DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-09-2016 21:00
SXEU31 DWAV 081800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 08.09.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Meist warnfrei, am Samstag im Süden einzelne Gewitter mit Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt über dem östlichen Atlantik und den Britischen Inseln ein
ausgedehnter Höhentrog. Auf seiner Vorderseite befindet sich über uns ein Keil,
der sich weiter bis nach Nordskandinavien ausdehnt. die Achse des Keils liegt
morgen früh knapp westlich von uns. Am Boden überquert uns ein Bodentrog
ostwärts und auf dessen Rückseite befindet sich die Kaltfront eines Tiefs
westlich von Island. Sie erreicht in der kommenden Nacht den Westen.
Wetteraktivität ist daran nicht zu erwarten, denn sie liegt im Bereich des
Bodenkeils. Allerdings wird auf seiner Rückseite etwas kühlere Luft zu uns
geführt. Die 10-Grad-isotherme in 850hPa rückt dann wieder in den Nordwesten.
Insgesamt ist das Wetter bei uns von Absinken geprägt und oberhalb von etwa 850
bis 800hPa zeichnet sich eine deutliche Inversion mit einem kräftigen Rückgang
der Feuchte ab.
Warnwürdig ist in der kommenden Nacht allerdings der Nebel. Davon betroffen sind
davon vor allem der Nordosten und der Südosten.


Freitag ... ändert sich an der Großwetterlage nur wenig. Der Hochkeil über dem
östlichen Mitteleuropa kräftigt sich erneut und die Front über unserer
Westhälfte ist weiterhin nicht wetteraktiv und kommt außerdem ins Wellen. Sie
sorgt über der Mitte unseres Vorhersagegebiets für tiefe Bewölkung,
Niederschläge sind daran nicht zu erwarten. Im Alpenraum liegt die labilste
Luftmasse mit CAPE Werten von 300 bis 500 J/kg. Sollten dort Gewitter entstehen,
könnten diese aber auf den Südosten übergreifen. Aufgrund der langsamen
Verlagerung der Zellen und der hohen PPW Werte ist dabei auch Starkregen
möglich. Die Wetterinterpretation der Modelle ist allerdings sehr zurückhaltend
und auch bei MOSMix ist die Gewitterwahrscheinlichkeit nur gering.

Die Temperaturen steigen auf 21 bis 24 an den Küsten und im Norden und auf 25
bis knapp 30 Grad im Süden. Dabei ist es meist nur schwachwindig.

In der Nacht dominiert weiterhin der Hochdruckeinfluss und die Nacht bleibt
meist warnfrei. Vor allem im in den Flusstälern in der Mitte und im Süden kann
es Nebel geben.


Samstag ... befindet sich das Vorhersagegebiet am westlichen Rand des
Langwellenrückens, der seinen Schwerpunkt weiter nach Osteuropa verlagert hat.
Zentriert bei Island befindet sich weiterhin der umfangreiche Trogkomplex, an
dessen Südrand ein Randtrog in 500 hPa langsam ostwärts voran kommt und damit
auch Deutschland beeinflusst.

Das Frontensystem des steuernden Bodentiefs bei Island tangiert den Nordwesten
von Deutschland. Demzufolge erreichen den Westen und Nordwesten des Landes im
Tagesverlauf zunächst hohe, später auch mittelhohe Wolken, die zumindest etwas
die maximal mögliche Sonnenscheindauer verringern werden.

Im Rest des Landes ist es nach Auflösung der Nebelfelder vielfach sonnig,
allerdings können sich in Folge des Randtroges im Tagesverlauf einige
Quellwolken bilden - insbesondere über dem Bergland. Schauer oder gar Gewitter
bleiben aber allgemein die Ausnahme.

Etwas anders sieht es im Süden des Landes aus. Im Vergleich zum Vortag nimmt
dort die Labilität noch etwas zu. Entsprechend werden von COSMO-EU vom Allgäu
bis zum Bayerischen Wald CAPE-Werte zwischen 400 und 700 J/kg vorhergesagt.
Einen Antriebsfaktor für Hebung stellt der bereits erwähnte Randtrog dar, sodass
ab dem Nachmittag in Richtung Alpenrand durchaus das eine oder andere Gewitter
auftreten kann.
Die PPW-Werte werden um oder etwas über 25 mm prognostiziert. Bei schwacher
Höhenströmung und nicht vorhandener vertikaler Windscherung ist von pulsierender
Konvektion auszugehen, bei der durchaus das Starkregenkriterium erreicht werden
kann. Lokal erscheinen bis 25 mm nicht unrealistisch. Allerdings sollten die
Gewitter wohl vornehmlich auf den Alpenrand beschränkt bleiben und nach
einhelliger Modellprognose nicht weiter auf das Vorland ausgreifen.
Die Maxima sollten wieder im Bereich zwischen 25 und 30 Grad zu finden sein.

In der Nacht auf Sonntag rückt der Haupttrog etwas näher. Der Randtrog löst sich
nahezu auf. Deutschland liegt in einer südwestlichen Strömung mit etwas
feuchteren Luftmassen, sodass die Nacht nicht überall wolkenlos verläuft.
Insbesondere in Richtung Westen und Nordwesten kann die mehrschichtige Bewölkung
auch etwas dichter sein, während sich die Quellbewölkung des Tages weiter in
Richtung Südosten vielfach auflöst. Dann ist auch wieder Nebel ein Thema, vor
allem im Südosten.


Sonntag ... findet sich nach wie vor über dem östlichen Mitteleuropa ein
Langwellenrücken und südlich davon über Süditalien ein flaches abgeschnürtes
Höhentief. Diese Konfiguration "High over Low" erweist sich weiterhin als recht
persistent und verhindert sorgt weiterhin für Absinken bei uns. Somit löst sich
auch die hereinschwenkende Front über unserem Westen rasch auf. Nur im Norden
kann es ein wenig skaligen Regen geben, nach Süden zu manifestiert sich die
Front nur durch mittelhohe und hohe Wolken.

Somit bleibt der Tag meist warnfrei, lediglich im Alpenraum, wo nach wie vor
etwas feuchtere und labilere Luft liegt, können aufgrund der Nähe zu dem
abgetropften Höhentief über Italien noch Gewitter entstehen. Ob sie jedoch auf
den Süden und Südosten übergreifen können ist noch unsicher. Wenn doch, dann
sind sie mit Starkregen und starken Windböen verbunden.

Die Temperaturen steigen auf 21 bis 24 Grad im Nordseeumfeld, sonst auf 25 bis
29 Grad, in der Lausitz auch auf 30 Grad und mehr.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die gesichteten Modelle zeigen kaum Unterschiede. Allerdings zeigt das GFS beim
Niederschlag am Wochenende deutlich stärkere Signale, als alle anderen Modelle.
Die prognostizierten Mengen sind allerdings nicht warnrelevant.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich