DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-09-2021 07:01
SXEU31 DWAV 070800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.09.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Süd antizyklonal (Sa)
Ruhiges Spätsommerwetter mit kleinen Schönheitsfehlern, zum Donnerstag von
Westen und Südwesten zunehmende Gewitterneigung

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... findet sich ein omega-ähnliches Strömungsmuster in den Höhenkarten
mit einem für uns wetterbestimmenden Rücken, der von Katalonien bis zur Nordsee
reicht. Flankiert wird dieser Rücken von einem Cut-Off dicht nordwestlich von
Kap Finisterre im Westen und einem weit nach Süden ausgebeultem Trog über
Südosteuropa. Auf der Vorderseite des Rückens schwenkt aktuell ein flacher
Randtrog vom Erzgebirge zu den Alpen. Dieser führt zu mehrschichtiger Bewölkung,
aus der aber nur vereinzelt ein paar Tropfen fallen.

Neben der Keilvorderseite bei generell recht hohem Geopotentialniveau von 580
gpdm in 500 hPa ist für die geringe Wetteraktivität auch eine Hochdruckrandlage
am Boden verantwortlich, wobei das Zentrum weit östlich über der Ukraine mit
knapp 1030 hPa lagert, aber einen breiten Keil mit 1020 hPa bis zu den
Britischen Inseln aufspannt, der durch den Höhenrücken gestützt wird. Auch wenn
nennenswerte Hebungsprozesse mit Passage des Randtroges ausbleiben, so ist die
Schichtung von Oberfranken bis zum östlichen Alpenrand am Nachmittag doch bis
500 hPa leidlich labil und es kann geringfügig ML Cape bis 150 J/kg generiert
werden. Möglicherweise reichen am späten Nachmittag und Abend die schwache PVA
und orographische Hebung aus, um neben wenigen Schauern vereinzelt auch mal ein
kurzes Gewitter auszulösen. Am ehesten kann man sich das noch im Bayerischen
Wald vorstellen. Durch Entrainment trockener Umgebungsluft und nur geringer
Scherung bleibt es aber - wenn überhaupt - nur bei kurzlebigen Einzelzellen.

Im großen Rest des Landes herrscht nach Auflösung örtlicher Frühnebelfelder
unter Absinken freundliches und sonnenscheinreiches Spätsommerwetter. Mit einer
850 hPa Isotherme, die grob etwa entlang der Elbe verläuft, ist vor allem im
Westen und Süden Deutschlands erneut ein Sommertag mit mehr als 25 Grad zu
erwarten, in der Spitze entlang von Rhein und Mosel sogar bis 29 Grad. Lediglich
in Nordseenähe kann sich bei nur schwacher Luftbewegung zäher Stratocumulus auch
länger halten bei kaum einmal 20 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Randtrog südwärts nach Italien ab und
letzte Schauer im Südosten lösen sich rasch auf. Unterdessen dehnt das Höhenhoch
seinen Schwerpunkt im Nordteil etwas nach Osten Richtung Norddeutschland aus.
Einer gering bewölkten, teils klaren Nacht steht somit nicht viel im Wege -
abgesehen von erneuten Nebelfeldern vor allem in Flussnähe und in Küstennähe
(bei letztgenanntem immer noch recht hohe bodennahe spezifische Feuchte mit bis
zu 10 g/kg und mitten in der Divergenzachse gelegen). Die Tiefstwerte liegen
meist zwischen 13 und 7 Grad.

Mittwoch... nehmen die flankierenden Tiefzentren über der Biskaya und
Südosteuropa zögernd Kontakt zueinander auf, wodurch die Warmluftzufuhr für den
Rücken gekappt wird. Damit wird gewissermaßen bereits das Ende des stabilen
Spätsommerwetters eingeleitet und aus der omega-ähnlichen eine störanfälligere
High over Low Lage. Unter dem sich langsam weiter ostwärts verlagernden
Hochschwerpunkt wird somit in weiten Landesteilen der vorläufige Höhepunkt
erreicht.

Das äußert sich in astronomisch maximal möglichen Sonnenstunden (derzeit etwa 12
Stunden) und Höchstwerten von 25 bis knapp 30 Grad. Auch östlich der Elbe setzt
sich die niedertroposphärische Erwärmung fort und immer häufiger fällt auch dort
die 25 Grad-Marke. Schwieriger wird es wahrscheinlich nur im Ostseeumfeld, wo
zunächst noch teils dichtere (Rest-) Wolkenfelder und Nebelfelder stören und der
Wind erst spät auf Südost dreht und etwas in die Gänge kommt. Inneralpin sind
einzelne kurze Schauer oder Gewitter nicht gänzlich ausgeschlossen.

In der Nacht zum Donnerstag wandert das Hoch ostwärts über Polen ab. Der
ehemalige Cut-Off über der Biskaya wird zunehmend wieder von der Frontalzone
eingefangen und da der Weg nun frei ist zu den Britischen Inseln gesteuert. Ein
vorlaufender Randtrog erreicht Ausgangs der Nacht den äußersten Südwesten des
Landes mit ersten lokalen Schauern.

In der Mehrheit verläuft die Nacht trocken und klar mit den üblichen
Nebelkandidaten entlang der Flusstäler. Nach Sonnenuntergang kühlt es rasch ab
und zum Morgen liegen die Tiefstwerte zwischen 13 und 6 Grad. Im Westen und
Südwesten sowie an der See bleibt es etwas milder.

Donnerstag... übernimmt das zwar nicht sehr intensive, dafür aber hochreichende
Tief über den Britischen Inseln zunehmend die Regie. Der morgendliche
Kurzwellentrog schwenkt unter Abschwächung langsam nord-nordostwärts und
erreicht bis zum Abend auch die Gebiete entlang von Ems und Fulda. Zeitgleich
weitet sich auch ein Randtrog vom Höhentief über Südosteuropa zunehmend nach
Süddeutschland. Schwache Hebungsimpulse sind somit gewährleistet. Auch wenn die
thermischen Felder ziemlich verwaschen sind, so ist doch unstrittig, dass die
Luftmasse von Südwesten nicht schlagartig, aber doch kontinuierlich immer
feuchter wird und damit schwüler wird. Die Luftmasseneigenschaften mit PPW's bis
an die 40 mm im Westen, CAPE um 500 J/kg, kaum Scherung legen den Schluss nahe,
dass im Tagesverlauf vorrangig vom Saarland, Rheinland-Pfalz, NRW bis nach
Hessen einzelne, teils markante Gewitter mit Starkregen, stürmischen Böen und
kleinkörnigem Hagel zu erwarten sind. Aufgrund des fehlenden Organisationsgrades
(fehlende Scherung) aber zugleich doch steten Verlagerung (Storm Motion rund 15
Knoten aus Süd bis Südwest) stehen primär markante Gewitter im Vordergrund und
die Unwettergefahr sollte nur gering sein. Am ehesten ist deren Überschreitung
noch durch heftigen Starkregen vorstellbar und muss mit Annäherung an das
Ereignis weiter verfolgt werden, zumal die Katastrophengebiete betroffen sein
könnten.

Im Süden wird es mit der Auslöse schon etwas schwerer, da die bodennahen
Schichten, aber auch die mittlere Troposphäre doch sehr trocken sind. Hier
könnte man sich vor allem mithilfe der Orographie die Alb als "Zünder"
vorstellen. Allerdings nimmt die Gewitterneigung mit erneuter Abtrocknung der
Luftmasse zum Nachmittag in Baden-Württemberg auch schon wieder ab.

Auch wenn das Bodendruckfeld auch im Norden und Osten zunehmend zyklonaler wird,
hält dort der Hochblock in höheren Troposphärenschichten noch dagegen und bei
Auslösetemperaturen jenseits der 30 Grad Marke kann man sich nochmals auf einen
sonnenscheinreichen Spätsommertag einstellen.

Die Höchstwerte liegen zwischen 24 und 28 Grad, die sich im Westen sehr schwül
anfühlen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Aus den vorliegenden Morgenläufen ergeben sich keine markanten
Modellunterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen