DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-10-2021 09:30
SXEU31 DWAV 310800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 31.10.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von SWz zu TrW

In den Alpen vorübergehend Föhnsturm. Ab heute Abend von Westen
Kaltfrontdurchgang und einzelne stürmische Böen. Auf exponierten Bergen Böen Bft
8 bis 10. Im Südschwarzwald Starkregen möglich.
Am Montag an der Nordsee stürmische Böen, auf exponierten Bergen Sturmböen.
Am Dienstag ruhiges Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt immer noch zwischen dem umfangreichen Höhenhoch
über Westrussland und einem Langwellentrog knapp westlich der Britischen Inseln
in einer südwestlichen Höhenströmung, die mit Annäherung des Troges wieder etwas
zurückdreht. Bis zum Abend bildet sich dabei ein hochreichendes Tief im Raum
Nordirland und seine Kaltfront erreicht dann eine Linie Ijsselmeer-Pyrenäen.
Präfrontal strömt niedertroposphärisch mit einer südsüdwestlichen Strömung
subtropische Warmluft nach Deutschland, wobei vor allem im Osten und Südosten
die Sonne zum Vorschein kommt. Abends kommt ganz im Westen und Nordwesten durch
die Front Regen auf. Der Gradient ist schon recht gut ausgeprägt, so dass in
Ostsachsen der Böhmische Wind steife, exponiert stürmische Böen bringt. Auch im
Raum Eifel sind 7er Böen möglich. Mit Aufsteilung der Strömung kommen auch auf
den Alpengipfeln wieder stürmische Böen und Sturmböen auf und auf dem Brocken
sind schwere Sturmböen zu erwarten. Der Oktober endet ungewöhnlich mild mit
Temperaturen zwischen 14 und 18 Grad, im Südwesten örtlich mit 19 oder 20 Grad.


In der Nacht zum Montag zieht der Haupttrog nach Frankreich und ein kurzwelliger
Anteil erreicht Holland und das Elsass. Die vorgelagerte Kaltfront erreicht von
der Westgrenze kommend bis zum Morgen eine Linie Mecklenburg-Bodensee. Mit
Frontpassage können in der ersten Nachthälfte auch in freien Lagen Wind- und
einzelne stürmische Böen Bft 7/8 auftreten. Ansonsten reicht es nur in
exponierten Berglagen sowie in Nordfriesland für Sturmböen Bft 8/9. Bereits vor
der Front fächert der Gradient im Alpenraum auf und der Föhn bricht zusammen.
Durch Labilisierung an der Front können einzelne Frontgewitter nicht ganz
ausgeschlossen werden. Der Oberwind, der im 850 hPa-Niveau 50 kt erreicht, birgt
sogar die Gefahr von Böen bis Sturmstärke in sich. Nach Südwesten hin zeichnet
sich eine Verstärkung des Niederschlagsgeschehens ab, wovon der südliche
Schwarzwald und ggf. auch der Hochrhein (eventuell Starkregen, 6-std.) betroffen
sein könnte. Ab der zweiten Nachthälfte und weiter nach Osten hin sollten
Gewitter nicht mehr auftreten. Kaltluftadvektion greift auf die präfrontalen
Bereiche über, was eine Stabilisierung mit sich bringt.
Die Gebiete von Vorpommern bis zu den Alpen bleiben von den Niederschlägen noch
verschont. Da aber, abgesehen von Teilen von Niederbayern, der Gradient auch in
diesen Gebieten ein wenig zulegt, sollte Nebel auf das östliche Niederbayern
beschränkt bleiben. Meist dürfte es dann abgesehen vom Bayerischen Wald
frostfrei bleiben.

Montag... läuft aus dem über den Britischen Inseln liegenden Haupttrog mit
Drehzentrum bei Schottland erneut ein Kurzwellentrog heraus und schwenkt bis
nach Ostfrankreich. Mit dem Überqueren der Westalpen durch diesen Trog wird über
Oberitalien eine Zyklogenese induziert. Das resultierende Tief verlangsamt die
o. g. Kaltfront am Alpenrand, während sie im Nordteil nach Polen zieht. Nach
Süden hin zeichnet sich eine Intensivierung der frontalen Niederschläge ab. Im
Alpenraum sind sogar warnrelevante Niederschlagsmengen vorstellbar.
Bedingt durch die Zyklogenese südlich der Alpen wird der Gradient dann auch
wieder etwas auseinandergezogen. Zwar sind in der ersten Tageshälfte im
westlichen Bergland und ganz im Nordwesten noch steife Windböen Bft 7 zu
erwarten, auf den Nordseeinseln auch stürmische Böen. Im weiteren Tagesverlauf
sind Wind- und stürmische Böen auf höhere Berglagen und die offene Nordsee
beschränkt.
Postfrontal dürften die Wolken auflockern, wobei die Schauerneigung gering
bleibt. Es strömt nämlich zwar kühlere Luft subpolaren Ursprungs ein, die aber
über der Biskaya erwärmt wurde und lediglich Temperaturen zwischen 1 und 4 Grad
in 850 hPa aufweist. Bei guter Durchmischung ist es dann mit 11 bis 15 Grad
immer noch mild. Nur im Regengebiet über Südbayern ist es mit Werten um 8 Grad
deutlich kühler. Dabei dürfte die Schneefallgrenze zum Abend auf 1500 m sinken.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt besagter Randtrog nur langsam
ost-nordostwärts über Deutschland hinweg und seine Achse erreicht in den
Frühstunden NRW und Südostbayern. Damit werden die skaligen Niederschläge im
Osten und Südosten zwar ganz allmählich nach Osten weggedrückt, es ist aber gut
möglich, dass es von Südostbayern über Ostsachsen hinweg bis in den
deutsch-polnischen Grenzraum bis in die Frühstunden regnet. In den Alpen sinkt
die Schneefallgrenze auf 1400 bis 1100 m ab. Vor allem auf Basis von ICON-D2,
aber auch von COSMO-LEPS liegen vor allem für den östlichen Alpenrand leicht
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Niederschlagsmengen über 25 l/qm innerhalb von
12 Stunden oder über 30 L/qm innerhalb von 24 h vor. Ob dort tatsächlich eine
entsprechende Warnung nötig ist, kann heute Abend oder Montagfrüh entschieden
werden.
Warnrelevante Böen sollten auf exponierte Berggipfel beschränkt bleiben.
Aufgrund der meist stärkeren Bewölkung und des noch vorhandenen, wenn auch
schwachen Gradientens sollte es frostfrei bleiben. Nebel ist aber örtlich
möglich, vor allem im Thüringer Becken.


Dienstag... zieht der oben erwähnte Randtrog zur mittleren Ostsee und nach Polen
und der nächste erreicht bis zum Abend Benelux und Ostfrankreich. Der zugehörige
Bodentrog langt im Westen und Südwesten Deutschlands an und das
korrespondierende e Randtief liegt um 12 UTC am Ostausgang des Ärmelkanals,
während das hoch reichende steuernde Tief nordöstlich der Shetlandinseln zu
finden ist. Wie auch immer, kaum sind im äußersten Osten und Südosten die
letzten Niederschläge abgezogen, breiten sich neue, schauerartig durchsetzte
Regenfälle von Südwesten und Westen her bis zur Mitte und später auch in den
Norden aus. Vor allem im Südwesten frischt der Süd-Südwestwind auf mit
stürmischen Böen und Sturmböen im Hochschwarzwald. In 850 hPa wird es kaum
kühler, aber die Temperaturen gehen trotzdem vor allem im Südwesten und in der
Mitte zurück, da der Regen dort vormittags bzw. mittags einsetzt und die Luft
keine Zeit hat, sich zu erwärmen. Aber auch sonst ´altert´ die Luftmasse, so
dass es gegenüber Montag meist um 1 bis 2 Grad kühler wird. Nur ganz im Süden
wird es eher etwas milder, da ja dort kaum noch Regen fällt und die Wolken
auflockern.
In der Nacht zum Mittwoch wird die Wolkengirlande im Alpenraum mehr und mehr
fronthaft und in einem Streifen von Hochrhein und Allgäu bis nach Franken regnet
es weiter. Auch sonst überwiegen die Wolken, aber es regnet nur gebietsweise
leicht. Eventuell gibt es am Nordrand der Mittelgebirge größere Wolkenlücken. So
bleibt die Nacht bei der 2-Meter-Temperatur wahrscheinlich abermals frostfrei
und Nebel ist am ehesten in den Mittelgebirgen durch aufliegende Wolken zu
erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung

Die externen Modelle simulieren recht ähnlich. Was Stark- und Dauerregen angeht
so gibt es kommende Nacht bei ICON-D2-EPS die stärksten hinweise im
Südschwarzwald (Starkregen).
Am Montag und in der Nacht zum Dienstag bringen CosmoLEPS und IFS-EPS leicht
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für 12 bzw. 24stg. Dauerregen im Alpenraum.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden