DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-08-2021 08:01
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.08.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von NEz zu HB

Im Osten und Südosten noch Stark- und Dauerregen, in Südostbayern unwetterartig
mit Mengen örtlich über 100 l/qm.
Ab Dienstagabend ruhiges Wetter, nachts und morgens Nebelfelder.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Durch eine neue Randtiefentwicklung über dem nördlichen Balkan hat
sich über Slowenien ein neues Höhentief gebildet, welches langsam nach
Südostpolen zieht. Auf der Nordseite des Tiefs dauert heute die
Warmluftadvektion auf seiner Nordseite an. Von dort driften die entstehenden
Wolken- und Niederschlagsgebiete nach Deutschland und hier sorgt ein weiterer
Randtrog, der von Polen aus den Nordosten erreicht, erneut für Hebung.
Entsprechend dauern die Regenfälle im Osten, Süden und in der Mitte weiter an.
Meist liegen die 12stg. simulierten Regenmengen bei 3 bis 10 mm, in Teilen von
Sachsen-Anhalt, Thüringen und Hessen und in Südbayern örtlich auch 10 bis 15, in
den Staulagen 15 bis 25 mm. Im Ostalpenraum werden 25 bis 40 mm simuliert. Bei
den feinmaschigen Modellen ergeben sich vereinzelt Mengen im Unwetterbereich
darüber. Bis morgen früh ergeben sich lokal Mengen um 50 mm und die
Wahrscheinlichkeiten für unwetterartigen Dauerregen sind bei CosmoLEPS und bei
ICON-EPS im Stau der Alpen deutlich erhöht. 48stg. akkumuliert ergeben sich bis
Mittwochfrüh nach ICON, Euro4 und bedingt auch nach ICON-D2 in Südostbayern
ergiebige Dauerregenmengen zwischen 60 und gut 100 l/qm. Hier ist anfangs ein
weiterer Randtrog wirksam.
Im Westen und Nordwesten dagegen ist die Bewölkung aufgelockert und es ist meist
trocken. Hier liegen die Höchstwerte zwischen 20 und 23 Grad mit den höchsten
Werten am Niederrhein. In den Regengebieten ist es mit 15 bis 19 Grad deutlich
kühler. In den Alpen liegt die Schneefallgrenze je nach Intensität des
Niederschlages zwischen 2000 und 2400 m.
Der Wind weht zeitweise mäßig, im Norden in Böen frisch aus Nord- bis Nordost.
An der vorpommerschen Ostseeküste sind starke, exponiert einzelne steife
Windböen möglich.

In der Nacht zum Dienstag dehnt sich die hochreichende Antizyklone nordwestlich
von Schottland etwas nach Osten aus, der Luftdruck steigt damit von Westen
allmählich weiter an. Deutschland verbleibt zwar immer noch im Bereich des
wetterbestimmenden Höhentiefs, die Haupthebungsgebiete sind aber nun über dem
östlichen Mitteleuropa anzutreffen. Das bedeutet, dass zwar im Osten und Süden
weitere Regenfälle zu erwarten sind, die Intensität lässt aber nach. Vor allem
im Stau der Alpen und des Erzgebirges fallen nochmal 5 bis 15 l/m², lokal bis 20
l/m², sonst sind die Mengen deutlich geringer. Im Norden und Westen bleibt es
bereits überwiegend trocken und die Bewölkung lockert etwas auf. Unterhalb einer
Absinkinversion auf etwa 750 hPa ist die Grundschicht sehr feucht, vereinzelt
kann sich also Nebel bilden.

Dienstag... drängt die hochreichende Antizyklone weiter Richtung
Nordwestdeutschland vor und im Bodendruckfeld streckt das Hoch (mittlerweile
knapp über 1035 hPa) seine Fühler in Form eines Hochkeils nach Süddeutschland
aus. Somit bleibt die nördliche bis nordöstliche Grundströmung erhalten, dennoch
erfolgt von Norden eine allmähliche Abtrocknung. Damit werden die Sonnenanteile
im Westen und Norden größer.
Weiter im Südosten, wo immer noch die Höhenströmung zyklonal geprägt ist, halten
sich hingegen weiterhin dichte Wolken. Etwa vom Hochrhein und den Alpen bis zur
Lausitz gibt es weiter Regen oder Schauer. Der meiste Regen ist nochmals im Stau
der Alpen und des Erzgebirges zu erwarten mit Mengen von 2 bis 5, lokal bis 10
l/m² in 12 Stunden. In einigen Alpenstaulagen stehen bei den feinmaschigen
Modellen sogar 15 bis 25, exponiert sogar noch mehr Regen auf der Karte.
Die Temperaturspanne bleibt ähnlich wie am Vortag bei Werten zwischen 16 und
maximal 23 Grad, allerdings dehnt sich die Zone mit 20 oder 21 Grad bis zur
Mitte und in den Osten aus. Der Wind ist anfangs an der Odermündung noch in Böen
stark bis steif, im Tagesverlauf wird der Wind aber an der Ostsee etwas
schwächer.

In der Nacht zum Mittwoch wird das Höhentief fast vollständig in den
nordosteuropäischen Höhentrog aufgenommen, so dass er weiter nach
Südosten schwenkt. Seine Achse erreicht Mittwochfrüh Norditalien und den
nordwestlichen Balkan. Damit gewinnt das kräftige und hochreichende Hoch GAYA
bei uns weiter an Einfluss, von dem aus weiterhin ein Keil Richtung Deutschland
gerichtet ist. So fallen am Erzgebirge, am Bayerischen Wald und an den Alpen nur
noch wenige Tropfen Regen. Von Westen lockert die Bewölkung weiter auf und
gebietsweise bildet sich Nebel.

Mittwoch... schwenkt der entstandene Höhentrog mit seiner Achse weiter nach
Osten und erreicht zum Tagesende das Schwarze Meer. Damit kann sich der Einfluss
des kräftigen Hochs bei Schottland noch etwas stärken, sodass in weiten Teilen
des Landes endlich mal wieder häufiger die Sonne scheint. Allerdings müssen sich
erst, vor allem in der Mitte und im Süden, die Nebelfelder und tiefen Wolken,
die sich nachts gebildet haben, auflösen. Dann entwickeln sich allerdings
vorübergehend Quellwolken, die sich an der Absinkinversion in rund 800 hPa
vorübergehend ausbreiten. Am Nachmittag sollten die allerdings allmählich
abtrocknen. Lediglich im Südosten, vor allem im Raum Erzgebirge und im
Alpenraum, können die Wolken auch mal dichter bleiben mit vereinzeltem
Sprühregen. In diesen Regionen bleibt es bei Werten um 19 Grad auch etwas kühler
als im übrigen Land, wo Höchstwerte zwischen 21 und 24 Grad erreicht werden mit
den höchsten Werten in Schleswig-Holstein und im südlichen Emsland.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren recht ähnlich.

Was die Dauerregen angeht so sind die Wahrscheinlichkeiten für Regenmengen über
50 mm innerhalb eines Tages (bis heute 24 UTC) und über 60 mm innerhalb von 2
Tagen (bis morgen 24 UTC) nach CosmoLEPS und nach ICON-EU-EPS im Ostalpenraum
deutlich erhöht (20 bis 70 Prozent). Hier sind aber bereits bis heute früh
Dauerregenmengen gefallen, so dass die laufenden Unwetterwarnungen auf jeden
Fall berechtigt sind.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden