DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-09-2021 07:01
SXEU31 DWAV 020800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.09.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNa
Ruhiges Hochdruckwetter, meist ohne signifikante Wettererscheinungen. Lediglich
im südwestdeutschen Bergland und an den Alpen ab Freitag geringes Potenzial für
markante Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... dominiert weiterhin ein umfangreicher, sich über den Ostatlantik
bzw. Westeuropa nordwärts bis nach Island bzw. Südgrönland erstreckender
Höhenrücken das Wettergeschehen über Mitteleuropa und somit auch über dem
Vorhersagegebiet. Ausgehend von einer hochreichenden Antizyklone mit Schwerpunkt
über Schottland reicht dabei ein Höhenkeil über die Nordsee bis nach Dänemark
bzw. Nordwestdeutschland.
Als Gegenpart fungiert ein von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer reichender
Höhentrog, der im Bodenfeld eine über die Nordsee und Deutschland hinweg bis
nach Südosteuropa reichende Hochdruckbrücke stützt.
Im Tagesverlauf verlagert sich ein Randtrog vom nördlichen Nordmeer nach
Nordskandinavien und führt im weiteren Verlauf zu einer Regenerierung des
osteuropäischen Langwellentroges. Der Höhenrücken wird dadurch in seinem
Nordteil etwas abgehobelt und der Höhenkeil kommt ein wenig nach Süden voran und
flacht dabei ein wenig ab.
Somit dominiert auch heute im Vorhersagegebiet ruhiges Hochdruckwetter ohne
signifikante Wettererscheinungen. Die Divergenzachse der sich etwas
abschwächenden Hochdruckbrücke reicht in etwa vom Westmünsterland bzw. südlichen
Emsland bis zum Erzgebirge und ändert ihre Lage kaum. Dabei ist die
Absinkinversion, die sich meist zwischen 900 und 850 hPa befindet, im Norden und
Osten scharfer ausgeprägt als im Süden und Südwesten. Mit der nordwestlichen
Grundströmung hat sich über Norddeutschland somit wieder gebietsweise dichter
Nordseestratus bzw. Stratocumulus breit gemacht, der aber vor allem im Westen
nicht mehr so weit nach Süden reicht, wie das gestern noch der Fall war.
Gebietsweise haben sich auch ausgedehnte Hochnebelfelder gebildet. Stratus und
Hochnebel zeigen zwar im Tagesverlauf durchaus Auflösungstendenzen, angesichts
der schon etwas fortgeschrittenen Jahreszeit kann das aber in einigen Regionen
bis weit in den Nachmittag hinein dauern, am längsten wohl vom Emsland bis ins
mittlere bzw. östliche Niedersachsen.
Im Süden und in den mittleren Landesteilen hat sich dagegen in einigen Regionen
dichter Bodennebel gebildet. Dieser löst sich am Vormittag mehr oder weniger
rasch auf, dann steht einem weitgehend sonnigen Tag nichts mehr entgegen.
Advektiv tut sich nur wenig, dennoch reicht die Einstrahlung noch aus, um die
Luftmasse gegenüber gestern ein wenig zu erwärmen. Bei 8 bis 12 Grad in 850 hPa
werden Höchstwerte zwischen 21 und 25 Grad erreicht, im Südwesten gebietsweise
auch 26 Grad, bei längerem Hochnebel bleibt es dagegen kühler.

In der kommenden Nacht kommt der Randtrog über dem Norden und der Mitte
Skandinaviens weiter Richtung Baltikum voran. Die nach Mitteleuropa reichende
Höhenkeilachse wird dabei nach Süden gedrückt und reicht über Benelux und der
Mitte Deutschlands bis nach Südostbayern.
Im Bodenfeld wird die Hochdruckbrücke über dem Vorhersagegebiet weiter abgebaut
und steilt etwas auf. Ein mit dem Randtrog korrespondierendes Bodentief zieht
unter Intensivierung vom Süden Finnlands in die Region südlich vom Ladogasee.
Dessen Kaltfront erreicht morgens Südschweden. Im Vorfeld verschärft sich über
dem Norden und Nordosten Deutschlands ein wenig der Gradient und der Wind
frischt aus West bis Nordwest auf, für warnrelevante Böen reicht es aber
höchstens in den Frühstunden an exponierten Abschnitten der vorpommerschen
Ostseeküste, vielleicht noch auf Sylt. Die Inversion sinkt auf etwa 900 bis 950
hPa und die Grundschicht wird erneut etwas angefeuchtet. So kann sich wohl auf
etwas breiterer Front als in der vergangenen Nacht dichter Nordseestratus
zumindest bis in den Norden der Norddeutschen Tiefebene ausbreiten, aber wohl
nicht ganz so weit nach Süden wie noch in der Vornacht.
Im großen Rest des Landes verläuft die Nacht dagegen nach wie vor zunächst
gering bewölkt oder wolkenlos, später kann sich gebietsweise wieder dichter
Nebel bilden. Die Tiefstwerte liegen ganz im Norden unter den dichten Wolken
meist zwischen 15 und 11 Grad, ansonsten zwischen 12 und 6 Grad, in einigen
Mittelgebirgs- und Alpentälern auch darunter.

Freitag... stößt der Randtrog mit seinem Drehzentrum endgültig nach Westrussland
vor, so dass die Regenerierung des Langwellentroges über Nordost- bzw.
Nordeuropa abgeschlossen ist. Er reicht nun etwas weiter nach Westen als sein
Vorgänger, somit wird auch der umfangreiche Höhenrücken über dem Westen Europas
weiter abgebaut. Die Höhenantizyklone verlagert ihren Schwerpunkt bis zum Abend
zur südlichen Nordsee. Von ihr ausgehend reicht ein breiter Rücken nach wie vor
über die Britischen Inseln nordwestwärts bis zum Süden Islands, aber auch über
das Vorhersagegebiet hinweg südostwärts bis in den östlichen Alpenraum.
Lediglich über dem Nordosten Deutschlands verstärkt sich an dessen Nordostflanke
die nordwestliche Höhenströmung, bleibt aber glatt konturiert. Somit dominieren
weiterhin Absinken und ruhiges Hochdruckwetter.
Die Hochdruckbrücke im Bodenfeld ändert ihre Lage kaum und schwächt sich ein
wenig ab, so dass der Gradient im Nordosten wieder auffächert und der Wind sich
spätestens um die Mittagszeit wieder abschwächt. Mit der nordwestlichen
Grundströmung werden nach wie vor SC-Felder nach Nord- und Nordostdeutschland
geführt, die aber mit schwächer werdender Absinkinversion eher
Auflösungstendenzen zeigen dürften als noch am Vortag. Die Kaltfront des über
dem Westen Russlands allmählich ostwärts ziehenden Bodentiefs kommt noch etwas
nach Süden voran, schwächt sich aber in ihrem Westteil weiter ab und wird das
Vorhersagegebiet mit Ausnahme einiger lockerer Wolkenfelder, die präfrontal über
den Nordosten und äußersten Osten des Landes hinwegziehen, nicht weiter
tangieren.
Somit steht ein weiterer, weitgehend störungsfreier Tag ins Haus. "Weitgehend"
deshalb, da an der Südflanke der nur noch flachen Hochdruckbrücke von Frankreich
her bzw. aus den Alpen heraus eine etwas feuchtere und potenziell instabile
Luftmasse in den äußersten Südwesten des Landes bzw. an den Alpenrand sickern
kann. Mit orographischer Unterstützung reichen dort dann die Quellwolken etwas
höher und es können sich vereinzelte Schauer oder gar Gewitter entwickeln. Diese
weisen kaum Zuggeschwindigkeit auf und bei 200 bis 500 J/kg Cape bzw. PPW-Werten
knapp über 20 mm ist im Falle des Auftretens auch Starkregen nicht
ausgeschlossen. Die konvektiven Modelle sind allerdings recht defensiv
aufgestellt und simulieren am ehesten noch im Südschwarzwald sowie in den
Allgäuer Alpen ganz vereinzelte Gewitter.
Im Rest des Landes scheint nach Nebelauflösung, was gebietsweise durchaus bis in
den Vormittag dauern kann, dagegen überwiegend die Sonne - abgesehen vom
äußersten Norden und Nordosten (siehe oben). Die einzelnen Quellwolken, die sich
angesichts der sich abgeschwächten Inversion vor allem über den Mittelgebirgen
bilden können, bleiben flach. Bei 10 bis 13 Grad in 850 hPa (im Nordosten
aufgrund der Nähe zur Kaltfront nur etwa 8 Grad) werden Höchstwerte zwischen 22
und 27 Grad erreicht, mit den höchsten Werten am Oberrhein sowie im
Rhein-Main-Gebiet. Etwas kühler mit 19 bis 22 Grad bleibt es an den Küsten, im
Nordosten und dort, wo sich Hochnebel/Nebel spät auflösen.

In der Nacht zum Samstag flacht der Höhenrücken weiter ab, das Höhenhoch
verlagert seinen Schwerpunkt in die Mitte Deutschlands, die Lage der
Divergenzachse des Rückens ändert sich aber kaum.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt zur Nordsee bzw. nach Skandinavien,
wobei eine flache Brücke nach wie vor über das Vorhersagegebiet hinweg
südostwärts bis zum Schwarzen Meer reicht. Die Kaltfront des Tiefs über dem
Westen Russlands kommt über Polen weiter nach Süden voran und mit der nördlichen
Strömung nordöstlich der Divergenzachse der Brücke sickert etwas kältere Luft
nach Nordostdeutschland, dort sinkt die 850 hPa-Temperatur auf 8 bis 5 Grad. In
den Nordwesten sickert die kalte Luft etwas flacher ein und verschärft die
Inversion, so dass erneut eine erhöhte Neigung zu Nordseestratus besteht, der
auch etwas weiter landeinwärts in die Norddeutsche Tiefebene vordringen kann als
in der Vornacht. Wie weit er aber vor allem nach Osten zu noch nach Süden
reicht, ist aber noch unklar.
Ansonsten ändert sich nur wenig; im Laufe der anfangs oft gering bewölkten oder
klaren Nacht bilden sich wieder mancherorts dichte Nebelfelder. Die Tiefstwerte
liegen zwischen 13 und 7 Grad, in kältebegünstigten Lagen darunter, an den
Küsten örtlich darüber.

Samstag... wird der Höhenrücken zwar weiter abgebaut, reicht aber nach wie vor
über Mitteleuropa und die Nordsee nordwest- bis nordwärts bis ins Nordmeer.
Zudem wird er in der Nacht zum Sonntag durch WLA vorderseitig eines in den
Ostatlantik gerichteten Trogvorstoßes von Westen her wieder regeneriert.
Nach wie vor stützt der Rücken das Bodenhoch, das seinen Schwerpunkt nun mehr
nach Skandinavien verlagert. Die Hochdruckbrücke über Mitteleuropa wird
endgültig abgebaut und eine flache Tiefdruckrinne kann sich von Frankreich her
Richtung Alpenraum ausweiten. Somit stellt sich über Deutschland ein äußerst
schwachgradientiges Druckfeld ein. Im Norden und Nordosten lockert die
Stratocumulus- bzw. Stratusbewölkung aufgrund der etwas markanter ausgeprägten
und nach Osten zu auch höher reichenden Inversion (dort sogar bis nahe 700 hPa)
vor allem im Binnenland nur zögerlich auf, vielleicht fällt im Nordosten anfangs
sogar etwas Nieselregen. Ansonsten steht aber nach mehr oder weniger rascher
Nebelauflösung einem weiteren Spätsommertag nichts im Wege. Ähnlich wie am
Vortag lagert im äußersten Südwesten und Süden eine etwas feuchtere und
potenziell instabile Luftmasse, so dass dort die Quellwolken etwas höher reichen
und ein vereinzeltes Gewitter (mit Starkregen) nicht ausgeschlossen ist, am
ehesten an den Alpen. Ansonsten bleiben die Quellwolken aber flach, gebietsweise
ist es auch wolkenlos. An den Höchstwerten ändert sich nur wenig, lediglich im
Norden und Nordosten bleibt es gebietsweise etwas kühler, je nachdem, wie zäh
sich die Wolken dort erweisen.

In der Nacht zum Sonntag verstärkt sich das Hoch über Skandinavien und verlagert
seinen Schwerpunkt nach Südschweden, so dass die Grundströmung im
Vorhersagegebiet mehr auf Südost dreht. Somit wird sich die SC-Bewölkung im
Norden und Nordosten eher nicht wieder verdichten und gebietsweise sogar weiter
auflockern. Ansonsten verläuft die Nacht gering bewölkt oder klar, später bilden
sich erneut Nebel- und Hochnebelfelder. An den Tiefstwerten ändert sich nur
wenig.


Modellvergleich und -einschätzung
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Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognose- und
warnrelevanten Unterschiede zwischen den vorliegenden Modellen ausmachen, sieht
man mal von der üblichen Grenzschichtproblematik (Verteilung und Ausdehnung des
Nordseestratus über Nord- und Nordostdeutschland) ab.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff