DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-11-2021 19:01
SXEU31 DWAV 021800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 02.11.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Mittwoch auf Alpengipfeln Sturmböen (Föhn).
In der Nacht zum Donnerstag im Alpenraum Dauerregen gering wahrscheinlich, im
Laufe des Donnerstages dann im Osten Dauerregen möglich. Auf den Gipfeln der
nördlichen und östlichen und südöstlichen Mittelgebirge sowie auf Alpengipfeln
Böen Bft 8 bis 9.
Schneefallgrenze am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag örtlich unter 1000 m
sinkend.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... Ein umfangreicher Höhentrog reicht vom Nordmeer über die Nordsee bis
nach Frankreich. Dabei sorgt ein Randtrog derzeit vor allem in der Mitte für
schauerartgien Regen und dieser Trog schwenkt bis zum Morgen zum nordöstlichen
Deutschland, wobei die Wetteraktivität im Laufe der Nacht deutlich schwächer
wird. Dahinter folgt ein kurzwelliger Höhenkeil. Die Südspitze des Haupttroges
tropft über Westeuropa nach Nordfrankreich und zum Ärmelkanal ab und auf der
Vorderseite des Troges dreht die Strömung auf Süd bis Südwest zurück. Dabei
bildet sich knapp östlich des Cut-Off-Tiefs über Frankreich ein Bodentief, auf
dessen Ostseite die Zufuhr milder Luft einsetzt. Diese Warmluftadvektion greift
im Laufe der Nacht auf Süddeutschland über. Das daran gekoppelte Regengebiet
greift in der 2. Nachthälfte auf Südwestdeutschland über, wobei die simulierten
Regenmengen meist zwischen 1 und 7 mm Regen liegen. Ansonsten fallen in der 2.
Nachthälfte nur noch einzelne Schauer oder es regnet örtlich noch etwas. In
Südbayern klart es teilweise auf, da dort Föhn aufkommt. Damit gibt es dort
örtlich Frost bis -2 Grad und in Bodennähe bis -5 Grad. Ansonsten liegen die
Tiefstwerte meist zwischen 1 und 6 Grad und vor allem nach Osten hin gibt es
örtlich Bodenfrost. An der Nordsee ist es mit rund 7 Grad milder. Der Wind weht
meist nur schwach aus unterschiedlichen Richtungen. Auf Alpengipfeln kommen
durch den Föhn Böen Bft 8 bis 9 auf.

Mittwoch ... Das Cut-Off-Tief über Frankreich wandert nur noch wenig nach
Nordosten zur belgischen Grenze und der Höhenkeil zieht von Deutschland nach
Polen. Die Trogspitze des Haupttroges verlagert sich nach Südfrankreich.
Vorderseitig kommen der Süden und die Mitte in eine recht glatte
Südsüdwestströmung und die Warmluftadvektion dehnt sich bis in den Nordosten
Deutschlands aus. Das Regengebiet aus der Nacht dehnt sich im Tagesverlauf
ebenfalls weiter nach Nordnordost aus über Hessen bis zum südlichen
Niedersachsen, bis zum südwestlichen Sachsen-Anhalt nach Westthüringen und nach
Unterfranken sowie bis ins südliche NRW. Die Modelle simulieren meist Mengen
zwischen 2 und 10 l/qm und in einigen Staulagen bis 15 l/qm innerhalb von 12
Stunden (die höchsten Mengen im Raum Hunsrück). Weiter nordöstlich vom
Regengebiet reicht es meist nur für mittelhohe und hohe Wolkenfelder und auch in
weiten Teilen Bayern ist es bis auf den äußersten Westen des Bundeslandes
trocken mit föhnigen Auflockerungen nach Osten hin. Auch vom Emsland bis nach
Vorpommern ist es wolkig mit einigen Auflockerungen und allenfalls an der
Nordsee fällt mal ein Schauer.
Am Rande des auch am Boden ausgeprägten Tiefs bei Belgien, das sich abschwächst,
weht meist nur ein schwacher Wind. Vor der Trogspitze bildet sich an der
Golfküste von Genua ein Bodentief und andererseits auch ein Leetief im
Grenzgebiet zwischen Südostbayern und Österreich. Damit drehen die Winde im
Tagesverlauf im Süden auf Nord bis Nordost und im Norden auf Süd bis Südost. Auf
Alpengipfeln sorgt der Föhn weiter für Böen Bft 8 bis 9.
Geringe Sonnenanteile (nennenswerter Sonnenschein nur in Ostbayern und der
Lausitz), örtlicher Regen und die allmähliche Auskühlung der Luftmasse sorgen
meist für etwas geringere Temperaturen als heute: Die Spanne reicht von 7 Grad
im mittleren Hunsrück und bis rund 12 Grad im Südostbayern und in der Lausitz.

In der Nacht zum Donnerstag löst sich ein kurzwelliger Anteil aus dem Haupttrog
ab und schwenkt über die Zentralalpen hinweg nach Süddeutschland. Das Genuatief
und das Leetief fusionieren quasi und das entstehende Tief zieht auf einer
Vb-artiger Zugbahn nach Tschechien. Bedingt durch die sich einstellende
gegenläufige Strömung (in Bodennähe an der Nord- und Westflanke des Tiefs
nordöstliche bis nördliche und im Süden nordwestliche Winde, in der mittleren
und oberen Troposphäre aus der Trogvorderseite resultierend südliche bis
süd-südwestliche Strömung) erfolgt Aufgleiten. Dies lässt von Südwesten her über
die "südliche" Mitte hinweg bis in den Erzgebirgsraum hinein und bis zur Neiße
länger andauernde Niederschläge übergreifen. Meist werden dabei Regenmengen
zwischen 8 und 20 l/qm innerhalb von 12 Stunden berechnet, bei ICON-D2 im
Alpenraum auch Dauerregenmengen knapp über 25 mm. Da sich im Süden zusehends
Kaltluft (mit Temperaturen, die im 850 hPa-Niveau knapp unter 0 Grad sinken)
durchsetzt, dürfte die Schneefallgrenze in den Alpen und im Schwarzwald auf 1500
bis 1200 m nach unten gehen.
Der Norden und auch Teile Westdeutschlands werden von diesen Niederschlägen
nicht erfasst. Bei Aufklaren kann sich erneut teils dichter Nebel bilden.

Donnerstag ... wird das aus der Zyklogenese hervorgegangene Tief unter
Verstärkung über Westpolen (genaugenommen im Odergebiet) nach Norden gesteuert.
In der Höhe bildet sich bis zum Abend mit Vervollständigung der Zyklogenese in
der Nähe des Bodentiefs ein Höhentief, während das alte Höhentief zu den
Westalpen driftet. Somit erfassen die Aufgleitniederschläge auf der Westseite
des Bodentiefs auch den Nordosten Deutschlands bis hin zum Oderhaff und
überschreiten nach ICON im Osten örtlich die Dauerregenschwelle von 25 l/qm
innerhalb von 12 Stunden. Meist liegen die simulierten Regenmengen aber bei den
externen Modellen zwischen 8 und 20 l/q. Im Süden lassen aber gleichzeitig die
Regenfälle von den Alpen ausgehend nach. Die Wahrscheinlichkeiten für 24stg.
Dauerregen liegen im Osten am höchsten und erreichen nach CosmoLEPS und ICON-EPS
5 bis 25 Prozent. Durch die Bildung des Höhentiefs im Osten liegt Deutschland
vollständig im Bereich des Höhentroges und im Westen und Südwesten sorgt
höhenkalte Luft für lokale Schauer. Mit dem Absinken der 850-hPa-Temperatur auf
0 bis -2 Grad in weiten Teilen Deutschlands sinkt die Schneefallgrenze
gebietsweise auf knapp unter 1000 m.
In Abhängigkeit von der Intensität dieses Tiefs können in den Kamm- und
Gipfellagen der östlichen und nördlichen Mittelgebirge warnrelevante Böen (ggf.
bis Sturmstärke) auftreten. Etwas gradientverschärfend könnte ein Bodenhochkeil
wirken, der sich, gestützt durch Kaltluftadvektion, von Westen her nach
Süddeutschland schiebt.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen nur noch 5 bis 10 Grad mit den höchsten
Werten in Südostbayern.

In der Nacht zum Freitag zieht das kräftige Bodentief mitsamt des Höhentiefs zur
baltischen Küste. Die Achse des Höhentroges bleibt noch im Osten und Süden
Deutschlands liegen, wobei das Cut-Off-Tief über den Alpen nur wenig nach Osten
vorankommt. Mit Übergreifen der Kaltluftadvektion auf den Osten werden die
Regenfälle dort allmählich schwächer und im Raum Erzgebirge könnte die
Schneefallgrenze auf 900 bis 800 m sinken. Meist fallen noch 4 bis 9 mm, von der
Lausitz bis zum Erzgebirge immerhin nochmals 10 bis 15, in Staulagen auch bis 20
mm. In den Kammlagen ist mit Neuschneeakkumulation zu rechnen. Leichten Frost
kann es bei Aufklaren ganz im Süden geben.

Freitag ... zieht das Cut-Off-Tief zu den Seealpen und der Resttrog bewegt sich
nach Polen. Gleichzeitig wandert der kräftige, vom Höhenhoch bei den Azoren
ausgehende Höhenrücken knapp westlich von Schottland unter WLA getriggerter
Verstärkung nach Osten und erreicht den Nordwesten Deutschlands. Der
Azorenhochkeil kann sich damit (und durch KLA gestützt) von Süddeutschland zum
südöstlichen Mitteleuropa ausdehnen. An der Nordseite des Hochkeils greift
Warmluftadvektion auf Nordwestdeutschland über und sorgt für Wolkenverdichtung
und später auch für etwas Regen. Auch sonst gibt es nur örtlich einige
Wolkenlücken. Vor allem nach Südwesten hin fallen noch örtlich Schauer, im
Hochschwarzwald als Schnee. In Nordwestdeutschland wird es mit rund 11 Grad
durch den auffrischenden Westwind bereits etwas milder. Sonst bleibt es mit 5
bis 9, vereinzelt 10 Grad eher kühl.
Der Gradient ist im Küstenbereich in der Nähe der Frontalzone recht kräftig
ausgeprägt, so dass dort steife Böen wahrscheinlich sind. Sonst ist der West-
bis Nordwestwind mäßig, in Böen frisch unterwegs.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die synoptischen Basisfelder recht ähnlich.

GFS stützt im Zeitraum von Donnerstag 12 bis 24 UTC im Osten Dauerregenmengen
über 25 mm.
Wahrscheinlichkeitsaussagen für den Dauerregen wurden bereits oben gemacht.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden