DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

31-08-2021 07:01
SXEU31 DWAV 310800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.08.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu HB bzw. HNa
Am Alpenrand im Tagesverlauf Ende der (Unwetter)Dauer- bzw. Starkregenlage.
Ansonsten ruhiges Hochdruckwetter mit zunehmender Nebelneigung in den Früh- und
Vormittagsstunden.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... verliert nach fast einer Woche das Höhentief über dem östlichen
Mitteleuropa nun endlich seinen Einfluss auf das Wetter im Vorhersagegebiet. Ein
wenig dauert es aber noch, denn aktuell befindet es sich mit seinem Drehzentrum
sowohl in 300 als auch in 500 hPa noch über dem Osten Polens und wird erst in
der kommenden Nacht das Grenzgebiet zur Ukraine überschreiten. Ausgehend vom
Höhentief reicht ein zunehmend an Kontur verlierender Randtrog aktuell noch über
den Norden Österreichs und den äußersten Süden Deutschlands hinweg nach Westen
und verlagert sich bis zum Abend über die Alpen hinweg südwärts. Auf dessen
Vorderseite führten dynamische Hebungsprozesse vor allem an den Alpen, aber auch
bis ins südliche Vorland reichend noch bis weit in die vergangene Nacht hinein
zu recht ergiebigen, teils schauerartig verstärkten Regenfällen. Inzwischen
verlieren diese zwar zunehmend an Intensität, dauern aber noch bis in die
Abendstunden bzw. bis in die kommende Nacht hinein an. Im Zeitraum 06 bis 18 UTC
werden seitens der Global- und Regionalmodelle flächig nochmals 5 bis 10 l/qm
simuliert, dabei fällt das Gros der Mengen bis zum frühen Nachmittag. Die
Labilität reicht nach Lesart des ICON-D2 bis etwa 550 hPa, vor allem im Vorland
lockern die Wolken auch mal auf, so dass ein wenig Cape generiert werden kann
und sich im Tagesverlauf weitere Schauer entwickeln, die mit der
nordnordwestlichen Grundströmung gegen die Alpen geführt werden. Kurze Gewitter
können dabei nicht ausgeschlossen werden, wobei die Konvektion erlaubenden
Modelle diesbezüglich sehr defensiv agieren. Durch konvektive Einlagerungen
können somit vor allem an den Alpen, wo noch zusätzlich die Staukomponente zum
Tragen kommt, kleinräumig bis zum Nachmittag auch bis nahe 20 l/qm
zusammenkommen. Dennoch bietet sich aufgrund der doch nur noch relativ geringen
Mengen im Flächenmittel eine vorzeitige Aufhebung der noch teils bis in die
Abendstunden laufenden Dauerregenwarnungen an.
Rückseitig des Randtroges hat sich eine recht glatte nordöstliche Höhenströmung
über dem Vorhersagegebiet eingestellt. Dabei reicht von Polen her im
Tagesverlauf eine "WLA-Schliere", quasi eine herumgeführte Pseudo-Okklusion, bis
in die Lausitz. Auch dort fällt deshalb noch bis in den Nachmittag hinein zeit-
und gebietsweise Regen, teils auch schauerartig verstärkt, wobei Gewitter
aufgrund der nur bis etwa 650 hPa reichenden Labilitätsfläche eher
unwahrscheinlich sind. ICON-EU simuliert bis zum Abend auch im Stau des Zittauer
Gebirges und des Osterzgebirges kaum mehr als 5 l/qm, ICON-D2 dagegen noch bis
über 10 l/qm. Wieviel auch immer fällt, warnrelevant dürften die Mengen erst
weiter östlich, im Stau des Riesengebirges sein.
Im großen Rest des Landes macht sich bereits der Einfluss des schon seit Tagen
als Gegenpart fungierenden Blockadehochs über dem Nordwesten Europas bemerkbar.
Dessen Schwerpunkt befindet sich nahezu ortsfest im Seegebiet nordwestlich von
Schottland, das korrespondierende Bodenhoch ("GAYA") weist inzwischen einen
Kerndruck von über 1035 hPa auf. Ausgehend vom Hoch reicht ein Höhenkeil über
Südskandinavien bis zur mittleren Ostsee, der im Tagesverlauf zwar nur wenig
nach Süden vorankommt, sich aber noch etwas verstärkt. Trotz schwacher WLA
dominiert somit auf dessen Vorderseite vor allem über dem Norden und Westen
Deutschlands aufgrund von NVA dynamisch Absinken, wobei die Absinkinversion im
Nordwesten am Abend bereits bis nahe 950 hPa reicht und darüber die Luftmasse
deutlich abtrocknet und sich erwärmt. Abends überschreitet die Temperatur in 850
hPa dort bereits die 10 Grad, während sie sich über dem Osten bzw. Südosten um 6
Grad bewegt. Entsprechend treten in den kommenden Tagen auch zunehmend
Grenzschicht in den Fokus der Vorhersage- und auch Warntätigkeit (Stichwort:
Nebel). Bereits heute Früh haben sich im Nordwesten teils ausgedehnte
Nebelfelder gebildet. Diese dürften sich im Laufe des Vormittags mehr oder
weniger rasch auflösen. Dann scheint dort und im Norden vielerorts die Sonne,
eventuell driften von der Deutschen Bucht her aber auch SC-Felder vor allem
Richtung Ostfriesland. Auch im Westen und in den mittleren Landesteilen kann
sich schon häufiger als an den Vortagen die Sonne durchsetzen, allerdings bilden
sich innerhalb der feuchten Grundschicht vielerorts flache Quellwolken. Mangels
vertikaler Erstreckung (Absinkinversion nach Lesart des ICON-D2 im Westen bzw.
in der Mitte bei etwa 800 bis 750 hPa) sollte es aber maximal für kurze
Nieselregenschauer reichen, meist bleibt es trocken.
Während die Höchstwerte am trüben Alpenrand kaum die 16 Grad überschreiten
dürfte, werden im Nordwesten wohl mit bis zu 23 Grad die höchsten Werte
erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch gewinnt der abflachende Höhenkeil weiter nach Süden an
Raum und greift auf Norddeutschland über. Entsprechend kann sich auch der über
Benelux und Westdeutschland bis in den Südosten des Landes reichende
Bodenhochkeil verstärken. Somit klingen auch an den Alpen die Regenfälle ab,
zuletzt wohl im Chiemgau und Berchtesgadener Land, wo noch bis an die 5 l/qm
fallen können. Ansonsten lockern die Wolken auch im Osten und Süden zunehmend
auf, gebietsweise ist der Himmel auch klar. Innerhalb der feuchten Grundschicht
kann sich vielerorts dichter Nebel bilden, in den Nordwesten sickern von der
Nordsee her Stratus- bzw. Stratocumulusfelder, die sich eventuell auch über die
Norddeutsche Tiefebene bis an den Nordrand der Mittelgebirge ausbreiten können.
Die Tiefstwerte liegen, je nach Bewölkung, zwischen 13 und 6 Grad, an den Küsten
bleibt es örtlich etwas milder.

Mittwoch... wird der weiter an Kontur verlierende Höhenkeil über Deutschland
hinweg rasch nach Süden durchgereicht. Dahinter stellt sich zwischen der
blockierenden hochreichenden und ihren Schwerpunkt allmählich Richtung Hebriden
verlagernden Antizyklone und einem von der Barentssee bis nach Osteuropa
gerichteten Trogvorstoß über Mitteleuropa eine nur schwach mäandrierende
nordwestliche Höhenströmung ein. Relevante dynamische Hebungsantriebe sind nicht
auszumachen, so dass weiterhin Grenzschichtphänomene im Fokus stehen.
Die Divergenzachse des Bodenhochkeils erstreckt sich nach wie vor vom Westen
Deutschlands südostwärts bis nach Südostbayern. Nördlich davon lösen sich die
Stratusfelder über Norddeutschland teilweise nur zögernd auf und stauen sich
teilweise auch im Luv einiger Mittelgebirge (Eifel, Sauerland, Weserbergland und
eventuell auch Erzgebirge), so dass sich dort die Sonne schwertut, während den
Küstenregionen und dem angrenzenden Binnenland, später auch der Norddeutschen
Tiefebene dann aber doch zumindest ein recht sonniger Mittag und Nachmittag
bevorsteht. In der Südhälfte lösen sich die Nebelfelder am Vormittag
gebietsweise nur zögernd auf, dann scheint dort aber vielerorts die Sonne. Die
Absinkinversion befindet sich dort in etwa 800 bis 850 hPa, darunter bilden sich
im Tagesverlauf flache Quellwolken, die an den Alpen vielleicht etwas höher
reichen, aber auch dort keine Schauer mehr bringen. Nach wie vor gelangen
bodennah nur mäßig warme Luftmassen ins Vorhersagebiet, die Temperatur in 850
hPa erreicht Werte zwischen 6 und 10 Grad. Somit liegen die Höchstwerte - je
nach Sonne - meist zwischen 19 und 23, an Rhein und Ems mit Sonne vielleicht 24
Grad, im Luv einiger Mittelgebirge bleibt es bei dichter Bewölkung allerdings
etwas kühler.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert die Höhenantizyklone ihren Schwerpunkt in
den Norden Schottlands, das korrespondierende Bodenhoch schwächt sich minimal
ab. An der nordwestlichen Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet ändert sich
nur wenig, allerdings greift ein flacher und kleinräumiger, hauptsächlich in 300
hPa auszumachender Kurzwellentrog in der zweiten Nachthälfte auf
Nordwestdeutschland über. Aufgrund von PVA wird dabei etwas Hebung induziert,
die bis in die feuchte Grundschicht reicht, so dass von der Nordsee her erneut
dichte SC oder ST-Bewölkung nach Nordwest- bzw. Norddeutschland vordringt. Es
bleibt aber trocken.
Im übrigen Land ist es dagegen locker bis gering bewölkt, teilweise auch
wolkenlos. Erneut bilden sich innerhalb der feuchten Grundschicht einige Nebel-
und gebietsweise auch Hochnebelfelder. Die Tiefstwerte liegen im Norden meist
zwischen 13 und 9 Grad, an den Küsten teils bei 15 Grad, sonst zwischen 12 und 6
Grad, in einigen süddeutschen Mittelgebirgs- bzw. Alpentälern örtlich auch unter
5 Grad.

Donnerstag... driftet der flache, hauptsächlich in 300 hPa bzw. in Form eines
IPV-Maximums auszumachende Kurzwellentrog allmählich in die Mitte Deutschlands
und verliert zunehmend an Kontur, später bleibt von ihm nur noch maximal eine
flache Potenzialrinne übrig, von der kein relevanter dynamischer Hebungsantrieb
mehr ausgeht.
Ansonsten ändert sich an der Grundkonstellation nur wenig, ein von der
Höhenantizyklone über Schottland bis zur Nordsee reichender Höhenkeil verstärkt
sich etwas und weitet sich nach Nordwestdeutschland aus. Er stützt weiterhin die
Hochdruckbrücke über dem Vorhersagegebiet an deren Ausrichtung sich so gut wie
gar nichts ändert, die sich aber etwas abschwächt.
Die SC-Bewölkung über Norddeutschland kommt kaum mehr nach Süden voran und
bekommt im Tagesverlauf aufgrund zunehmenden Absinkens (Absinkinversion im
Nordwesten abends bei etwa 900 hPa) und dem damit einhergehenden Entrainment
trockenerer Luftmassen von oben her mehr und mehr Lücken, so dass der Nachmittag
auch in der Norddeutschen Tiefebene - vielleicht von wenigen Ausnahmen abgesehen
- noch einigermaßen freundlich ausfallen dürfte. Im Süden und in der Mitte lösen
sich die Nebelfelder am Vormittag gebietsweise nur zögernd auf. Die Grenzschicht
reicht etwa bis auf 900 bis 800 hPa, darunter bilden sich meist nur flache
Quellwolken, vor allem im Südwesten bleibt es teilweise auch wolkenlos. Die
Erwärmung macht weitere Fortschritte, in 850 hPa steigt die Temperatur auf 9 bis
12 Grad. Somit liegen die Höchstwerte zwischen 20 und 25 Grad, entlang des
Rheins örtlich auch knapp darüber.

In der Nacht zum Freitag wird der Höhentrog über Nordeuropa durch einen von
Nordwesten nach Mittelskandinavien vorstoßenden Randtrog regeneriert. Die Achse
des über die Nordsee nach Nordwestdeutschland reichenden Höhenkeils wird dadurch
etwas nach Süden abgedrängt, ebenso die Hochdruckbrücke im Boddenfeld, so dass
sich über Norddeutschland die nordwestliche Grundströmung etwas verstärkt. Damit
kann unterhalb der sich ebenfalls verstärkenden Absinkinversion erneut dichtere
SC-Bewölkung nach Norddeutschland vordringen.
Im übrigen Land bleibt es dagegen zunächst vielerorts gering bewölkt oder
wolkenlos, später bilden sich erneut gebietsweise Nebel- und Hochnebelfelder. An
den Tiefstwerten ändert sich gegenüber der Vornacht nur wenig.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle zeigen eine sehr ähnliche Wetterentwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede lassen sich kaum ausmachen.
Wie bereits erwähnt, bietet sich am Nachmittag/Abend eine vorzeitige Aufhebung
der Unwetterwarnung vor Dauerregen am Alpenrand an.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff