DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-10-2021 07:30
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 09.10.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM
In den Nächten gebietsweise Frost und Nebel. Ab Sonntagabend von Nordwesten her
Aufzug einer Kaltfront, nachfolgend unbeständiger und an den Küsten zunehmend
windig.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... ist eine blockierende Geopotenzialbrücke, die sich vom Seegebiet
südwestlich der Iberischen Halbinsel über die Nordsee und Norddeutschland bis in
den Westen Russlands erstreckt, das Maß der Dinge für das Wetter bei uns.
Südlich bzw. südöstlich davon liegt ein Höhentiefkomplex mit zum Mittagstermin
zwei Kernen, eines davon über der Slowakei und das andere über Moldawien. Zwar
reicht der Einflussbereich dieses Höhentiefkomplexes bis in den Südosten
Deutschlands, andauernde kräftige KLA verhindert aber die meisten
Hebungsprozesse. Mehr als ein paar Wölkchen gibt es dort daher nicht.
Im Rest des Landes bringt das von hohem Geopotenzial gestützte Hoch LIOBA mit
Schwerpunkt über dem westlichen Russland mit einer östlichen bis nordöstlichen
Strömung und einem Kerndruck knapp über 1040 hPa zunehmend trockene Luft nach
Deutschland, sodass sich einerseits morgendlicher Nebel bis zum Mittag auflösen
sollte und andererseits vielfach ein heiterer oder sonniger Tag ins Haus steht.
Die zuvor eingeflossene warme Luftmasse mit T850 hPa von 5 bis 10 Grad kühlt
sich vorerst nicht nachhaltig ab, weil sie sich über Deutschland in der
Hochdruckrandlage an der Südwestflanke des Hochs nicht vollständig durchsetzen
kann. Nur in den äußersten Südosten kühlt es in 850 hPa schon auf 3 bis 5 Grad
ab. Demzufolge werden heute noch einmal Höchsttemperaturen von 14 Grad im Osten
bis 19 Grad im Westen avisiert, im äußersten Süden bleibt es mit 12 bis 15 Grad
etwas kühler.
Bleibt noch der Wind zu erwähnen, der gefüttert durch einen leichten Gradienten
im Südwesten im höheren Schwarzwald stürmische Böen oder Sturmböen zwischen 65
und 75 km/h (Bft 8 bis 9) bzw. exponiert Sturmböen um 80 km/h (Bft 9) aus
Nordost zustande bringt. Am Nachmittag wird der Gradient allerdings schon
auseinandergezogen, womit sich der Wind soweit abschwächt, dass nur noch
exponiert starke Böen um 55 km/h (Bft 7) auftreten. In den anderen Regionen weht
schwacher, ab und zu mäßiger Ost- bis Nordostwind.

In der Nacht zum Sonntag wird die Geopotenzialbrücke durch einen in die
nördliche Nordsee gerichteten Trogvorstoß langsam geschwächt. Derweil zieht
Höhentief Nr. 1 von der Slowakei in die nördliche Adria, Höhentief Nr. 2 von
Moldawien in die Ukraine. Weiterhin hat dieser Komplex durch fortwährende KLA
keine Relevanz für unser Wetter.
So bleibt Hoch LIOBA über dem westlichen Russland für uns wetterbestimmend, mit
einem Kerndruck von 1036 hPa schwächt es sich aufgrund des langsamen Abbaus der
Geopotenzialbrücke etwas ab. Die Zufuhr kontinentaler und trockener Luft in
östlicher bis nordöstlicher Bodenströmung hält aber an. Die T850 hPa gehen dabei
leicht zurück, sodass sie bei 8 Grad im Nordwesten bis 1 Grad im Südosten
liegen.
Damit kann es in der durchweg gering bewölkten bis klaren Nacht kräftig
auskühlen. Die Tiefstwerte in 2 m gehen auf 4 bis -3 Grad zurück. Frost gibt es
vor allem in der Mitte, im Osten und Südosten. Frost in Bodennähe tritt außer
direkt an den Küsten fast überall auf, im Osten und Südosten kann dieser mit -5
Grad zum Teil sogar mäßig ausfallen.
Erneut muss auch mit Nebelbildung gerechnet werden, wobei die Modelle die
Gebiete in der Mitte als ehestes dafür in Betracht ziehen.
Auf den Schwarzwaldgipfeln gibt es bei immer noch vorhandenem schwachen
Gradienten weiterhin einzelne starke Böen um 55 km/h /Bft 7), exponiert
vielleicht auch noch mal eine stürmische Böe um 65 km/h (Bft 8) aus Nordost.
Eine Warnung gerechtfertigt das aber kaum.

Sonntag... stößt der Trog über der Nordsee bis nach Skandinavien vor, wobei er
sich mit der Amplifizierung noch Zeit lässt. Das mit ihm verbundene Bodentief
mit Zentrum über Mittelschweden, das ein Randtief des steuernden Tiefs Ex-SAM
über dem Nordmeer darstellt, bringt seine Kaltfront erst am Abend von Nordwesten
her mit dichterer Bewölkung und leichtem Regen an die deutsche Nordseeküste.
Im Rest des Landes dominiert nach wie vor Hoch LIOBA, das sich über Russland
noch ein wenig nach Osten zurückzieht und mit einem Kerndruck von knapp 1032 hPa
eine weitere Schwächung erfährt. Die östliche bis nordöstliche
Bodenstromkomponente schwächt sich folglich bei uns ab, womit die Luftmasse
wieder etwas angefeuchtet werden kann. So tauchen im Vergleich zum Vortag ein
paar mehr Quellwolken auf, den meist heiteren Charakter des Tages können sie
aber nur wenig trüben. Mit der etwas schwächeren Einstrahlung und dem Sinken der
T850 hPa auf 1 bis 7 Grad sind nur noch Höchsttemperaturen von 9 bis 17 Grad zu
erwarten.
Der Ost- bis Südostwind weht bei nunmehr flauer Druckverteilung überwiegend nur
noch schwach, zur Küste hin teils mäßig.

In der Nacht zum Montag amplifiziert der Trog bis in den Norden Deutschlands,
wobei seine Achse eine negative Neigung besitzt. Von der blockierenden
Geopotenzialbrücke bleibt dann nicht mehr viel übrig. Das zugehörige Bodentief
über Schweden wandert ein wenig nach Norden, seine Kaltfront dagegen nach Süden
bis in die Mitte Deutschlands. Mit ihr verbunden kommen dichtere Wolken auf und
es treten vorübergehend für ein bis drei Stunden leichte Niederschläge mit
Mengen von 1 bis 4 l/m2 auf. An der Nordsee folgen zum Morgen hin Schauer.
Präfrontal, also in einem Bereich vom Saarland bis zur Lausitz und südlich
davon, herrschen unter weiterhin schwachem Hochdruckeinfluss noch die
Bedingungen von zuvor. Dort ist es daher nur locker oder gering bewölkt mit der
Neigung zu Nebel und stärkerer Auskühlung. So ist in dieser Region bei
Tiefstwerten von 4 bis -3 Grad nochmals gebietsweise mit leichtem Frost zu
rechnen, Frost in Bodennähe ist überall zu erwarten, teils kann dieser mäßig
ausfallen. Aber auch in der Mitte und im Osten kann es vor Ankunft der Front in
den Morgenstunden vorübergehend noch zu leichtem Frost in Bodennähe kommen, der
mit Aufkommen stärkerer Bewölkung alsbald wieder verschwindet und somit kaum für
Glätte sorgen wird.
In den Gebieten mit stärkerer Bewölkung sinkt die Temperatur nur auf 9 bis 2
Grad, direkt an der Küste ist es zum Teil noch milder.
Der Wind weht größtenteils nur schwach aus unterschiedlichen Richtungen, gegen
Morgen frischt er an der Nordsee böig aus Nordwest auf mit dann ersten starken
Böen um 50 km/h auf den Inseln.

Montag... weitet sich der Trog über dem Nordosten Deutschlands und Polen weiter
nach Süden aus und nähert sich immer weiter Höhentief Nr. 1, das nun über dem
Balkan zu finden ist, an. De Kaltfront des nunmehr nach Nordschweden ziehenden
Bodentiefs zieht in den Süden Deutschlands, der äußersten Süden bleibt aber noch
außen vor. Die mit der Kaltfront zusammenhängenden Niederschläge betragen
weiterhin maximal 1 bis 3 l/m2, zumal sie zunehmend unter antizyklonale
Verhältnisse geraten.
Postfrontal wird ein wenig feuchtere und vor allem kühlere Meeresluft
eingeschleust, die einige Wolken bringt. Schauer bilden sich jedoch gestützt
durch einen um den Trog in die Nordsee laufenden Randtrog vornehmlich direkt an
den Küsten, während sie im Binnenland die Ausnahme bleiben. Wenn sie lokal mal
auftreten, dann fallen meist nicht mehr als 1 bis 2 l/m2, an den Küsten kann es
örtlich etwas mehr sein. Insbesondere im Ostseeumfeld sind bei geringem CAPE und
Lapse Rates bis -0,65 K/100 m vereinzelt Blitz und Donner nicht völlig
ausgeschlossen, die Modelle sind dahingehend tagsüber aber noch sehr
zurückhaltend.
Die frische Meeresluft polaren Ursprungs lässt die T850 hPa in der
nordwestlichen Strömung auf 0 bis 3 Grad sinken, womit nur noch
Höchsttemperaturen von 9 bis 15 Grad generiert werden.
Der Gradient nimmt langsam weiter zu. Im Süden bleibt der West- bis Nordwestwind
vorerst aber noch schwach, nach Norden hin ist es teils mäßig, an der See zum
Teil frisch. Direkt an den Küsten kommt es zu starken Böen um 55 km/h (Bft 7).

In der Nacht zum Dienstag dehnt sich der Trog bis nach Tschechien aus, über
Südschweden findet man ein Drehzentrum.
Die Kaltfront erreicht nun den äußersten Süden mit geringen Niederschlägen, die
oberhalb von 1000 bis 1200 m in Schnee übergehen. Durch die leichte
Staukomponente verstärken sich die Niederschläge ein wenig, sodass 1 bis 6 l/m2
fallen. In den höheren Alpen (ab 1200 bis 1400 m) kann es deshalb eine dünne
Neuschneedecke mit 1 bis 5 cm geben.
Der erste Randtrog schwenkt nachts über den Nordosten hinweg, ihm folgt gleich
ein zweiter von der Nordsee. Damit nehmen die Hebungssignale über Deutschland
zu, was auch die Schauertätigkeit allgemein anregt. Im Zuge dessen verschärfen
sich Richtung Ostsee nachfolgend die Lapse Rates, was das Gewitterpotenzial dort
erhöht.
Der Wind behält in etwa seine Stärke vom Tage, sodass er im Binnenland schwach
bis mäßig aus West bis Nordwest weht und an den Küsten mit starken Böen Bft 7,
an der Nordsee morgens vereinzelt mit stürmischen Böen Bft 8 daherkommt.
Immerhin bleibt es unter den vermehrten Wolken mit Tiefstwerten von 10 Grad an
der See bis 3 Grad im Süden fast überall frostfrei, auf höheren Alpengipfeln
kann es jedoch leichten Frost geben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler