DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-11-2021 09:01
SXEU31 DWAV 010800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 01.11.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W

Nachts an den Ostalpen Dauerregen, auf 1200m sinkende Schneefallgrenze. Zum
Donnerstag erneut Dauerregenlage möglich, dann Schneefallgrenze wahrscheinlich
teils (deutlich) unter 1000m sinkend.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt ein umfangreicher Langwellentrog über Westeuropa mit einem
Drehzentrum nahe Schottland. Aus diesem läuft ein Kurzwellentrog heraus und
schwenkt über Frankreich nach Osten. Unter dessen Vorderseite wird südlich der
Alpen eine Zyklogenese induziert, wobei das neue Tief nach Oberitalien zieht.

Dabei wird die Kaltfront, des unter dem Drehzentrum in der Höhe liegenden
Bodentiefs, die aktuell mit Regenfällen diagonal über Deutschland liegt, vor
allem nach Süden hin gebremst, während sie nach Norden weiter recht zügig
Richtung Polen abzieht. Vor allem im Süden regnet es teilweise recht kräftig,
tagsüber in 12 Stunden im Alpenvorland und an den Alpen 10 bis 15 mm, in der
Nacht, etwas nach Osten vorangekommen, dann 15 bis lokal 30 mm in 12 Stunden in
Berchtesgaden, sodass Dauerregenwarnungen nötig werden.

Bedingt durch die Zyklogenese südlich der Alpen fächert der Druckgradient über
Mitteleuropa wieder auf. Zunächst sind aber noch im westlichen Bergland und im
Nordwesten steife Windböen Bft 7 (vor allen in freien bzw. in Leelagen) zu
erwarten, auf den Nordseeinseln und in höheren Berglagen auch stürmische Böen.
Im Verlauf des Nachmittags sind Windböen und stürmische Böen auf höhere
Berglagen und die offene Nordsee beschränkt.

In der postfrontal einfließenden erwärmten Meereskaltluft (T850 knapp über 0°C)
lockern die Wolken wieder auf, wobei die Schauerneigung aber gering bleibt, da
die höhenkalte Luft nicht so recht folgen will und der Trog im Wesentlichen
westlich von uns bleibt.
Bei guter Durchmischung wird es dann doch mit Maxima von 11 bis 15 Grad immer
noch recht mild. Nur im Regen über Südbayern werden die 10°C wohl kaum
überschritten und mit der einsickernden kälteren Luftmasse dürfte die
Schneefallgrenze zum Abend am Alpenrand auf etwas unter 1500 m sinken.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Randtrog ostwärts und greift dabei auch
auf Deutschland über; seine Achse erreicht in den Frühstunden NRW und
Südostbayern, südlich der Alpen die Adria. Damit zieht das Tief über Italien zum
Balkan ab. Derweil die skaligen Niederschläge im deutschen Südosten nur
allmählich nach Osten weggedrückt werden. Es ist daher nicht unwahrscheinlich,
dass es von Südostbayern über Ostsachsen hinweg bis in den deutsch-polnischen
Grenzraum bis in die Frühstunden regnet. In den Alpen sinkt die Schneefallgrenze
teilweise 1100 m ab. Die im Vorabschnitt erwähnten Regenmengen tauchen in
diversen deterministischen Läufen auf und werden vor allem von ECM EPS und ICON
D2 EPS gestützt. In Lagen oberhalb von 1500m sind durchaus 10 bis 20 cm denkbar.

Stärkere Böen sollten auf exponierte Berggipfel, bzw. die offene Nordsee und
einige Inseln beschränkt bleiben. Aufgrund der meist stärkeren Bewölkung und des
noch vorhandenen, wenn auch schwachen Gradienten sollte es frostfrei bleiben.
Nebel ist aber zumindest örtlich möglich. Bei leicht instabiler Schichtung gibt
es im Westen einzelne nichtgewittrige Schauer.


Dienstag... zieht der Randtrog zur mittleren Ostsee und nach Polen ab, gefolgt
von einem Weiteren, der von Frankreich her auf den Süden und Westen übergreift.
Dabei bleibt der Haupttrog mit seiner Achse weiter westlich von uns und das
Drehzentrum am Boden verlagert sich eher nach Norden in Richtung Nordmeer.

Der zum Randtrog gehörige Bodentrog langt im Tagesverlauf im Westen und
Südwesten Deutschlands an und während ganz im Osten und Südosten die
Niederschläge nachlassen und langsam abziehen, breiten sich neue, teils
schauerartig durchsetzte
Regenfälle von Südwesten und Westen her bis zur Mitte aus. Da die Temperaturen
in 500 hPa etwas sinken, kann es bei eingelagerten Schauern auch das ein oder
andere kurze Gewitter geben.
Vor allem im Südwesten frischt der Südwestwind etwas kräftiger auf mit
stürmischen Böen und Sturmböen im Hochschwarzwald.
Die Temperatur in der unteren Troposphäre ändert sich nur wenig. Bodennah sinken
die Temperaturen aber etwas, was seinen Grund in der nachlassenden Durchmischung
und der gegenüber dem Montag fehlenden Einstrahlung hat. Die Höchstwerte dürften
wohl mit 8 bis 12 Grad erreicht sein.

In der Nacht zum Mittwoch nähert sich von Südwesten her ein Zweig der
Frontalzone und von Südwesten her greifen Warmluftadvektion und eher frontale
Wolkenstrukturen auf Süd- und Südwestdeutschland über. Auch sonst überwiegen die
Wolken, die mit dem kleinen Trog verbundenen Regenfälle kommen dabei nach
Nordosten voran, schwächen sich aber, wie der Trog ab. Eventuell gibt es am
Nordrand der Mittelgebirge leebedingt einige größere Wolkenlücken. Im Laufe der
Nacht setzen dann von Frankreich her im Südwesten wieder neue Regenfälle ein.
Die Schneefallgrenze liegt im Schwarzwald bei ca. 1200m
Durch die vielen Wolken bleibt die Nacht abermals meist frostfrei und Nebel ist
am ehesten in den Mittelgebirgen durch aufliegende Wolken zu erwarten. In den
Alpen kommt leichter Föhn auf mit Sturmböen auf einigen Gipfeln.


Mittwoch... ist der Langwellentrog mit seiner Achse vor allem über Südwesteuropa
leicht progressiv und kommt etwas nach Osten voran. Am Abend reicht er vom
Nordmeer über Frankreich bis ins westliche Mittelmeer. Die dynamische Hebung
fokussiert sich auf den Alpenraum und liegt auf der Vorderseite eines markanten
Randtroges über Frankreich und wird zudem durch Warmluftadvektion gestützt.
Folglich kann sich erneut ein Bodentief nördlich der Balearen vertiefen und
schlägt abends mit einem Kerndruck von knapp unter 1000 hPa über Norditalien
auf. In den Südalpen setzen dann ergiebige Niederschläge ein, und auf der
Alpennordseite kommt leichter Druckfall in Gang, was an den Alpen leichten Föhn
zur Folge hat. Im Bereich der Bayerischen Alpen sollte es aber lediglich auf
einigen exponierten Gipfeln für Sturmböen reichen.

An der Nordwestflanke des im Alpenvorland entstehenden Bodentroges kommt eine
Gegenstromlage in Gang, die dadurch hervorgerufenen und durch die WLA gestützten
leichten bis mäßigen Aufgleitregenfälle greifen vom Südwesten bis in den Westen
und die Landesmitte aus. Tagsüber sind gebietsweise 5 bis 10 mm Regen in 12
Stunden möglich. Die Läufe simulieren hier aber noch mit größeren
Unsicherheiten.
Mit der WLA ist die Höhenströmung vor allem über Süddeutschland antizyklonaler
konturiert und die Schichtung stabiler, während vor allem der Nordwesten im
Einflussbereich der Höhenkaltluft (um -28 Grad in 500 hPa, um 0 Grad in 850 hPa)
verbleibt. Auch, wenn kein dynamischer Hebungsantrieb auszumachen ist, könnte es
mit Unterstützung des schwachen Tagesgangs für einige Schauer reichen, wohl kaum
aber für Gewitter.

Zwischendurch zeigt sich dort aber auch die Sonne, während es vom Südwesten bis
in die Mitte meist stark bewölkt bis bedeckt bleibt. Die Höchsttemperaturen
erreichen meist Werte zwischen 7 und 12 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag bildet sich nahe dem östlichen Alpenrand ein
Leetief, das sich später von Alpen löst und langsam nach Nordosten zieht. An
seiner West- und Nordseite kommt es zu kräftiger Hebung und länger anhaltenden
Niederschlägen, die auch Donnerstag tagsüber noch anhalten und gebietsweise
Dauerregenkriterien erfüllen. Dazu sinkt die Schneefallgrenze vor allem über der
Mitte und nach Südwesten hin teils deutlich unter 1000m (700 bis 800m), sodass
auch Schneefallwarnungen nötig werden können. Im Übergangsbereich zur milderen
Luft nach Osten zu steigt die Schneefallgrenze bis nahe 2000m. Dazu nimmt der
Druckgradient über dem Südosten zu, wobei der Wind auf westliche bis
nordwestliche Richtungen dreht. Die Simulationen weichen aber noch deutlich
voneinander ab, was größere Fragezeichen bei der Entwicklung der Niederschläge
und des Windes hinterlässt.

Der Westen und Nordwesten wird davon aber wahrscheinlich nicht betroffen, hier
verläuft die Nacht ruhiger mit örtlichem Nebel und eventuellen Schauern über der
Nordsee.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren in groben Zügen ähnlich. Vor allem hinsichtlich der
Entwicklung am Donnerstag laufen die Modelle, vor allem was die Niederschläge
angeht, stärker auseinander und sind teilweise auch nicht konsistent. Aufgrund
der zeitlichen Distanz kann die Entwicklung aber auch abgewartet werden, nach
einer Unwetterlage sieht aktuell nicht aus.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner