DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-09-2016 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.09.2016 um 10.30 UTC



Vorerst noch hochsommerlich warm. Ab Mittwoch von Südwesten und Westen
aufkommende Gewitterneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 16.09.2016


Über dem östlichen Mitteleuropa entwickelt sich ein blockierendes Höhenhoch, von
welchem sich ein Keil bis nach Spitzbergen ausweitet. Tröge können zwar vom
nahen Ostatlantik auf Westeuropa übergreifen, tropfen aber zum westlichen
Mittelmeer aus, so dass das Vorhersagegebiet von frontalen Prozessen verschont
bleibt. Das korrespondierende Bodenhoch etabliert sich über Südskandinavien. An
dessen Südflanke gelangt mit einer östlichen bodennahen Windkomponente trockene
und sehr warme Luft nach Deutschland.
Am Donnerstag entwickelt sich über dem Westen und Südwesten eine flache
Tiefdruckrinne, wodurch in diesen Regionen die Gewitterneigung etwas zunimmt.
Dies sollte zuallererst über den Mittelgebirgen der Fall sein. Bis dahin bleibt
es hochsommerlich warm; vielerorts werden Maxima um oder etwas oberhalb von 30
Grad erreicht. Am Freitag setzt sich auch nach Osten hin eine flache
Druckverteilung durch, so dass die östliche bodennahe Komponente zum Erliegen
kommt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum tropft unmittelbar westlich
von Deutschland ein weiterer Trog aus. Abgesehen vom Nordosten sollte hierdurch
die Gewitterneigung generell zunehmen. Im Westen und Südwesten erfolgt dann ein
leichter Temperaturrückgang. Bereits am Sonntag setzt sich von Westen her wieder
antizyklonaler Einfluss durch. Somit bleibt es mäßig warm bis warm.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag zeigt der aktuellste Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen nur geringe Unterschiede. So wird das blockierende
Hoch vom aktuellsten Lauf weiter nach Norden ausgeweitet. Damit wäre dieses Hoch
stabiler. Auch wird die flache Tiefdruckrinne, die ab Donnerstag auf den Westen
und Südwesten Deutschlands übergreifen soll, etwas schwächer gerechnet.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum kräftigt sich nach dem
aktuellsten Lauf der antizyklonale Einfluss rascher als das die beiden gestrigen
Modellläufe gezeigt hatten. Der Temperaturrückgang dürfte hierdurch verhalten
ausfallen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag sind zwischen den Modellen der einzelnen
Vorhersagezentren keine prognoserelevanten Unterschiede erkennbar. Lediglich die
o.g. Tiefdruckrinne wird von den anderen Modellen etwas kräftiger simuliert als
von EZMW.
Der ab Freitag simulierte zweite Austropfprozess wird von GFS etwas verzögert,
was auch der Version des Modells des kanadischen Wetterdienstes entspricht. Dies
könnte einen Temperaturrückgang zusätzlich verzögern.
Deutlichere Unterschiede ergeben sich für den erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum. Nach GFS verstärkt sich rascher als bei EZMW wieder der
anztizyklonale Einfluss. Nach dem kanadischen Modell setzt sich eine noch leicht
antizyklonale Westlage durch, was einen eher wechselhaften Wettercharakter zur
Folge haben würde.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Bis einschließlich
Donnerstag weist das EPS nur einen geringen Spread auf. Ab Donnerstag werden im
Westen und Süden, danach auch in den anderen Gebieten Niederschlagssignale
gezeigt, die auf eine zunehmende Unbeständigkeit hindeuten.
Danach liefern mehr und mehr Einzellösungen Indizien für einen
Temperaturrückgang, wobei der Hauptlauf noch am längsten an der warmen Seine der
Verteilung der Einzellösungen verbleibt. Bis auf eine oder zwei Member verbleibt
aber die übergroße Mehrzahl der Member bzgl. der Temperaturen im 850 hPa-Niveau
zwischen 5 und 15 Grad. Mit anderen Worten: Von einem durchgreifenden
Temperaturrückgang kann keine Rede sein. Der sich kräftigende antizyklonale
Einfluss wird jedoch nicht gestützt, was an den zahlreichen
Niederschlagssignalen erkennbar ist.
Das ENS des EZMW zeigt bis einschließlich Donnerstag ein ähnliches Verhalten und
folgt damit der oben beschriebenen Entwicklung. Gegenüber dem gestrigen Lauf
wird der Temperaturrückgang auch beim EZMW um etwa einen Tag verzögert.
Allerdings wird vom der Mehrzahl der Lösungen ab dem Wochenende ein etwas
tieferes Temperaturniveau erwartet als vom EPS des GFS. Demnach wären
Tageshöchsttemperaturen um oder etwas oberhalb von 20 Grad zu erwarten. Diese
Entwicklung resultiert aus dem am Freitag erfolgenden Austropfprozess, der, wie
es das Clustering zeigt, vom ENS nicht unbedingt mitgetragen wird. Etwa 4/5 der
Einzellösungen zeigen diesen Austropfprozess langsamer oder nicht, d.h., demnach
wäre ein deutlicher Temperaturrückgang eher unwahrscheinlich.
Der hohe Spread weist jedoch auf eine hohe Unsicherheit der Vorhersagen im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hin.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Zunächst werden keine Signale für signifikante Wetterereignisse gezeigt - wenn
man von den außergewöhnlichen Temperaturen mal absieht. Ab der Wochenmitte nimmt
im Bereich der sich allmählich hereinschiebenden Tiefdruckrinne die
Gewitterneigung allmählich zu. Hiervon sollten anfangs nur die südwestdeutschen
Mittelgebirge und der Alpenrand, am Freitag jedoch der gesamte Westen und Süden
Deutschlands betroffen sein. Allerdings ist aufgrund der fortgeschrittenen
Jahreszeit, der vorher erfolgten Austrocknung und des Entrainments trockener
Luft von Osten her die Wahrscheinlichkeit für Gewitter nicht allzu hoch. Auch
ist die dynamische Unterstützung nicht allzu ausgeprägt. Sollten welche
auftreten, können diese durchaus mit Starkregen und kleinerem Hagel einhergehen.

Abgesehen von gewittern im Westen und Süden sind von Mittwoch bis Freitag auf
höheren Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge einzelne
stürmische Böen vorstellbar.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW), MOS ist am langen Ende zu klimalastig
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann