DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-09-2021 07:30
SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.09.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu Ww
Heute im Osten vereinzelt starke Gewitter. Am Dienstag keine markanten
Wettergefahren. Am Mittwoch im Osten und Nordwesten starke Gewitter, an der
Nordsee Sturm.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Mitteleuropa auf der Vorderseite eines umfangreichen
Langwellentroges bei den Britischen Inseln. Diesem Haupttrog vorgelagert ist ein
Kurzwellentrog, der in der vergangenen Nacht mit kräftigem Hebungsantrieb für
Gewitter und teils unwetterartigen Starkregen gesorgt hat. Diese Kurzwellentrog
beeinflusst heute Vormittag vor allem noch den Osten und Nordosten des Landes.
Er schwächt sich im Tagesverlauf immer weiter ab.

Die schauerartig verstärkten und teils noch gewittrigen Niederschläge
beeinflussen bis in den Vormittag hinein vor allem noch Brandenburg und
Mecklenburg-Vorpommern. Vereinzelt kann es noch Blitz und Donner geben und
örtlich ist Starkregen um 15 l/m² möglich. Im weiteren Verlauf ziehen die
Niederschläge nordostwärts ab.

Im Osten bleibt die Luftmasse auch am Nachmittag noch feuchtlabil, sodass auch
ein wenig CAPE prognostiziert wird. In der Höhe (500 hPa) lässt sich auch
weiterhin ein kurzwelliger Trog erkennen und gleichzeitig verläuft die
Bodenströmung leicht konvergent. Das gilt insbesondere in einem Streifen von
Westsachsen bis nach Mecklenburg. Das wird dann wohl auch die Region sein, wo
sich in den Nachmittagsstunden bis in den Abend hinein neue Schauer entwickeln,
die vereinzelt auch von Blitz und Donner begleitet sein können. Da die ppw-Werte
noch immer recht hoch sind (um 30 mm) ist weiterhin Starkregen möglich.
Insgesamt sind die Hebungsimpulse aber deutlich schwächer, als in der
vergangenen Nacht, sodass die markante Warnstufe ausreichend sein sollte.

Richtet man den Blick weiter nach Westen, so rückt der Langwellentrog immer
näher. Der Trogachse vorgelagert ist eine Bodenkaltfront, die am späten
Nachmittag und Abend den Westen und Nordwesten erreicht. Diese Front und damit
auch der Trog sind in der Höhe von KLA überlaufen. Dies führt zu einer raschen
Stabilisierung und im Feld der Tendenz der Feuchte findet man zudem eine rasche
postfrontale Abtrocknung. Gerade die Stabilisierung lässt die Entwicklung von
hochreichender Konvektion unwahrscheinlich erscheinen. Dies erkennt man auch,
wenn man sich die Kaltfrontpassage über die Prognosesoundings betrachtet. Dort
findet man eine rasch absinkende Inversion mit deutlicher Abtrocknung darüber.

Es ist also eher nicht davon auszugehen, dass die Frontpassage mit Gewittern
verbunden ist. Allerdings kann der Wind aufleben, da sich im Drucktendenzfeld
ein klarer Druckanstieg abzeichnet und auch im Bodendruckfeld ein klarer Knick
zu erkennen ist. Bei von Süd auf West drehenden Winden können besonders im
Nordseeumfeld Windböen, exponiert vielleicht auch stürmische Böen auftreten.
Auch im Westen kann die ein oder andere Windböen nicht komplett ausgeschlossen
werden. Das deutet auch das ICON-D2 EPS an.

In der Nacht auf Dienstag lassen Schauer und vereinzelte Gewitter im Osten nach.
Gleichzeitig kommen die schauerartig verstärkten Niederschläge in Verbindung mit
der Kaltfront ostwärts voran und erreichen in den Morgenstunden auch die
östlichen Landesteile. Am stärksten fallen die Niederschläge dabei im Norden
aus, wo auch die Dynamik am besten ist. Postfrontal strömen wie bereits
beschrieben unter KLA trockene Luftmassen nach. Damit kann auch die Wolkendecke
auflockern. Dann bilden sich in der feuchten Luft gebietsweise Nebelfelder, die
streckenweise auch warnwürdig ausfallen.

Davon abgesehen verläuft die Nacht ruhig. Der anfangs an der Nordsee in Böen
noch stark böige Wind, lässt in der zweiten Nachthälfte ebenso nach. Die
Temperatur geht im Osten nur auf 15 Grad zurück, während im Westen Werte bis 7
Grad erwartet werden.


Dienstag... befindet sich Deutschland weiter vorderseitig des Haupttroges,
dessen Höhentiefzentrum knapp südlich von Island zu finden ist. Dementsprechend
werden mit einer südwestlichen Strömung auch weiterhin recht warme Luftmassen
advehiert. Von Westen her setzt bereits wieder Druckfall ein. Die Luftmasse über
Deutschland ist weiterhin recht trocken und stabil geschichtet. Einzig in
Richtung Alpenrand sind die Feuchtewerte etwas erhöht. Vielleicht kann es dort,
wie auch in Richtung Lausitz zum Nachmittag mal einen schwachen Schauer geben.
Die Signale sind aber insgesamt eher gering. In jedem Fall halten sich in diesen
Regionen aber die Wolken am dichtesten und die Sonne zeigt sich nur selten. Im
Südwesten und im Norden verläuft der Tag hingegen oft sonnig und störungsfrei.
In einigen Regionen im westliche Mittelgebirgsumfeld können sich Nebel und
Hochnebel zum Teil recht zäh halten. Hier entscheidet vornehmlich, ob man sich
in den Lee- oder Luvgebieten befindet.
Die Maxima bleiben weiter mild zwischen 17 und 21 Grad.

In der Nacht auf Mittwoch greift von Westen her einen neue Trogachse auf
Deutschland über. Dem vorgelagert kann sich über Südbayern ein Leetief aus den
Alpen ablösen. Damit stellt sich vorübergehend eine Gegenstromkomponente ein
(östlich Bodenwinde, südwestliche Höhenwinde). In der Folge kommen im Laufe der
Nacht aus den Alpen heraus länger anhaltende Niederschläge auf. Beim GFS Modell
werden Mengen bis in den markanten Bereich simuliert. Im Rest der Modellwelt und
damit auch bei ECMWF und ICON, sind diese nicht so stark ausgeprägt.
Auch die hochauflösenden Modelle lassen eine Warnung eher unwahrscheinlich
erscheinen.

Abgesetzt von den Niederschlägen im Südosten, können sich von Südwesten bis in
den Nordosten wieder gebietsweise dichte Nebelfelder bilden. Die Minima bewegen
sich je nach Bewölkung zwischen 13 und 5 Grad.

Mittwoch... gelangt Deutschland nun vollends in den Einfluss des Höhentroges.
Die Kaltfront des Bodentiefs über der Nordsee kommt bis zum Mittag etwas bis zur
Mitte voran. Die Kaltfront ist erneut von KLA überlaufen und postfrontalen
stoßen trockene Luftmassen nach. Daher sollte die Frontenpassage unspektakulär
ablaufen.

Es gibt am Mittwoch zwei interessante Gebiete. Das ist zum einen der präfrontale
Bereich im äußersten Osten und die nachstoßende Höhenkaltluft im Nordwesten
Deutschlands.

Von Südostbayern bis zur Lausitz liegen zunächst die Niederschläge aus der
Nacht. Diese sind eingelagert in eine leicht konvergente Bodenströmung. Zum
Nachmittag kann diese Bodenkonvergenz mit Troganäherung wieder aktiviert werden.
Leicht erhöhte Lapse Rates und ein Maximum im Feld der spezifischen Feuchte
deuten dabei die Möglichkeit an, dass sich auch ein wenig CAPE bildet.

Die Niederschläge im Osten nehmen also zunehmende konvektiven Charakter an und
es wäre nicht überraschend, wenn auch das ein oder andere kurze Gewitter
eingelagert ist. Als Begleiterscheinung stehen Starkregen (ppw: um 30 mm) und
starke bis stürmische Böen (W850: 25-30 kn, hohe Windscherung). Ganz sicher, ob
es wirklich für Gewitter reicht, ist es nicht. Dies hängt auch daran, ob es
zwischendrin nochmal einstrahlen kann.

In der zweiten interessanten Region im Nordwesten gereift der Trog mit
höhenkalter Luft über. Die Temperatur in 500 hPa geht in NRW und Niedersachsen,
hoch bis zu den Nordfriesen auf -26 bis -28 Grad zurück. Steile Lapse Rates sind
die Folge. Die spezifische Feuchte ist hingegen eher mangelhaft, für ein wenig
CAPE sollte es aber dennoch reichen. Entsprechend werden von den Modellen auch
ein paar Kaltluftgewitter prognostiziert. Dann ist die Begleiterscheinung vor
allem der Wind, der durchaus in Verbindung mit stärkeren Schauern und Gewitter
auch mal stürmisch sein kann.

Auch sonst nimmt der Wind postfrontal mit zunehmenden Gradienten an Stärke zu.
Entsprechend treten vor allem im Nordwesten einzelne Böen auf, an der Nordsee
auch stürmische Böen.

In der Nacht auf Donnerstag befindet sich Deutschland im Einflussbereich des
Troges, wobei die Höhenkaltluft vom Norden bis zu den mittleren Landesteilen zu
finden ist. Allerdings verhindert der Tagesgang und die nachströmenden trockenen
postfrontalen Luftmassen sowie die in den Prognosesoundings sichtbare Inversion
bei 900 hPa, Schauer oder gar Gewitter.

An der Südflanke des nach Jütland ziehenden Bodentiefs sorgt ein lebhafter
Gradient vor allem im Küstenumfeld weiterhin für Wind- und exponiert Sturmböen.
Auf der freien Nordsee kann durchaus auch mal eine schwere Sturmböe auftreten.

Stürmisch ist es auch auf dem Brocken, sonst sind weiter im Landesinneren
voraussichtlich keine Windwarnungen notwendig und auch an der Nordsee dürfte es
bei meist ablandigen Wind bei nur einzelnen Windböen bleiben.

Bei teils größeren Wolkenauflockerungen bildet sich vor allem über der Mitte und
dem Süden vereinzelt dichter Nebel. Die Tiefstwerte liegen zwischen 10 und 3
Grad, örtlich kann es in ungünstigen Lagen Frost in Bodennähe geben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen im Kurzfristbereich eine gute Übereinstimmung. Einzige
Unsicherheit betrifft die Niederschläge in Südostbayern in der Nacht auf
Mittwoch. Wie im Haupttext erwähnt zeigt GFS da höhere Mengen, als der Rest der
Modellwelt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer