DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-09-2021 08:01
SXEU31 DWAV 110800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 11.09.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: West zyklonal (Wz)
Heute noch zahlreiche Schauer, nach Osten Gewitter mit Starkregen und
Unwettergefahr. Sonntag und Montag ruhiges Wetter mit nächtlicher Nebelneigung.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Am heutigen Samstag... schwenkt in einer schwachen westlichen Höhenströmung ein
kurzwelliger Trog über Deutschland hinweg ostwärts. Dieser Trog entspricht einer
Verbindung zwischen einem zurückhängenden Langwellentrog, der sich von Island
bis westlich der Kanaren erstreckt, und einem Höhentief über dem Schwarzen Meer.
Gleichzeitig herrscht über dem Südwesten Europas und Russland hohes
Geopotential. Bodennah ist von der Biskaya bis zum Balkan schwacher
Hochdruckeinfluss wetterwirksam, dem ein Tief über der Nordsee gegenübersteht.
Dies resultiert in einer bodennahen schwachen Westströmung, die uns schwachen
bis mäßigen Südwestwind bringt. Mit dieser Strömung werden zwei "Fronten"
ostwärts gesteuert: Zunächst liegt eine Okklusion schon heute früh über dem
Osten Deutschlands. Auf deren Vorderseite liegt über dem Osten immer noch eine
sehr warme und sehr feuchte Luftmasse, die insbesondere über dem Nordosten
Deutschlands auch sehr hohe ppws über 35 l/m² aufweist. Rückseitig der Okklusion
fließt kaum weniger warme, aber etwas trockenere und auch durch Absinken etwas
stabilere Luft ein. Es folgt im Tagesverlauf eine nur schwach ausgeprägte
Konvergenz, die aber in der stabilisierten Luftmasse nur noch in Nordseenähe
einzelne Schauer auszulösen vermag. Am meisten Wetter gibt es erwartungsgemäß
auf der Vorderseite des Troges, was heute im Wesentlichen dem Osten und Südosten
Deutschlands entspricht, wobei eine deutliche Rückzugstendenz in diese Gebiete
stattfindet. Vor allem vorderseitig der Okklusion können sich teils noch 500 bis
1000 J/kg CAPE aufbauen, so dass wieder mäßig starke Gewitter entstehen können,
die sich aber mangels Scherung nur wenig organisieren. Deswegen spielen auch
(kleinkörniger) Hagel und mal ein paar steife oder stürmische Böen an den
Gewittern nur eine untergeordnete Rolle. Aufgrund der feuchten Luftmasse und
langsamer Zuggeschwindigkeiten zwischen 10 km/h im Süden und 20 km/h im Norden
ist Starkregen das Hauptthema. Das kann auch schnell mal in den Unwetterbereich
gehen, was ICON-D2 nicht nur im Südosten und Osten, sondern sogar bis weit in
die Mitte hinein andeutet. Zumindest etwas schwächer sollten die Gewitter und
Schauer aber rückseitig der Okklusion schon ausfallen, zudem westlich und
nordwestlich der Trogachse dann auch nachlassen, die oben erwähnten Schauer an
der Bodenkonvergenz ausgenommen. Die Sonne macht sich allgemein ziemlich rar,
sollte aber vor allem im Absinkbereich zwischen dem Südwesten und dem Norden des
Landes noch am häufigsten zum Zuge kommen. In 850 hPa werden Temperaturen um
10°C erwartet, was immer noch einem recht sommerlichem Temperaturniveau
entspricht. Somit können trotz vieler Wolken meist Höchstwerte zwischen 21 und
25°C erwartet werden.

In der Nacht zum Sonntag zieht der Kurzwellentrog ab und von Südwesten schiebt
sich der Rücken Richtung Mitteleuropa und kappt damit die Verbindung niedrigeren
Potentials zwischen dem Nordwesten und Südosten Europas. Über den Norden
Deutschlands laufen jedoch schwache Troganteile, die aus dem Langwellentrog im
Nordwesten herauslaufen, so dass dort die Situation noch etwas zyklonaler ist
und zudem auch der Höhenwind etwas stärker. Das zeigt sich auch bodennah, wo
zwischen dem sich nach Süddeutschland ausweitenden Hoch und dem nach
Skandinavien ziehenden Tiefs noch etwas Gradient bestehen bleibt, so dass der
Wind noch mäßig aus Südwest weht. Im Süden schläft dieser dagegen vollkommen
ein. Die Gewittertätigkeit lässt in der Nacht rasch nach und auch die Schauer
werden in dem zunehmend antizyklonalen Umfeld immer weniger, am ehesten halten
sie sich über der See am längsten. Dort muss auch mit der meisten Bewölkung
gerechnet werden, während im Binnenland Wolkenauflockerungen zu erwarten sind,
die aufgrund der erwähnten schwachen Luftbewegung vor allem in der Südhälfte
vielfach Nebel zur Folge haben. Diese können durchaus ausgedehnter und recht
dicht sein, so dass morgen früh sicherlich große gelbe Flächen auf unserer
Warnkarte zu finden sein werden. Insgesamt verläuft die Nacht wieder recht mild
mit Tiefstwerten um 15°Cim Norden und meist 14 bis 9°C im übrigen Land, im
westlichen Bergland kann es noch etwas kühler werden.

Am Sonntag... stehen weiterhin große Teile unter dem Einfluss des Höhenrückens,
wohingegen ganz im Norden in der dort stärkeren Höhenströmung leicht zyklonaler
Einfluss zu finden ist. Dies spiegelt sich auch in der Bodendruckverteilung
wider. Weite Teile des Landes liegen unter dem recht flachen Hoch, im Nordosten
ist der Gradient aber zu dem nach Finnland ziehenden Tief immer noch deutlich
stärker. Dort weht der zunehmend westliche Wind mitunter auch frisch, vielleicht
reicht es an exponierten Küstenabschnitten auch mal für steife Böen, dies wird
aber kaum eine Warnung rechtfertigen. In der Mitte und im Süden ist es auch
tagsüber recht windschwach. Vor allem im Südwesten ist die Luftmasse dann schon
so weit abgetrocknet, dass sich nur noch recht wenig Quellbewölkung bildet,
weiter nach Nordosten hin soll sich dagegen unter der entstehenden
Absinkinversion die Quellbewölkung ausbreiten, so dass dort die Sonne deutlich
weniger zum Zuge kommt. Ganz im Norden bleibt uns unter dem leichten
Tiefdruckeinfluss sowieso noch die dichte Bewölkung erhalten, Niederschlag ist
aber die Ausnahme. Schleierwolken ziehen im ganzen Land über den Himmel. Das
Temperaturniveau ändert sich kaum: Meist werden zwischen 22 und 25°C erreicht,
etwas kühler ist es im Norden unter den Wolken.

In der Nacht zum Montag ändert sich weiterhin nicht viel. Von Bedeutung ist
aber, dass mit der weiteren Verlagerung des Tiefs nach Nordosten und durch hohen
Druck im Bereich der Britischen Inseln, der Wind im Nordwesten eine
Nordwestkomponente bekommt. Mit dieser könnte Nordseestratus auf das Binnenland
übergreifen. Ansonsten lockern die Quellwolken allgemein auf, nur die hohen
Wolken ziehen weiter über das Land. Diese können aber die Ausstrahlung nicht
verhindern und bei äußerst schwachwindigen Verhältnissen kann es recht
ausgedehnte Nebelfelder geben. Mit nur noch 12 bis 5 Grad wird die Nacht
deutlich kühler als bisher gewohnt.

Am Montag... zieht der letzte Trog im Norden ab und nachfolgend kann sich der
Höhenrücken von Südeuropa bis ins Nordmeer ausweiten. Von Tunesien bis ins
Nordmeer erstreckt sich dann eine flache Hochdruckzone. Leichter Nordwestwind
sorgt aber in der Nordhälfte nach wie vor für eine recht feuchte Luftmasse,
während die Luft im Süden unter Absinken trockener und wärmer wird. Dort sind
die Verhältnisse weiterhin windschwach, doch auch im Norden weht der Wind
schwächer als am Vortag. Während sich im Süden und in der Mitte nach teils
zögerlicher Nebelauflösung ein freundlicher und wieder sommerlich warmer Tag
(meist 24 bis 27°C) einstellt, bleibt es im Norden bei etwas mehr Wolken auch
etwas kühler (20 bis 24°C). Aber auch dort bekommt man die Sonne zu sehen. Es
bleibt weitgehend trocken, lediglich in den Alpen wird die Schichtung zunehmend
labil, so dass dort am Nachmittag vereinzelte Gewitterschauer entstehen können.
Über deren Begleiterscheinungen soll heute noch nicht philosophiert werden.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Rücken etwas nach Osten und wir
gelangen in die Nähe eines westeuropäischen Langwellentroges. Somit sinkt der
Druck von Südwesten und der Wind dreht langsam auf östliche Richtungen. Er
bleibt aber schwach. Im Norden hält sich teils dichtere Bewölkung, ansonsten ist
es zu Beginn der Nacht meist klar, später breiten sich in weiten Landesteilen
wieder die Nebelfelder aus. Etwaige Gewitter in den Alpen fallen rasch zusammen.
Die Luft kühlt meist auf 13 bis 8°C ab. An der See bleibt es etwas milder.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle simulieren ein sehr ähnliche Entwicklung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann