DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-09-2021 07:30
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 16.09.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von HFz zu HNFa

Heute bis in die Nacht zum Freitag südlich der Donau örtlich Stark- oder
Dauerregen, Unwetter nicht ganz ausgeschlossen. Anfangs auch im Vogtland
kräftiger Regen.
Abends und nachts im äußersten Norden und an der Ostsee kurze Gewitter möglich.
Am Freitag Wetterberuhigung und auch am Samstag meist keine markanten Warnungen
erforderlich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Ein vom südlichen Nordmeer ausgehender Höhentrog hat den Westen
und Norden Deutschlands erreicht und schwenkt langsam ostwärts. Nach Süden hin
hängt der Trog über Frankreich zurück, langt aber abends an den Westalpen an,
während der Trog im Norden von Großbritannien her regeneriert wird. Die
Vorderseite des Troges korrespondiert mit der Kaltfront eines von Dänemark zur
Südspitze Schwedens ziehenden Tiefs, die durch Wellenbildung heute im Südosten
zum Schleifen kommt. Präfrontal kann sich heute von den Alpen sowie vom Bodensee
bis zum Bayerischen Wald ML-Cape zwischen 200 und gut 450 J/Kg aufbauen bei PPWs
zwischen 30 und 35 mm. Entsprechend verstärken sich ab Mittag Schauer und
einzelne Gewitter, die teils Starkregen bringen können. Die Wahrscheinlichkeit
für heftigen Starkregen über 35 mm innerhalb von 6 Stunden ist im Alpenvorland
am größten, nämlich zwischen 15 und 45 Prozent (ICON-D2-EPS). Gebietsweise kann
also durch Schauer- und Gewitterstraßen auch innerhalb von einigen Stunden das
Unwetterkriterium erreicht werden. Im Norden bringt der Trog bei wechselnder
Bewölkung örtlich kurze Schauer vor allem im Küstenbereich, wobei am Abend mit
Eintreffen des neuen Troges einzelne Gewitter Richtung Dänischer Grenze nicht
ganz ausgeschlossen werden können. Im Großen Rest von Deutschland kommt zwischen
der SC-Bewölkung gelegentlich die Sonne zum Vorschein. Die Temperatur erreicht
heute Höchstwerte zwischen 18 und 22 Grad mit den höchsten Werten am Oberrhein
und in Südostbayern. Im Randbereich des Tiefs frischt der Wind an der Küste
vorübergehend auf mit steifen Windböen vor allem an der Nordsee.

In der Nacht zum Freitag zieht die Kaltfront über die Alpen nach Südosten ab und
von Frankreich her schiebt sich eine Hochdruckzone zu uns herein. Die länger
andauernden Regenfälle werden zunächst durch Stau gestützt und werden erst in
der zweiten Nachthälfte schwächer. Bis zum Morgen schwenkt nämlich die Trogachse
weitgehend durch.
Im Norden gibt es im Bereich des nur langsam nach Osten wandernden Höhentroges
mit recht zyklonal ausstaffierter Rückseite weitere Schauer, Richtung Ostsee, wo
es zu einem Cut-Off-Prozess kommt, auch kurze Gewitter. An exponierten
Küstenabschnitten treten anfangs noch einzelne Windböen auf.

Vom Westen und Südwesten ausgreifend bis zur Mitte lockert die Bewölkung auf und
es bildet sich teils dichter Nebel. Die Temperatur geht in der kühleren
Luftmasse (6 bis 7 Grad in 850 hPa) nun deutlicher zurück und vor allem über der
Mitte und dem Süden stehen gebietsweise einstellige Tiefstwerte auf der Agenda.


Freitag... bewegt sich der Höhentrog nur langsam weiter nach Osten und sein
Kern, ein kleines Höhentief, erreicht zum Abend die Danziger Bucht und der
westliche Randbereich des Troges ist immer noch zyklonal konturiert. Deutschland
liegt dann in einer nordwestlichen Höhenströmung vor dem Höhenrücken über
Frankreich und der Nordsee. Die Okklusion des entlang der polnischen Ostseeküste
abziehenden Tiefs beeinflusst noch den Nordosten mit feuchter Luft und
schauerartigen Regenfällen. Ob es bei abnehmender Labilität für Gewitter reicht
ist sehr fraglich, örtlicher (ungewittriger) Starkregen ist im Bereich der
vorpommerschen Küste lokal aber nicht ausgeschlossen. Geringe
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen über 20 mm in 6 Stunden kann man bei
ICON-D2-EPS erkennen.

An den Alpen sind auf der Rückseite der Kaltfront letzte Tropfen möglich, später
lockern die Wolken aber auch hier auf.
Während im äußersten Norden, Nordosten und Osten die Wolken überwiegen, ergibt
sich im großen Rest von Deutschland nach Nebelauflösung eine nicht unfreundliche
Mischung aus Quellwolken und Aufheiterungen. Gegen Abend werden die sonnigen
Abschnitte mit Abtrocknung der Luftmasse länger.

Warnungen werden meist nicht mehr nötig sein, auch wenn der Nordwestwind im
Nordosten teils noch lebhaft unterwegs ist, aber unter der Warnschwelle.

In der Nacht zu Samstag schiebt sich von Westen ein Rücken nach Deutschland,
sodass es in der Südwesthälfte teils stärker auflockert und sich gebietsweise
Nebel bilden kann, der örtlich auch dicht ist.
Im Nordosten kann es noch letzte Schauer geben, die aber auch dort in der
zweiten Nachthälfte abklingen.

Samstag... befindet sich Deutschland zwischen zwei Höhentiefs (zum einen das im
Osten, das von Polen nach Weißrussland zieht, zum Zweiten das über der Biskaya)
im Einflussbereich eines Höhenkeils mit Achse an der Westgrenze Deutschlands.
Dieser stützt eine recht flache Bodenhochdruckzone über Mitteleuropa, die nach
Norden hin in ein großes blockierendes Hochdruckgebiet über Skandinavien mündet.


Während sich das Tief im Osten entfernt und auf der Rückseite recht kühle Luft
in den Nordosten und Norden steuert, vermag sich der Trog über Südwesteuropa
nicht nach Nordosten durchzusetzen.

Damit überwiegt über Deutschland leichtes Absinken mit nach teils zäher
Nebelauflösung größeren Auflockerungen oder Aufheiterungen über der
Südwesthälfte. Im Nordosten halten sich im zyklonalen Randbereich des Höhentiefs
viele Wolken, die aber nur noch geringen Regen oder schwache Schauer bringen.
Dem Südwesten nähert sich zwar von Frankreich her eine Tiefdruckrinne, jedoch
bleiben die Hebungsvorgänge der Rinne und der Vorderseite des Höhentiefs über
der Biskaya noch außen vor.

Dazu stellt sich ganz im Norden im Randbereich des Hochs über Fennoskandien ein
stärkerer Druckgradient ein, der an der Ostsee die ein oder andere starke,
exponiert in Vorpommern auch eine steife Böen aus Nordost zur Folge hat.
Bei Temperaturen, die im Südwesten mit Sonne bis 23 Grad, vielleicht sogar bis
24 Grad steigen und im Nordosten bei 18 Grad liegen, zeichnet sich ein eher
ruhiger Tag ohne warnrelevantes Wetter ab.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle zeigen großräumig eine ähnliche Entwicklung. GFS und IFS
simulieren im Raum Schwarzwald am Samstag bereits einzelne Schauer.
CosmoLEPS stützt am Freitag kaum die Starkregengefahr in Vorpommern.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden