DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-10-2021 07:30
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.10.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SWa
Meist ruhiges Herbstwetter mit Grenzschichtproblematik sowie mit
Kaltfrontdurchgang und auffrischendem Wind an der See und auf einigen Bergen.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland an der Westflanke eines Rückens, der sich
vom Balkan bis zum Baltikum erstreckt. In der südwestlichen Strömung ist milde
Luft mit T850 hPa von 6 bis 11 Grad eingeflossen. Westlich des Rückens hat sich
von Grönland ein Langwellentrog bis nach Island und zu den Britischen Inseln
ausgeweitet. Bei einer Rossbywellenzahl von 5 bis 7 ist die Höhenströmung
progressiv veranlagt, was auch die für uns relevanten Höhengebilde anschiebt. So
verlagert sich die Achse des Rückens bis zum Abend bis auf eine Linie Balkan -
Westukraine - Südwestrussland, während der Langwellentrog die Britischen Inseln
und die Nordsee erreicht. Das durch den Rücken gestützte Hoch QUEDLINBURGIA
(schöne Grüße an die Bürger von Quedlinburg) mit einem Kerndruck von knapp über
1035 hPa verlagert im Zuge dessen seinen Schwerpunkt von Rumänien in die
Zentralukraine. Damit setzt bei uns Druckfall ein, was der Kaltfront des
Tiefdruckkomplexes JASCHA über dem Nordmeer Gelegenheit verschafft, den Westen
und Nordwesten Deutschlands zu erobern. Dadurch ziehen dichtere Wolken auf, die
ab dem Mittag vom Emsland bis zur Nordsee etwas Regen bringen, der sich
nachmittags bis auf eine Linie Fehmarn - Bergisches Land - Saarland ausbreitet.
Die Regenmengen bleiben mit 1 bis 5 l/m2 moderat. Im Rest des Landes ist es zum
Teil heiter, zum Teil ziehen allerdings von Süden mittelhohe bis hohe Wolken
durch, die von einem Höhentief nahe Sizilien durch kräftige Konvektion
hervorgerufen wurden und Reste davon präfrontal der Kaltfront in die
südwestliche Höhenströmung zu uns geleitet werden.
In der milden Südwestströmung sind Höchsttemperaturen von 9 Grad in Südostbayern
bei längerem Nebel bis 19 Grad am Oberrhein zu erwarten.
Der Wind aus vornehmlich südlichen Richtungen weht schwach, im Norden und Westen
bei etwas steigenden Druckgradienten zum Teil mäßig. Auf Helgoland und dem
Brocken können einzelne starke Böen Bft 7 vorkommen. In Ostsachsen gibt es bis
zum frühen Nachmittag Böhmischen Wind aus Südost, der ebenfalls starke Böen
hervorruft.

In der Nacht zum Dienstag greift der Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge
bis auf Norwegen, Benelux und Südfrankreich über. Das treibt die Kaltfront des
Tiefs JASCHA in südöstliche Richtung voran, womit die dichtere Bewölkung mit
leichten Regenfällen bis zum Morgen bis auf eine Linie Vorpommern - Thüringer
Wald - Schwarzwald vorrückt. Weiterhin fallen nur 1 bis 5, an der Nordsee mit
konvektiver Unterstützung und bei einem noch recht warmen Meer lokal bis zu 10
l/m2. Dabei sind dort vereinzelt Blitz und Donner nicht ausgeschlossen.
Weiter nach Osten und Südosten hin ist es präfrontal teils stark, teils gering
bewölkt und gebietsweise bildet sich vor allem nach Süden hin wieder Nebel.
Die Temperaturen sinken unter den Wolken auf 11 bis 5 Grad, präfrontal aber
erneut auf 7 bis 0 Grad. Im östlichen Bayern und an den Alpen tritt gebietsweise
leichter Frost bis -2 Grad auf.
Der Wind aus Südwest bis Südost weht schwach, nach Norden hin teils mäßig. An
der Nordsee sowie auf dem Brocken und dem Fichtelberg (Erzgebirge) gibt es
weiterhin einzelne starke Böen.

Dienstag... schwenkt der Trog unter weiterer Verkürzung seiner Wellenlänge über
Deutschland hinweg und treibt die Kaltfront über Ostdeutschland hinweg. Nach
Süden hin wird sie mangels Schub jedoch strömungsparallel, sodass sie dort kaum
noch vorankommt und durch Absinken des Hochs QUEDLINBURGIA nun mit Zentrum über
Südwestrussland und einem Kerndruck von über 1030 hPa im Zusammenschluss mit
einem neuen Hoch über Frankreich frontolytisch wird. Zum Abend hin sollte aber
auch das südöstliche Bayern ein wenig Regen abkriegen. Die Regenmengen bleiben
mit 1 bis 5 l/m2 gering, von Nordfriesland bis zur Ostsee können mit Hilfe des
warmen Meeres und einer Portion WLA die Regenmengen lokal um 10 l/m2 betragen.
Ein wenig Labilität könnte für ein lokales Gewitter gut sein, die Numerik ist
diesbezüglich aber sehr zurückhaltend.
Nach Westen hin ist es postfrontal zum Teil schon wieder länger trocken, die
Wolken lockern allerdings nur selten auf und vereinzelt regnet es noch ein paar
Tropfen.
Der südwestliche Wind weht schwach, nach Norden hin mäßig mit einzelnen starken
Böen Bft 7 an der See und mit stürmischen Böen Bft 8 auf dem Brocken.
Die Höchsttemperaturen liegen trotz Rückgang der T850 hPa auf 4 bis 1 Grad in 2
Metern immerhin zwischen 9 und 16 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch verabschiedet sich der Trog bereits in osteuropäische
Weiten und macht Platz für einen neuen Rücken. Dieser wölbt sich mit positiver
Achsneigung von den Azoren über die Bretagne bis nach Deutschland und
Südschweden auf. Infolgedessen wird eine Brücke vom Frankreichhoch zum Hoch
QUEDLINBURGIA über Südwestrussland gebaut, womit in der Südhälfte der
Hochdruckeinfluss überwiegt, Reste der feuchten Luft aber noch für häufig dichte
Wolken sorgen und es nur vereinzelt zu Auflockerungen kommt. Darüber hinaus
bildet sich bei nur schwacher Luftbewegung vielerorts Nebel.
Der Norden wird dagegen mithilfe der kräftigen WLA von der Warmfront eines neuen
Tiefs bei Island überquert, wobei diese aus dichten Wolken geringen Regen mit
Mengen von 1 bis 3 l/m2 ablädt. Dabei nimmt der Gradient ein wenig zu, sodass an
der Nordsee sowie an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste etwas häufiger
starke, exponiert stürmische Böen aus Südwest auftreten. Auch der Brocken geht
weiter mit stürmischen Böen hausieren.
Die Temperaturen gehen auf 12 Grad im Westen bis 1 Grad in Südbayern zurück.

Mittwoch... wölbt sich der Rücken weiter auf und drängt die Warmfront mit
letzten Tropfen an der Ostsee rasch wieder aus Deutschland ab. Damit kann der
Rücken den Hochdruckeinfluss der Hochdruckbrücke forcieren und das Absinken
schreitet voran. Vor allem am Vormittag herrscht aber vielerorts noch dichte
Bewölkung vor, im Süden hält sich der Nebel bzw. Hochnebel aus der Nacht zum
Teil länger. Am Nachmittag stellen sich dann jedoch vermehrt Auflockerungen ein.

Im Norden bleibt der Gradient weiterhin erhalten, womit es in der Nordhälfte
mäßiger Südwestwind weht mit an Nord- und Ostsee noch starken bzw. exponiert
stürmischen Böen. Ebenso macht auch der Brocken noch stürmischen Böen beim
Windspiel mit. In der Südhälfte ist es dagegen oft nur schwachwindig.
Nördlich der Mittelgebirge macht sich die warme Luft mit Höchsttemperaturen von
14 bis 18 Grad bemerkbar, ansonsten werden 10 bis 16 Grad erreicht.

In der Nacht zum Donnerstag bildet sich unter dem Rücken ein Höhenhoch über
Mitteldeutschland mit abgeschlossener Isohypse. Es stützt die Hochdruckbrücke,
wobei sich über Südosteuropa ein neuer Schwerpunkt bildet, dessen Einfluss
weiterhin bis nach Deutschland reicht.
Damit steht eine Nacht mit der üblichen Grenzschichtproblematik mit
Auflockerungen, Nebel- und Hochnebelbildung an.
Im Norden verhindert der Gradient, der immer noch einzelne starke Böen an der
Nordsee und der schleswig-holsteinischen Ostsee bringt, die Nebelbildung. Dort
ist es daher teils dicht, teils gering bewölkt.
Die Temperaturen sinken im Norden auf 12 bis 4 Grad, im Süden auf 6 bis 0 Grad.
In Südostbayern ist lokal leichter Frost möglich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler