DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-09-2021 08:01
SXEU31 DWAV 040800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.09.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von HNa über HM zu BM

Überwiegend ruhiges Hochdruckwetter, lediglich vom Südschwarzwald bis zu den
Alpen heute und morgen einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... Über Nordosteuropa befindet sich aktuell ein kräftiger und breiter
Höhentrog, der nur geringe Tendenz hat, sich ostwärts zu verlagern. Über Mittel-
und Westeuropa schließt sich hohes Geopotential an, das aber bei uns
schwachgradientig aufgestellt ist. So befindet sich anfangs noch ein flaches
Höhenhoch in 500 hPa an der Westgrenze Deutschlands und weiter nördlich schließt
sich ein flaches Höhentief über der südwestlichen Nordsee an. In 300 hPa erkennt
man einen schwachen Höhentrog, der abends Nordwestdeutschland erreicht. Auch
über der Nordschwweiz befindet sich ein kleinräumiges Höhentief. Insgesamt ist
das Potential so flau aufgestellt, dass kaum Hebungsantrieb zustande kommt. Auf
der Vorderseite des zum Nordmeer gerichteten Höhenkeiles hat sich ein Bodenhoch
entwickelt, das einen Schwerpunkte über der nördlichen Nordsee und Skandinavien
aufweist. Gestern und in der vergangenen Nacht sind im Randbereich des Hochs von
Nordwesten feuchte Luftmassen von der Nordsee her in der niederen Troposphäre
nach Norddeutschland geströmt, so dass sich nördlich der Mittelgebirge
verbreitet eine SC-Wolkendecke gebildet hat, zum Teil auch Nebel. Mit
Abschwächung eines Bodentroges über der Ostsee und Nordpolen dreht im
Tagesverlauf der Wind im nordöstlichen Deutschland auf Ost bis Nordost und es
sickert dort zum Abend etwas trockenere Luft ein. Die Anfang September noch
recht kräftige Einstrahlung lässt die tiefe Bewölkung im Tagesverlauf auflockern
bzw. auflösen, so dass auch im Norddeutschen Tiefland spätestens am Nachmittag
zeitweise die Sonne durchkommt. In der Mitte und im Süden scheint nach Auflösung
einzelner Nebelfelder durchweg die Sonne. Am Nachmittag kann sich dabei im Raum
Südschwarzwald und im Alpenraum ML-Cape zwischen 100 und 500 J/Kg aufbauen und
so sind im Raum Südschwarzwald/Alpen/Hochrhein isolierte Gewitter möglich, die
aufgrund sehr geringer Zuggeschwindigkeit leicht Starkregen bringen können.
Selbst Unwetterregenmengen können dabei nicht ganz ausgeschlossen werden.
Während die Globalmodelle nur geringe Regensignale um 1 mm haben, bringen die
feinmaschigen Modelle punktuell Mengen über 30 mm, ICON-D2 allerdings nicht in
den deutschen Alpen, dafür aber Euro4 im 18-UTC-Lauf. IFS und GFS simulieren
sogar im Raum Rothaargebirge Regensignale, aber hier ist es sehr
unwahrscheinlich, dass sich was Größeres entwickelt. Hier zeigen einzelne Läufe
von ICON-D2 einzelne Schauer.

In der Nacht zum Sonntag wird der Rücken vor dem abtropfenden atlantischen Trog
durch kräftige Warmluftadvektion über Westeuropa bei Irland regeneriert. Durch
den vorderseitig nach Osten bis Südosten ablaufenden flachen (alten) Keil weitet
sich dessen Einfluss aber noch nach Osten aus. Das Bodenhoch weitet sich
Richtung östliches Mitteleuropa aus, die Strömung dreht etwas auf SE.
Bei weiter andauerndem Hochdruckeinfluss prägen Themen der Grenzschicht den
Wetterablauf, wie Nebel, Hochnebel und tiefer Stratus. Trotz der Winddrehung auf
Ost bis Südost ist die Grundschicht im Norddeutschen Tiefland wohl noch so
feucht, dass sich erneut niedrige Schichtwolken bilden können. Ansonsten ist der
Himmel zunächst gering bewölkt oder klar, später bildet sich Nebel. Die
Temperatur sinkt bei schwacher Luftbewegung auf 13 bis 6°C. An den Küsten bleibt
bei auflandigem Wind milder.

Sonntag... setzt sich das Aufwölben eines nur noch schwach progressiven Rückens
bei den Britischen Inseln durch Aufsteilen an der Vorderseite eines vor die
Iberischen Halbinsel abtropfenden Höhentiefs fort. Ein weiterer Höhenrücken
zeigt sich aber über Nordeuropa. Dieser schwenkt nach Osten und stützt das sich
gänzlich ins östliche Mitteleuropa verlagernde Bodenhochdruckzentrum. Das
Grundmuster ist weiter deutlich antizyklonal geprägt und bei uns ist in diesem
Zusammenhang auch kaum eine Wetteränderung zu erwarten.
Nach Auflösung der Nebel- und Hochnebelfelder darf wieder von einem weiteren
teils sonnigen oder heiteren Tag ausgegangen werden, auch wenn sich
vorübergehend hohe und mittelhohe Wolken am Himmel zeigen, durch die die Sonne
aber meist hindurchscheint.

Für den Südschwarzwald und den Alpenraum lässt sich ein geringes Schauer- und
Gewitterrisiko immer noch nicht wegdiskutieren, da dort immer noch feuchtere und
labilere Luft lagert. Auch über einigen Mittelgebirgen zeigen IFS und GFS
vereinzelte Schauer, denn hier wird auch etwas ML Cape gerechnet und die
Höhenströmung ist vorübergehend leihct zyklonal konturier. Allerdings ist die
Wahrscheinlichkeit für Schauer/Gewitter noch geringer als ganz im Süden.

Die Höchstwerte liegen zwischen 19 und 23 Grad an den Küsten und zwischen 24 und
28 Grad sonst.

In der Nacht zum Montag ändert sich nichts Wesentliches im Vergleich zu den
Vornächten.

Montag... weitet sich die Frontalzone vom mittleren Nordatlantik über das
Nordmeer und die Norwegische See allmählich bis nach Skandinavien aus.
Andererseits kräftigt sich der Höhenrücken bei Irland durch Warmluftadvektion
weiter und schwenkt nur wenig weiter nach Osten. In seinem Randbereich schwenkt
der sekundäre Höhenkeil von Schweden nach Osteuropa. Zwischen dem
Haupt-Höhenrücken und dem abziehenden Keil schwenkt ein flacher Kurzwellentrog
von der Nordsee her nach Norddeutschland. Der von ihm ausgehende Hebungsimpuls
bleibt aber marginal und großräumig ist das Zirkulationsmuster über Mitteleuropa
auch weiterhin antizyklonal geprägt. Immerhin dürfte es für lockere hohe und
mittelhohe Wolkenfelder reichen, die sich über Norddeutschland bis in die
mittleren Landesteile ausbreiten und die dem freundlichen Wettercharakter aber -
außer vielleicht im Nordwesten - kaum im Wege stehen.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt weiter Richtung Osteuropa, nach wie
vor bleibt aber ein recht kräftiger Hochkeil über den Norden des
Vorhersagegebietes bis zur Nordsee bzw. den Britischen Inseln gerichtet. An
dessen Südflanke sickert eventuell etwas feuchtere Luft vor allem in den
Alpenraum und auch in die mittleren Landesteile, so dass dort auch Cape
generiert werden kann. Für Konvektion dürfte es nach Lesart aller derzeit
vorliegenden Modelle aber nicht reichen.
Somit steht einem weiteren Spätsommertag eigentlich fast nichts mehr im Wege.
Die warme Luft dehnt sich etwas nach Nordosten aus, so dass vor allem im
südlichen Norddeutschland auch ein Sommertag möglich ist. Ansonsten ändert sich
nicht viel an den Höchsttemperatureng.
Der Wind ist meist nur schwach.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren recht ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden