DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-09-2021 08:30
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.09.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Sz

Heute vom Südwesten und Süden bis zur Mitte, am Montag im Osten örtlich markante
Gewitter. Punktuell Unwetter möglich. Erhöhtes Unwetterpotential am Nachmittag
im Alpenraum, am Abend dann von Südbayern bis zur Fränkischen Alb!
Am Dienstag unter Zwischenhocheinfluss ruhiges Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt am Westrand eines Höhenrückens über Polen in einer
südwestlichen bis südlichen Höhenströmung, in der ein erster schwacher Randtrog
unter Auflösung zur Ostsee zieht. Durch den Keil wird die meridional
ausgerichtete Hochdruckzone über Ost- und Südosteuropa gestützt, die zusammen
mit dem Keil nur sehr langsam nach Osten driftet. Der Haupt-Randtrog, in dem
sich aktuell noch ein kleines Höhentief über Frankreich befindet, schwenkt von
dort nordostwärts und erreicht um 18 UTC mit seiner Achse die südwestliche
Nordsee und Ostfrankreich. Damit gelangt der Südwesten und Westen auf die
hebungsaktive Vorderseite des Troges. Da sich die Luft noch einmal ordentlich
erwärmen kann auf 22 und 27 Grad entwickelt sich immerhin 300 bis 800 J/Kg
ML-Cape von Südwestdeutschland bis zur Mitte bei PPWs zwischen 28 und 36 mm.
Entsprechend werden ausgehend von Südwestdeutschland bis zur Mitte hin Schauer
und Gewitter simuliert, die bei nur mäßiger Zuggeschwindigkeit leicht Starkregen
bringen können. Mit Bildung eines Leetiefs über Südostbayern entsteht ab dem
Spätnachmittag am Alpenrand Westwind und mit diesem werden offenbar kräftige
Gewitter dort nach Osten geführt. Zumindest deuten ICON6 und Icon-D2 so etwas an
und die EPS-Ergebnisse zeigen im Alpenraum recht hohe Wahrscheinlichkeiten für
heftigem Starkregen (Unwetter). Von den Globalmodellen stützt GFS im Alpenraum
mit Regenmengen zwischen 20 und 35 mm in 6 Stunden teils unwetterartige
Gewitter.
Im Norden und Osten von Deutschland passiert heute nicht viel: Das Wolkenband im
äußersten Norden und Nordosten lockert sich auf bzw. zieht nordostwärts ab, so
dass noch einige Sonnenstunden zusammenkommen und am sonnigsten wird es wohl in
Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und in Teilen Thüringens mit über 50
Prozent Sonnenschein. Der Wind weht außerhalb der Gewitter nur schwach, zunächst
aus vorherrschend Süd bis Ost.
Abends und in der ersten Nachthälfte verlagern sich die Gewitter weiter zu den
Ostalpen und breiten sich auch bis nach Franken aus, bei Euro4 gar nach
Südniedersachsen und bis nach Ostwestfalen. Nach ICON-D2-EPS wäre eher ein
Streifen von Mittelfranken bis nach Sachsen-A. und bis ins südöstliche
Niedersachsen denkbar. Einzelne Modell-Runs bringen sogar Schauer und Gewitter
bis zur westlichen Ostsee.
In der 2. Nachthälfte verlagern sich die Gewitter unter Abschwächung nach
ICON-D2-EPS nach Ostbayern bzw. im Osten etwas weiter in Richtung Polen. Der
Trog verlagert sich derweil mit seiner Achse zur Weser und nach Ostbayern.
Trogrückseitig stabilisiert sich die Luft und es fallen kaum noch Schauer.

Montag... Schwenkt der Höhentrog von Bayern und Niedersachsen unter
Abschwächung zum Odergebiet. Der Haupttrog des Zentraltiefs bei Island schwenkt
über die Britischen Inseln und Frankreich ostwärts. Die vorgelagerte,
korrespondierende Kaltfront greift am Nachmittag auf den Westen über und
erreicht um 18 UTC Ems und Niederrhein. Dabei werden im äußersten Westen und
Nordwesten Deutschlands leichte bis mäßige Regenfälle ausgelöst mit Mengen
zwischen 1 bis 7 l/qm binnen 6h. Sie bringt eine deutliche Stabilisierung mit
sich. Rückseitig lagert subpolare Meeresluft mit T850 unter 5 Grad weiter
westlich von uns.

Nach einem sich ostwärts anschließenden Bereich kompensatorischen Absinkens (von
dem auch der Süden Deutschlands profitiert) befindet sich in etwa entlang der
Elbe noch gewissermaßen die Restlabilität im Bereich der sich abschwächenden
Konvergenz respektive Tiefdruckrinne, die im Tagesverlauf sicher noch einmal
hinsichtlich der Gewittertätigkeit "aufflammen" wird. Durch die immer schwächer
werdende Unterstützung aus der Höhe ist die Unwettergefahr aber geringer als
noch am Vortag einzuschätzen. Markante Entwicklungen mit Starkregen zwischen 15
und 25 mm binnen einer Stunde sind aber lokal wahrscheinlich, zumal der
Flüssigwassergehalt der Luft immer noch bei über 35 mm liegt (PPW) bei ML-Cape
zwischen 300 und 400 J/Kg. Die Höchstwerte liegen bei angenehmen, im Osten
leicht schwülen 20 bis 24 Grad.

In der Nacht zum Dienstag rauscht die o. e. Kaltfront bis in den Osten durch,
wird im Südteil allerdings zurückgehalten. Meist sind mit Passage nur leichte
Regenfälle verbunden, die Hebung der feucht-labilen Luftmasse im Osten führt
aber vor allem entlang von oder und Neiße noch zu einer teils gewittrigen
Verstärkung der Regenfälle, potentiell bis in den markanten Starkregenbereich
hinein. Auch an der Nordsee ist am späten Abend ein kurzes Gewitter nicht
ausgeschlossen.

Rückseitig lockert es im Nordwesten und Westen wieder auf, bei den zu
erwartenden einstelligen Taupunkten ist die Nebelneigung aber nur gering. An der
Nordsee können kurzzeitig steife Böen auftreten, wobei sich der anfangs doch
scharfe Trog, in dem die Kaltfront eingebettet ist, auf dem Weg nach Osten
abschwächt.

Dienstag... ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur unwesentlich.
Zwar nimmt der über dem nahen Ostatlantik liegende Langwellentrog durch einen
herauslaufenden Kurzwellentrog einen neuen Versuch, in Richtung Mitteleuropa
vorzustoßen, aber das blockierende, nach wie vor über Fennoskandien liegende
Bodenhoch hält dagegen. Dabei dominiert auch über Mitteleuropa antizyklonaler
Einfluss.
Die o. g. Kaltfront kommt schleifend noch etwas nach Osten voran. In den
Morgenstunden holt das frontale Niederschlagsband das noch im äußersten
Nordosten, etwa entlang von oder und Neiße vorhandene Regengebiet ein; für
Starkregen reicht es dann wahrscheinlich nicht mehr. Nach Südwesten hin hängt
die Kaltfront zurück und bringt nur noch geringe Niederschläge zustande.
Postfrontal setzen sich im Norden, Westen und teils auch in den mittleren
Regionen Deutschlands vermehrt Auflockerungen durch. Ähnliches gilt auch für den
äußersten Südosten, wo aufgrund der nach wie vor bestehenden süd-südwestlichen
Strömung leicht föhniger Einfluss besteht. In diesen Gebieten werden noch einmal
Höchsttemperaturen um 22 Grad erreicht. Ansonsten sind meist Temperaturmaxima
zwischen 17 und 20 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Mittwoch nähert sich von Westen ein scharfer Höhentrog und wir
kommen auf seine Vorderseite. Damit wird die noch über Bayern schleifende
Kaltfront, die anfangs wenig wetteraktiv ist, aktiviert. Ausgehend von den
Zentralalpen soll dann schauerartgier Regen und einzelne Gewitter sich über
Südwürttemberg und dem Allgäu weiter nach Mittelfranken ausdehnen, bei IFS nach
Ostbayern. Lokaler Starkregen wäre demnach möglich. Im Westen und Norden
Deutschlands sollte es zumindest anfangs örtlich klar sein. Stellenweise bildet
sich Nebel.

Modellvergleich und -einschätzung

In den großräumigen synoptischen Strukturen sehen die Modellsimulationen ähnlich
aus. Einige Unterschiede bei den simulierten Regenmengen wurden oben beschriebe.

Die Starkregenwahrscheinlichkeiten von ICON-D2-EPS wurden bereits oben
abgeklopft.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden