DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-09-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 05.09.2016 um 10.30 UTC



Überwiegend freundlich und (spät-)sommerlich warm. Am Sonntag mit
Kaltfrontdurchgang Regen und vorübergehend windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 12.09.2016


Zum Beginn des Mittelfristzeitraumes am kommenden Donnerstag herrscht auf dem
Nordostatlantik rege Tiefdrucktätigkeit, wobei ein kräftiges Tief nördlich von
Schottland vorbeizieht. Von diesem ausgehend erstreckt sich auch schon recht
tiefer Luftdruck nach Mitteleuropa und eine Kaltfront erreicht am Abend den
Nordwesten Deutschlands. Ansonsten liegt Deutschland aber noch im
Einflussbereich eines Höhenhochs, dessen Schwerpunkt sich nach Ostmitteleuropa
verlagert. Das zugehörige flache Bodenhoch liegt schon über Osteuropa, so dass
warme Luftmassen aus Süden einfließen können. Somit stellt sich ein weitgehend
störungsfreier warmer Spätsommertag ein, bevor am Abend die Wolken der Kaltfront
den Nordwesten erreichen, wobei kaum Regen fällt.
Am Freitag verlagert sich das Höhenhoch weiter ostwärts und Deutschland gelangt
ein den Einflussbereich einer schwachen südwestlichen Höhenströmung am Rande des
Tiefdruckkomplexes. Die Kaltfront überquert Deutschland im Tagesverlauf mit
Wolken, aber kaum Regen und leitet eine leichte Abkühlung ein. Von Westen weitet
sich rückseitig wieder ein Azorenhochkeil zu uns aus.
Am Samstag herrscht weiterhin eine Südwestströmung vor allem über dem Nordwesten
Deutschlands, der Süden liegt ohnehin unter hohem Geopotenzial. Wieder stellt
sich bei 850-hPa-Werten zwischen 10 Grad an der Nordsee und 16 Grad an den Alpen
ein warmer Spätsommertag ein. In der Nacht zum Sonntag zieht aus dem
atlantischen Tiefdruckkomplex heraus ein markanter und mit Höhenkaltluft
gefüllter Kurzwellentrog in die Nordsee. Ihm läuft eine Kaltfront voraus, die im
Verlauf der Nacht die Mitte Deutschlands erreicht und mäßige Regenfälle bringt.
Bei zunehmendem Gradienten frischt der Wind auf.
Am Sonntag zieht die Front rasch durch und in kühlerer Meeresluft (T850: 3 bis
12 Grad) baut sich ein Bodenhoch über uns auf, das auch durch einen
nachfolgenden Rücken gestärkt wird. Somit wird es nach dem Regen rasch wieder
freundlicher.
Am Montag verstärkt sich dann der Rücken über uns, unter diesen fließt von
Südwesten her warme Luft. Das Bodenhoch verlagert sich nach Ostmitteleuropa.
Somit stellt sich ein freundlicher Tag ein und von Südwesten setzt sich wieder
deutliche Erwärmung durch.
An den Folgetagen wird der starke Rücken wieder abgebaut, Süddeutschland
verbleibt aber unter hohem Potenzial und sehr warme Luft fließt ein. In den
Norden bringen Fronten dagegen wieder zeitweise kühlere und feuchtere Luft, so
dass sich dort das Wetter wechselhafter gestaltet.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bereits am Donnerstag und Freitag zeigen die jüngeren beiden EZMW-Läufe
deutliche Unterschiede zum gestrigen 00-UTC-Lauf. Letzterer zeigte eine
Austrogung Richtung Biskaya und ein zur Bretagne ziehendes Tief, während bei uns
noch das sehr hohe Potenzial und die sehr hohe Temperatur bestehen blieb. Nach
dem gestrigen Lauf griff dann am Samstag eine Front von Südwesten über und nicht
wie aktuell in der Nacht zum Sonntag von Nordwesten. Nachfolgend ähneln sich die
Läufe wieder mehr, allerdings blieb der gestrige 00-UTC-Lauf dann etwas
zyklonaler und kühler.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Samstag sind sich die Globalmodelle sehr einig. Am Sonntag lassen EZMW, GFS,
GEM und NAVGEM den Kurzwellentrog rasch durchschwenken und gehen danach grob in
Richtung einer antizyklonalen Westlage. Auch wenn die genannten 4 Modelle
leichte Unterschiede in den Details aufweisen, ist doch die grobe Tendenz die
gleiche. Bei ICON verbleiben wir dagegen in einer Südwestströmung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum t+120 bis t+168 (Samstag bis Montag) verteilt sich das EZMW-Ensemble
auf 3 Cluster. C1 (21 Mitglieder, inklusive Kontrolllauf) spiegelt im
Wesentlichen das oben beschriebene Szenario mit Trogdurchgang am Sonntag wider.
Umso überraschender ist es, den Hauptlauf und weitere 17 Ensemblemitglieder in
C2 zu finden, wo eine über Mitteleuropa durchgehend antizyklonale Situation
gezeigt wird. Anscheinend gehört der bei uns erwartete Kurzwellentrog nicht zu
den Strukturen, auf die die Clusterung aufgebaut ist. C3 (13 Mitglieder) zeigt
eine Trogvorderseite mit einem nur langsam heranrückenden Trog, ist also ICON
ähnlich. In der erweiterten Mittelfrist gibt es noch keinen eindeutigen Trend.
Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bei geringem Spread den Anstieg des
Geopotenzials bis Dienstag und danach eine leichte Abnahme, sowie einen
Temperaturanstieg bis Donnerstag, eine leichte Delle am Freitag und wieder einen
Anstieg am Samstag. Bis dahin sind kaum Niederschlagssignale vorhanden. Am
Sonntag wird die Unsicherheit größer: Die Niederschlagssignale nehmen zu, ein
Teil der Mitglieder zeigt einen leichten Potenzialrückgang und einige Mitglieder
einen markanten Temperaturrückgang. Danach ist die Unsicherheit groß.
Die GFS-Rauchfahnen sind denen des EZMW sehr ähnlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI bringt keine Signale im Mittelfristzeitraum außer einer ungewohnt hohen
Temperatur.
Sehr schwache Signale für Sturm (vor allem an den Küsten) und Dauerregen (vor
allem an den Alpen) sind am kommenden Sonntag zu finden.
Abgesehen davon ist vor allem am Freitag und Samstag mit etwas erhöhter
Labilität und eventuell leichtem Hebungsantrieb zu rechnen, so dass markante
Gewitter möglich erscheinen. Auch an der für Sonntag erwarteten Kaltfront (oder
in deren Vorfeld) erscheinen Gewitter möglich und werden z.B. von GFS auch
simuliert.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann