DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-10-2021 07:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.10.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NWa
Vor allem im Norden, Osten und Südosten unbeständig mit zeitweiligen, aber nicht
warnrelevanten Regenfällen. Am Freitag an den Küsten und auf einigen Gipfeln
vorübergehend stürmische Böen oder Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... ist das Strömungsmuster über West- und Mitteleuropa noch stark
meridional geprägt mit einem umfangreichen Höhenrücken, der sich von der
Iberischen Halbinsel bis zu den Britischen Inseln erstreckt und einem, von der
Barentssee über das östliche Mitteleuropa bis in den zentralen Mittelmeerraum
reichenden Langwellentrog. Daraus resultiert über dem Vorhersagegebiet, nachdem
ein Kurzwellentrog die Alpen südwärts überquert hat, eine nördliche
Höhenströmung. Da der Rücken über Westeuropa durch einen nach Island gerichteten
Trogvorstoß von Norden her allmählich "abgehobelt" wird, "kippt" dessen
"östliche" Hauptachse etwas nach Südosten und erstreckt sich abends über die
nördliche Nordsee bis zum Skagerrak, so dass die Höhenströmung über Deutschland
zunehmend antizyklonal konturiert ist. Dabei hat im Norden mitteltroposphärisch
bereits WLA eingesetzt, die sich noch verstärkt und sowohl südwärts als auch
allmählich in die niedere Troposphäre vorarbeitet.
Im Bodenfeld hat die Kaltfront eines nach Finnland bzw. Karelien ziehenden
Wellentiefs die Alpen ebenfalls überquert und löst sich auf. Von Frankreich her
weitet sich im Tagesverlauf ein Keil des umfangreichen Hochdruckgebietes mit
Schwerpunkt über dem Südwesten der Britischen Inseln nach West- und
Süddeutschland aus und verstärkt sich. An dessen Nordostflanke dreht die
Grundströmung über dem Vorhersagegebiet allmählich wieder mehr auf Nordwest und
an den Alpen lassen die Stauniederschläge mit zunehmenden Hochdruckeinfluss
nach, wobei die Schneefallgrenze bei auf nur um 0 Grad steigende Temperaturen in
850 hPa zögernd ansteigt. Unterhalb von 1500 m kommen tagsüber keine
nennenswerten Mengen mehr zusammen und auch darüber beschränken sich die
Neuschneemengen wohl nur auf wenige Zentimeter.
Auch im übrigen Land lockern die Wolken nur zeitweise auf. In der Grundschicht
wird feuchte Nordseeluft vor allem in den Nordwesten, Westen und in die
mittleren Landesteile geführt, die durch die WLA auch noch zunehmend gedeckelt
ist. Die Inversion sinkt allmählich auf 700 hPa, nachmittags/abends im
Nordwesten mit Annäherung der Warmfront eines von Island Richtung Norwegische
See ziehenden Tiefs auf etwa 800 hPa. Im Vorfeld der Warmfront, die abends die
Deutsche Bucht erreicht, setzt am späten Nachmittag im Nordseeumfeld leichter
Regen ein. Bereits vorher gibt es innerhalb der feuchten Nordseeluft im
Nordwesten und auch in den Anstaugebieten der westlichen und zentralen
Mittelgebirge leichte Schauer, da die Luftmasse bis zur Inversion hinauf labil
geschichtet und teilweise auch feuchtgesättigt ist, diese bringen aber keinen
nennenswerten Niederschlagseintrag.
Im äußersten Osten und Nordosten ist die Luftmasse durch die Nähe zum Trog noch
etwas höherreichender labil geschichtet, allerdings deutlich trockener.
Eventuell reicht es auch dort, etwa von Ostvorpommern bis zum Osterzgebirge,
noch für einen kurzen Schauer. Ansonsten bleibt es aber vor allem in der
Osthälfte aufgelockert bewölkt mit sonnigen Abschnitten und auch im Südwesten
kann sich im tagesverlauf zeitweise die Sonne durchsetzen. Der Wind frischt zum
Abend hin mit Annäherung der Warmfront im Nordseeumfeld zwar etwas aus Nordwest
bis West auf, ist aber wohl nicht warnrelevant. Innerhalb der bodennah
eingeflossenen erwärmten Polarluft (+2 bis -1 Grad in 850 hPa) werden
Höchstwerte zwischen 7 Grad in den Alpentälern und 14 Grad mit etwas Sonne am
Rhein bzw. im Osten erreicht.

In der Nacht zum Donnerstag stößt der nordwesteuropäische Höhentrog ins Nordmeer
sowie ins Seegebiet zwischen Island und Schottland vor. Das mit ihm
korrespondierende Bodentief vertieft sich noch etwas und kommt über der
Norwegischen See knapp westlich der Haltenbank nur langsam nach Osten voran.
Dessen Warmfront greift von Nordwesten her auf Deutschland über und erreicht
morgens in etwa eine Linie Rügen-Pfalz. Die WLA intensiviert sich sogar noch
etwas und somit breiten sich die Regenfälle präfrontal bis Donnerstagfrüh auf
die gesamte Nordosthälfte aus, erfassen auch die mittleren Landesteile sowie den
Norden und Osten Bayerns. Im Warmsektor lassen sie von Westen her wieder nach
bzw. gehen in unergiebigen Nieselregen über. Meist fallen 1 bis 5 l/qm, vor
allem in den mittleren Landesteilen auch mehr, ICON-EU simuliert im aktuellen
Lauf im Weststau des Harzes knapp über 10 l/qm.
Durch den Trogvorstoß wird der Höhenrücken weiter nach Südsüdost abgedrängt,
dessen Achse erstreckt sich morgens über die südwestliche Nordsee und
Norddeutschland hinweg ostnordostwärts. Er stützt aber weiterhin das
Hochdruckgebiet über Westeuropa, das inzwischen ebenfalls eine mehr zonale
Ausrichtung angenommen hat und sich als kräftige Hochdruckbrücke über Frankreich
und Süddeutschland hinweg ostwärts erstreckt. Der Hochdruckeinfluss dämpft das
zyklonale Geschehen und somit bleibt es etwa von der Eifel bis zu den Alpen bzw.
südwestlich davon weitgehend trocken. Ganz im Südwesten sowie im Allgäu ist es
teilweise auch gering bewölkt, so dass es dort in ungünstigen Lagen leichten
Frost geben kann und sich stellenweise auch dichter Nebel bildet. In einigen
höheren Alpentälern kann Glätte durch überfrorene Nässe auftreten. Ansonsten
bleibt es unter den dichten Wolken aber frostfrei und mit der Advektion milder
Meeresluft (T850 hPa in der Früh zwischen -1 Grad im Südosten und +5 Grad im
Nordwesten) liegen die Tiefstwerte im Nordseeumfeld teilweise knapp im
zweistelligen Bereich.
Im Warmsektor verschärft sich der Gradient vorübergehend, im Nordseeumfeld kann
es an exponierten Küstenabschnitten im Laufe der Nacht einzelne steife Böen (Bft
7) aus Nordwest geben. Ausgangs der Nacht muss dann auf dem Brocken mit
stürmischen Böen, eventuell mit Sturmböen gerechnet werden, während an der See
der Wind bereits wieder etwas nachlässt.

Donnerstag... kommt der nach wie vor recht markante Höhentrog bis zum Abend zur
Norwegischen See bzw. nach Nordschottland voran. Der vorgelagerte Höhenrücken
wird weiter "abgehobelt", büßt dadurch an Wellenlänge ein und wird noch ein
wenig nach Süden abgedrängt und erstreckt sich abends in etwa über die Mitte des
Vorhersagegebietes hinweg ostnordostwärts. Somit schwächt sich auch die über
Frankreich und Süddeutschland ostwärts verlaufende Hochdruckzone allmählich
abgebaut, am Abend bleibt aber noch eine abgeschlossene 1025
hPa-Hochdruckparzelle über dem zentralen Alpenraum übrig.
Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief greift auf das mittlere Norwegen
über und hat dann (mit einem Kerndruck nahe 985 hPa) den Höhepunkt seiner
Entwicklung erreicht. Die Warmfront kommt bis ins östliche Mitteleuropa voran,
die Kaltfront überquert bis zum Abend die nördliche Nordsee. Mit der nur langsam
abziehenden Warmfront dauern die allerdings nur leichten Regenfälle vor allem im
Südosten des Landes, von der Lausitz bis ins östliche Oberbayern, noch länger
an, wobei ICON-EU mit 1 bis 5 l/qm, im Bereich der ostbayerischen Mittelgebirge
auch bis an die 10 l/qm nach wie vor die höchsten Mengen auf der Agenda hat.
24-stündig (bis in die Nacht zum Freitag) ergeben sich für diese Region Mengen
bis 15 l/qm, also auch noch weit unterhalb jeglicher Warnrelevanz. GFS und IFS
haben insgesamt etwas geringere Mengen auf der Agenda, unterscheiden sich aber
bzgl. der räumlichen Verteilung nur wenig.
Im Rest des Landes kommen durch den vor allem im Norden und im Weststau der
zentralen Mittelgebirge auftretenden leichten Nieselregen im Warmsektor keine
nennenswerten Mengen mehr zusammen.
Im Südwesten bleibt das Hoch noch wirksam, vor allem vom Saarland bis zum
Bodensee und südwestlich davon scheint auch mal länger die Sonne, auch im Westen
und Nordwesten können die Wolken zeitweise etwas auflockern. Ansonsten steht
aber meist ein trüber Tag ins Haus.
Niedertroposphärisch setzt sich die mildere Luft vor allem im Südosten nur
zögernd durch. Im Chiemgau und Berchtesgadener Land kann es bei 850
hPa-Temperaturen von knapp unter 0 Grad anfangs sogar noch bis auf unter 1500 m
leicht schneien. Bis zum Abend steigt die 850 hPa-Temperatur dort auf etwa +1
Grad, im Nordwesten dagegen auf +8 Grad. Somit bleibt es im Südosten Bayerns mit
Höchstwerten zwischen 7 und 10 Grad recht frisch, während im Westen mit einigen
Auflockerungen bis zu 16 Grad erreicht werden.
Mit Annäherung der Kaltfront beginnt sich der Gradient vor allem im Norden und
in der Mitte wieder zu verschärfen, angesichts der stabilen Schichtung
beschränken sich warnrelevante Böen (Bft 7, abends auf Helgoland und Sylt
eventuell auch Bft 8 aus West) auf die Küsten und auf einige Gipfel der
nördlichen und östlichen Mittelgebirge (Brocken, Fichtelberg mit Bft 8 bis 9).

In der Nacht zum Freitag überquert der Höhentrog bereits die Nordsee und
Südskandinavien und erreicht in den Frühstunden die Deutsche Bucht bzw.
Schleswig-Holstein, wodurch nun auch der gesamte nordeuropäische
Höhentrogkomplex regeneriert wurde. Weiter westlich wölbt sich - gestützt durch
WLA vorderseitig eines umfangreichen und hochreichenden Zentraltiefs östlich von
Neufundland - erneut ein Höhenrücken über dem Ostatlantik auf und reicht bis
nach Südgrönland. Die dem Trog unmittelbar vorgeschaltete Kaltfront des mit
nahezu unverändertem Kerndruck zur mittleren Ostsee ziehenden Tiefs überquert
morgens den äußersten Nordwesten des Landes mit schauerartigen Regenfällen,
wobei die Höhenkaltluft noch etwas "zurückhängt" und es voraussichtlich nicht
für gewittrige Entladungen reicht.
Der Gradient verschärft sich allerdings im Vorfeld der Front und mit
Frontpassage weiter, an den Küsten gibt es vor allem in den Frühstunden mit
Winddrehung von West bis Südwest auf Nordwest stürmische Böen (Bft 8), an
exponierten Abschnitten vor allem der vorpommerschen Ostseeküste auch Sturmböen
(Bft 9), eventuell reicht es auf Rügen sogar für eine schwere Sturmböe (Bft 10).
Auch auf dem Brücken kann es Sturmböen, eventuell auch schwere Sturmböen geben.
Im küstennahen Binnenland muss zumindest mit Frontpassage mit steifen Böen (Bft
7) gerechnet werden.
In der Mitte und im Süden bekommt man von dem zyklonalen Geschehen nur wenig
mit. Der nur noch kurzwellige Höhenrücken erreicht morgens die Alpen und stützt
noch die Hochdruckbrücke über Süddeutschland, die sich allerdings weiter
abschwächt. Dennoch bleibt es vor allem in Baden-Württemberg, aber auch im
Westen und Süden Bayers aufgelockert, teils auch gering bewölkt. Erneut wird es
dort recht frisch mit gebietsweise leichtem Frost in einigen Mittelgebirgs- und
Alpentälern und örtlich kann sich auch Nebel bilden. Im Nordwesten und Norden
verläuft die Nacht dagegen mit zweistelligen Tiefstwerten sehr mild.


Freitag... schwenkt der Höhentrog unter Wellenlängenverlust rasch über
Deutschland hinweg ostsüdostwärts und erreicht mit seiner Achse bereits am
Nachmittag das östliche Mitteleuropa. Das Zentraltief östlich von Neufundland
kommt zum mittleren Nordatlantik voran, der vorgelagerte Höhenrücken nähert sich
bis zum Abend den Britischen Inseln an, somit dreht die Höhenströmung mit
Trogpassage über dem Vorhersagegebiet wieder von West auf Nordwest.
Das Bodentief über der mittleren Ostsee kann im Tagesverlauf wieder besser mit
dem Trog bzw. dem über Mittelschweden angelangten Höhentief korrespondieren und
vertieft sich etwas, es erreicht abends Südfinnland. Die Kaltfront schwächt sich
über dem Vorhersagegebiet aber auf ihrem Weg nach Süden allmählich wieder ab, da
nach Trogpassage NVA und KLA zu Druckanstieg führen und von Frankreich und
Benelux her erneut ein Hochkeil nach West- und Süddeutschland vordringen kann.
Sie erreicht am Abend in etwa Mosel und Main, bringt mit Frontpassage aber vor
allem am Nachmittag kaum mehr nennenswerte Niederschläge. Insgesamt kommen auch
im Norden nach Lesart des ICON-EU von Freitag, 00 bis 18 UTC lediglich 2 bis 6
l/qm zusammen, wobei IFS (von gestern, 12 UTC) und GFS auch nur geringfügig
höhere Mengen auf der Agenda haben.
Postfrontal gelangt nicht allzu feuchte maritime Polarluft nach Norddeutschland,
die auch nur bis etwa 700 hPa labil geschichtet ist, da die höhenkälteste
Luftmasse weiter im Nordosten bleibt. Somit lockern die Wolken auf und es gibt
kaum mehr Schauer, meist bleibt es trocken und vor allem über Schleswig-Holstein
und Westmecklenburg zeigt sich durch leichten Skandinavienföhn auch mal länger
die Sonne.
Auch präfrontal scheint etwa entlang und südlich einer Linie
Schwarzwald-Niederbayern zeitweise, Richtung Alpen und in Südbaden -
gebietsweise allerdings nach teils zögernder Nebelauflösung - häufig die Sonne.

Der Wind frischt vor allem im Osten und in der Mitte mit Frontpassage noch böig
auf, wobei es einzelne steife Böen (Bft 7) aus West bis Südwest, mit Passage aus
Nordwest geben kann. Auf dem Brocken kann es Sturm-, anfangs auch schwere
Sturmböen geben, auf dem Fichtelberg stürmische Böen bis Sturmböen.
Postfrontal nimmt er zumindest im Binnenland wieder ab, an den Küsten bleibt es
aber windig mit steifen bis stürmischen Böen aus Nordwest, an der vorpommerschen
Ostseeküste auch mit Sturmböen. Erst am Nachmittag und Abend nimmt der Wind auch
dort allmählich ab.
In 850 hPa bleibt es präfrontal im Süden mit 3 bis 6 Grad recht mild,
postfrontal kühlt es auf knapp unter 0 Grad ab. Entsprechend liegen die
Höchstwerte bei meist recht guter Durchmischung zwischen 11 und 14 Grad, im
Südwesten und im Alpenvorland können bis zu 16 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Samstag greift der Höhenrücken auf die Britischen Inseln über,
wird dabei aber mit Annäherung des Zentraltiefs von Norden her wieder zunehmend
abgehobelt. Er stützt nach wie vor das allerdings nicht allzu kräftige
Hochdruckgebiet über West- und dem westlichen Mitteleuropa, das sich nun auch
weiter ins Vorhersagebiet ausweiten kann. Somit schwächt sich die nur noch wenig
nach Süden vorankommende Kaltfront weiter ab und löst sich schließlich vollends
auf. Vor allem im Teilen Bayerns kann es mit Frontpassage noch etwas regnen,
ohne, dass nennenswerte Mengen zusammenkommen.
Postfrontaldrehen Höhen- und auch Bodenströmung an der Nordflanke des Hochs über
Norddeutschland mehr auf Westnordwest, durch Absinken und in höheren Schichten
beginnender WLA bildet sich in etwa 800 hPa eine markante Absinkinversion. Die
Luftmasse kann in der Grundschicht mit Überströmung der Nordsee wieder mehr
Feuchte anreichen, so dass sich vor allem im Nordwesten wieder dichtere
Stratusbewölkung ausbreiten kann. In der Mitte und auch präfrontal ganz im Süden
nimmt die Nebelneigung dagegen gegenüber den Vornächten wieder zu. Sollte es vor
allem in den mittleren Landesteilen, in der Osthälfte und ganz im Süden
gebietsweise doch mal länger aufklaren, kann es in ungünstigen Lagen leichten
Frost oder zumindest Bodenfrost geben.
Der Wind nimmt im Laufe der Nacht auch im Ostseeumfeld weiter ab und dürfte
morgens auch rund um Rügen nicht mehr warnrelevant sein.



Modellvergleich und -einschätzung
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Abgesehen von den bereits im Text erwähnten geringen Differenzen, die
Niederschlagsmengen im Bereich der Warmfront in der Nacht zum und am Donnerstag
betreffend unterscheiden sich die vorliegenden Modelle nicht wesentlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff