DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-10-2021 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 21.10.2021 um 10.30 UTC



Zunächst ruhiges Hochdruckwetter, nachfolgend Übergang zu antizyklonaler
Westlage mit freundlichem Wetter im Süden und leicht unbeständigem und windigem
Wetter im Norden.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 28.10.2021


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Sonntag befindet sich Deutschland im
Einflussbereich eines ausgedehnten Rückens, dessen Achse von Südfrankreich über
Deutschland bis nach Skandinavien reicht. Das korrespondierende Hoch am Boden
liegt mit seinem Schwerpunkt allerdings bereits (süd)östlich von uns über
Tschechien und dem Balkan. Der Rücken wird im Osten flankiert von einem Trog mit
einer Achse von Nordfinnland über Westrussland bis nach Rumänien und im Westen
von einem weiteren Trog über dem Atlantik westnordwestlich von Großbritannien.
Bedingt durch die relativ zentrale Lage unter dem Rücken erwartet uns ein
freundlicher Sonntag mit viel Sonnenschein und milden 11 bis 14 Grad, allerdings
können sich am Vormittag in einigen Flussniederungen noch Nebelfelder halten,
die sich im Tagesverlauf aber auflösen sollten.

Am Montag kommt der Rücken nach Osten voran, seine Achse liegt dann bereits
östlich von Deutschland und das dazugehörige Bodenhoch verlagert sich nach
Osteuropa. Der Osten und Südosten Deutschland kann noch vom Hoch profitieren und
nach teils zäher Nebelauflösung scheint dort wieder bis zum Abend die Sonne. Der
Westen und Nordwesten gelangt allerdings bereits auf die Vorderseite des Trogs,
dessen Achse sich zur Mittagszeit bereits von Island über Schottland und Wales
bis zur Biskaya erstreckt. Somit können die Wolkenfelder einer zu diesem
Tiefdruckkomplex gehörenden Okklusion auf den Westen und Nordwesten übergreifen
und am Abend kann es auch gebietsweise etwas regnen. Die Temperaturen steigen
auf milde 11 bis 16 Grad.

Der Dienstag markiert den Übergang zu einer antizyklonalen Westlage. Das
Bodendruckfeld ist durch zonal verlaufende Isobaren über dem Nordatlantik und
bis nach Mitteleuropa gekennzeichnet. Auf der Nordseite ist ein großräumiger
Tiefdruckkomplex von Grönland bis nach Skandinavien zu finden und im Süden nimmt
das nach Norden verschobene Azorenhoch über eine schwache Brücke Kontakt zum
Hoch über Osteuropa auf. Auch in der Höhenströmung werden die Amplituden der
Rossbywellen zunehmend kleiner, die Reste des ursprünglich langwelligen
Atlantiktrogs liegen mit seiner Achse direkt über Deutschland. Folglich
gestaltet sich der Tag noch leicht unbeständig mit gebietsweise leichten
Niederschlägen.

Am Mittwoch setzt sich die antizyklonale Westlage fort. Dabei liegt der Norden
Deutschland in der Nähe der Frontalzone. Dadurch verläuft dort der Tag oft grau
mit zeitweisem Regen und es wird windig. Der Süden steht hingegen im Einfluss
des Hochs, das sich mittlerweile von Frankreich über Süddeutschland bis nach
Österreich erstreckt und über einer Brücke mit dem Hoch über Russland verbunden
ist. Folglich geht es in der Südhälfte wettertechnisch deutlich ruhiger zu; es
bleibt meist trocken, Wind ist kein Thema und zeitweise scheint auch die Sonne.
Dazu ist es weiterhin mild mit Höchstwerten zwischen 11 und 16 Grad.

Am Donnerstag ändert sich nichts Wesentliches an der Großwetterlage. Dennoch ist
zu erkennen, dass sich in der Höhe allmählich ein breiter, aber noch recht
flacher Rücken über West- und Mitteleuropa aufwölbt, wodurch die Frontalzone
etwas nach Norden abgedrängt wird. Somit stellt sich auch im Norden eine
Wetterbesserung ein, die Niederschläge lassen nach und gebietsweise kommt auch
die Sonne zum Vorschein. Im Süden herrscht weiterhin ruhigen und freundliches
Hochdruckwetter und mit 11 bis 17 Grad liegen die Temperaturen weiterhin auf
einem für Ende Oktober hohen Niveau.

Noch ein kurzer Blick auf die erweiterte Mittelfrist: Der zunächst flache Rücken
wölbt sich weiter auf und verlagert sich aufgrund seiner großen Wellenlänge nur
sehr langsam nach Osten, sodass Deutschland wohl bis zum Wochenende von ihm
profitieren kann. Damit ist voraussichtlich weiterhin ruhiges und mildes
Hochdruckwetter zu erwarten, wobei die Neigung zu zähem Nebel und Hochnebel von
Tag zu Tag zunimmt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Während des gesamten mittelfristigen Zeitraums simulieren die verschiedenen
Modelläufe ähnliche synoptische Strukturen. Die kleineren Unterschiede haben
keinen signifikanten Einfluss auf das Wettergeschehen in Deutschland. Der Trog
am Dienstag wurde vom gestrigen 12UTC-Lauf noch stärker simuliert, sodass sich
der heutige 00UTC-Lauf den anderen gängigen Globalmodellen weiter angleicht. Zum
Ende der Mittelfrist ist die allmähliche Aufwölbung des Höhenrückens etwas
stärker als in den Vorläufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zunächst sind sich die Modelle durch die Bank einig, allerdings erfolgt die
Zonalisierung hin zur antizyklonalen Westlage bei ICON und GFS schneller als
beim IFS. Daher weist der Trog, der am Dienstag Deutschland überquert, bei IFS
eine größere Amplitude auf als in den beiden anderen Globalmodellen. Somit
greifen die frontalen Niederschläge bei IFS bis nach Süddeutschland aus, während
sie sich bei ICON und GFS auf den Norden beschränken. Ab Mittwoch weisen die
Modelle für Mitteleuropa wieder keine signifikanten Unterschiede auf.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die IFS-Rauchfahnen weisen allgemein einen vergleichsweise geringen Spread auf,
was die recht gute Konsistenz unterstützt. Nach dem hohen Geopotential zu Beginn
ist der Trogdurchgang am Dienstag gut anhand eines Minimums des Geopotentials zu
erkennen, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf eher am unteren Ende befinden.
Anschließend steigt das Geopotential bei fast allen Membern wieder rasch an, was
mit der erneuten Aufwölbung des Rückens zu erklären ist.
Vor allem in der Nordhälfte sind bei den Niederschlägen ab Dienstag deutliche
Ausschläge zu erkennen, sodass es dort durch die Nähe zur Frontalzone zumindest
zeitweise nass werden sollte.
Der Süden profitiert hingegen vom Einfluss des Hochs, sodass die
Niederschlagssignale dort deutlich geringer ausfallen.
Die GFS-Rauchfahnen verlaufen bei Temperatur und Geopotential recht ähnlich,
allerdings fällt auf, dass im Süden und in der Mitte deutlich weniger
Niederschlagspeaks zu finden sind als dies bei IFS der Fall ist. Demnach ist die
Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass es im Süden (und in der Mitte) weitgehend
trocken bleiben sollte. Für den Norden werden auch beim GFS klare
Niederschlagssignale gezeigt.

Bei den Clusteranalysen (t+120 bis t+168) werden 4 Cluster angeboten, wobei sich
Haupt- und Kontrollauf in Cluster 1 befinden, der mit 23 Membern auch am
stärksten vertreten ist. Dieser Cluster zeigt die antizyklonale Westlage am
ausgeprägtesten. Cluster 2 (13 Member) simuliert den Trog am Dienstag/Mittwoch
etwas stärker und am Donnerstag eine etwas weiter nach Süden verschobene
Frontalzone. Nach Cluster 4 (6 Member) soll am Donnerstag gar ein Trog auf den
Norden übergreifen.

In der erweiterten Mittelfrist (t+192 bis t+240) werden nur noch 3 Cluster
angeboten, wobei sich der Hauptlauf in Cluster 1 mit 24 Membern befindet. Er
zeigt das allmähliche Aufwölben des Rückens über Mitteleuropa, während bei
Cluster 2 (14 Member) der Rücken bereits am Samstag von einem Trog über
Westeuropa nach Osten verdrängt wird. Bei Cluster 3 (13 Member) bildet sich der
Rücken überhaupt nicht aus und die Westlage setzt sich fort, allerdings mit
einem zunehmend zyklonalen Charakter.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Aufgrund des antizyklonalen Wettercharakters ist in den meisten Regionen nicht
mit markanten Wettererscheinungen zu rechnen. Durch die Nähe zur Frontalzone
weht am Mittwoch und Donnerstag allerdings im Norden sowie in Hochlagen der
zentralen und östlichen Mittelgebirge ein lebhafter Wind aus West bis Südwest.
An der Nordsee sowie in exponierten Lagen der Ostsee bläst der Wind zeitweise
mit Sturmstärke, sonst sind an der Ostsee nur stürmische Böen zu erwarten.
Sonst sind abgesehen von gebietsweisen morgendlichen Nebelfeldern und leichtem
Luft- bzw. Bodenfrost in den Nächten auf Montag und Dienstag keine
Wetterwarnungen zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, ICON, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel