DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-10-2021 07:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.10.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a

An den Küsten ab dem Abend stürmische Böen oder Sturmböen, auf dem Brocken teils
schwere Sturmböen. Freitag im Tagesverlauf von Westen her wieder nachlassend.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegen wir am Rand einer kräftigen Hochdruckzone mit Schwerpunkt
über Frankreich. Dabei schwenkt ein Höhenrücken von Nordwesten über uns hinweg,
der von kräftiger Warmluftadvektion und der Passage der Warmfront eines Tiefs
vor der mittelnorwegischen Küste begleitet wird. Vor allem über der Osthälfte
regnet es zeitweise mit leichter Intensität, sodass mengenmäßig nicht viel
zustande kommt. In den Ostalpen steigt die Schneefallgrenze im Tagesverlauf
langsam bis 1700m. In Lagen darüber ist geringer Neuschnee nicht ausgeschlossen.

Hinter der Warmfront wird über die Nordsee eine feuchtmilde Luftmasse zu uns
gelenkt, die unterhalb von ca. 800/850 hPa angefüllt ist mit viel tiefer
Bewölkung, aus der gebietsweise leichter Sprühregen fällt. Auflockerungen sind
daher auch im Warmsektor Mangelware und lediglich im Südwesten nahe dem
stärksten Absinken und nahe dem Hoch setzt sich die Sonne besser in Szene.
Anfängliche Nebelfelder im Südwesten verschwinden bald.

Die Temperatur steigt auf 11 bis 17 Grad. Im Südosten kann sich mangels Gradient
die mildere Luft nicht so recht durchsetzen und da es dort auch bedeckt oder
trüb bleibt, ist in Teilen Ostbayerns schon bei 8 bis 11 Grad das Ende der
Fahnenstange erreicht.

Mit Annäherung des Tiefs dreht der Wind von Norden her auf westliche Richtungen
und lebt durch den zunehmenden Druckgradienten vor allem über Norddeutschland
auf. Insbesondere an der Nordsee reicht es in der zweiten Tageshälfte für steife
Böen, exponiert am Abend für stürmische Böen. Die Windzunahme an der Ostsee
beschränkt sich auf exponierte steife Böen und einige Gipfellagen der nördlichen
und östlichen Mittelgebirge sehen nachmittags stürmische Böen.

In der Nacht zum Freitag zieht das Tief zum Bottnischen Meerbusen, während die
zugehörige Kaltfront zügig über die Nordsee südwärts vorankommt und ausgangs der
Nacht auf Norddeutschland übergreift. An der Kaltfront regnet es vorübergehend
kräftiger, aber nicht lang. Erneut bleiben die Mengen überschaubar mit rund 5,
vereinzelt 10 mm in 3 bis 6h. Rückseitig der Kaltfront stößt rasch der nächste
Höhenstrog vor und erreicht die Deutsche Bucht, was die Wetteraktivität der
Front erklärt. Die Schichtung ist im Frontbereich recht stabil, so dass es an
ihr nicht zu Gewittern kommt.
Mit Annäherung und Passage der Front verschärft sich der Gradient weiter, so
dass es an den Küsten verbreitet zu stürmischen Böen, in exponierten Lagen
Sturmböen kommt und einige steife Böen aufs küstennahe Binnenland übergreifen
können. An der Front gibt es einen recht scharfen Windsprung von Südwest auf
Nordwest. Auf dem Brocken kommt es im Laufe der Nacht vermehrt zu Sturmböen,
gegen Morgen zu schweren Sturmböen.

Die Mitte und der Süden verbleiben im Warmsektor bzw. der Süden eher noch unter
leichtem Hochdruckeinfluss. Die Gradientzunahme macht sich nur abgeschwächt, im
Süden teilweise gar nicht bemerkbar und bei aufgelockerter, teils geringer
Bewölkung bleibt es weitgehend niederschlagsfrei.
Dies hat aber auch zur Folge, dass die Temperatur recht weit zurückgeht und
gebietsweise Frost (Bergland und Alpenrand) sowie Nebel anstehen. Im Norden
verläuft dagegen die Nacht unter dichten Wolken und bei spürbarem Wind viel
milder, oftmals gibt es dort Tiefstwerte zwischen 12 und 8°C.


Freitag... schwenkt der Trog rasch nach Osten durch, gefolgt von einem flachen
Höhenrücken, der aber erst die Britischen Inseln erreicht. Dazwischen stellt
sich über Deutschland eine nordwestliche Höhenströmung ein, die nach Südwesten
hin ziemlich schwach ist. Bodennah verstärkt sich von Westen her rasch wieder
der Hochdruckeinfluss, während das Tief weiter nach Finnland zieht. Seine
Kaltfront kommt nach Süden voran und erreicht bis zum Abend den Main. Da der
Trog abzieht, geht die dynamische Unterstützung verloren und die Wetteraktivität
schwächt sich ab. Leichte Schauertätigkeit auf der Rückseite beschränkt sich auf
die Seegebiete, die vorübergehend etwas Höhenkaltluft abbekommen.
Ansonsten steigen postfrontal die Chancen auf Auflockerungen über
Norddeutschland deutlich, wogegen über der Mitte und nach Osten hin ein
teilweise "grauer" Tag ansteht. Auch präfrontal scheint vielfach die Sonne, wenn
sich nicht gerade Nebel hält. Im Tagesverlauf ziehen über dem Süden hohe Wolken
auf. Die Zähigkeit des Nebels sollte aber angesichts des schwachen Windes und
der Jahreszeit nicht unterschätzt werden, so dass an der Donau und am Bodensee
sich der Nebel bis in den Nachmittag halten kann.

Wind ist das nächste Stichwort. Im Norden kann es bis ins küstennahe Binnenland
hinein steife Böen aus Nordwest geben. Auch in windanfälligen (Lee)Lagen über
der östlichen Mitte und im Nordosten sind präfrontal und bei Passage der
Kaltfront steife Böen nicht unwahrscheinlich. Ob diese einzelnen 7er Böen
Warnungen verdienen, steht auf einem anderen Blatt.
An den Küsten treten zunächst stürmische Böen oder (exponiert an der Ostsee und
Nordfriesland) Sturmböen auf mit abnehmender Tendenz von West nach Ost im
Tagesverlauf. Der Brocken kann anfangs mit schweren Sturmböen aufwarten, der
Fichtelberg eher mit stürmische Böen, bevor auch dort die Windabnahme im
Tagesverlauf greift.

Die Temperatur steigt je nach Sonne/Bewölkung/Nebel auf 11 und 16°C ein, die
eigentlich kühlere Luftmasse rückseitig der Kaltfront (0°C in 850 hPa) wird
durch die windbedingt bessere Durchmischung kompensiert. Die Spanne kann je nach
Sonne und Nebel im Süden durchbrochen werden (nach oben oder unten), was aber
das Mos nicht abbildet.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Höhentrog nach Osten ab. Der Höhenrücken
greift auf die Britischen Inseln über und flacht noch etwas ab, woraus bei uns
eine recht schwache nordwestliche Höhenströmung resultiert. Dabei weitet sich
die Hochdruckzone von Frankreich und den Alpen über Deutschland nach Norden aus,
was weiten Landesteilen einen sehr geringen Gradienten beschert. Nur der
äußerste Norden hat noch etwas Wind zu bieten und zumindest an der Ostsee gibt
es anfangs steife Böen.
Die Kaltfront kommt kaum noch südwärts voran und löst sich mehr und mehr auf.
Übrig bleiben ein paar dichtere Wolken über dem Süden und wenige Tropfen Regen
zwischen Main und Donau. Ein gewisser Temperaturgradient bildet sich in 850 hPa
ab, im Norden -2°C, im Süden +5°C.
Während sich die frontale Bewölkung auflöst, bildet sich Stratus und Nebel, an
der Nordsee durch auflandigen Westnordwestwind gefüttert. Wenn man vom
unmittelbaren Küstenbereich absieht, kühlt die Luft auf 6 bis 2°C ab, was bei
längerem Aufklaren gebietsweise für Bodenfrost reicht. Insbesondere in den
Mittelgebirgen nach Nordwesten hin ist stellenweise Luftfrost möglich.


Samstag... stehen wir unter Einfluss eines umfangreichen Hochdruckgebietes, das
seinen Schwerpunkt langsam nach Osten verlagert und gestützt wird durch die
antizklonale Strömung an der Vorderseite des Höhenrückens über Westeuropa. In
großen Teilen des Landes ist es dabei schwachwindig. Nur nach Norden zu hält
sich ein leichter Druckgradient im Übergangsbereich zum mittlerweile über dem
Norden Finnlands liegenden Tief.
Dort ist der Wind teilweise mäßig unterwegs, an den Küsten ist exponiert auch
mal eine steife Böen möglich, was aber kaum für Warnungen reichen sollte. Mit
diesem Wind wird aber auch recht feuchte Luft in den Norden geführt, angefüllt
mit Stratus und SC unterhalb der Inversion in ca. 800 hPa und ganz im Norden
kann es auch geringfügig regnen.

In den übrigen Gebieten können sich Nebel, Hochnebel und tiefe Bewölkung
zumindest gebietsweise auflösen. Durchweg sonnig wird es wohl nur auf höheren
Alpengipfeln. MOSMIX hat Maxima von 11 bis 15°C auf der Karte, wovon aber durch
die deutlichen Unterschiede in der Sonnenscheindauer und wenn sich Nebel zäh
hält, teils deutliche Abweichungen möglich sind.
In der Nacht zum Sonntag hält sich der Einfluss des etwas nach Süden
zurückweichenden Hochs. Die Nacht verläuft windschwach mit Nebel und Hochnebel
sowie außer im Norden auch mit Bodenfrost und vereinzeltem Frost in 2m Höhe.
Nördlich von Deutschlands kommen frontogenetische Prozesse in Gang, deren
Warmluftadvektion im Verlauf auf den Nordwesten übergreift und hier zu starker
Bewölkung sowie etwas Regen führt.
Auch geht der leichte Gradient im Norden nicht ganz raus, sodass nach wie vor an
den Küsten exponiert Bft 7 aus West bis Südwest nicht ausgeschlossen sind.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die großräumige Entwicklung ähnlich. Unterschiede
beschränken sich auf Detailfragen, u.a. darauf wie weit die Windzunahme morgen
bis ins nördliche und östliche Binnenland ausgreift, und inwieweit Leelagen über
der Mitte betroffen sind. Hier simulieren IFS und daran gekoppelt MosMix
offensiv, in ICON D2 EPS sieht es deutlich verhaltener aus.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. **