DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-09-2021 07:30
SXEU31 DWAV 030800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 03.09.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF a

Über dem Bergland im Süden geringe Gewitterneigung.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegen weite Teile West- und Mitteleuropas unter einem Höhenrücken,
der zwischen einer Austrogung über dem Nordostatlantik und einem Langwellentrog
über Skandinavien etwas abflacht. Der Skandinavientrog wird durch einen
Kurzwellentrog regeneriert und weitet sich nach Osteuropa aus, wobei hinter
einer schwachen Kaltfront aus niedertroposphärisch kältere Luft vor allem in die
östlichen Teile des Kontinents vordringt.

Bodennah hält ein kräftiges Hochdruckgebiet mit Schwerpunkten bei Schottland und
über dem Nordmeer die Stellung. Von dort ausgehend erstreckt sich eine Brücke
Richtung Balkan, die zwar etwas schwächelt, aber weiter für leichtes Absinken
sorgt. Die Divergenzachse reicht tagsüber etwa vom Münsterland bis in den
östlichen Mittelgebirgsraum.
In ihrem Bereich und südlich davon hat sich nur vereinzelt Dunst oder Nebel
gebildet, der schnell verschwindet, sodass ein häufig heiterer oder sonniger Tag
ansteht. Im Norden ist es unter der Absinkinversion, teilweise in Bodennähe,
feuchter mit teils dichtem Stratus oder Nebel an der Nordsee und in
Schleswig-Holstein, wo es mit dessen Auflösung etwas dauern kann. Die
Nebelfelder über dem Norden sollten aber wieder rascher verschwinden.
Ansonsten bilden sich im Tagesverlauf unterhalb der Inversion in rund 850 hPa
einige Quellwolken. Aufgrund der etwas höheren Feuchte aus den Alpen heraus wird
im Süden etwas Cape aufgebaut und mit Hilfe der Orografie kann im Südschwarzwald
bzw. an den Alpen ein Schauer oder Gewitter nicht ganz ausgeschlossen werden.
Stützend hierfür könnte sich auch ein schwaches Höhentief begleitet von einem
IPV Maximum ganz im Süden auswirken.

Der Druckgradient verschärft sich im Nordosten mit Passage der Kaltfront
nordöstlich von uns nur vorübergehend. Vor allem am Vormittag sind exponiert an
der Ostsee einzelne steife Böen aus West bis Nordwest möglich, im Tagesverlauf
lässt der Wind auch dort wieder nach.

Mit Hilfe der Sonne steigt die Temperatur auf 22 bis 27 Grad, ein wenig kühler
bleibt es mit 18 bis 22 Grad direkt an der See bzw. bei länger bedecktem Himmel
oder zäherem Nebel.

In der Nacht zum Samstag verliert der Höhenrücken weiter an Substanz, kommt
derweil aber langsam nach Osten voran. Das Bodenhochdruckgebiet verschiebt
seinen Schwerpunkt nach Osten und bildet neben dem über der Nordsee ein weiteren
über Norwegen.
An seiner Südflanke verbleiben wir bei ausgesprochen schwachem Gradienten unter
leichtem Absinken, und entsprechend Hochdruckeinfluss. Etwaige Schauer ganz im
Süden fallen rasch wieder in sich zusammen. Sonst ist es gering bewölkt oder
klar und neuerlich bildet sich Nebel. Im Süden vor allem in Flussniederungen und
Senken, im Norden verbreiteter. In den Norden kann von der See her tiefer
Stratus eindringen.
Die Luft kühlt sich bei schwachem Wind auf 15 bis 6 Grad ab.


Samstag... zeigt der Höhenrücken nach wie vor leicht progressives Verhalten, was
ihn mit seiner Achse bis Frankreich und in die Nordsee führt. Das Bodenhoch
verlagert seinen Schwerpunkt mehr oder weniger vollständig nach Skandinavien und
wir liegen an dessen Südflanke in einer zunehmend östlichen, allerdings meist
auch nur schwachen Strömung.
Damit gelangt alles in allem recht trockene Luft zu uns.
Nach Nebel- und Hochnebelauflösung steht erneut viel Sonnenschein an.
Gebietsweise bilden sich Quellwolken unter der Inversion. Höherreichende
Konvektion mit vereinzelten Schauern oder Gewittern ist über dem Südschwarzwald
und an den Alpen nicht komplett ausgeschlossen. Wobei die kleine zyklonale Delle
(z.B. in 500 hPa) mit dem IPV Maximum nach Westen verschoben sind und die Luft
von Osten her etwas abtrocknet. Von daher nimmt die ohnehin geringe
Schauerneigung sogar eher ab.
Im Norden können sich der Nordseestratus, zum Teil aber auch ein paar
Nebelfelder etwas länger halten.

Darüber hinaus ziehen im Nordosten einige Wolken auf, die mit den Resten der
schwachen Kaltfront weiter östlich im Zusammenhang stehen. Dabei fließt in den
Nordosten kühlere Luft ein, in der die 850 hPa Temperatur auf 6 bis 10°C
zurückgeht; sonst liegt sie bei 10 bis 14°C. Das lässt Höchsttemperaturen von 21
bis 27 Grad erwarten, an der See und im Nordosten bleibt es mit 18 bis 23 Grad
aber leicht kühler.
Bei flauem Druckgradienten ist es meist nur schwachwindig, lediglich an der
Ostsee sind ein paar stärkere Böen (aus Ost bis Nordost) möglich, die nicht
warnrelevant werden.

In der Nacht zum Sonntag wird der Rücken vor dem atlantischen Trog durch
kräftige Warmluftadvektion über Westeuropa regeneriert durch den vorderseitig
nach Osten bis Südosten ablaufenden "alten Anteil" weitet sich dessen Einfluss
aber noch nach Osten aus. Das Bodenhoch weitet sich Richtung östliches
Mitteleuropa aus, die Strömung dreht etwas auf SE, was Wesentliches ändert sich
aber nicht.
Themen der Grenzschicht prägen den Wetterablauf, wie Nebel, Hochnebel und tiefer
Stratus. Nordseestratus dürfte aber nach Lage der Dinge durch die
Strömungsänderung auf Südost keine Rolle mehr spielen. Sollte es zu dem
vorgenannten nicht reichen, zeigt sich der Himmel gering bewölkt oder klar. Die
Temperatur sinkt bei schwacher Luftbewegung auf 13 bis 6°C. Unter Wolken und an
den Küsten bleibt es etwas milder.


Sonntag... setzt sich das Aufwölben eines nur noch schwach progressiven Rückens
durch Aufsteilen an der Vorderseite eines vor die Iberischen Halbinsel
abtropfenden Höhentiefs fort. Ein weiterer Höhenrücken hat sich aber über
Nordeuropa herauskristallisiert. Dieser schwenkt nach Osten und stützt das sich
gänzlich ins östliche Mitteleuropa verlagernde Bodenhochdruckzentrum. Das
Grundmuster ist weiter deutlich antizyklonal geprägt und bei uns ist in diesem
Zusammenhang auch kaum eine Wetteränderung zu erwarten.
Nach Auflösung der Nebel- und Hochnebelfelder darf wieder von einem weiteren
teils sonnigen oder heiteren Tag ausgegangen werden, auch wenn sich
vorübergehend hohe und mittelhohe Wolken am Himmel zeigen, durch die die Sonne
aber meist hindurchscheint.

Für den Südschwarzwald und den Alpenrand lässt sich ein geringes Schauer- und
Gewitterrisiko immer noch nicht wegdiskutieren, da dort immer noch feuchtere und
labilere Luft lagert. Auch über einigen Mittelgebirgen zeigen die Modelle
schwache Niederschlagssignale, die aus vereinzelten Schauern und Gewittern vor
einem kurzwelligen Trog herrühren, der zwischen den beiden Höhenrücken über uns
nach Südosten schwenkt. Hier wird auch etwas ML Cape gerechnet. Allerdings
dürfte, wie auch ganz im Süden, die Wahrscheinlichkeit für diese
Schauer/Gewitter nur sehr gering sein.

Die Höchstwerte liegen zwischen 19 und 24 Grad an den Küsten und zwischen 21 und
28 Grad sonst.

In der Nacht zum Montag ändert sich nichts Wesentliches zu den Vornächten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich. Die von der See hereindriftende tiefe
Bewölkung ist noch unsicher, ob die Gewitter wirklich kommen auch. Ansonsten
bestehen an der Entwicklung kaum Zweifel.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner