der Gradient, bedingt durch
die rasche Nordverlagerung des Tiefs, auch über dem Osten und Nordosten
Deutschlands auf, so dass spätestens ab Freitagfrüh selbst auf exponierten
Berggipfeln wie auch an der Vorpommerschen Ostseeküste keine stürmischen Böen
mehr auftreten sollten. Mit diesem Tief zieht auch das Niederschlagsgebiet nach
Polen ab, so dass ab Mitternacht wahrscheinlich keine Dauerregenwarnungen mehr
erforderlich sind. Geringe Niederschläge, die aus einem weiteren, jedoch
schwachen Kurzwellentrog resultieren, sind dann noch in einem Bereich von den
westlichen Mittelgebirgen bis in den Nordosten Deutschlands hinein zu erwarten.
Ein paar Auflockerungen kommen im Nordwesten sowie auch im Südosten und dort vor
allem in Alpennähe zustande. Aufgrund der sehr feuchten Grundschicht wird sich
dann rasch teils dichter Nebel bilden. In Alpennähe kann es zudem leichten Frost
geben.

Freitag... wird der Nordteil des wetterbestimmenden Troges ostwärts geführt,
wogegen dessen Südteil bis nach Marokko "zurückhängt". Mit dem Ergebnis, dass
Deutschland weiterhin im Bereich dieses Troges und sogar unter dessen Achse
verbleibt. Warmluftadvektion, die im Tagesverlauf den Norden und Nordwesten
Deutschlands erfasst, lässt dort erneut Niederschlag aufkommen, der jedoch
fernab von jeglicher Warnrelevanz ist. Ansonsten ist die Niederschlagstätigkeit
gering. Die Dynamik im Bereich des langgestreckten Troges ist schwach,
nennenswerte Hebung ist nicht zu finden. Vielmehr kräftigt sich der über
Süddeutschland liegende Bodenhochkeil, der von einem Hoch über dem nahen
Ostatlantik ausgehend bis in die Ukraine gerichtet ist. Abgesehen von der Küste,
wo Wind- und rund um Rügen vielleicht auch stürmische Böen auftreten können, ist
der Wind sehr wahrscheinlich nicht warnrelevant. Zwar sind die Niederschläge
bedingt durch die Troglage leicht konvektiv geprägt, aber aufgrund des sich
kräftigenden Keils wie auch der schwach ausgeprägten Dynamik sind Gewitter
unwahrscheinlich. Allerdings zeichnet sich, wenn man das so sagen kann, ein
Niederschlagsmaximum ab, das vom östlichen Mittelgebirgsraum in den Südwesten
Deutschlands reicht.
Im Nordwesten und in Küstennähe sowie auch im Alpenvorland sind mit höherer
Wahrscheinlichkeit als an den Vortagen ein paar Auflockerungen möglich. Während
in den östlichen und südlichen Landesteilen die Temperaturen durchweg unter 10
Grad verbleiben, sind ansonsten Maxima zwischen 9 und 12 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Samstag tropft der wetterbestimmende Trog aus, so dass hiervon
ein Höhentiefkomplex über dem Atlasgebirge und Andalusien übrigbleibt. Die
Frontalzone setzt sich vom mittleren Nordatlantik über Schottland und
Südskandinavien hinweg nach Nordwestrussland durch. Warmluftadvektion, die den
Norden und Nordwesten Deutschland erfasst, sorgt dort für geringe Niederschläge.
Die Nähe der Frontalzone macht sich in Form von Windböen an der Küste (und
vielleicht auch stürmischen Böen auf dem Brocken im Harz sowie an der
Vorpommerschen Ostseeküste) bemerkbar. Zudem ist von der Küste bis hin zu den
Mittelgebirgen die Nebelneigung gering.
Im Süden und Südosten, aber auch über dem westlichen Mittelgebirgsraum sind im
Bereich des Hochkeils geringe Luftdruckgegensätze zu erwarten. Dort klart es
vorübergehend auf, nachfolgend bildet sich alsbald teils dichter Nebel. Im
Alpenvorland ist verbreitet, ansonsten im Süden in ungünstigen Lagen und bei
längerem Aufklaren leichter Frost zu erwarten.

Samstag... wird die Frontalzone durch einen auf die Nordsee übergreifenden
Kurzwellentrog etwas nach Süden gedrückt, was im Norden mit einer weiteren
leichten Gradientzunahme einhergeht. Stürmische Böen werden an der Küste dann
wieder wahrscheinlicher, bis ins küstennahe Binnenland hinein können Windböen
auftreten. Auf dem Brocken erreicht dann der Wind in Böen Sturmstärke. Mit einem
über Südschweden rückläufig werdenden Frontensystem erfassen Niederschläge, die
fernab von jeglicher Warnrelevanz sind, den Küstenbereich.
Nach Süden hin hält sich der Einfluss des brückenartigen Hochs, das durch einen
von nahen Ostatlantik bis nach Süddeutschland reichenden Höhenkeil gestützt
wird. Sofern sich Nebel oder Hochnebel auflösen, besteht dort (und auch in den
Leegebieten der östlichen Mittelgebirge) die Chance für größere Auflockerungen.
Aufgrund der feuchten Grundschicht ist hier nicht allzu viel Optimismus gegeben,
in einigen Regionen dürfte es auch ganztägig neblig-trüb bleiben. Demzufolge
zeichnet sich gegenüber den Vortagen auch keine nennenswerte Temperaturänderung
ab. Maxima um oder etwas über 10 Grad werden aufgrund der Durchmischung
lediglich nördlich der Mittelgebirge zu erwarten, ansonsten verbleiben die
Höchsttemperaturen im einstelligen Bereich.

In der Nacht zum Sonntag erfasst ein relativ breiter Trog von der Nordsee
kommend den Norden Deutschlands. Die vorgelagerte Kaltfront arbeitet sich
schleifend bis zu einer Linie Uckermark-Ruhrgebiet vor. Mit dieser Front greifen
Niederschläge bis zu den nördlichen Mittelgebirgen über. Selbst in Staulagen
reicht es nur für wenige Millimeter. An der Küste sind jedoch bis 10 mm
innerhalb von 12 Stunden möglich.
Mit dem Trog, der sich auch im Bodendruckfeld abzeichnet, erfolgt eine
Gradientverschärfung, so dass bis ins nordwestliche und nördliche Binnenland
hinein Windböen Bft 7 aufkommen. Auf Berggipfeln wie auch an der See sind
Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten, exponiert (erste Nachthälfte an der Nordsee,
zweite Nachthälfte an der Ostseeküste) können schwere Sturmböen nicht
ausgeschlossen werden. Analoge Aussagen gelten auch für den Brocken im Oberharz.

Weiter nach Süden hin bleibt es vergleichsweise gradientschwach. Nebel oder
Hochnebel sollten auf die Donauregion und die Gebiete südlich davon beschränkt
bleiben. Analog hierzu kann in diesen Gebieten leichter Frost auftreten.
Etwa von den westlichen Mittelgebirgen bis zur Oberpfalz setzt auch eine
schwache südwestliche bodennahe Windkomponente ein, so dass in diesen Gebieten
die Wahrscheinlichkeit von Nebel gering ist.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede lassen sich nicht finden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann