DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-08-2021 07:30
SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.08.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NE z

Wiederholt Schauer und Gewitter mit vor allem mehrstündigem Starkregen.
Insbesondere an den Alpen zum Sonntag hin markanter Dauerregen nicht
unwahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... ist die Strömung über Europa durch eine hochreichende Antizyklone
über West- und Nordeuropa blockiert. An deren Südflanke ist ein hochreichendes
Tief ins östliche Mitteleuropa gezogen, dessen Zentrum nunmehr nur noch langsam
weiter nach Süden vorankommt und heute im Tagesverlauf entlang der Oder nach
Süden zieht. An seiner Westflanke gelangt mit einer zyklonalen nördlichen
Strömung recht kühle und feuchte Luft nach Deutschland.

Ein kurzwelliger Troganteil schwenkt aktuell von der Ostsee nach Südwesten und
sorgt für Hebung, die über dem Nordosten schauerartige Regenfälle ausgelöst hat,
die örtlich Starkregen bis in den Unwetterbereich zur Folge hatten. Die
Regenfälle verlagern sich südwärts und gehen im Tagesverlauf, bei leicht
instabiler Schichtung, in der sich 100 bis 300 J/kg ML Cape aufbauen können, in
die konvektive Form über. Auch abseits davon bilden sich im Tagesverlauf Schauer
und einzelne Gewitter. Der Gradient gibt meist nicht viel her, was für die
bodennahe Strömung, aber auch für 850 hPa gilt. Mehr als 25 kt sind dort kaum zu
finden, sodass wahrscheinlich nur steife Böen auftreten, Bft 8 maximal
angekratzt wird. Ansonsten gibt es 20 bis 25 mm niederschlagbares Wasser zu
verteilen. Die Wahrscheinlichkeit für kurzzeitigen Starkregen ist gering,
mehrstündig bei wiederholten Schauern und Gewittern könnte das schon eher
klappen, wofür Signale im C D2 EPS von der Lausitz bis ins südliche
Niedersachsen sprechen. Die Warnungen können allerdings nur in situ erfolgen, zu
beachten wäre auch, dass ICON D2 EPS solche Signale gerne auch mal übertreibt.

Konvektiv am wenigsten passiert im Süden, hier zieht sich der morgendliche Regen
zu den Alpen zurück und klingt langsam ab. Danach lockert es auf und die
Schauerneigung bleibt gering. Auch im Nordosten stabilisiert es (bzw. trocknet
ab) etwas nach Passage des kurzwelligen Troges und die Schauer werden seltener.
Die besten Chancen auf Sonnenanteile dürften im Südwesten und Süden sowie von
den Küsten her zu finden sein. Die Temperaturen liegen meist zwischen 16 und 20
Grad mit den höheren Werten in den Flussniederungen des Südwestens.

Der Wind keine großen Sprünge. Vor allem an der Nordseeküste reicht es für
steife Böen aus nördlichen, später nordöstlichen Richtungen. Wobei der Wind zum
Abend nachlässt. Auch im höheren Bergland, vor allem in Gipfellagen sind
einzelne 7er bis 8er Böen aus Nord bis Nordost möglich, die Sturmböen in den
Alpen übertreibt das Mos deutlich. Diese werden schon aktuell nicht beobachtet.

In der Nacht zum Samstag folgen von Nordosten weitere Troganteile mit Hebung,
teilweise in Verbindung mit Warmluftadvektion, die von der Ostsee auf den
Nordosten übergreift. Entsprechend muss mit weiteren Schauern, bzw.
schauerartigen Regenfällen gerechnet werden, vor allem anfangs auch mit kurzen
Gewittern. Die Schwerpunkte dürften in etwa von der Ostsee und
Schleswig-Holstein nach Südwesten zum westlichen Mittelgebirgsraum orientiert
sein, darüber hinaus zeichnen sich vermehrt Regenfälle oder Schauer über der
östlichen Mitte und im Südosten ab, dazwischen ist die Schauerneigung zwar
geringer, ganz trocken bleibt es aber nicht.
Auch in den Regenschwerpunkten nimmt die Wahrscheinlichkeit für Starkregen ab.
Die Temperaturen gehen auf 12 bis 7 Grad zurück, der Druckgradient langt nur an
der Nordsee für einzelne steife Böen an exponierten Küstenabschnitten.


Samstag... ändert sich zunächst mal nichts Grundsätzliches. Der Schwerpunkt des
hochreichenden Tiefs macht weiter (aber nur zögernd) Boden nach Süden hin gut
und liegt abends in der Gegend um Passau. Die Strömung in Bodennähe gestaltet
sich flau zwischen der flachen Tiefdruckzone über dem östlichen Mitteleuropa und
der Hochdruckzone von den Britischen Inseln nach Skandinavien. Die Zufuhr feucht
kühler (T850 4 bis 7°C) und leicht instabiler Luft geht weiter.

Ausgelöst durch kurzwellige Tröge und im Norden Warmluftadvektion ist auch
wieder dynamische Hebung im Spiel. In einem Bogen über der Westhälfte und dem
Norden, wo die Schichtung weniger labil ist, fällt aus einer Schliere etwas
feuchterer und wärmerer Luft gebietsweise schauerartiger Regen, weiter östlich
und damit näher zum Höhentief bilden sich bei PPW um 20 mm, bis 200 J/kg ML
Cape, aber wenig Scherung/Wind wieder Schauer und einzelne Gewitter. An den
Alpen stauen sich die Schauer, was dort zu längeren Regenfällen führt, die aber
wahrscheinlich noch nicht warnrelevant für Dauerregen werden. Ansonsten gilt es
weiter den Starkregen im Auge zu behalten, wobei ähnliches gilt, wie am Freitag.
Kurzfristig sollte es für Starkregen kaum reichen, bei wiederholten Schauern
sind die Wahrscheinlichkeiten für mehrstündigen Starkregen größer. Ob es
wirklich, wie in den meisten Modellen suggeriert im Nordosten ein
Niederschlagsminimum gibt, bleibt abzuwarten. Dass ganz im Nordwesten weniger
passiert, ist dagegen schon eher anzunehmen, da hier die Schichtung stabilisiert
und es etwas trockener ist. Dafür sind an der Nordsee einzelne steife Böen aus
Nord bis Nordost möglich.
Die Sonne zeigt sich eher sporadisch, auch der Südwesten weist dann einen
wolkigeren Wettercharakter auf und die Temperaturen ändern sich mit 16 bis 21°C
gegenüber dem Vortag kaum.

In der Nacht zum Sonntag resultieren aus recht kräftiger Warmluftadvektion und
PVA vor einen weiteren Randtrog über Teilen der Mitte recht kräftige
Hebungsvorgänge. Da über die Ostsee feuchtere Luft eingesteuert wird, in der die
PPW Werte (auch getriggert durch die warme Wasseroberfläche als guter
Feuchtequelle) bis 30 mm steigen, kommt es in einem Bereich von Niedersachsen
über Hessen bis Baden-Württemberg und Bayern zu teils kräftigen Regenfällen, die
örtlich Stark- oder Dauerregenpotential besitzen. Die deterministischen Modelle
und die Probabilistik halten sich zwar mit entsprechenden Signalen noch zurück,
angesichts der Konstellation und der Erfahrungen aus den Niederschlagsmengen in
der Nacht zu Freitag (lokal 50 mm) sollte die Lage im Blick behalten werden.
Auch abseits davon gibt es einzelne Schauer und Gewitter, wobei die
Wahrscheinlichkeit für Gewitter wieder abnimmt im Laufe der Nacht. Bei
Auflockerungen ist das ein oder andere flache Nebelfeld möglich, die Temperatur
geht auf 14 bis 8°C zurück. Abgesehen von einzelnen stärkeren Böen an der
Nordsee bietet der Wind nicht viel Gesprächsstoff.


Sonntag... eiert das Höhentief etwas unentschlossen mit seinem Drehzentrum
wieder nach Nordosten, entfernt sich dabei aber nur wenig. Die auf zyklonalem
Weg zu kommende Luft bleibt feucht, kühl und leicht labil geschichtet. Die
Regenfälle aus der Nacht verlagern sich mit dem Maximum der Warmluftadvektion
weiter nach Süden und Westen und treffen in der Folge mit den südlichen Anteilen
auf die Alpen. Staubedingt verstärken sich die Regenfälle dort dann noch und vor
allem rund ums Allgäu deuten sich recht hohe Wahrscheinlichkeiten für markanten
Dauerregen an. Darüber hinaus zeichnet sich auch insgesamt für die Südwesthälfte
ein grauer, teilweise regnerischer Tag ab.

Ansonsten kommt im Tagesverlauf wieder vermehrt Konvektion in Gang, die Schauer
und Gewitter gehen mit vor allem mit mehrstündigem Starkregenpotential einher.
Schwerpunkte lassen sich vorerst aber kaum herausfiltern. Die geringste
Schauerneigung dürfte rund um die Nordsee zu finden sein. Der Gradient weicht
aber auch dort auf und steife Böen sind dann kaum noch auf der Karte.

Im Dauerregen kommen die Temperaturen kaum über die 15°C hinaus, mit den im
Norden leicht steigenden Sonnenanteilen sind dort 20 bis 22°C drin, sonst liegen
die Werten zwischen diesen "Extremen".

Auch die Nacht zum Montag bleibt geprägt von Schauern oder schauerartigen
Regenfällen mit unsicheren Schwerpunkten. Niederschlagsmaxima könnten im
Nordosten, vor einem neuen Randtrog und im Süden/Südosten u.a. durch Stau
liegen. Alles in allem ändert sich aber nicht viel. Der Wind spielt beim
Geschehen keine große Rolle (zur Abwechslung wären mal an der Ostsee an einem
Bodentrog steife Böen möglich), Nebel auch nicht und die Frühtemperaturen liegen
zwischen 14 und 9°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Während die synoptische Lage mit wenig Unsicherheiten behaftet ist, werden die
kleinräumigen Strukturen und die daraus resultierenden Regenfälle mit größeren
Unterschieden simuliert. Lage und Intensität der Regengebieten sind von Lauf zu
Lauf und Modell zu Modell verschieden. Warnungen vor Stark- oder Dauerregen
können demnach fast nur in situ, oder höchstens kurz vorher ausgegeben werden.
Nach derzeitiger Modelllage sollte es bei Warnungen auf markantem Level bleiben.
In den deterministischen Läufen, aber auch seitens der Ensembleverfahren gibt es
für mehr kaum Anhaltspunkte.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner