DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-10-2021 07:30
SXEU31 DWAV 080800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.10.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM
Zunächst noch ruhiges Herbstwetter mit nächtlichem Nebel und Frost. Im höheren
Schwarzwald bis in den Samstag hinein Sturmböen. Ab Sonntagabend mit Ankunft
einer Kaltfront im Nordwesten allmähliche Wetterumstellung.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Freitag... finden wir uns unter einer Geopotenzialbrücke wieder, die vom
Seegebiet südwestlich der Iberischen Halbinsel über die Nordsee und weiten
Teilen Deutschlands bis in den Nordwesten Russlands und bis fast nach Sibirien
reicht. Flankiert wird das Ganze einerseits von einem Langwellentrog
nordwestlich davon und andererseits von zwei Höhentiefs südöstlich davon. Das
kleinere der beiden Höhentiefs zieht über der Ukraine seine Kreise. Das größere
über dem zentralen Mittelmeer liegende Höhentief streift den Südosten
Deutschlands. Nennenswerte Hebung ist dort allerdings nicht zu verzeichnen, da
auch KLA wirksam ist. Ein wenig feuchtere Luft bringt jedoch teils stärkere
Bewölkung, aus der hier und da etwas Sprühregen fallen kann.
In den anderen Gebieten überwiegt der Einfluss des durch das hohe Geopotenzial
gestützten Hochdruckgebietes NILA mit Schwerpunkt aktuell über der dem
Nordwesten Deutschlands. NILA fungiert als Keil des kräftigen Hochs LIOBA über
dem westlichen Russland mit einem Kerndruck von knapp 1045 hPa.
So stellt sich heute vor allem die Frage, wann sich der nächtlich gebildete,
sehr verbreitete und häufig dichte Nebel auflöst. Geht es nach den Modellen, so
sollte bis zum Mittag der Nebeldrops überall gelutscht sein, allerdings könnte
gebietsweise Hochnebel übrigbleiben, vor allem entlang einer Feuchteschliere,
die sich nachmittags von der Ostsee bis nach Baden-Württemberg und bis ins
westliche Bayern erstreckt und langsam gen Westen vorankommt. Zudem könnte sich
der Nebel vor allem in der einen oder anderen Flussniederung noch länger in den
Tag hinein halten.
Am meisten Sonnenschein ist daher im Nordwesten und Westen in einem Bereich von
der Nordsee bis zum Saarland zu erwarten. Auch ganz im Osten soll sich die Sonne
am Nachmittag vermehrt zeigen, weil dort mit einer nordöstlichen Strömung
zunehmend trockene Kontinentalluft eingeschleust wird.
Die T850 hPa liegen zwischen 3 und 8 Grad, womit bodennah nochmals 13 bis 19
Grad erreicht werden. Kühler bleibt es mit 11 bis 15 Grad bei Dauernebel und im
Dauergrau im Südosten.
Bleibt noch der Wind zu erwähnen, der im Südwesten aufgrund des leicht
schärferen Gradienten im höheren Schwarzwald für für stürmische Böen Bft 8 bzw.
exponiert für Sturmböen Bft 9 aus Nordost sorgt. Gegen Mittag könnte es rund um
den Bodensee und bis zum Allgäu vereinzelt auch in tieferen Lagen mal für eine
starke Böe langen.

In der Nacht zum Samstag verschmelzen die beiden Höhentiefs südöstlich von uns,
wobei das Höhentief über der Ukraine Richtung Slowakei wandert. Auch wenn der
Südosten immer noch im Randbereich des neuen Höhentiefkomplexes liegt, ist dort
keine Hebung zu verzeichnen. Vielmehr verstärkt sich die KLA in der weiter
nordöstlichen Strömung und die Zufuhr sehr trockener Kontinentalluft hält an.
Diese setzt sich immer weiter bis in die Mitte und in den Südwesten durch, im
Nordwesten erkennt man noch Reste der sich abbauenden Feuchteschliere. Mehr als
lockere Bewölkung kann diese Feuchte aber kaum produzieren, zumal sie unter
Absinken gerät. Darüber hinaus ist die Nebelneigung in der trockeneren Luft im
Vergleich zur Vornacht deutlich geringer. Am ehesten wird von den Modellen im
zentralen Mittelgebirgsraum Nebel vorhergesagt. Dieser dürfte sich bevorzugt in
einigen Tälern und in Flussniederungen bilden, in der die feuchte Luft nicht
ganz so schnell ausgeräumt werden kann.
Ansonsten gibt es im Süden einige Wolken, während es im Osten teils sogar klar
wird.
Die Temperaturen gehen auf 10 bis 6 Grad an der Küste und im Nordwesten, sonst
auf 7 bis 1 Grad und im Osten auf 4 bis -3 Grad zurück. Dort tritt also
gebietsweise leichter Frost auf, Frost in Bodennähe gibt es außer im Nordwesten
in vielen Regionen.
Der Wind im höheren Schwarzwald hält bei unverändertem Gradienten weiter an.


Samstag... rückt uns der neue Höhentiefkomplex zwar noch etwas auf die Pelle,
ohne dabei aber substanziell an Einfluss auf unser Wetter zu gewinnen. Nach wie
vor fehlt es an dynamischen Impulsen in der bei uns dominierenden KLA. Die
trockene Luft setzt sich nun deutschlandweit durch. Während Hoch NILA von den
Wetterkarten verschwindet, reicht der Einfluss des Hochs LIOBA, nun mit
Schwerpunkt über dem Baltikum, immer noch bis zu uns. In dieser
Hochdruckrandlage steht ein vielfach sonniger oder heiterer Tag ins Haus.
Nächtlicher Nebel sollte sich meist bis zum Mittag auflösen.
Bei wenig geänderten T850 hPa gibt es nochmals Höchsttemperaturen von 15 bis 19
Grad, ein wenig kühler bleibt es mit 12 bis 17 Grad lediglich ganz im Süden, da
dort leicht kühlere Luft mit T850 hPa von 2 bis 4 Grad einfließt.
Der Wind im höheren Schwarzwald schwächt sich langsam ab, da der Gradient
auffächert, am Nachmittag sind nur noch exponiert starke Böen Bft 7
wahrscheinlich.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das Höhentief zur nördlichen Adria und
touchiert weiterhin den äußersten Südosten Deutschlands. Anhaltend starke KLA
unterdrückt aber jegliche Hebungsprozesse, sodass der Einfluss auf das Wetter
dort arg begrenzt bleibt.
Ansonsten stellt sich wieder die Frage nach Nebel, der ähnlich wie in der
Vornacht nicht auf allzu große Bereitschaft in der trockenen Luft stoßen dürfte.
So bleiben die Täler einiger Mittelgebirge und Flüsse die prädestinierten
Bastionen für die Entstehung.
In den anderen Gebieten beschert die trockene Luft eine gering bewölkte oder
klare Nacht, in der es zunehmend auskühlen kann. Während an der Nordsee die
Temperaturen nur auf 10 bis 2 Grad zurückgehen, sinken die Temperaturen sonst
auf 4 bis -3 Grad ab. Gebietsweise gibt es also leichten Frost, Frost in
Bodennähe ist fast überall möglich. Gärtner sollten also gewarnt sein.
Und wie steht es mit dem Wind im höheren Schwarzwald? Der gibt immer noch nicht
ganz auf, allerdings sind nur exponiert noch starke Böen Bft 7 mit von der
Partie.

Sonntag... wird die Geopotenzialbrücke durch einen in die Nordsee vorstoßenden
Langwellentrog geschwächt. Der Langwellentrog ist mit einem Bodentief über
Skandinavien verbunden, dessen Kaltfront abends bereits den Nordwesten von
Deutschland erreichen. So kommen an der Nordsee nachmittags dichte Wolken auf,
die abends ersten Regen bringen.
In den anderen Landesteilen bleibt der Hochdruckeinfluss noch dominant, auch
wenn Hoch LIOBA seinen Schwerpunkt vom Baltikum wieder zurück in den Westen
Russlands verlegt.
Die östliche bis nordöstliche Bodenstromkomponente schwächt sich dadurch jedoch
etwas ab und das Absinken ist nicht mehr so kräftig, womit sich ein paar mehr
Wolken als an den Vortagen bilden können. Den vorwiegend heiteren Charakter tut
dies aber keinen Abbruch.
Mit Höchstwerten von 10 bis 17 Grad ist im nunmehr meist schwachwindigem Umfeld
nicht mehr ganz so warm wie an den Vortagen.

In der Nacht zum Montag amplifiziert der Trog bis nach Norddeutschland und nimmt
allmählich Kontakt auf zum fast quasistationären Höhentief über dem Balkan.
Damit wird die Kaltfront des Skandinavientiefs vom Nordwesten bis in die Mitte
des Landes geführt. In ihrem Bereich fallen jedoch nicht mehr als 1 bis 4 l/m2
Regen, da sie in den noch hohen Druck und damit in Absinken hineinläuft.
Mit nun auf Nordwest drehender Strömung gelangt Meereskaltluft polaren Ursprungs
zu uns, was die T850 hPa auf 1 bis 4 Grad sinken lässt. Mit der Bewölkung kann
es aber nicht mehr so stark auskühlen, sodass im Westen und Nordwesten
Tiefsttemperaturen von 10 bis 3 Grad zu erwarten sind. Im Osten und Südosten
dagegen kühlt es bei teils geringerer Bewölkung unter noch vorherrschendem
Hochdruckeinfluss präfrontal wieder auf 5 bis -2 Grad ab. Gebietsweise muss
erneut auch mit Frost in Bodennähe sowie mit Nebelbildung gerechnet werden.
Darüber hinaus frischt der Wind zum Morgen hin bei zunehmenden Gradienten an der
Nordsee auf. Dort treten dann erste starke Böen Bft 7 auf.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren sehr ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler