DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-08-2021 07:01
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.08.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
N z
Heute mit geringer Wahrscheinlichkeit an der See einzelne stürmische Böen. Am
Donnerstag keine markanten Wettergefahren, am Freitag von der Küste bis zu den
Mittelgebirgen teils wiederholt kurze Gewitter, Starkregen nicht auszuschließen.


Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland an der Ostflanke eines blockierenden Hochs mit
Schwerpunkt nördlich von Schottland. Über Osteuropa hält sich ein
Langwellentrog, in welchen ein Zentraltief mit Zentrum über der nördlichen
Ostsee eingelagert ist. Die Folge ist eine nördliche, heute noch antizyklonal
gekrümmte Strömung. In dieser greift das weitgehend okkludierte Frontensystem
des Zentraltiefs auf den Norden Deutschlands über, so dass im Tagesverlauf von
der Küste bis in den Norden Deutschlands hinein geringe Niederschläge einsetzen.
Aufgrund des stabilen Charakters der Front sind keine konvektiven Umlagerungen
zu erwarten. Dies geht, gestützt durch den Tagesgang, mit einem Auffrischen des
Windes einher. An der Küste und im küstennahen Binnenland sind Windböen,
exponiert (vor allem an der Ostsee) auch einzelne stürmische Böen zu erwarten.
In den Mittelgebirgen und südlich davon hält sich noch antizyklonaler Einfluss.
Großräumiges Absinken lässt dort, abgesehen von ein paar Wolkenfeldern im hohen
Niveau, keine nennenswerte Wolkenbildung zu. In tieferen Lagen südlich der
Mittelgebirge werden bis 24 Grad erreicht, während sonst 18 bis 23 Grad zu
erwarten sind.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das Zentraltief ein wenig nach Süden,
etwa nach Gotland. Dabei schwenkt ein von diesem Tief ausgehender Trog über den
Nordosten Deutschlands hinweg südostwärts. Die an dessen Vorderseite liegende
Okklusionsfront (mit Kaltfrontcharakter) erreicht die Mittelgebirge und bringt
vor allem im Nordstau der östlichen Mittelgebirge einige (bis etwa 10) l/m²
Niederschlag zustande. Weiter nach Westen hin zeichnen sich keine nennenswerten
Niederschläge ab. Im Südwesten und im Süden klart es auf, so dass dort noch
einmal einstellige Temperaturminima zu erwarten sind. Da etwas Gradient
einsetzt, bleibt die Nebelneigung gering.

Donnerstag... gelangt das Zentraltief bis vor die polnische Küste. An dessen
Nordflanke weitet sich ein von dem blockierenden Hoch ausgehender Keil in
Richtung Lappland aus. Durch diesen Keil gestützt kräftigt sich eine Hochbrücke,
die von Schottland über Karelien hinweg bis in die Barents-See reicht. Zwischen
dieser Brücke und dem Zentraltief wird zusehends kühlere Luft nach Mitteleuropa
geführt, was im 850 hPa-Niveau die Temperatur unter 5 Grad zurückgehen lässt.
Mit der Annäherung des Zentraltiefs wird die nördliche Strömung voll zyklonal
und bei Temperaturen, die im 500 hPa-Niveau etwas unter -20 Grad zurückgehen,
zusehends labiler. Im Nordosten und im Osten können sich daher zum Teil
wiederholt kurze (Kaltluft)Gewitter entwickeln, die mit Windböen einhergehen,
markante Entwicklungen sind eher unwahrscheinlich. Weiter nach Westen hin, d.h.
in einem Streifen von Schleswig-Holstein über das östliche NRW, Nord- und
Osthessen und das östlich Niedersachsen bis zu den Alpen, können diese aufgrund
der ausgeprägten Scherung einen höheren Organisationsgrad aufweisen und mit
stürmischen Böen einhergehen. Immerhin erreicht der Oberwind im 700 hPa-Niveau
in diesen Gebieten 30 bis 40 kt.
Auch in den anderen Gebieten sind Schauer zu erwarten (für Gewitter ist die
Labilität nicht hinreichend), weitgehend trocken dürfte es wahrscheinlich nur in
Nordseenähe und in den Leegebieten der westlichen Mittelgebirge bleiben. Dort
sind auch am ehesten Auflockerungen möglich, aber selbst in diesen Gebieten wird
die 20 Grad-Marke nur wenig überschritten. Ansonsten bewegen sich die
Temperaturen zwischen 15 und 19 Grad.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich das Zentraltief nach Nordwestpolen, so
dass von Schleswig-Holstein und von der Ostsee bis zu den Alpen weiterhin eine
rege Schauertätigkeit zu erwarten ist. An der Ostseeküste sowie in den Staulagen
der östlichen Mittelgebirge und der Alpen können durch wiederholte Schauer um 10
l/m² Niederschlag zusammenkommen, auch kurze Gewitter sind nicht ganz
auszuschließen, wenngleich die Wahrscheinlichkeit hierfür tagesgangsbedingt
gering ist. Lediglich im äußersten Westen und Südwesten bleibt es weitgehend
trocken, aber es klart nur vorübergehend auf.
Im Randbereich zur Hochbrücke bleibt ein kräftiger Gradient bestehen, so dass an
der Küste der Wind mit Böen bis Bft 7 warnrelevant bleibt. Ansonsten unterbindet
der Gradient die Nebelbildung, aber für warnrelevante Böen reicht es nicht.

Freitag... ändert das wetterbestimmende Tief seine Lage nur wenig. In Verbindung
mit der Hochbrücke, die von Irland über Nordskandinavien hinweg bis in die
mittelsibirische Tiefebene reicht, ergibt sich eine relativ stabile
Konstellation. Bedingt durch einen weiteren Kurzwellentrog, der von dem
Höhentief ausgehend nach Deutschland schwenkt, setzt sich labil geschichtete
Luft auch in den anderen Landesteilen, d.h. in den Gebieten von der Nordsee bis
zum Hochrhein, durch, so dass auch in diesen Gebieten das Wettergeschehen durch
eine rege Schauertätigkeit bis hin zu kurzen Gewittern mit Windböen geprägt ist.
Da um die Nordflanke des Höhentiefs zusehends feuchtere Luft mit einem Gehalt an
niederschlagbarem Wasser zwischen 20 und 25 mm eingesteuert wird, kann bei
wiederholt auftretenden kräftigeren Schauern oder kurzen Gewittern das
Starkregenkriterium erreich werden. In Staulagen sind in der Fläche durchaus 10
bis 15 l/m² Niederschlag vorstellbar. Eine geringe Wahrscheinlichkeit für
Schauer oder kurze Gewitter zeichnet sich allenfalls in Nordseenähe, an der Saar
sowie am Oberrhein ab. Dort sind Auflockerungen am wahrscheinlichsten. Insgesamt
gehen die Temperaturen noch etwas zurück, so dass am Nachmittag lediglich 16 bis
20 Grad zu erwarten sind.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich das Höhentief mit seinem Zentrum ins
Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland. Das korrespondierende Bodentief
füllt sich auf, so dass der Wind dann sehr wahrscheinlich nicht mehr
warntechnisch relevant ist. Durch Kurzwellentröge, die nach Süden ablaufen, wird
die Schauertätigkeit über dem Norden, Osten und den Mittelgebirgen am Leben
gehalten, wogegen im Westen und Südwesten die Schauer nachlassen dürften. Dort
kann es zumindest zeitweise aufklaren. Aufgrund der Gradientabnahme ist dann die
Bildung von Nebelfeldern wieder wahrscheinlicher als in den Nächten zuvor.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann