DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-08-2021 07:30
SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.08.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu Nz

Im Hochschwarzwald kommende Nacht stürmische Böen nicht ausgeschlossen. An den
Küsten ab der Nacht zum Donnerstag stürmische Böen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt ein markanter blockierender Höhenrücken über dem
Nordostatlantik und weitet sich infolge Warmluftadvektion bis Grönland aus. Ein
eingelagertes Höhenhoch liegt nordwestlich Schottlands. An seiner Ostflanke
läuft ein kurzwelliger Rücken über Skandinavien nach Süden ab und führt dazu,
dass von Norden her auch über Deutschland der Hochdruckeinfluss zunimmt und sich
ausgangs des Tages ein Keil, ausgehend vom Bodenhochdruckgebiet mit Schwerpunkt
über Irland und Großbritannien, über Norddeutschland nach Osten erstreckt.

Der bis dato wetterbestimmende Trog wird nach Südosteuropa abgedrängt und die
feuchtere Luft wird durch von Norden her einströmende trockene und mäßig warme
Luft ersetzt. Dabei hört der Regen im Südosten endgültig auf, bzw. geht, da die
Luft dort recht feucht bleibt und die Schichtung bis 650 hPa (-5°C) leicht
instabil ist, allem über dem Osten und Süden Bayerns im Tagesverlauf in einzelne
Schauer über. Für Gewitter reicht es nicht mehr. Dafür hält sich dort teilweise
zäh die starke Bewölkung und die Temperaturen liegen nachmittags meist unter
20°C.

Ansonsten scheint recht verbreitet die Sonne, es bilden sich nur ein paar
harmlose Quellwolken und bleibt trocken. Vorderseitig des Keils verschärft sich
im Süden der Gradient etwas und im Südwesten kommt leichte Bise auf. Exponiert
kann es dort zu steifen Böen aus Nordost reichen, im Schwarzwald sind stürmische
Böen nicht ausgeschlossen. Die Höchstwerte liegen bei längeren Sonnenanteilen
zwischen 20 und 24°C.

In der Nacht zum Mittwoch behält das Höhenhoch seine Stellung. An seiner
Ostflanke erfolgt vom Nordmeer ein kräftiger Trogvorstoß nach
Mittelskandinavien, die Ausläufer des zugehörigen Tiefs im Bodendruckfeld
(nördliche Ostsee) kommen bis nach Südschweden und Dänemark voran.
Der Höhenrücken davor schwenkt nach Norddeutschland, die Divergenzachse der
Bodenhochdruckzone erreicht die Landesmitte. In weiten Landesteilen geht demnach
die Nacht ruhig und bering bewölkt über die Bühne. Die Luft kühlt recht
verbreitet auf einstellige Werte auf. Der Druckgradient ganz im Süden legt
vorübergehend etwas zu, was vor allem im höheren Bergland zu starken Böen führt.
In den Alpen sind auf einigen Gipfeln stürmische Böen möglich, im
Hochschwarzwald Sturmböen. In tiefen Lagen lässt dort der Wind dagegen, dem
Tagesgang folgend, nach, was im Verlauf der Nacht auch auf den Gipfeln der Fall
sein sollte.
In den Norden allerdings gelangt durch Warmluftadvektion vor den Tiefausläufern
teilweise starke Bewölkung, aber noch ohne Regen und der Druckgradient nimmt zu.
Ob es an der Ostsee und Nordfriesland zu ersten steifen Böen reicht, ist aber
fraglich.


Mittwoch... bleibt der blockierende Höhenrücken von Nordwesteuropa bis ins
Nordmeer nahezu stationär. Dagegen kommt der kräftige Trog südwärts voran und
weitet sich Richtung östliches Mitteleuropa aus, das Drehzentrum liegt nahe
Südfinnland. Die Ausläufer des Bodentiefs, das fast achsensenkrecht unter dem
Höhentief liegt, kommen von Dänemark und der Ostsee her nach Norddeutschland
rein, wobei der Okklusionsprozess voranschreitet.
Hier zieht im Tagesverlauf starke, mehrschichtige Bewölkung auf, aus der vor
allem nach Mecklenburg-Vorpommern hin auch etwas Regen fällt. Hinter der
(stabilen) Kaltfront lockern die Wolken dann ganz im Norden am Nachmittag und
Abend wieder auf. Nennenswert labilisiert wird die Schichtung erst mit
Übergreifen des Troges.
Der Druckgradient legt im Norden noch etwas zu. Von den Küsten etwas
landeinwärts sind steife Böen möglich, an den Küsten selbst stürmische Böen;
zunächst aus westlichen, später teils nordwestlichen Richtungen.

Präfrontal wird der abflachende Rücken südwärts geschoben und auch die
Bodenhochdruckzone schwächt sich ab. In der trockneren Luft reicht es dennoch
über der Mitte und dem Süden für einen freundlichen, häufig sogar sonnigen Tag.
Die Temperatur steigt auf 20 bis 24°C, während im Norden, dort wo die starke
Bewölkung schon morgens angekommen ist, die 20 °C wohl eher verfehlt werden.
Der Wind spielt hier keine prominente Rolle, auch nicht mehr in den Alpen oder
im Schwarzwald.

In der Nacht zum Donnerstag weitet sich der Trog in die Nordosthälfte
Deutschlands aus, während die teilokkludierte Kaltfront Süddeutschland mit teils
schauerartigen Regenfällen erreicht. Der Wind lebt an ihr zwar auf, nennenswerte
Böen bleiben aber aus höhere Bergland beschränkt mit einzelnen steifen,
exponiert auf Gipfeln stürmischen Böen oder Sturmböen (Brocken) aus erst West,
dann Nordwest.
Postfrontal gelangt in Norden und Nordosten unter dem Trog recht höhenkalte Luft
(T500 nahe -20°C, T850 +6/+7°C) und hier kommen einzelne Schauer und Gewitter
auf. Der Wind lässt postfrontal im Norden wieder nach, bei den Schauern und an
den Küsten sind aber noch steife Böen wahrscheinlich, direkt an der See
vielleicht auch mal stürmische Böen aus Nordwest.

Donnerstag... weitet sich der Hochkeil von GB nach Nordskandinavien aus, während
das große Höhentief südwärts steuert und mit seinem Drehzentrum fast schon die
polnische Ostseeküste erreicht. Die Kaltfront wird über Deutschland rasch hinweg
zu den Alpen und darüber hinaus geführt. Die Regenfälle dort halten aber
staubedingt an den Alpen noch etwas an, ohne dass sonderlich große oder gar
warnwürdige Mengen auf dem Programm stünden. Mit der sich einstellenden
nordwestlichen, zyklonalen Strömung gelangt feuchtkühle Meeresluft nach
Deutschland, in der die 850 hPa Temperatur auf +4°C über dem Norden und +8°C
über dem Süden zurückgeht.
Die Schichtung ist dabei insbesondere über der Nordosthälfte hochreichend labil,
was Schauer und kurze Gewitter zur Folge hat. Allerdings mangels Gradient und
Wassergehalt häufig ohne markante Begleiterscheinungen. Nach Westen und
Südwesten hin macht sich die Entfernung zum Trog durch weniger hochreichende
Labilität bemerkbar. Hier sind zwar einzelne Schauer möglich, aber kaum
Gewitter.
Der Nordwestwind lebt tagsüber auf, vor allem bei Schauern und in freien Lagen
sind einzelne Bft 7 nicht ausgeschlossen. An der See sind diese dagegen häufiger
und in freien Mittelgebirgslagen oder auf einigen Gipfeln dürfte auch die ein
oder andere stürmische Böe nicht ausgeschlossen sein.
In der Südwesthälfte zeigt sich die Sonne zweitweise und lässt die Temperatur
auf Werte um oder knapp über 20°C steigen, sonst liegen die Maxima eher etwas
darunter.

In der Nacht zum Freitag kommt es zu weiteren Schauern und vereinzelten
Gewitter, die aber tendenziell weniger werden. Auch der Wind lässt etwas nach.
Im Nordosten kann dagegen ein durch WLA getriggertes Hebungsmaximum, das das
Höhentief umläuft, schauerartigen Regen auslösen.
Im Westen und Südwesten ist die Schauerneigung ohnehin nur gering und hier
lockert die Bewölkung längere Zeit und stärker auf, eventuell mit dem ein oder
anderen Nebelfeld.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich ohne relevante Unterschiede. Die Windentwicklung
heute und kommende Nacht im Südwesten kann abgewartet werden. Warnungen drängen
sich nicht auf, weil die Böen grenzwertig zur Warnrelevanz bleiben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner