DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-09-2021 07:30
SXEU31 DWAV 120800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 12.09.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W a

Am Dienstag von Südwesten her zunehmende Gewitterneigung.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt ein Höhenrücken über Deutschland und sorgt für Absinken und
weitere Abtrocknung der Luftmasse. Auch im Bodenniveau herrscht unter einer
flachen Hochdruckzone, die ausgehend von einem Hoch nordwestlich der Britischen
Inseln nach Südosten gerichtet ist, antizyklonaler Einfluss.
Nach Auflösung von Nebel und Hochnebel stellt ein Wechsel von Sonnenschein und
Quellwolken ein, die sich unterhalb der Absinkinversion bei etwa 800 hPa
ausbreiten können. Im Umfeld der östlichen Mittelgebirge reicht die labile
Schicht aus der Grenzschicht heraus bis etwa 700 hPa, sodass mit orographischer
Unterstützung einzelne Schauer möglich sind. Da die Schauerzellen kaum vom Fleck
kommen, ist lokaler Starkregen nicht gänzlich ausgeschlossen. Im Südwesten, wo
die Luftmasse am trockensten ist, ist am meisten Sonnenschein zu erwarten.

Die Nordhälfte bleibt unter der westlichen Höhenströmung. Bei wechselnder, teils
starker Bewölkung werden einzelne Schauer generiert, die ebenfalls nur bis rund
700 hPa reichen und somit ungewittrig bleiben. Da sie sich zudem etwas schneller
fortbewegen, sollte auch Starkregen kein Thema sein. An der Südflanke des von
Mittelschweden zum Bottnischen Meerbusen ziehenden Tiefs bleibt ein
nennenswerter Gradient erhalten, sodass der Wind teils mäßig, insbesondere an
der Küste in Böen stark aus westlichen Richtungen weht. Vor allem mit einem
Bodentrog, der nachmittags und abends von der Nordsee in den Nordwesten
Deutschlands schwenkt, reicht es an exponierten Küstenabschnitten für die ein
oder andere Böe Bft 7. Entlang des Rhein wird lokal ein Sommertag erreicht (Tmax
25 Grad), ansonsten ist es bei 19 bis 24 Grad aber immerhin mäßig warm.

In der Nacht zum Montag ändert sich nicht viel an der großräumigen Luftdruck-
und Geopotenzialverteilung. Die Schauer im Norden lassen nach, allerdings
driften mit Winddrehung auf West bis Nordwesten hinter dem Bodentrog
Stratusfelder von der Nordsee herein, sodass es überwiegend wolkig bleibt. Der
Wind weht direkt an der Küste in Böen teils stark, lässt aber weiter nach.
Ansonsten lockern die Wolken allgemein auf, nur einige hohen Wolkenfelder ziehen
weiter über das Land. Diese können aber die Ausstrahlung nicht verhindern. So
kann es bei äußerst schwachwindigen Verhältnissen zum einen recht ausgedehnte
Nebelfelder geben, zum anderen wird die Nacht mit nur noch 12 bis örtlich 5 Grad
kühler als bisher gewohnt


Montag... kann sich der Rücken durch WLA vorderseitig zweier Cut-Offs bei den
Britischen Inseln und nördlich von Madeira, die zusammen einen umfangreichen,
westeuropäischen Langwellentrog bilden, verstärken und bis ins Nordmeer
ausweiten. Die durch den Rücken gestützte Bodenhochdruckzone verläuft mit der
Divergenzachse diagonal über der Mitte Deutschlands. Die Nordwestströmung über
dem Norden reißt damit zwar noch nicht ganz ab, allerdings wird die Luft durch
das sich verstärkende Absinken auch dort trockener. Der Nordseestratus bekommt
durch das Entrainment der trockenen Luft von oben immer mehr Lücken, sodass sich
die Sonne besonders nachmittags und abends gebietsweise zeigen kann. Dann
erwärmt sich die Luft immerhin auf 20 bis 23 Grad. In der Mitte und im Süden
stellt sich nach teils zögerlicher Nebelauflösung ein freundlicher und
spätsommerlich warmer (Tmax 24 bis 27 Grad) Sonne-Wolken-Mix ein. Durch die
Einstrahlung und niedertroposphärische Erwärmung labilisiert die Luftmasse
etwas.

Da am Alpenrand zudem auch noch etwas feuchtere Luft "herumwabert", könnten - so
sieht es beispielsweise ICON6 - ein paar Hundert J/kg ML-CAPE generiert werden.
Da diese aber gedeckelt und von Absinken überlagert sind, wird es wohl kaum für
Gewitter reichen. Wenn - dann am ehesten inneralpin.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Rücken etwas nach Osten, sodass der
Westen Deutschlands an den Rand des westeuropäischen Langwellentroges kommt. Wie
nah insbesondere das nördliche Drehzentrum bei den Britischen Inseln unserem
Vorhersagegebiet kommt, ist noch unklar.
In jedem Fall beginnt der Luftdruck von Südwesten zu fallen und der Wind dreht
auf Ost bis Südost, bleibt aber schwach. Ganz im Norden kann sich hier und da
noch Stratus halten, ansonsten klart es vielfach auf, bevor sich wieder
gebietsweise Nebelfelder bilden. Etwaige Gewitter in den Alpen fallen rasch
zusammen. WLA erfasst später den Südwesten und Westen, sodass hohe Wolkenfelder
hereindriften. Die Luft kühlt meist auf 13 bis 8 Grad ab. An der See bleibt es
etwas milder.


Dienstag... ist das Strömungsmuster leicht progressiv, sodass die gesamte
Südwesthälfte Deutschlands zunehmend auf die Trogvorderseite gelangt. Vor der
korrespondierenden Tiefdruckrinne dreht die Strömung auf Süd, sodass der Zustrom
warmer, feuchter und instabil geschichteter Subtropikluft einsetzt. Die
WLA-bedingten hohen und mittelhohen Wolken trüben den anfänglichen freundlichen
Wettercharakter teilweise.
Aufgrund der angesprochenen Modellunterschiede (s. o.) lässt sich noch nicht
beurteilen, ob im Tagesverlauf mit kurzwelligen Troganteilen bereits
nennenswerte Hebung durch PVA einsetzt oder nicht. Je nach dem reicht es nur
lokal mit orographischer Unterstützung über dem west- und südwestdeutschen
Bergland (ICON, IFS) oder verbreiteter über der Südwesthälfte für Gewitter
(GFS).

Die Konvektionsparameter deuten auf pulsierende Einzelzellen hin - mit hohem
Starkregenpotenzial bis in den Unwetterbereich und Sturmböen, aber eher
kleinkörnigem Hagel. Die Nordosthälfte profitiert vom Rücken und Absinken,
sodass einem (nach Nebelauflösung) trockenem und sonnigem Tag wohl nichts im
Wege steht. Mit Höchsttemperaturen von verbreitet 23 bis 27 Grad wird es
voraussichtlich der wärmste Tag der Woche.
In der Nacht zum Mittwoch kommt der Trog voraussichtlich nach Deutschland hinein
voran und die Schauer und Gewitter breiten sich nach Nordosten hin aus. Wie weit
und in welcher Stärke ist noch unsicher. Im Osten und Südosten hält sich der
Einfluss der Hochdruckzone.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich, ohne signifikante Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner